Ausstellung bis Ende Januar im Würzburger Rathaus - Bilder im Spannungsfeld von Comicformat und Existenzialismus - Pressemitteilung Stadt Würzburg


Was haben sie nur, die Bilder von Nil Orange? Sie sind zeichnerisch leicht, mit dem Bleistift wird mit wenigen Strichen das Wichtigste auf das Papier gebracht. Die filigran gezogenen Stoffbahnen tragen die Bilder, Zeichnungen und Werke. Doch deren Inhalte sind schwer, bleiben manchmal gar rätselhaft. Und so entschweben sie sanft dem Betrachter, der vergebens versuchte sie zu fassen – obwohl er doch gerade erst dachte, ein kleines Detail ergriffen zu haben. Die Kunst von Nil Orange hat immer zwei Ebenen: „Sie verbindet das Comicformat, das in der Pop-Art ihren Einzug in die Kunst fand, mit der Karte, im Fall Nil Oranges ist es die Tarotkarte. Sie verbindet das Gesellschaftliche mit dem Seelischen, den Existenzialismus mit dem Pragmatischen, das vordergründig Erkennbare mit dem Rätselhaften.“ So führte es Professor Dr. Thomas Friedrich bei der Einführung in die Ausstellung im Würzburger Rathaus aus. „Seine Werke sind an sich seltsam gedoppelt und irritieren zugleich.“

Auch Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake sparte bei der Begrüßung nicht mit beeindruckten Worten: „Wie de Chirico, der ihn stark beeinflusst hat, spielt Nil Orange mit den Kategorien des Realen und Imaginären. Szenerien muten bisweilen traumähnlich an, die Stimmung ist metaphysisch, surreal. Kein Wunder also, dass sich Nil Orange auch mit den Symbolen und Bildern der Tarotkarten beschäftigt. Sein Stil ist zeichnerisch und sehr reduziert; mit wenigen Strichen ist das Wesentliche gesagt. Der Bleistift ist dabei meist das künstlerische Werkzeug seiner Wahl. Trotzdem ist sein Werk sehr vielseitig.“

Wie vielseitig es ist, zeigt die Ausstellung "Symbolisches" im Würzburger Rathaus. Sie gliedert sich in drei Bereiche:
Visual Zodiac: 78 Bilder als visuelle Umsetzungen astrologischer Tierkreis-Symbolik. In Zusammenarbeit mit dem argentinischen Astrologen und Tarot-Experten Alejandro C. Luna entstandenes Orakel-Kartenset. Alle 78 Motive werden auf sechs Stoffbahnen präsentiert.
Orange-Luna-Tarot: Die 22 großen Arkana des Tarot. Neuinterpretationen der symbolträchtigen archetypischen Bilderwelt des Tarot de Marseille, dessen Ursprünge im 16. Jahrhundert liegen, ebenfalls in Zusammenarbeit mit Alejandro C. Luna. Die 22 noch unkolorierten Zeichnungen werden auf elf Stoffbahnen präsentiert.
Der Zeichner beider Pluto / Nic hts ain: Fragmente eines Zyklus von autobiografischen Bildern. Menschlich-symbolhafte Themen wie Liebe, Euphorie, Trauer, Zweifel, Sinnsuche werden im Comicstil interpretiert und kombiniert mit Zitaten aus der Philosophie. Zur Ausstellung liegt ein Begleitheft vor.
Die meisten Bilder entstanden in folgender Technik: In der ersten Phase stehen Bleistiftzeichnungen auf Papier, in der zweiten Phase werden diese gescannt und vektorisiert. In einer dritten Phase werden Farben am Computer hinzugefügt. Durch die Kombination verschiedener Photoshop-Filter entstehen zufällige Strukturen und Farbeffekte.

Der Wahl-Würzburger Nil Orange wurde 1968 als Robert Wenzl in der Oberpfalz geboren, seit 1996 ist er als Designer in Würzburg tätig. Er entwickelt auch Comics, Werke von ihm wurden u. a. im deutschen Comic-Magazin „Panik-Elektro“ und in dem bekannten amerikanischen Magazin „Heavy Metal“ veröffentlicht.

Die Ausstellung wurde vom Kulturamt der Stadt Würzburg organisiert und ist in ungewöhnlicher Weise und auf Wunsch des Künstlers in den Gängen des 1. Obergeschosses und im Erdgeschoss des Würzburger Rathauses bis 30. Januar 2015 zu den Öffnungszeiten Montag bis Donnerstag 8 bis 18 Uhr und Freitag 8 bis 14 Uhr zu sehen.