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Kleine Unterschiede mit großer Wirkung

Wie unsere Gene die Immunantwort auf Krankheitserreger bestimmen, hängt von kleinsten Unterschieden im Erbgut ab. Die Situation ist komplex, wie eine neue Studie zeigt.

Analyse von RNA-Sequenzierungsdaten von Immunzellen (Monozyten) von 215 gesunden Testpersonen.
Analyse von RNA-Sequenzierungsdaten von Immunzellen (Monozyten) von 215 gesunden Testpersonen. Jeder Punkt steht für die transkriptionelle Antwort eines Individuums in unstimulierten Monozyten (Ctrl) und nach Exposition gegenüber verschiedenen Erregern (Pilz: Aspergillus fumigatus (Af); Bakterien: Neisseria meningitidis (Nm) bzw. Staphylococcus aureus (Sa)) für drei und sechs Stunden. Die Farben geben den Stimulus und den Zeitpunkt an. (Bild: Sascha Schäuble / Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Leibniz-HKI, Jena))

Nicht alle Menschen reagieren gleich auf denselben Infektionserreger: Manche erkranken sehr schwer, andere nur leicht, wieder andere womöglich gar nicht.

Für diese Variabilität gibt es viele verschiedene Ursachen. Ein wichtiger Grund ist, dass sich das Erbgut verschiedener Menschen voneinander unterscheidet. So können zum Beispiel im Genom einzelne Bausteine ausgetauscht sein – Fachleute sprechen in diesem Fall von Einzelnukleotid-Polymorphismen (single nucleotide polymorphisms, SNPs).

Wie beeinflussen solche kleinsten genetischen Unterschiede zwischen verschiedenen Menschen die Aktivierung des Immunsystems? Das haben Forschende aus Jena, Marburg und Würzburg in einer neuen Studie analysiert, die in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht ist.

Die Federführung der Studie lag bei den Professoren Oliver Kurzai (Universität Würzburg / Leibniz-HKI) und Johannes Schumacher (Universität Marburg). Erstautor:innen sind Antje Häder und Dr. Sascha Schäuble, beide vom Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Leibniz-HKI). Oliver Kurzai leitet am Leibniz-HKI eine Forschungsgruppe sowie das Nationale Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen.

Mindestens 745 reQTLs in Monozyten gefunden

SNPs, die in Abhängigkeit von Bakterien oder Pilzen die Antwort der Zelle beeinflussen, nennt man reQTLs (response expression quantitative trait loci, reQTLs). Alleine in einem bestimmten Typus von Immunzellen, den Monozyten, identifizierte das Forschungsteam bei 215 Testpersonen mindestens 745 reQTLs, die die Aktivierung dieser Zellen beeinflussen, nachdem diese Kontakt mit Bakterien oder Pilzen hatten.

Der Einfluss ist komplex und variiert je nach Erreger. Einige reQTLs beeinflussen eher die Antwort auf bakterielle Erreger, andere eher die Antwort auf den Schimmelpilz Aspergillus fumigatus. Unter den aktivierten Genen, die durch reQTLs reguliert werden, sind insbesondere auch Gene, die zentrale immunlogische Zellfunktionen steuern. Die in der Studie gefundenen reQTLs könnten auch mit anderen Erkrankungen in Zusammenhang stehen, wie Krebs, Autoimmunität, Entzündungs- und Infektionskrankheiten.

Basiswissen für eine personalisierte Infektionsmedizin

„Unsere Studie leistet einen wichtigen Beitrag, um besser zu verstehen, wie der genetische Hintergrund einer Patientin oder eines Patienten die Auseinandersetzung mit Infektionserregern beeinflusst“, sagt Professor Oliver Kurzai. „Darüber müssen wir noch viel mehr lernen, wenn wir bei der Behandlung von Infektionskrankheiten einmal zu einer personalisierten Medizin kommen wollen, wie sie in der Krebstherapie schon länger etabliert ist – also zu einer Behandlung, die individuell auf jeden einzelnen Patienten und jede einzelne Patientin abgestimmt ist.“

Doch die neuen Daten zeigen auch, wie kompliziert eine klinische Umsetzung sein wird: „Für jeden Erreger scheint es andere genetische Marker zu geben, die die Immunantwort des Menschen regulieren – es bleibt also noch viel zu tun!“

Publikation

Häder, A., Schäuble, S., Gehlen, J. et al. Pathogen-specific innate immune response patterns are distinctly affected by genetic diversity. Nature Communications 14, 3239 (2023). Open Access: https://doi.org/10.1038/s41467-023-38994-5 

Kontakt

Prof. Dr. Oliver Kurzai, Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Universität Würzburg, T +49 931 31-46160, oliver.kurzai@ uni-wuerzburg.de 

Prof. Dr. Johannes Schumacher, Institut für Humangenetik, Universität Marburg, T +49 6421 58-66232, johannes.schumacher@ uni-marburg.de 

