Jung, innovativ und ein Gewinn für kliniknahe Krebsforschung

2 Nachwuchsförderungen fürs UKW im Rahmen des BZKF-Young Scientist Fellowship 2024

Dr. Valerie Glutsch und Dr. Xiang Zhou vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) erhalten jeweils 100.000 Euro für ihre Forschungsprojekte im Rahmen des Young Scientist Fellowship-Programms des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF). Insgesamt wurden acht herausragende junge Medizinerinnen und Mediziner von bayerischen Universitätskliniken ausgezeichnet, die innovative Projekte oder Studien im Bereich der kliniknahen Krebsforschung durchführen.

Würzburg. Zum zweiten Mal vergibt das Bayerische Zentrum für Krebsforschung (BZKF) im Rahmen seines Young Scientist Fellowship-Programms Stipendien an acht junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die an einem der sechs Standorte des BZKF patientennahe Krebsforschung betreiben. Zum zweiten Mal sind unter den acht Stipendiatinnen und Stipendiaten wieder zwei Nachwuchsforschende aus Würzburg. Dr. Valerie Glutsch aus der Hautklinik und Dr. Xiang Zhou aus der Medizinischen Klinik II dürfen sich über eine Förderung von 100.000 Euro freuen. Pro Stipendium zahlen das BZKF 50.000 Euro und die jeweilige Mutterklinik 50.000 Euro. 

HER2/neu als therapeutisches Ziel beim mukosalen Melanom

Valerie Glutsch erforscht einen neuen Therapieansatz für das mukosale Melanom. Dabei handelt es sich um einen schwarzen Hautkrebs, der nicht auf der Haut, sondern auf den Schleimhäuten des Körpers entsteht. „Schleimhautmelanome werden aufgrund ihrer anatomischen Lage oft erst in fortgeschrittenen oder metastasierten Stadien diagnostiziert, was die Prognose verschlechtert. Hinzu kommt, dass die zugelassenen systemischen Therapien im Gegensatz zum Melanom der freien Haut bisher keine überzeugende Wirksamkeit zeigen. Und da Schleimhautmelanome häufig explizit von klinischen Studien ausgeschlossen sind, bleibt den Betroffenen der Zugang zu innovativen Therapieansätzen meist verwehrt“, berichtet Valerie Glutsch. Die Medizinerin, die neben ihrer Weiterbildung zur Fachärztin für Dermatologie auch eine Weiterbildung zur Dermatohistopathologin absolviert, möchte in ihrem neuen Forschungsprojekt das Protein HER2/neu als therapeutische Zielstruktur beim Schleimhautmelanom näher untersuchen. Es gibt Hinweise darauf, dass das aus dem Brustkrebs bekannte Protein HER2/neu auch auf den Krebszellen des Schleimhautmelanoms vorkommt. „Im Rahmen dieses Forschungsprojektes erhoffe ich mir, HER2/neu als therapeutisches Target im Schleimhautmelanom zu detektieren und die onkologische Wirksamkeit des gegen HER2/neu gerichteten Antikörper-Wirkstoff-Konjugats Trastuzumab Deruxtecan (T-DXd) nachzuweisen“, sagt Valerie Glutsch.

Ein risikoreiches Projekt mit großem klinischen Potential 

Die Auswahlkommission am Standort Würzburg (Prof. Dr. Ralf Bargou, Prof. Dr. Hermann Einsele, Privatdozentin Dr. Jutta Riese und Prof. Dr. Paul-Gerhard Schlegel) lobte die interessante klinisch-translationale Fragestellung zu HER/2neu als therapeutischem Target beim mukosalen Melanom. Es handele sich um eine Nischenentität und aufgrund des Einsatzes der dSTORM-Mikroskopie sowie der Herausforderung der Probengewinnung um ein risikoreiches Projekt. Eine Umsetzung in die Klinik sei jedoch bei Erfolg des Forschungsprojektes rasch vorstellbar. 

Bispezifische Antikörper und Proteasom-Iihibitoren als Kombinationstherapie beim Multiplen Myelom

Auch das Forschungsvorhaben von Dr. Xiang Zhou " Proteasominhibitor als Kombinationspartner der bispezifischen Antikörpertherapie bei Multiplem Myleom“ stellt nach Ansicht des Auswahlgremiums eine relevante klinisch-translationale Fragestellung dar.

