Es ist eine gefürchtete Komplikation nach einer Organ- oder Stammzelltransplantation: eine gemeinsame Infektion mit Viren und Pilzen, beispielsweise mit dem Zytomegalie-Virus und dem Pilz Aspergillus fumigatus. Denn diese sogenannte Ko-Infektion mit den beiden Erregern ist mehr als eineeinfache Infektion.
Viren und Pilze wirken in solchen Fällen im menschlichen Organismus zusammen und aktivieren dort einige Gene, die nur bei der gleichzeitigen Infektion mit den beiden Erregern aktiv werden – mit bisweilen fatalen Folgen für die betroffenen Patienten. Das lässt sich auch beobachten, wenn beispielsweise Viren, die Hepatitis B oder C auslösen, auf Pilze wie Candida albicans oder auf Bakterien wie Staphyloccocusaureustreffen.
18 Monate für die Forschung
Welche molekularbiologischen Prozesse in solchen Fällen ablaufen und wie sich diese möglicherweise verhindern lassen: Daran forscht Dr. Mohammed Elmowafy aktuell an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Elmowafy ist Associate Professor Professor für Mikrobiologie und Immunologie an der Universität von Mansoura im Norden Ägyptens. Ausgestattet mit einem Georg Forster-Forschungsstipendium für erfahrene Forschende der Alexander-von-Humboldt-Stiftung kann er seine Forschung bis Februar 2024 in der Arbeitsgruppe von Dr. Niklas Beyersdorf am Institut für Virologie und Immunbiologie vorantreiben.
„Wenn Pilze und Bakterien bei einer Ko-Infektion interagieren, beeinflussen sie in der Regel auch die Immunantwort des befallenen Organismus“, erklärt Elmowafy. Für die betroffenen Patienten könne dies lebensgefährliche Folgen haben. Im Kampf gegen diese Folgen setzt die Wissenschaft auf sogenannte monoklonale Antikörper. Solche Proteine können beispielsweise sehr spezifisch an bestimmte Moleküle auf der Zelloberfläche von Viren, Bakterien oder Pilzen andocken und diese so blockieren.
„Ein besseres Verständnis davon, wie Pilze und Bakterien bei Ko-Infektionen interagieren und die Immunantwort beeinflussen“: Dieses Ziel hat sich Elmowafy für seinen Forschungsaufenthalt an der JMU gesetzt. Denn nur damit sei es möglich, Gegenmaßnahmen zu entwickeln und somit das Risiko von Ko-Infektionen zu verringern. Sein Blick richtet sich aber auch auf Infektionen mit nur einem Erreger: „Für Pilze beispielsweise gibt es derzeit zu wenige gut wirksame Antimykotika“, sagt er. Dies müsse dringend geändert werden.
Zahlreiche Aufenthalte in Deutschland
Wer Mohammed Elmowafy zum ersten Mal begegnet, wird überrascht sein, wie gut er Deutsch spricht. Das allerdings ist kein Wunder: „Ich habe von 2010 bis 2013 an der TU Braunschweig und am dortigen Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung im Rahmen meiner Doktorarbeit geforscht“, sagt er. Schon damals interessierte er sich für den Pilz Candida albicans. Nach seiner Rückkehr nach Ägypten wurde er 2014 Dozent für Mikrobiologie und Immunologie an der Fakultät für Pharmazie der Universität Mansoura. Zwei Jahre später ging es erneut nach Deutschland: Als Postdoc verbrachte er sechs Monate am Institut für Virologie der Freien Universität Berlin.
Und obwohl er seit 2018 als Associate Professor in Mansoura lehrt und forscht, hat es ihn jetzt ein drittes Mal nach Deutschland gezogen – um sich hier noch einmal ganz auf die Forschung konzentrieren zu können. Für die Arbeitsgruppe von Niklas Beyersdorf habe er sich entschieden, weil der auf einem ähnlichen Gebiet arbeitet. Auch Beyersdorf gehe es darum, möglichst bis ins letzte Detail zu verstehen, wie die Immunantwort bei einer Infektion abläuft.
Erfahrungen in die Heimat tragen
Trotz so vieler Forschungsaufenthalte in Deutschland: Nach Ägypten, an die Universität in Mansoura, will Mohammed Elmowafy unbedingt wieder zurück. Ihm ist es wichtig, dass er die Erfahrungen, die er hier gemacht hat, an seine Masterstudenten und Doktoranden weitergeben kann. Schließlich sei das ja ein wesentliches Ziel des Stipendiums der Humboldt-Stiftung: den Wissenstransfer zu stärken und Kooperationen zu ermöglichen. Dass die technische Ausstattung seines Labors in Mansoura mit dem Niveau in Deutschland nicht ganz mithalten kann, sei dabei kein großes Problem, sagt Elmowafy. Außerdem hofft er, sie mit finanzieller Unterstützung der Stiftung in Zukunft verbessern zu können.
Das Leben in Deutschland gefällt ihm sehr gut, sagt der Gastwissenschaftler: „Die Menschen hier sind sehr nett und hilfsbereit.“ Was ihn als Ägypter besonders fasziniert: „Es gibt hier für alles feste Regeln, die auch schriftlich niedergelegt sind.“ Somit herrsche Klarheit und jeder wisse, woran er sich zu halten habe.
Erholung im Juliusspital-Garten
Auch Würzburg hat es ihm angetan: Die Stadt sei „wunderschön und reich an Sehenswürdigkeiten“. Nach der Arbeit im Labor ist Mohammed Elmowafy oft zu Fuß unterwegs und besucht die Alte Mainbrücke, die Festung oder den Garten des Juliusspitals. Letzterer hat schon nach wenigen Wochen eine besondere Funktion für ihn: „Wenn ich dort bin, ist der ganze Stress der Arbeit weg!“
Nur einen Wermutstropfen gibt es für ihn: Bislang sei es ihm noch nicht gelungen, eine Wohnung in ausreichender Größe in Würzburg zu finden. Ohne die könne er leider nicht seine Frau und seine beiden Kinder zu sich holen. Aber er habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich dieses Problem in absehbarer Zeit lösen lässt.
Kontakt
Dr. Mohammed Elmowafy, Institut für Virologie und Immunbiologie, mohammed.elmowafy@ uni-wuerzburg.de
einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 20.09.2022