 

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Analyse von RNA-Sequenzierungsdaten von Immunzellen (Monozyten) von 215 gesunden Testpersonen.
Analyse von RNA-Sequenzierungsdaten von Immunzellen (Monozyten) von 215 gesunden Testpersonen. Jeder Punkt steht für die transkriptionelle Antwort eines Individuums in unstimulierten Monozyten (Ctrl) und nach Exposition gegenüber verschiedenen Erregern (Pilz: Aspergillus fumigatus (Af); Bakterien: Neisseria meningitidis (Nm) bzw. Staphylococcus aureus (Sa)) für drei und sechs Stunden. Die Farben geben den Stimulus und den Zeitpunkt an. (Bild: Sascha Schäuble / Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie (Leibniz-HKI, Jena))

Medizinische Fakultäten diskutieren Zukunftsweichen

Führungskräfte aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Medien haben auf dem Medizinischen Fakultätentag in Jena die Gestaltung des Wandels für Forschung, Lehre und Patientenversorgung in der Hochschulmedizin diskutiert.

Der Würzburger Professor Matthias Frosch ist seit Juli 2019 Präsident des Medizinischen Fakultätentages.
Der Würzburger Professor Matthias Frosch ist seit Juli 2019 Präsident des Medizinischen Fakultätentages. (Bild: Medizinischer Fakultätentag / Regina Sablotny)

Im Zentrum der Diskussionen stand unter anderem die Frage nach dem Verhältnis zwischen Zusammenarbeit und Wettbewerb in der Gesundheitsforschung. „Kooperation und Konkurrenz sind in der Forschung untrennbar miteinander verknüpft“, so Professor Matthias Frosch, Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT) und Dekan der Medizinischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). „Kooperationsfähigkeit ist ein wichtiges Wettbewerbskriterium.“

Als Best-Practice Beispiele für kooperative Infrastrukturen in der Gesundheitsforschung nannte Matthias Frosch die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekte Netzwerk Universitätsmedizin, Medizininformatik-Initiative oder auch die Nationalen Zentren für Tumorerkrankungen.

Verlässliche Finanzierung erforderlich

Für diese Infrastrukturen sei es allerdings, so Matthias Frosch, „essentiell, dass sie partizipativ und integrativ, das heißt für alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler offen sind. Die Strukturen müssen langfristig verlässlich zur Verfügung stehen und so tragfähige Plattformen für einen chancengleichen Wettbewerb der Ideen bilden. Dies setzt Verstetigung mit einer verlässlichen Finanzierung jenseits der reinen Projektförderung ebenso voraus wie eine Governance, die der Kreativität der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler keine Grenzen setzt und Offenheit für neue Entwicklungen und Innovationen ermöglicht.“

Ein weiteres Schwerpunktthema war die Reform der Krankenhausstrukturen und -finanzierung sowie, damit einhergehend, die Weiterentwicklung des Medizinstudiums. Beide Bereiche, so wurde einstimmig hervorgehoben, stehen vor einem großen Wandel, der vielfältige Herausforderungen mit sich bringt.

Vernetzung der Versorgung

Der MFT und der Verband der Universitätsklinika Deutschlands betonten ihre Forderung, die Krankenhausreform politisch voranzubringen. Ziel sei die Sicherstellung der Versorgungsqualität vor dem Hintergrund eines bereits heute deutlich spürbaren und sich zukünftig noch verstärkenden Fachkräftemangels. Dies könne nur durch eine stärkere und sektorenbergreifende Vernetzung der Versorgung erreicht werden, in der die Universitätsmedizin eine koordinierende Aufgabe übernehmen muss.

In den potentiellen Auswirkungen der Reform auf die universitäre Lehre gelte es, eine Balance zwischen praxisnaher und theoretischer Ausbildung und die Sicherung der Qualität unter Einbindung einer Vielzahl von Akteuren besonders zu berücksichtigen.

Weiterentwicklung des Studiums

Die Fakultäten erzielten Einigkeit in der Frage, dass es eine wichtige Zukunftsaufgabe sei, die Studierenden auf den Wandel im Gesundheitswesen vorzubereiten. Vor allem die stärkere Ausrichtung der medizinischen Ausbildung auf ärztliche Kompetenzen stand im Mittelpunkt der Diskussionen.

Entscheidend für die Weiterentwicklung des Studiums sei die Novellierung der Ärztlichen Approbationsordnung, die bislang durch offene Finanzierungsfragen zwischen Bund und Ländern gebremst werde. Konsequent sei in diesem Zusammenhang die Feststellung des Bundesministeriums für Gesundheit, dass eine Steigerung der Ausbildungsqualität automatisch zu Mehrkosten führen muss und dass die Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkataloge Human- und Zahnmedizin in der Reform Verbindlichkeit erlangen sollen.