Der angehende Hämatologe forscht bereits seit einiger Zeit auf dem Gebiet der bispezifischen Antikörper und des Proteasoms, ein zellulärer Proteinabbaukomples, im Zusammenhang mit dem Multiplen Myelom. Da das Proteasom eine wichtige Rolle bei der Regulation des Zellzyklus und des Zellwachstums spielt, können Proteasom-Inhibitoren eingesetzt werden, um das Wachstum von Krebszellen zu hemmen. „Proteasom-Inhibitoren wie Bortezomib und Carfilzomib haben zu großen Fortschritten in der Therapie des Multiplen Myeloms geführt“, sagt Xiang Zhou. „In jüngster Zeit wurden aber auch bispezifische Antikörper entwickelt, die das Immunsystem der Betroffenen aktivieren und den Blutkrebs bekämpfen sollen.“ Im BZKF-Projekt untersucht er in vitro Proteasom-Inhibitoren als Kombinationspartner der bispezifischen Antikörpertherapie (Teclistamab und Talquetamab) anhand der Zellaktivität von Myelomzellen. Sein Ziel ist es, eine zukünftige Kombinationsstrategie der Therapie beim Multiplen Myelom zu entwickeln, die Effektivität der Anti-Myelom-Therapie zu maximieren und eine langfristige internationale Zusammenarbeit mit Zentren in den USA und in der Schweiz zu etablieren. Das Projekt wird in Kollaboration mit dem Kantonsspital St. Gallen und der Emory University in Atlanta durchgeführt.

Die Auswahlkommission zeigte sich beeindruckt von Xiang Zhous herausragender Publikationsleistung - er hat mehr als 40 Publikationen zu den Themen - und seinen guten Vorarbeiten auf dem Gebiet der bispezifischen Antikörper und des Proteasoms im Kontext des Multiplen Myeloms.

Hochrelevante, kliniknahe und translationale Forschungsansätze 

„Wir sind fest davon überzeugt, dass sowohl Valerie Glutsch als auch Xiang Zhou den herausfordernden Spagat zwischen klinischem Alltag und Grundlagenforschung meistern werden. Die vielversprechenden, hochrelevanten, kliniknahen und translationalen Forschungsansätze sind klar konzipiert, durchdacht und ausgezeichnet vorbereitet, so dass ein Projektstart unmittelbar nach Förderbeginn erfolgen kann“, kommentiert Prof. Dr. Ralf Bargou, Direktor des Comprehensive Cancer Center Mainfranken und Mitglied des BZKF-Direktoriums.

Prof. Dr. Herrmann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II des UKW, Sprecher des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen NCT WERA und ebenfalls Mitglied des BZKF-Direktoriums ergänzt: „Die beiden ausgewählten Projekte fügen sich hervorragend in die Schwerpunkte der Universitätsmedizin Würzburg ein. Darüber hinaus bieten beide thematisch gute Anknüpfungsmöglichkeiten an bestehende Strukturen des BZKF.“ Das Forschungsvorhaben von Dr. Xiang Zhou passt zum BZKF-Leuchtturm Zelluläre Immuntherapie sowie zur Studiengruppe Multiples Myelom, Dr. Valerie Glutsch hat gute Kontakte zur BZKF-Studiengruppe Melanom, die die standortübergreifende Sammlung von Probenmaterial unterstützen könnte.“ Hermann Einsele resümiert: „Durch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Zusammenarbeit mit den bestehenden BZKF-Leuchttürmen und Studiengruppen können wir den Aufbau eines international sichtbaren Spitzenzentrums für patientennahe Krebsforschung in Bayern vorantreiben.“

BZKF-Young Scientist Fellowship-Programm

Mit dem Young Scientist Fellowship-Programm 2022 förderte das BZKF erstmals die besten Medizinerinnen und Mediziner, Lebenswissenschaftlerinnen und Lebenswissenschaftler – (Advanced) Medical Scientist, Clinician Scientist oder Clinical Trialist – im Bereich der Krebsforschung in Bayern und stellte damit sowohl die notwendigen Mittel als auch die Freiräume für eine erfolgreiche Krebsforschung an den sechs bayerischen Uniklinika bereit. Auch in der zweiten Ausschreibung mussten sich die Stipendiatinnen und Stipendiaten in einem kompetitiven Begutachtungsverfahren an den sechs BZKF-Standorten durchsetzen. Die klinischen Forschungsprojekte sollen dazu beitragen, die Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen in Bayern weiter voranzubringen. Übergeordnetes Ziel ist es, neue Verfahren der zielgerichteten Tumortherapie schneller vom Labor in die Klinik zu bringen.

Hier geht es zur aktuellen Pressemitteilung des BZKF zum Young Scientist Fellowship.

Preisträgerin und Preisträger
Am UKW freuen sich Dr. Valerie Glutsch aus der Hautklinik und Dr. Xiang Zhou aus der Medizinischen Klinik II über die Förderung durch das BZKF-Young Scientist Fellowship. © Annette Popp / UKW

Am UKW freuen sich Dr. Valerie Glutsch aus der Hautklinik und Dr. Xiang Zhou aus der Medizinischen Klinik II über die Förderung durch das BZKF-Young Scientist Fellowship. © Annette Popp / UKW