Aktuelle Pressemitteilungen

Nachhaltigkeit auf dem Stundenplan: 212 Auszubildende des UKW pflanzen Elsbeeren

212 Auszubildende des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) haben heute (13. November 2023) unter dem Motto „Azubis gestalten Zukunft – Nachhaltigkeit von Anfang an“ 250 Bäume im Steigerwald gepflanzt.

Zwei Auszubildende pflanzen einen Laubbaum ein. Ein Mitarbeiter des Forstbetriebs Ebrach leitet sie an.
Zwei Auszubildende des UKW pflanzen unter fachkundiger Anleitung eines Mitarbeiter des Forstbetriebs Elbrach (Mitte) Elsbeeren. © Annika Wolf / UKW

Würzburg. Wald statt Klinik, Outdoor-Outfit statt Dienstkleidung – für 212 Auszubildende des UKW fand heute (13. November 2023), erstmalig eine gemeinsame Exkursion zum Thema Nachhaltigkeit statt. Von Würzburg ging es in den Steigerwald. „Mit dieser Aktion leisten unsere neuen Auszubildenden bereits in ihren ersten Monaten am UKW einen gemeinsamen Beitrag zum Klimaschutz“, sagt Corinna Link, Mitarbeiterin in der HR-Entwicklung des UKW und Organisatorin der Baumpflanzaktion. 
Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor und Vorstandsmitglied des UKW, unterstützt die Initiative: „Die Baumpflanzaktion ist ein greifbares Beispiel für aktiven Umweltschutz in unserer Region und ein wichtiges Signal, um das Bewusstsein für das Zukunftsthema Nachhaltigkeit zu stärken. Wir freuen uns über das tolle Engagement unserer Azubis und der Ausbilderinnen und Ausbilder“.

Fachkundige Unterstützung beim Pflanzen der Elsbeere

Unter Anleitung des Forstbetriebs Ebrach pflanzten die Auszubildenden 250 vom UKW finanzierte Elsbeeren. Der einheimische Laubbaum hat eine hohe ökologische Bedeutung für den Steigerwald und kommt vergleichsweise gut mit Wärme zurecht. Das tiefe Wurzelwerk lockert den Boden auf, das Laub verrottet rasch und verbessert so den Waldboden, die Elsbeerblüten ziehen Insekten an und die Früchte bieten im Herbst Nahrung für viele Vogelarten.
Anschließend erhielten die Auszubildenden eine waldpädagogische Führung. Das Team des Steigerwaldzentrums informierte über das Zentrum, die Waldbewirtschaftung sowie das Trittsteinkonzept und zeigte die Waldklimastation.

14 Ausbildungsberufe beteiligen sich an Aktion

An der Exkursion nahmen Auszubildende aus 14 Ausbildungsberufen des UKW teil, darunter Diätassistentinnen und -assistenten, Pflegefachfrauen und -männer, Operationstechnische und Anästhesietechnische Assistentinnen und Assistenten, Kaufleute im Gesundheitswesen, Fachinformatikerinnen und -informatiker für Systemintegration und Physiotherapeutinnen und -therapeuten. Sie starteten im September und Oktober 2023 ihre Ausbildung am unterfränkischen Klinikum.

Informationen zu den Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten am UKW sind hier nachzulesen.
 

Großzügige Unterstützung für Endometriose-Crashkurs

Die Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp fördert ein neues Endometriose-Schulungsprojekt der Würzburger Universitäts-Frauenklinik mit einer 10.000-Euro-Spende. Der geplante Crashkurs soll niedergelassenen Gynäkologinnen und Gynäkologen Wege zur richtigen Diagnose und Behandlung der verbreiteten Erkrankung aufzeigen.

Scheckübergabe 10.000 € für Endometriose-Schulungsprojekt
Bei der Scheckübergabe (von links): Dr. Gunther Schunk, Erhard Frank, Catharina Kipping (alle Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp), Isabelle Rosenow (Vogel Communications Group) sowie Dr. Saskia-Laureen Herbert, Dr. Anastasia Altides und Prof. Dr. Achim Wöckel (alle Uniklinikum Würzburg). Bild: UKW / Susanne Just

 

Bei der Endometriose wachsen gebärmutterschleimhautähnliche Zellverbände außerhalb der Gebärmutterhöhle, also zum Beispiel im Scheidenbereich, im Bauchfell, in den Eierstöcken oder in der Darmwand.

