Was isst man, wenn man kein Immunsystem mehr hat, das einen vor Viren, Bakterien und Keimen schützt? „Lebensmittel, die für Gesunde zu einer ausgewogenen Ernährung gehören, wie zum Beispiel Rohkost, Salat und Nüsse, können für immunsupprimierte Patienten unter Umständen lebensgefährlich sein“, berichten die beiden Ärzte Götz Ulrich Grigoleit und Stephan Mielke, die das Zentrum für allogene Blutstammzelltransplantation der Medizinischen Klinik II des Würzburger Uniklinikums leiten.
Lecker kochen für immungeschwächte Ehefrau
Während des Aufenthalts am UKW sorgt die Klinikumsküche dafür, dass ihre und andere Krebspatienten eine besonders keimarme Kost bekommen. „Dürfen diese Patienten wieder nach Hause, müssen sie sich eine Zeit lang auch dort an bestimmte Hygieneregeln halten“, betonen die beiden Ärzte.
So wie Nanna Klein: Im Oktober 2008 wurde bei ihr eine akute myeloische Leukämie diagnostiziert. Nach dreieinhalb Monaten, mehreren Chemotherapien und einer allogenen Stammzelltransplantation am UKW konnte sie die Klinik geheilt verlassen. Vor der Entlassung bekamen sie und ihr Ehemann Stephan Klein viele Tipps zur Hygiene, eine Liste mit „guten“ und „bösen“ Lebensmitteln sowie Empfehlungen zur keimarmen Zubereitung. Doch was kocht man aus den erlaubten Lebensmitteln? Da Stephan Klein ein sowohl begeisterter als auch talentierter Hobbykoch ist und bereits mehrere Koch-Booklets veröffentlicht hat, schlug er dem Würzburger Ärzteteam vor, in enger Kooperation mit ihnen ein passendes Kochbuch zusammenzustellen und zu veröffentlichen. Jetzt liegt das 108-seitige Werk „Keimarm kochen ‑ Rezepte und Empfehlungen für Menschen mit Immunsuppression“ vor. Es enthält Rezepte von Gerichten, mit denen Stephan Klein seine Ehefrau wieder aufgepäppelt hat. „Sie sind also alle getestet und für gut befunden“, schmunzelt der Autor.
Neues Kochbuch füllt Informationslücke
Am UKW wurde die Idee und die Umsetzung freudig aufgenommen. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II und ein weltweit führender Experte für Krebserkrankungen des Knochenmarks (Multiples Myelom) sowie Pilzinfektionen des Lungengewebes (Invasive Aspergillose), ist begeistert: „Genau so ein Ratgeber hat uns für die Zeit nach einer Stammzelltransplantation gefehlt. Wir freuen uns, dass sich ehemalige Patienten so engagieren und ihre Erfahrungen auf diese Weise an neue Patienten weitergeben.“ Und Michael Scheurlen, Stellvertretender Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II, ergänzt: „Das neue Kochbuch ist ein wichtiger Ratgeber für unsere Patienten. Wir freuen uns, es ihnen als Geschenk mit nach Hause geben zu können. Die kostenlose Bereitstellung der entsprechenden Exemplare ist eine großzügige Geste der Eheleute Klein.“
Rezepte, Hygienetipps und Positiv/Negativ-Listen
„Keimarm kochen“ liefert vielfältige Rezeptvorschläge für Suppen, Salate, Reis und Pasta, Fisch, Fleisch, vegetarische Gerichte, Beilagen und Desserts. Alle Rezepte sind mit appetitanregenden Fotos bebildert. Zusätzlich gibt der Autor über Hygiene- und Zubereitungstipps. Denn Menschen mit einem geschwächten Immunsystem müssen nicht nur darauf achten, was sie essen, sondern auch wie sie es zubereiten.
Die Publikation beschreibt die laut Universitätsklinikum Würzburg erlaubten Kostformen und enthält auch die zugehörige Liste mit den verbotenen und empfohlenen Lebensmitteln. So kann der Leser immer wieder nachschlagen, ob das, was er gerne kochen und essen möchte, auch erlaubt ist.
Keimarm kochen ‑ Rezepte und Empfehlungen für Menschen mit Immunsuppression
Stephan Klein
In Zusammenarbeit mit dem Uniklinikum Würzburg
ISBN 978-3-00-046852-0
16,95 Euro