Eine neuartige Immuntherapie gegen eine seltene Form von Muskelkrebs bei Kindern zu entwickeln: Dieses Ziel verfolgen Wissenschaftler der Universität Würzburg.
Rhabdomyosarkom: So heißt die Tumorkrankheit, um die es bei dem Projekt geht. Sie gilt nach den Gepflogenheiten der medizinischen Statistik zwar als selten, doch immerhin erkranken an ihr allein in Deutschland jedes Jahr 1.000 bis 2.000 Kinder. Der Muskeltumor erscheint meistens am Kopf, am Hals und im Genitalbereich; die Patienten haben Schmerzen und sind in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt.
25 Prozent Rückfälle nach der Therapie
Behandelt wird die Krankheit je nach individuellem Fall mit Operationen sowie Chemo- und Strahlentherapie. Etwa ein Viertel der betroffenen Kinder erleidet aber nach der Behandlung einen Rückfall. Eine erneute Therapie ist dann nicht mehr sehr wirkungsvoll, denn nur fünf bis zehn Prozent der Erkrankten überleben die folgenden fünf Jahre.
Neue Therapiemethoden sind also nötig. Daran arbeitet Professor Stefan Gattenlöhner vom Pathologischen Institut gemeinsam mit Professor Ralf Bargou und Privatdozent Gernot Stuhler von der Medizinischen Klinik II der Universität Würzburg.
Tumor- und Immunzellen miteinander verbinden
Eine Basis für die angestrebte neue Therapie gibt es bereits: Am Universitätsklinikum Würzburg ist eine sehr gut funktionierende Behandlung gegen eine spezielle Form von Blutkrebs etabliert, gegen die so genannten B-Zell-Lymphome. Sie beruht auf dem Einsatz maßgeschneiderter Moleküle, welche die Tumorzellen und T-Zellen des Immunsystems miteinander verbinden – dadurch entsteht ein derart enger Kontakt, dass die Immunzellen die Krebszellen vernichten können.
Diese Therapie wollen die Wissenschaftler jetzt für die Anwendung bei Kindern mit Rhabdomyosarkomen weiterentwickeln. Ihr Projekt wird vom Würzburger Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) finanziell gefördert.
Achillesferse der Tumorzellen entdeckt
Die Achillesferse der Tumorzellen, die bei der Entwicklung der neuen Therapie voraussichtlich hilfreich sein wird, hat Stefan Gattenlöhner mit seinem Kollegen Alexander Marx entdeckt: Die bösartigen Muskelzellen bilden massenhaft ein Protein, das eigentlich nicht da sein dürfte. Es handelt sich um den „Fetalen Acetylcholin-Rezeptor“, der normalerweise nur vor der Geburt auftaucht, nicht aber bei Kindern oder Erwachsenen. Weil der Rezeptor nur auf den Tumorzellen vorkommt und sonst nirgends im Körper der Kranken, ist er ein ideales Angriffsziel für Medikamente.
Kontakt
Prof. Dr. Stefan Gattenlöhner, T (0931) 201-47420, stefan.gattenloehner@ uni-wuerzburg.de
Prof. Dr. Ralf C. Bargou, T (0931) 201- 201-40013, bargou_r@ klinik.uni-wuerzburg.de
(Pressemeldung der Universität Würzburg vom 12.1.2010)