„Je nach Lokalisation und Einzelfall kann dies zu sehr unterschiedlichen Beschwerden führen, was die richtige Diagnosestellung oft zu einer Herausforderung macht“, weiß Dr. Anastasia Altides. Die Leiterin des zertifizierten Endometriosezentrums des Uniklinikums Würzburg (UKW) fährt fort: „Um hier den niedergelassenen Frauenärztinnen und Frauenärzten die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten im ambulanten Setting aufzuzeigen, planen wir, im kommenden Jahr einen entsprechenden Crashkurs anzubieten.“

Damit das Vorhaben auch tatsächlich Wirklichkeit werden kann, überreichte die Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp den Projektverantwortlichen des UKW Anfang November dieses Jahres eine Spende über 10.000 Euro.
„Wie wir erfahren haben, ist etwa jede zehnte Frau in Deutschland von Endometriose betroffen. Der Kurs wird also dazu beitragen, dass wirklich vielen Frauen ein unnötig langer Leidensweg erspart bleibt. Damit ist das Geld aus unserer Sicht sehr gut investiert“, kommentierte Catharina Kipping, Referentin der Stiftung, bei der symbolischen Scheckübergabe am Klinikum.
 

Prof. Dr. Achim Wöckel, der Direktor der Würzburger Universitäts-Frauenklinik, bedankte sich – gerade auch im Namen der Betroffenen – herzlich für die großzügige Unterstützung.

 

Universitätsmedizin feierte den „dies academicus“

Hans-Christian Pape erhielt die Ehrendoktorwürde, Tim von Oertzen wurde in sein Amt als Ärztlicher Direktor eingeführt, und zwei Forscherinnen erhielten Preise für ihre herausragenden Dissertationen.

Foto von der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Hans-Christian Pape mit Universitätspräsident Paul Pauli und Dekan Matthias Frosch
Verleihung der Ehrendoktorwürde an Hans-Christian Pape (Mitte) mit Universitätspräsident Paul Pauli (links) und Dekan Matthias Frosch. (Foto: Jörg Fuchs / Universität Würzburg)
Foto von Dr. Vanessa Göb, hier mit Professor Stefan Frantz und Dekan Matthias Frosch
Der Wollheim-Preis ging an Dr. Vanessa Göb, hier mit Professor Stefan Frantz (links) und Dekan Matthias Frosch. (Foto: Jörg Fuchs / Universität Würzburg)
Foto von Dr. Stefanie Schwinn, hier mit Professorin Nurcan Üçeyler und Dekan Matthias Frosch
Den Promotionspreis der Klug und Sichler Stiftung erhielt Dr. Stefanie Schwinn, hier mit Professorin Nurcan Üçeyler (links) und Dekan Matthias Frosch. (Foto: Jörg Fuchs / Universität Würzburg)

Bei ihrem Akademischen Tag, dem „dies academicus“, erinnern die Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum (UKW) Würzburg an einen wichtigen Meilenstein ihrer Geschichte: an die Eröffnung des Luitpoldkrankenhauses am 2. November 1921. „Damals wurde das Fundament für die erfolgreiche Entwicklung eines national und international renommierten Forschungsstandorts gelegt, der das Profil der Universität Würzburg entscheidend prägt“, so Dekan Professor Matthias Frosch.

Die Feier fand am 6. November 2023 im Hörsaal des Rudolf-Virchow-Zentrums / Instituts für Molekulare Infektionsbiologie statt. In ihrem Rahmen wurden Auszeichnungen vorgenommen und der neue Ärztliche Direktor des UKW, Privatdozent Dr. Tim von Oertzen, feierlich ins Amt eingeführt. 

Markus Blume, Bayerns Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, grüßte die Universitätsmedizinfamilie und die Preisträgerinnen und Preisträger an „einem der traditionsreichsten und besten Medizinstandorte in Bayern“ in einer Videobotschaft.

Neuen Ärztlichen Direktor vorgestellt

Der Dekan stellte den neuen Ärztlichen Direktor vor. Tim von Oertzen hat dieses Amt als Nachfolger von Professor Jens Maschmann zum 1. Oktober 2023 angetreten. Der Neurologe war zuvor erster stellvertretender Ärztlicher Direktor des Kepler Universitätsklinikums Linz. Mehr: https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/einblick/single/news/neuer-aerztlicher-direktor-am-uniklinikum/

Ehrendoktorwürde für Hans-Christian Pape

Beim „dies academicus“ verlieh die Medizinische Fakultät Professor Hans-Christian Pape von der Universität Münster die Ehrendoktorwürde. Damit würdigte sie seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen und seine Verbundenheit mit der Würzburger Universitätsmedizin.

