Neue Theorien über die Auslöser der Parkinson-Erkrankung und vielversprechende Therapieansätze stehen im Mittelpunkt des 8. Deutschen Parkinson-Kongresses. Rund 500 Experten aus dem In- und Ausland treffen sich Mitte März in Würzburg und diskutieren aktuelle Ergebnisse der Forschung und Therapie.
Sind Umweltgifte dafür verantwortlich, wenn im Nervengeflecht des Darms die ersten Anzeichen einer Parkinson-Erkrankung auftreten? Oder kann eine Ansammlung von Eisen im Gehirnpigment Neuromelanin die heute noch immer nicht heilbare Krankheit auslösen? Welche neuen Ansätze zur Diagnose und Therapie gibt es? Wie haben diese sich in aktuellen Studien bewährt?
Mit diesen und vielen weiteren Fragen werden sich die Teilnehmer des 8. Deutschen Parkinson-Kongresses beschäftigen, der vom 13. bis 15. März in Würzburg stattfindet. Die wissenschaftliche Leitung haben Professor Jens Volkmann, Direktor der Neurologischen Klinik und Poliklinik der Universität Würzburg, und Professor Manfred Gerlach, Leiter des Labors für Klinische Neurochemie an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Eine Krankheit mit vielen Gesichtern
Auch wenn sich in der Behandlung der Parkinsonerkrankung in den vergangenen Jahren viel getan hat: „Neurologen suchen weiterhin mit Nachdruck nach den verschiedenen Ursprüngen der Parkinson-Krankheit“, sagt Jens Volkmann. Denn sicher sei: Die Krankheitsverläufe sind so unterschiedlich, dass oft nur vom idiopathischen Parkinson-Syndrom – also von einem Krankheitsbild mit nicht bekannter Ursache – gesprochen werden dürfe, so Volkmann. Mit zunehmendem Wissen ließen sich eigenständige Krankheiten erkennen, die individuell behandelt werden müssten, wie beispielsweise die Lewy-Körperchen-Demenz.
Über die Auslöser von Parkinson gibt es derzeit zahlreiche Hypothesen. „Ein wissenschaftlicher Durchbruch könnte uns völlig neue Ansätze für die kausale Therapie, Früherkennung und Prävention dieser noch nicht heilbaren Volkskrankheit bringen“, sagt Jens Volkmann. „Noch beim ersten Deutschen Parkinson-Kongress im Jahr 1999, ebenfalls in Würzburg, glaubten wir, dass wir die genetischen Ursachen der Krankheit bald aufgeklärt hätten. Heute werden Umweltfaktoren als Entstehungsfaktor wieder viel stärker in Betracht gezogen“, so Manfred Gerlach.
Gute Erfolge in der Therapie
Veränderungen im Riechvermögen oder Störungen bestimmter Schlafphasen ermöglichen es Ärzten heute mit hoher Wahrscheinlichkeit Parkinson vorhersagen, viele Jahre bevor sich die ersten Symptome zeigen. Den Ausbruch verhindern können sie indes nicht. Andererseits können sie mit individuellen Behandlungsansätzen gute Therapieerfolge erzielen. Beispiele dafür sind Verhaltenstherapien wie das Anti-Freezing-Training, das das Parkinson-typische Erstarren hinauszögern soll. Oder der hochpräzise neurochirurgische Eingriff der Tiefen Hirnstimulation. Dabei werden den Patienten dünne Elektroden durch ein feines Bohrloch in der Schädeldecke beidseits ins Gehirn geführt. Ein Impulsgenerator, eine Art „Herzschrittmacher“ für das Gehirn, sendet über die Elektroden elektrische Impulse in das Zielgebiet und kann dort die Aktivität bestimmter Nerven blockieren, ohne sie dauerhaft zu schädigen. Auch dies führt zu einer Linderung der Symptome.
Die große deutsch-französische Studie EARLYSTIM, die im Februar 2013 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, zeigt, dass die motorischen Störungen und die Lebensqualität von Parkinson-Patienten in einer frühen Krankheitsphase durch die Tiefe Hirnstimulation deutlich verbessert werden können. Auch diese Arbeit wird auf dem Kongress in Würzburg vorgestellt und diskutiert.
Die Parkinson-Krankheit
Morbus Parkinson ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. Weltweit sind rund 4,1 Millionen Menschen an Parkinson erkrankt – das entspricht knapp zwei Prozent der Bevölkerung im Alter von über 60 Jahren. In Deutschland sind etwa 250.000 bis 280.000 Personen betroffen. Studien gehen davon aus, dass sich wegen der alternden Bevölkerung und der mit der besseren Behandlung verbundenen, längeren Lebenszeit die Zahl der Patienten bis 2030 weltweit auf 8,7 Millionen verdoppeln wird.
Die Patienten sind bei der Diagnose im Mittel 60 Jahre alt, bei fünf bis zehn Prozent der Patienten macht sich die Krankheit schon im Alter zwischen 20 und 40 Jahren bemerkbar. Männer sind ca. 1,5 Mal häufiger betroffen als Frauen. Mit der typischen Bewegungsverlangsamung und dem Zittern (Tremor) sind Parkinson-Patienten stark eingeschränkt und sofort als erkrankt erkennbar. Die Parkinson-Krankheit ist zwar chronisch, kann heute aber mit Medikamenten oder der Tiefen Hirnstimulation gut behandelt werden und ist nur mit einer geringen Einschränkung der Lebenserwartung verbunden.
Der Deutsche Parkinson-Kongress
Der Deutsche Parkinson-Kongress findet alle zwei Jahre statt und ist der europaweit wichtigste nationale Parkinson-Kongress. Hauptthemen sind neben der Parkinson-Krankheit auch alle anderen neurologischen Bewegungsstörungen, wie das sehr häufige Alterszittern (essenzieller Tremor), Kleinhirnbewegungsstörungen oder seltenere Bewegungsstörungen.
Weitere Informationen im Internet:
www.congrex.de/parkinson2013
Die Deutsche Parkinson Gesellschaft (DPG) ist eine Schwerpunktgesellschaft der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Sie fördert die Erforschung der Parkinson-Krankheit und verbessert die Versorgung der Patienten. Organisiert sind in dieser wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaft erfahrene Parkinson-Ärzte sowie viele Grundlagenforscher.
Kontakt
Prof. Dr. Jens Volkmann (Kongresspräsident): volkmann_j@ klinik.uni-wuerzburg.de
Prof. Dr. Manfred Gerlach (Kongresspräsident): manfred.gerlach@
mail.uni-wuerzburg.de