„Der MFT unterstützt das Gesundheitsministerium aktiv bei der inhaltlichen Ausgestaltung dieser Reform. Es braucht aber dringend eine Entscheidung von Bund und Ländern über eine adäquate Finanzierung, die die Fakultäten in die Lage versetzt, die Reformen auch zielführend umzusetzen“, so Matthias Frosch.

Bei der Diskussion um staatliche und private Medizinstudiengänge in Deutschland wurde das breite Spektrum der Qualität dieser Angebote deutlich. Die Länder wurden an ihre Verantwortung bei deren Aufsicht erinnert. Insbesondere bei Angeboten nach ausländischem Recht gilt es, regulatorische Lücken zu schließen.

Der Medizinische Fakultätentag

Der Medizinische Fakultätentag ist der Dachverband der Medizinischen Ausbildungs - und Forschungsstätten Deutschlands. Sie verantworten in über 70 verschiedenen Studiengängen die Ausbildung von rund 100.000 Studierenden der Human- und Zahnmedizin sowie der Gesundheitswissenschaften. Gemeinsam mit dem Verband der Universitätsklinika (VUD) vertritt der MFT die Deutsche Hochschulmedizin. Seit 1913 fungiert der MFT als Forum für ergebnisorientierte Diskussionen im Bereich medizinische Forschung und Medizinstudium.

Kontakt

Dr. Christiane Weidenfeld, MFT Medizinischer Fakultätentag, Leiterin der Kommunikation, E-Mail: weidenfeld@ mft-online.de 

 

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Der Würzburger Professor Matthias Frosch ist seit Juli 2019 Präsident des Medizinischen Fakultätentages.
Der Würzburger Professor Matthias Frosch ist seit Juli 2019 Präsident des Medizinischen Fakultätentages. (Bild: Medizinischer Fakultätentag / Regina Sablotny)

Erfolg für Krebsforscher

Große Anerkennung für den translationalen Krebsforscher Dr. Markus Diefenbacher: Er wurde als Associated Editor des Fachjournals Oncogene nominiert.

Der Würzburger Krebsforscher Dr. Markus Diefenbacher.
Der Würzburger Krebsforscher Dr. Markus Diefenbacher. (Bild: Benedikt Knüttel, BKfotofilm)

Dr. Markus Diefenbacher ist Gruppenleiter am Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum für Krebsforschung (MSNZ) der Universität Würzburg und des Universitätsklinikums Würzburg. Mit Wirkung vom 1. Juni 2023 wurde er als Associated Editor des Fachjournals Oncogene der Nature Publishing Group nominiert.

Als einziger deutscher Wissenschaftler wird Diefenbacher in den kommenden drei Jahren das renommierte Journal vertreten. Die Ernennung kommt einer Auszeichnung für seine Forschungsarbeiten über den Einfluss des Ubiquitin-Systems auf die Tumorentwicklung gleich.

„Oncogene hat sich einen ausgezeichneten Ruf in der Tumorforschung erworben, und ich fühle mich geehrt, als Associated Editor Teil dieses renommierten Journals zu sein“, sagt der Würzburger Wissenschaftler. Die Fachzeitschrift ist eine der weltweit führenden Publikationen für Krebsforschung. Sie fokussiert sich auf die zelluläre und molekulare Biologie von Krebs, die Resistenz gegen Krebstherapien und die Entwicklung von neuen Ansätzen zur Verbesserung der Überlebenschancen.

Die Tätigkeit als Associated Editor

In seiner Funktion als Associated Editor tritt Markus Diefenbacher als Botschafter des Journals auf. Er evaluiert Manuskripte und benennt Gutachterinnen und Gutachter für die Evaluierung nach dem Peer-Review Prinzip. Zudem gestaltet er aktiv die Ausrichtung und Schwerpunktsetzung des Journals mit.

„Die Wahl von Markus Diefenbacher durch Oncogene zeigt, dass er und das Thema seiner Arbeiten international wahrgenommen und als relevant für die onkologische Forschung eingeschätzt werden. Die Ernennung ist ein persönlicher Erfolg für ihn, aber auch für das MSNZ-Programm der Deutschen Krebshilfe, das sich die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Onkologie auf die Fahnen geschrieben hat“, freut sich Dr. Martin Czolbe, wissenschaftlicher Koordinator des MSNZ.

Werdegang des Wissenschaftlers

Markus Diefenbacher, ein gebürtiger Karlsruher, promovierte im Fach Genetik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Auf das Thema Tumorforschung spezialisierte er sich während seiner Arbeiten als Postdoc am Cancer Research UK London Research Institut (CRUK-LRI) und am The Francis Crick Institute London.

Seit seinem Wechsel nach Würzburg 2015 hat seine Arbeitsgruppe internationales Renommee für die Entwicklung von neuen translationalen in-vivo-Modellen sowie von Organoiden erworben, die als präklinische Testplattformen zur Erprobung neuer Therapeutika Verwendung finden.

