Zur Erinnerung an den weltbekannten Würzburger Biologen Theodor Boveri richtet die Physikalisch-Medizinische Gesellschaft zusammen mit dem Biozentrum eine Vortragsveranstaltung aus, die unter dem Titel Theodor-Boveri-Lecture als „named lecture“ des Biozentrums der Universität Würzburg eine große Bekanntheit über Würzburg hinaus erlangt hat. Für diese Vorlesung werden Forscherpersönlichkeiten ausgewählt, die international auf höchstem Niveau die Arbeiten und Gedanken von Theodor Boveri weitergetragen haben.
Der in diesem Jahr durch den Festvortrag geehrte Wissenschaftler ist Professor Dr. Erich Nigg. Der Schweizer untersucht in seiner Arbeitsgruppe am Biozentrum der Uni Basel die Steuerung der Zellteilung sowie die Ursachen von Chromosomenveränderungen in Tumorzellen. Sein Spezialgebiet sind dabei regulatorische Enzyme, sogenannte Proteinkinasen. Diese spielen bei der Steuerung der Zellteilung und der Verteilung von Chromosomen auf die Tochterzellen eine wichtige Rolle. Daneben stehen zelluläre Strukturen, wie die Zentrosomen, die erstmalig von Theodor Boveri beschrieben wurden, und die mitotische Spindel im Fokus.
Boveri: Mitbegründer der Chromosomentheorie zur Vererbung
Zellteilung ist ein hoch komplexer Prozess, der milliardenfach während unseres Lebens abläuft. Dabei ist es vor allem wichtig, dass die vorher verdoppelte genetische Information auf die beiden Tochterzellen absolut gleichmäßig verteilt wird. Störungen in diesem Prozess haben verschiedene Veränderungen des Genoms zur Folge und führen oft zur Entstehung von Krebs.
Die präzise Verteilung der beiden Chromosomensätze während der Zellteilung und die Ursprünge der Tumorbildung standen bereits im Fokus von Theodor Boveri, dessen Todestag sich am 15. Oktober 2015 zum 100. Mal gejährt hat. Boveri gilt als einer der Begründer der Chromosomentheorie der Vererbung. Viele seiner Entdeckungen und Hypothesen haben bis heute Gültigkeit und Zellbiologie und Krebsforschung nachhaltig geprägt.
„Of centrosomes and chromosomes - how to keep order?“
Aus dem Verständnis der molekularen Grundlagen der Zellteilung ergeben sich auch für die Medizin viele neue Ansätze; etwa für die Therapie von Tumorerkrankungen. Auch diese Aspekte werden im öffentlichen Vortrag von Professor Nigg thematisiert. Er trägt den Titel „Of centrosomes and chromosomes - how to keep order?“ und findet am Mittwoch, 16. Dezember 2015, um 17.15 Uhr im Biozentrum in Hörsaal A101 statt.
Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist Erich A. Nigg auch Direktor des Biozentrums in Basel. Diese Position hat er seit 2009 inne. Davor war er zehn Jahre Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried.