Seit ziemlich genau 139 Jahren hat das Institut für Anatomie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) seinen Sitz in der Koellikerstraße, an der Ecke zum Röntgenring. Der Anatom Albert von Kölliker (1817-1905) hat hier viele Jahrzehnte lang gelehrt und geforscht. Kölliker war es auch, der eng in die Planung des Gebäudes mit seiner markanten Neorenaissance-Architektur eingebunden war, das 1883 bezogen wurde. Auf seinen Wunsch hin hat das Haus beispielsweise seine großen, hohen Fenster erhalten, damit die Labors über möglichst viel Licht zum Mikroskopieren verfügen.
Jetzt ist das „Institut für Anatomie und Zellbiologie“, wie es heute korrekt heißt, an diesem Standort angezählt: 2026 soll das Institut mit all seinen Beschäftigten umziehen. Dann wird es auf dem Medizincampus in Grombühl im Gebäude der früheren Medizinischen Klinik seine neuen Räume beziehen. Die dafür notwendigen Umbaumaßnahmen haben jetzt begonnen.
Mehrere Forschungsinstitute in direkter Nachbarschaft
Das historische Gebäude der früheren Klinik wurde im Jahr 1921 fertiggestellt. Es besteht aus einem West-, einem Süd- und einem Ostflügel mit einer charakteristischen Rotunde im Westflügel, in der ein zweigeschossiger Hörsaal untergebracht ist. Damit das Institut für Anatomie und Zellbiologie dort beste Arbeitsbedingungen vorfindet, werden in den kommenden Jahren unter der Leitung des Staatlichen Bauamts Würzburg der West- und der Südflügel umgebaut.
Seine zukünftigen Nachbarn stehen für Spitzenleistungen im Bereich der medizinischen Grundlagenforschung. So schließen sich im Norden das Rudolf-Virchow-Zentrum und das Institut für Molekulare Infektionsbiologie an das frühere Klinikgebäude. Direkter Nachbar im Osten ist das Institut für Experimentelle Biomedizin.
Zusammen umschließen die drei Gebäude einen Innenhof, in dem sich aktuell noch ein eingeschossiges Laborgebäude aus den 1980er-Jahren befindet. Dieses soll im Zuge des Umbaus abgebrochen und durch zwei eingeschossige Gebäude ersetzt werden – das eine davon unterirdisch. Hier werden hauptsächlich Kälte- und Lüftungsanlagen untergebracht.
Ein modernes Forschungs- und Lehrgebäude
„Bei dem geplanten Bauvorhaben handelt es sich um eine vollständige Umnutzung des ehemaligen Klinikbaus zu einem modernen Forschungs- und Lehrgebäude mit umfangreicher technischer Ausrüstung“, schreibt das verantwortliche Planungsbüro kister scheithauer gross in seiner Projektbeschreibung.
Der größte bauliche Eingriff findet im Südflügel statt, da dort die Labore untergebracht werden. Im Westflügel und im angrenzenden Eckgebäude sollen die Präpariersäle, der Histologiesaal, die Leichenaufbewahrung mit Prosektur, der Hörsaal sowie Büro- und Seminarräume Einzug halten. Insgesamt werden fast 4.000 Quadratmeter Nutzungsfläche saniert. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, bleibt das äußere Erscheinungsbild unverändert.
Grasflächen, Stauden, Bäume und Bänke sollen in Zukunft den Innenhof beleben und auf die historische Gestaltung des Areals Bezug nehmen. Der Hof wird die Haupteingänge der verschiedenen universitären Einrichtungen miteinander verbinden und einen gemeinsamen – gut gestalteten Aufenthaltsbereich bieten.
Verbindungswege bleiben offen
Bereits im März 2022 hat die Sanierung im Inneren des Gebäudes begonnen. Ab Oktober sollen die Arbeiten im Innenhof mit vorbereitenden Maßnahmen starten; ab Frühjahr 2023 stehen die Rohbauarbeiten im Gebäude sowie der Abbruch des ehemaligen Zentrallabors im Innenhof auf dem Plan. Der Durchgang im Innenhof – also der Verbindungsweg zwischen dem Platz vor der Rotunde und dem Gebäude D16 bleibt für Fußgänger während der gesamten Bauzeit offen. Im Jahr 2026 soll das Gebäude dann dem Institut für Anatomie und Zellbiologie zur Verfügung stehen.
Und die altehrwürdige „Anatomie“ aus Köllikers Zeiten? Über deren Zukunft ist noch nicht entschieden. Die Überlegungen dazu laufen zwar schon an der JMU – die Entscheidung steht aber noch aus.