Quelle: https://www.nature.com/onc/editors 

Kontakt

Dr. Markus Diefenbacher, Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum für Krebsforschung (MSNZ) Würzburg, T +49 931 31-88167, markus.diefenbacher@ uni-wuerzburg.de 

Webseite Dr. Markus Diefenbacher: www.diefenbacher-lab.com 

 

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Der Würzburger Krebsforscher Dr. Markus Diefenbacher.
Der Würzburger Krebsforscher Dr. Markus Diefenbacher. (Bild: Benedikt Knüttel, BKfotofilm)

Corona braucht nur einen Türöffner

Warum kann sich das Coronavirus SARS-CoV-2 so effizient verbreiten? Dazu gibt es in der Wissenschaft viele Hypothesen. Eine Würzburger Forschungsgruppe hat nun einige offene Fragen beantwortet.

Coronaviren (runde Partikel) mit Spike-Proteinen (cyan) infizieren eine Wirtszelle, die vereinzelt ACE-2-Rezeptoren (rosa) trägt.
Coronaviren (runde Partikel) mit Spike-Proteinen (cyan) infizieren eine Wirtszelle, die vereinzelt ACE-2-Rezeptoren (rosa) trägt. Nach der Bindung verschmelzen die Membranen und setzen virale Bestandteile (violett) frei. (Bild: RVZ)

In Europa ist die im Jahr 2020 vom Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöste Pandemie inzwischen weitgehend unter Kontrolle. Doch warum sich dieses Virus so effizient ausbreiten kann, ist immer noch unklar. Ein Forschungsteam um Simone Backes, Gerti Beliu und Markus Sauer  der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) hat nun in einer Veröffentlichung in der „Angewandte Chemie“ gezeigt, dass einige bisherige Annahmen neu überdacht werden müssen.

So bindet das Virus nicht mit mehreren Oberflächenproteinen gleichzeitig an mehrere Rezeptoren der zu infizierenden Zelle. Diese Vermutung war bislang ein Erklärungsversuch, wie die Viren ihre Infektiosität erhöhen. Die Bindung an einen einzelnen Rezeptor führt auch nicht dazu, dass in der Folge weitere Rezeptoren an das Virus andocken. Die Würzburger Forschungsgruppe lieferte nun den Beweis, dass ein einziges Virus an einen einzigen Rezeptor bindet und so die Tür für eine hoch effiziente Infektion öffnet.

Worüber bisher nur spekuliert werden konnte

SARS-CoV-2 trägt durchschnittlich 20 - 40 stachelähnliche Spike-Proteine auf seiner Oberfläche. Mit diesen bindet es sich an ACE2-Rezeptoren in der Membran seiner Zielzellen, zum Beispiel in der Nase und im Rachen des Menschen. Werden diese Rezeptoren mit Antikörpern blockiert, kann die Zelle nicht mehr infiziert werden. „Dies legt nahe, dass die Bindung des Virus an den ACE2-Rezeptor der entscheidende Schritt der Infektion ist“, erklärt Sauer.

Die ACE2-Rezeptoren und ihre Interaktion mit den viralen Spike-Proteinen mikroskopisch sichtbar zu machen, war bisher nicht möglich. Daher blieb Vieles der Spekulation überlassen – etwa die Frage, ob die Viren mit mehreren Spikes an mehrere Rezeptoren binden, um den Eintritt in die Zelle zu erleichtern.

Es wurde auch für wahrscheinlich gehalten, dass die Rezeptoren in der Membran nicht einzeln, sondern paarweise oder in Dreiergruppen vorliegen, um somit effizienter an die trimerischen Spike-Proteine zu binden. Oder dass sie erst nach der Bindung an ein Spike-Protein zu solchen Gruppen zusammengeführt werden. Beides hängt stark von der Dichte der ACE2-Rezeptoren in der Membran ab.

Super-Resolution-Mikroskopie brachte Durchblick

Hier wollten die Würzburger Forschenden Klarheit schaffen: Sie markierten Antikörper mit Farbstoffen, um die Rezeptoren sichtbar und zählbar zu machen. Dazu nutzen sie verschiedene Zelllinien, die als Modellsysteme für die SARS-CoV-Infektion verwendet werden, und die in der Arbeitsgruppe von Markus Sauer entwickelte einzelmolekülempfindliche Super-Resolution-Mikroskopie-Methode dSTORM.

Es zeigte sich, dass zum Beispiel Vero-Zellen, die oft als Modell für eine Infektion mit SARS-CoV-2 verwendet werden, nur einen bis zwei ACE2-Rezeptoren pro Quadratmikrometer Zellmembran aufweisen. Das ist sehr wenig: „Bei anderen Membranrezeptoren liegt diese Zahl oftmals zwischen 30 und 80“, so Sauer weiter.

