Leukämie, Lymphknotenkrebs, Plasmozytom und myelodysplastisches Syndrom – Namen von Krankheiten, bei denen der Austausch des blutbildenden Systems oft die einzige Chance ist, das Leben der Patienten zu retten. In Deutschland werden hierzu üblicherweise Blutstammzellen eines physiologisch möglichst passenden Spenders eingesetzt. Man findet diesen entweder unter den Blutsverwandten des Kranken oder in einer der Spenderdatenbanken, in denen die Gewebeeigenschaften von über 14,5 Millionen Menschen weltweit gespeichert sind.
Vorteile der Nabelschnurblut-Transplantation
Eine weitere Alternative ist die Transplantation von aus Nabelschnurblut gewonnenen Stammzellen. „Der große Vorteil der Nabelschnurblut-Transplantation besteht darin, dass ein sehr unreifes Immunsystem übertragen wird, so dass Abstoßungsreaktionen minimiert werden können“, erläutert Prof. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). Außerdem entfalte das implantierte, neue Immunsystem eine vergleichsweise hohe Anti-Tumorwirkung. „Dadurch ist die Rückfallrate nach einer Nabelschnurblut-Transplantation geringer als beim Einpflanzen eines anderen Stammzellpräparats“, so Einsele.
Zielgruppe des innovativen Verfahrens sind in erster Linie Patienten, für die kein passender Spender gefunden werden konnte oder bei denen eine „herkömmliche“ Stammzelltherapie bereits gescheitert ist.
Würzburger Uniklinikum Teil der internationalen Elite
Das UKW ist eine der wenigen medizinischen Einrichtungen in Deutschland, die Nabelschnurblut-Transplantationen durchführen können. „Auch in der Forschung und Weiterentwicklung des Verfahrens zählt das Würzburger Uniklinikum zur internationalen Elite und kooperiert zum Beispiel mit den weltweit größten Nabelschnurblut-Transplantationskliniken in Paris und Minneapolis“, schildert Dr. Gernot Stuhler, der den Schwerpunkt Leukämie und Stammzelltherapie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II in Würzburg leitet.
Immunpräparate aus eigener Herstellung
„Um in dieser ‚Spitzenliga mitzuspielen‘ und unseren Patienten die bestmögliche Behandlung bieten zu können, haben wir in den letzten Jahren eine Reihe von Einrichtungen geschaffen, die in ihrer Kombination mindestens bundesweit Ihresgleichen suchen“, unterstreicht Prof. Christoph Reiners, der Ärztliche Direktor des UKW. Dazu zählen zum einen die Reinraumlabore des Instituts für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie, in denen Stammzellkonzentrate und ergänzende Immunpräparate hergestellt werden können. Zum anderen verfügt das Würzburger Uniklinikum seit dem Jahr 2008 über eine Early Clinical Trial Unit (ECTU). „In dieser in Deutschland einzigartigen Spezialeinrichtung können wir Patienten, bei denen etablierte Methoden ausgeschöpft sind, im Rahmen klinischer Studien mit neuen Verfahren behandeln“, beschreibt Prof. Ralf Bargou, Direktor des für die ECTU zuständigen Comprehensive Cancer Centers Mainfranken.
Verein als Drittmittelgeber
In ihrer onkologischen Arbeit unterstützt wird das Uniklinikum seit über 20 Jahren vom Verein "Hilfe im Kampf gegen Krebs". Die von Gabriele Nelkenstock gegründete Organisation leistete auf der Basis von Spenden- und Sponsorengeldern in der Vergangenheit beispielsweise Anschubfinanzierungen für das Stammzelltherapie-Zentrum und die Early Clinical Trial Unit. „Unser Ziel ist es, den betroffenen Menschen den Kampf gegen die Krankheit Krebs zu erleichtern und zu gewinnen. Nur mit der Bevölkerung als Drittmittelgeber können neue Behandlungsmethoden, wie die Nabelschnurblut-Transplantation, schnell vorangebracht werden“, betont Gabriele Nelkenstock. Deshalb überreichte sie gestern einen Spendencheck in Höhe von 147.000 Euro an die Vertreter des Universitätsklinikums. Zur Nachwuchsförderung von engagierten Krebsforschern vergab der Verein in diesem Jahr außerdem erstmals ein Promotionsstipendium in Höhe von 8.000 Euro.
Um auch in Zukunft schnell und unbürokratisch notwendige Projekte verwirklichen können, freuen sich Gabriele Nelkenstock und ihr Verein über weitere Spenden auf das Konto: Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V., Castell Bank Würzburg, BLZ 790 300 01, Konto-Nr. 9245.