Migränetrigger: Konfrontation statt Vermeidung

Universitätsmedizin Würzburg sucht Menschen mit und ohne Migräne für Neurofeedback-Studie im Bereich Migränetrigger

Würzburg. Migräne ist nicht nur schmerzhaft, sondern beeinträchtigt auch das familiäre, soziale und berufliche Leben. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt der halbseitige Kopfschmerz, der mit vielfältigen Begleitsymptomen einhergeht, zu den zehn häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit. Weltweit ist etwa jeder siebte Mensch von regelmäßigen Migräneattacken betroffen. Die meisten leiden jedoch leise. Schätzungsweise jeder Zweite behandelt seine Migräne selbst, anstatt professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Viele kennen die Faktoren oder Situationen, die möglicherweise die Migräneattacke auslösen und versuchen diese so genannten Trigger zu vermeiden. Solche Vermeidungsstrategien können jedoch langfristig zu einer zunehmenden Sensibilisierung des Gehirns und einer erhöhten Empfindlichkeit führen, was stärkere und häufigere Migräneattacken zur Folge hat. 

„Statt Trigger komplett zu vermeiden, was im Alltag oft auch gar nicht möglich ist, empfiehlt sich daher eine Triggerbewältigung, bei dem sich die Betroffenen den Triggern von Zeit zu Zeit bewusst aussetzen“, sagt Prof. Dr. Claudia Sommer. Die Oberärztin an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) leitet gemeinsam mit Prof. Dr. Andrea Kübler im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Graduiertenkollegs 2660 das Projekt „Approach and avoidance behaviour in pain management“ – Konfrontations- und Vermeidungsverhalten zur Bewältigung von chronischen Schmerzen. 

Gehirnwellen gezielt steuern für bessern Umgang mit Migränetriggern

In der Migränetrigger-Interventionsstudie untersucht Claudia Sommer derzeit mit ihrem Team, ob eine Intervention mit Neurofeedback den Betroffenen helfen kann, besser mit ihren persönlichen Migräne-Triggern umzugehen. „Neurofeedback ist ein Verfahren, das auf dem Prinzip der Neuroplastizität basiert, also der Fähigkeit des Gehirns, sich durch Training zu verändern und anzupassen“, erklärt Morgane Paternoster. Die Doktorandin der Neurologie leitet die Neurofeedback-Studie gemeinsam mit dem Doktoranden Sebastian Evers. „Mit Hilfe eines Elektroenzephalogramms (EEG) werden die Gehirnströme in Echtzeit auf einem Bildschirm sichtbar gemacht. Das heißt, wir bekommen ein direktes Feedback zur Gehirnaktivität, die durch gezieltes Training beeinflusst und reguliert werden kann“, so Paternoster. 
Die an Migräne erkrankten Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer kommen für insgesamt sechs bis acht Neurofeedback-Sitzungen innerhalb von drei Wochen in das Psychologiegebäude der Universität Würzburg in der Nähe des Hauptbahnhofs. Vor und nach der Interventionsphase findet eine so genannte Baseline-Untersuchung in der Kopfklinik des UKW mit neurologischen, neurobiologischen und Verhaltenstests sowie einer Blutentnahme und einer EEG-Analyse statt.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit und ohne Migräne gesucht

„Wer unsere Forschung unterstützen und dazu beitragen möchte, Migräne besser zu verstehen und in Zukunft besser behandeln zu können, ist herzlich eingeladen, an unserer Studie teilzunehmen. Wir suchen noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Migräne, aber auch ohne Migräne oder Kopfschmerzerkrankung, um unsere Messungen vergleichen zu können“, teilt Sebastian Evers mit. Für die so genannte Kontrollgruppe ist lediglich ein zwei- bis dreistündiger Termin mit Blutentnahme und EEG-Messungen in Ruhe und während Verhaltenstests erforderlich. Für den Zeitaufwand erhalten alle Studienteilnehmenden eine Aufwandsentschädigung: gesunde Personen ohne Migräne oder Kopfschmerzerkrankung in der Kontrollgruppe 25 Euro, Personen mit Migräne in der Interventionsgruppe bis zu 200 Euro.

Kriterien für den Studieneinschluss, Anmeldung und Kontakt

Ob gesund oder krank: Die Probandinnen und Probanden sollten mindestens 18 Jahre alt sein, nicht schwanger und weder farbenblind noch schwerhörig sein, nicht unter weiteren neurologischen Erkrankungen und unter Bluthochdruck leiden und derzeit keine Psychostimulanzien oder Antidepressiva einnehmen. 

Anmeldung: https://patientenportal.ukw.de – Fachbereich „Neurologie-Studien“ – Sektion wählen und bei Termintyp Fallgruppe oder Kontrollgruppe auswählen. 

Kontakt:
Morgane Paternoster, paternoste_m@ukw.de, Telefon: 0931 / 201 23741
Sebastian Evers, Evers_S@ukw.de, Telefon: 0931 / 3189618
 

Collage der freigestellten Porträts von Sebastian Evers und Morgane Paternoster
Doktorand Sebastian Evers leitet gemeinsam mit Doktorandin Morgane Paternoster die Neurofeedback-Studie in der Neurologie des Uniklinikums Würzburg und am Institut für Psychologie der Universität Würzburg, an der Personen mit und ohne Migräne teilnehmen können. © UKW
Bild vom Monitor, davor ist ein Kopfmodel mit EEG-Haube und ein Maßband
Beim Neurofeedback wird mit Hilfe eines Elektroenzephalogramms (EEG) die Gehirnaktivität auf dem Bildschirm gezeigt. Durch gezieltes Training können die Gehirnströme beeinflusst und reguliert werden. © Sebastian Evers / UKW
Ein Proband sitzt vor einem Monitor und hat eine Haube für das Elektroenzephalogramm auf dem Kopf
EEG-Messung eines Probanden während einer Verhaltensentscheidung. Foto: Sebastian Evers / UKW
Die beiden Wissenschaftlerinnen sitzen mit weißen Kitteln im Labor und pipettieren.
Salomea Löffl (links) und Morgane Paternoster bei der Probenanalyse im Labor. Foto: Sonja Gommersbach / UKW

Doktorand Sebastian Evers leitet gemeinsam mit Doktorandin Morgane Paternoster die Neurofeedback-Studie in der Neurologie des Uniklinikums Würzburg und am Institut für Psychologie der Universität Würzburg, an der Personen mit und ohne Migräne teilnehmen können. © UKW

Beim Neurofeedback wird mit Hilfe eines Elektroenzephalogramms (EEG) die Gehirnaktivität auf dem Bildschirm gezeigt. Durch gezieltes Training können die Gehirnströme beeinflusst und reguliert werden. © Sebastian Evers / UKW

EEG-Messung eines Probanden während einer Verhaltensentscheidung. Foto: Sebastian Evers / UKW

Salomea Löffl (links) und Morgane Paternoster bei der Probenanalyse im Labor. Foto: Sonja Gommersbach / UKW