„Der mittlere Abstand zwischen benachbarten ACE2-Rezeptoren beträgt circa 500 Nanometer. Er ist damit wesentlich größer als ein Viruspartikel, das nur 100 Nanometer durchmisst“, sagt Backes. Die Vorstellung, dass ein Viruspartikel mit mehreren Spike-Proteinen gleichzeitig an mehrere Rezeptoren binden kann, sei daher sehr unwahrscheinlich, fügt sie hinzu.

ACE2-Rezeptoren sind immer einzeln

Die nächste offene Frage: Liegen die Rezeptoren auch als Paare oder Dreiergruppen in der Membran vor? „Nein. Sie kommen dort ausschließlich einzeln vor. Und das bleibt auch so, wenn ein virales Spike-Protein an sie gebunden hat“, sagt Beliu, Gruppenleiter am Rudolf-Virchow-Zentrum. Für eine Infektion reiche es aus, wenn ein einziger Spike an einen einzigen Rezeptor bindet.

Mit diesen Ergebnissen konnte das JMU-Team viele ursprünglich aufgestellten Hypothesen zur Interaktion viraler Partikel mit mehreren ACE2-Rezeptoren widerlegen. Es zeigte auch, dass Wirtszellen mit einer höheren ACE2-Expression erwartungsgemäß leichter infiziert werden. Aber auch die Lipidzusammensetzung der Membran und weitere Faktoren beeinflussen die Infektionseffizienz.

Das JMU-Team will möglichst viel Detailwissen über den Zelleintrittsmechanismus von Coronaviren sammeln, um den Infektionsvorgang besser zu verstehen. Dies könnte letztlich zu einer besseren Prävention und zur Entwicklung besserer Medikamente gegen COVID-19 beitragen. Als nächstes wollen die Würzburger Forscher den Eintrittsmechanismus mit hochauflösender Lichtblatt-Mikroskopie analysieren.

Förderung

Die beschriebenen Arbeiten wurden vom Europäischen Forschungsrat, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Publikation

Coronaviruses Use ACE2 Monomers as Entry-Receptors. Patrick Eiring, Teresa Klein, Simone Backes, Marcel Streit, Marvin Jungblut, Sören Doose, Gerti Beliu, Markus Sauer, Angewandte Chemie International Edition, e202300821, 27. März 2023, https://doi.org/10.1002/anie.202300821  

Kontakt

Prof. Dr. Markus Sauer, Rudolf Virchow Center - Center for Integrative and Translational Bioimaging und Lehrstuhl für Biotechnologie und Biophysik, Biozentrum, University Würzburg, Germany +49 931 31-88687, m.sauer@ uni-wuerzburg.de

Dr. Gerti Beliu, Rudolf Virchow Center - Center for Integrative and Translational Bioimaging, University Würzburg, Germany, +49 931 31-89733, gerti.beliu@uni-wuerzburg.de Dr. Simone Backes, Institute for Virology and Immunbiology, University Würzburg, simone.backes@ uni-wuerzburg.de

Dr. Daniela Diefenbacher, Pressestelle, Rudolf Virchow Center - Center for Integrative and Translational Bioimaging, University Würzburg, +49 931 31-88631, daniela.diefenbacher@ uni-wuerzburg.de 

 

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Coronaviren (runde Partikel) mit Spike-Proteinen (cyan) infizieren eine Wirtszelle, die vereinzelt ACE-2-Rezeptoren (rosa) trägt.
Coronaviren (runde Partikel) mit Spike-Proteinen (cyan) infizieren eine Wirtszelle, die vereinzelt ACE-2-Rezeptoren (rosa) trägt. Nach der Bindung verschmelzen die Membranen und setzen virale Bestandteile (violett) frei. (Bild: RVZ)

Uniklinikum Würzburg: Abschied von Seelsorgerin Andrea Lorey

Ende Mai dieses Jahres verließ Andrea Lorey das ökumenische Seesorgeteam des Uniklinikums Würzburg und startete in die Freistellungsphase der Arbeitsteilzeit.

Andrea Lorey war fast sieben Jahre lang Teil des ökumenischen Seelsorgeteams des Uniklinikums Würzburg.
Andrea Lorey war fast sieben Jahre lang Teil des ökumenischen Seelsorgeteams des Uniklinikums Würzburg. Bild: UKW / Arnika Hansen

Würzburg. Die Pastoralreferentin Andrea Lorey war seit Oktober 2016 als katholische Seelsorgerin am Uniklinikum Würzburg (UKW) tätig, zuletzt auf der Palliativstation und in der Frauenklinik. Ende Mai dieses Jahres startete sie in die Freistellungsphase der Arbeitsteilzeit. Die Theologin und Sozialpädagogin (Jahrgang 1960) blickt mit Dankbarkeit auf die vergangenen fast sieben Jahre in der Klinikseelsorge zurück. „Ich habe sehr gerne die Patientinnen und Patienten begleitet. Besonders gefreut habe ich mich auch über die große Wertschätzung und Kooperationsbereitschaft der Klinikumsbeschäftigten – ob nun aus der Pflege, der Ärzteschaft, dem Vorstand oder der Verwaltung“, sagt Andrea Lorey. Eine persönliche Bereicherung und Vorbild waren für sie Menschen, die trotz teils schwerer Krankheit Lebensfreude und Hoffnung ausstrahlten.

Ein Dienst auch mit seelischen Herausforderungen

Natürlich war der Dienst am UKW nicht frei von Härten. „In der Pandemiezeit blutete mir, wie so vielen, das Herz, wenn die Patientinnen und Patienten nicht von ihren Angehörigen und Freunden besucht werden konnten“, schildert die Seelsorgerin. Auch der Kontakt zu kranken und sterbenden Kindern war für sie eine besondere seelische Herausforderung. „Da war es gut, dass wir uns als Seelsorgeteam immer die Möglichkeit gaben, die eigenen Gedanken widerzuspielen und uns gegenseitig wieder aufzurichten“, betont Lorey.Für den kommenden Ruhestand hat sie keine „großartigen Pläne“. Vielmehr freut sie sich auf die Freiheit, sich in Ruhe den „kleinen Dingen“ des täglichen Lebens widmen zu können: Gartenarbeit, Besuche, Radfahren – oder auch einfach nur, ohne Zeitdruck tagsüber einkaufen gehen zu können.

Andrea Lorey war fast sieben Jahre lang Teil des ökumenischen Seelsorgeteams des Uniklinikums Würzburg.
Andrea Lorey war fast sieben Jahre lang Teil des ökumenischen Seelsorgeteams des Uniklinikums Würzburg. Bild: UKW / Arnika Hansen

„Grüne Endoskopie“ am UKW: Pilotprojekt soll CO2-Abdruck senken

Temperaturanpassungen und Wechsel der Verbrauchsgüter als erste Maßnahmen bereits in der Umsetzung / 100 Prozent Ökostrom im Einsatz

Prof. Dr. Alexander Meining und sein Team haben auch auf die Verbrauchsgüter, z.B. Schlingen, geschaut, um den CO2-Fußabdruck in der UKW-Endoskopie zu ermitteln.
Prof. Dr. Alexander Meining und sein Team haben auch auf die Verbrauchsgüter, z.B. Schlingen, geschaut, um den CO2-Fußabdruck in der UKW-Endoskopie zu ermitteln. Foto: UKW / Stefan Dreising

Würzburg. Wie kann der CO2-Verbrauch ganz konkret in einem Klinikbereich gesenkt werden? Darum geht es in einem Pilotprojekt in der Endoskopie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). In einem ersten Schritt wurden umfangreich alle erforderlichen Daten erhoben. Jetzt wird geprüft, ob die umgesetzten Schritte einen Effekt bringen.

Prof. Dr. Alexander Meining, Leiter des Bereiches und Lehrstuhlinhaber für Gastroenterologie am UKW, initiierte das Projekt gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Dorothea Henniger: „Der erste arbeitsintensive Schritt war, überhaupt Daten zu sammeln. Denn natürlich mussten wir wissen, wie hoch der CO2-Verbrauch für unsere Abteilung ist. Nur, wenn wir hier Transparenz haben, können wir auch Maßnahmen ergreifen, um unseren Verbrauch zu senken“, so Prof. Meining.

Begleitet wurde das Projekt von einem externen Beratungsunternehmen. Im Mittelpunkt standen dabei die Themenfelder Heizung, Stromverbrauch, Müll und Verbrauchsgüter in der Endoskopie. Diese wurden dann drei Geltungsbereichen (energiewirtschaftlicher Fachbegriff: “Scopes“) zugeordnet. Zum ersten Geltungsbereich zählt etwa die Heizung. Prof. Meining: „Hier kamen wir auf einen Wert für unsere Abteilung von 36 Tonnen CO2-Auivalenten im Jahr. Streng genommen müssten hier auch die Werte für die Anfahrt der Mitarbeiter und Patienten zugordnet werden. Dies haben wir auch aus organisatorischen Gründen jedoch außen vorgelassen.“ Beim Stromverbrauch hingegen steht ein Wert von „Null“. Der Grund: Das Universitätsklinikum bezieht zu 100 Prozent Ökostrom.

100 Prozent Ökostrom am Universitätsklinikum Würzburg

Beim dritten Geltungsbereich (Scope 3) ging es um die Verbrauchsgüter, z.B. Schutzkittel, Schläuche, Schlingen, Drähte und dergleichen. Sowohl die Verpackung als auch der Transport wurden hier bezgl. des CO2-Fußabdruckes untersucht. Dazu wurde ein umfangreicher Fragebogen an die Herstellerfirmen geschickt. Zudem wurde ein Rechnungstool entwickelt, um den CO2-Abdruck für den Transport jedes eingesetzten Produktes zu ermitteln. Im Ergebnis stand hier ein CO2-Wert von 27 Tonnen für die Verbrauchsgüter. Insgesamt wurden 359 Güter untersucht.

Das Ergebnis: „Nach der Erhebung haben wir bei 224 Produkten den Hersteller gewechselt. Statt z.B. aus Fernost kommen manche Produkte jetzt aus Europa, in einem Fall sogar aus Mittelfranken. Das wird gerade den CO2-Verbrauch durch den Transport enorm reduzieren“, so Prof. Meining. Er betont aber auch: „Ohne die intensive Datenrecherche und die enge Zusammenarbeit mit den Kollegen aus dem Einkauf und weiteren Abteilungen wäre dieser Schritt nicht möglich gewesen. Und: Der Anbieterwechsel darf keine Auswirkungen auf die Qualität der Patientenversorgung haben.“ Zusätzlich wurde auch die Raumtemperatur für Eingriffsräume um zwei Grad gesenkt, um auch hier den Heizungsverbrauch zu mindern.

Ausgangspunkt: 63 Tonnen CO2 pro Jahr

Am Ende dieser ersten Projektphase stand daher ein jährlicher CO2-Fußabdruck von 63 Tonnen für die UKW-Endoskopie. Aktuell läuft die zweite Phase, um den Effekt der ergriffenen Maßnahmen zu messen. „Natürlich hoffen wir, dass unser CO2-Verbrauch dadurch dauerhaft sinkt. Aber ebenso wichtig ist die Erkenntnis: Es ist machbar, den abteilungseigenen CO2-Fußabdruck konkret zu messen und es ist möglich, gezielte Maßnahmen einzuleiten. Das haben wir erfolgreich gezeigt. Und gerade viele jüngere Kolleginnen und Kollegen waren absolut beindruckt von dem Projekt. Auch das ist ein wichtiger Effekt. Der grundlegende Ansatz ist auch auf andere Fachgebiete übertragbar. Hier gibt es schon einige Anfragen“, so der Würzburger Gastroenterologe.

Schon jetzt steht zudem fest: Durch den Herstellerwechsel konnte zudem die Müllmenge um 16 Prozent reduziert werden. Die weiteren Ergebnisse des Projektes werden aktuell ausgewertet.

Kontakt:
Prof. Dr. med. Alexander Meining
E-Mail: meining_a@ ukw.de 

Prof. Dr. Alexander Meining und sein Team haben auch auf die Verbrauchsgüter, z.B. Schlingen, geschaut, um den CO2-Fußabdruck in der UKW-Endoskopie zu ermitteln.
Prof. Dr. Alexander Meining und sein Team haben auch auf die Verbrauchsgüter, z.B. Schlingen, geschaut, um den CO2-Fußabdruck in der UKW-Endoskopie zu ermitteln. Foto: UKW / Stefan Dreising

Uniklinikum Würzburg: FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann zu Gast in der Nuklearmedizinischen Klinik

Prof. Dr. Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, informierte sich am Uniklinikum Würzburg auf Einladung des Kompetenznetzwerks nuklearonkologische Patientenversorgung über Möglichkeiten zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in der nuklearmedizinischen Forschung und Patientenversorgung.

Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann, eingerahmt von Magnus Fischer (links) und Prof. Dr. Andreas Buck sowie weiteren Vertreterinnen und Vertretern des Kompetenznetzwerks nuklearonkologische Patientenversorgung und des Uniklinikums Würzburg.
Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann (Bildmitte), eingerahmt von Magnus Fischer (links) und Prof. Dr. Andreas Buck sowie weiteren Vertreterinnen und Vertretern des Kompetenznetzwerks nuklearonkologische Patientenversorgung und des Uniklinikums Würzburg.
Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Buck (links) führte den Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Andrew Ullmann durch die Nuklearmedizin des Uniklinikums Würzburg.
Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Buck (links) führte den Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Andrew Ullmann durch die Nuklearmedizin des Uniklinikums Würzburg.
Beim Besuch am Uniklinikum Würzburg diskutierte Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion (links), unter anderem mit Magnus Fischer vom Kompetenznetzwerk nuklearonkologische Patientenversorgung.
Beim Besuch am Uniklinikum Würzburg diskutierte Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion (links), unter anderem mit Magnus Fischer vom Kompetenznetzwerk nuklearonkologische Patientenversorgung. Bilder (3): UKW / Helmuth Ziegler

Würzburg. Am 6. Juni dieses Jahres besuchte Prof. Dr. Andrew Ullmann, Bundestagsabgeordneter und gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, die Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin des Uniklinikums Würzburg (UKW). Er folgte damit der Einladung des Kompetenznetzwerks nuklearonkologische Patientenversorgung. Das strukturoffene Expertennetzwerk wurde im Jahr 2021 von der Novartis Radiopharmaceuticals GmbH initiiert. Ziel ist es, den interdisziplinären Austausch von Ärztinnen und Ärzten, Patientenorganisationen sowie politischen Entscheiderinnen und Entscheidern in der nuklearmedizinischen Versorgung von onkologischen Patientinnen und Patienten in Deutschland zu verbessern.

Erfolgreicher Einsatz von Theranostik 

Prof. Dr. Andreas Buck, der Direktor der Nuklearmedizinischen Klinik des UKW, ist einer der Partner des Kompetenznetzwerks. Als Einstieg in das Treffen gab der renommierte Nuklearmediziner MdB Ullmann und Magnus Fischer als Vertreter des Kompetenznetzwerks einen Überblick über die aktuellen Möglichkeiten der Theranostik. Der Begriff verbindet die beiden Wörter Therapie und Diagnostik und weist darauf hin, dass sich in der Nuklearmedizin mit dem selben Wirkprinzip sowohl Krankheiten aufspüren, als auch behandeln lassen. „Wir setzen Theranostik unter anderem sehr erfolgreich bei Neuroendokrinen Tumoren, Prostatakarzinomen sowie Lymphomen und Leukämien ein“, berichtete der Klinikdirektor. Nach seinen Worten kommen für manche dieser patientenindividuellen, präzisionsmedizinischen Therapien Erkrankte aus aller Welt, beispielsweise sogar aus Japan, ans UKW.

Forschungs- und versorgungspolitische Rahmenbedingungen gestalten

Nach einem Rundgang durch die Nuklearmedizinische Klinik diskutierte die durch weitere Fachleute des UKW und des Kompetenzwerks bereicherte Runde Probleme des Fachgebiets, die sich aus den derzeitigen forschungs- und versorgungspolitischen Rahmenbedingungen ergeben. Eine der Fragen dabei war, wie die Abrechnungsmöglichkeiten für diagnostische Radiopharmaka in der ambulanten fachärztlichen Versorgung weiterentwickelt werden können. Hierzu sagte Prof. Ullmann: „Das Konzept von Theranostika ist relativ neu und innovativ. Deshalb muss das bestehende Abrechnungssystem überarbeitet werden, um es für Ärztinnen und Ärzte attraktiver zu machen, diese innovative Form der Therapie den Patientinnen und Patienten anbieten zu können. Dies könnte durch eine Anpassung der Gebührenordnung oder durch spezielle Vergütungsmodelle für innovative Therapieformen geschehen.“

Als weiteren Punkt widmete sich das Infogespräch der zukünftigen Gewährleistung einer bedarfsgerechten Versorgung von Patientinnen und Patienten mit zugelassenen Radiopharmaka. Laut Prof. Ullmann wäre es ein Fehler, hier die Lösung in einfachen und nicht patientengerechten planwirtschaftlichen Modellen zu suchen. „Kurzfristig hat die Bundesregierung die ersten richtigen Schritte eingeleitet, aber langfristig müssen wir noch mehr tun“, betonte der Politiker und fuhr fort: „Das heißt vor allem eine raschere Nutzenbewertung, damit Arzneimittel und Therapeutika bei den Patientinnen und Patienten zeitnah Anwendung finden können. Ein weiterer Punkt wäre die zuverlässige Diversifizierung der Lieferketten, um die Abhängigkeit von einzelnen Ländern zu reduzieren. Dazu gehört auch, dass wir im europäischen Raum die Produktion attraktiver machen und auch den Blick nach Afrika richten.“ Nach seiner Auffassung wird das deutsche Gesundheitssystem ohne Anreizsysteme für die Pharmaunternehmen keine stabile Versorgung für die kommenden Jahrzehnte aufbauen können. 

Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann, eingerahmt von Magnus Fischer (links) und Prof. Dr. Andreas Buck sowie weiteren Vertreterinnen und Vertretern des Kompetenznetzwerks nuklearonkologische Patientenversorgung und des Uniklinikums Würzburg.
Der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann (Bildmitte), eingerahmt von Magnus Fischer (links) und Prof. Dr. Andreas Buck sowie weiteren Vertreterinnen und Vertretern des Kompetenznetzwerks nuklearonkologische Patientenversorgung und des Uniklinikums Würzburg.
Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Buck (links) führte den Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Andrew Ullmann durch die Nuklearmedizin des Uniklinikums Würzburg.
Klinikdirektor Prof. Dr. Andreas Buck (links) führte den Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Andrew Ullmann durch die Nuklearmedizin des Uniklinikums Würzburg.
Beim Besuch am Uniklinikum Würzburg diskutierte Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion (links), unter anderem mit Magnus Fischer vom Kompetenznetzwerk nuklearonkologische Patientenversorgung.
Beim Besuch am Uniklinikum Würzburg diskutierte Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion (links), unter anderem mit Magnus Fischer vom Kompetenznetzwerk nuklearonkologische Patientenversorgung. Bilder (3): UKW / Helmuth Ziegler