Wie Professor Jürgen Deckert in der Laudatio betonte, zählt der Geehrte zu den weltweit führenden Neurophysiologen. Er erforschte unter anderem die molekularen und zellulären Mechanismen von emotionalem Verhalten und Gedächtnis, mit einem Schwerpunkt auf Furcht und Angst, sowie deren klinisch relevante Störungen. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt lag auf rhythmischen Aktivitätszuständen des Gehirns, die den Wach-Schlaf-Zyklus, aber auch Formen der Epilepsie bestimmen. 

Für seine wissenschaftlichen Arbeiten erhielt Pape zahlreiche Forschungspreise, darunter den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis und den Max-Planck-Forschungspreis. Seit 2003 ist er Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Professor Pape hatte leitende Rollen in sehr erfolgreichen Sonderforschungsbereichen. Als Sprecher des SFB TRR 58 „Furcht, Angst und Angsterkrankungen“, an dem auch Würzburger Forschende mitwirkten, trug er wesentlich zur interdisziplinären und fakultätsübergreifenden Entwicklung der Neurowissenschaften in Würzburg bei. Seine überaus enge Bindung an Würzburg zeigt sich auch in der 2021 erfolgten Ernennung zum Mitglied des Würzburger Universitätsrates und sein Engagement für die interdisziplinäre wissenschaftliche Weiterentwicklung der Julius-Maximilians- Universität.

Promotionspreis für Dr. Vanessa Göb

Den Wollheim-Preis erhielt Dr. Vanessa Göb. Die Auszeichnung ist für herausragende Promotionsarbeiten auf dem Gebiet der Herz-Kreislauf-Forschung vorgesehen. Vanessa Göbs preisgekrönte Arbeit trägt den Titel „Pathomechanismen des ischämischen Schlaganfalles“. Betreuer war Professor David Stegner vom Institut für Experimentelle Biomedizin des UKW.

Dr. Göb nutzte in ihrer Dissertation bildgebende Verfahren, um die Rolle der Blutplättchen beim ischämischen Schlaganfall zu untersuchen. Dabei zeigte sie unter anderem, dass es erst deutlich nach der Ausbreitung des neuronalen Schadens zu einer nennenswerten Thrombusbildung kommt. Somit konnte sie die nach wie vor vorherrschende Vorstellung widerlegen, dass der Zusammenbruch der Mikrozirkulation des Gehirns in Folge von Thrombosierung ursächlich für die Infarktprogression ist.

„Dr. Göb konnte die Ergebnisse ihrer Arbeit auf zahlreichen Konferenzen präsentieren und hat damit wichtige Beiträge zu mehreren hochrangigen Publikationen geleistet. Sie ist eine herausragende und begeisterte Wissenschaftlerin, die es auch über ihre Promotionsarbeit hinausgehend versteht, wichtige Brücken zwischen Grundlagenwissenschaft und klinischer Forschung zu schlagen“, so Professor Stefan Frantz, der die Laudatio sprach.

Der Preis ist nach Ernst Wollheim benannt (1900-1981), der von 1948 bis 1970 an der Universität Würzburg Professor für Innere Medizin und Direktor der Medizinischen Klinik war. Nach seiner Emeritierung errichtete er die Ernst und Hedda Wollheim-Stiftung zur Erforschung des Bluthochdrucks. Deren Vorstand beschloss 2006, zur Erinnerung an den Stifter den Wollheim-Preis ins Leben zu rufen.

Promotionspreis für Dr. Stefanie Schwinn

Der Promotionspreis aus dem Nachlass von Klug und Sichler wird an herausragende Dissertationen auf dem Gebiet der Krebsforschung vergeben. Er ging an Dr. Stefanie Schwinn für ihre Arbeit über „Neue Behandlungsmöglichkeiten des Gruppe 3-Medulloblastoms im orthotopen Mausmodell“. Betreuer waren Professor Matthias Wölfl von der Kinderklinik und Professor Andreas Beilhack von der Medizinischen Klinik II des UKW.

Dr. Schwinn hat neue Substanzen gesucht, um das Therapiespektrum beim Medulloblastom zu erweitern, einem besonders aggressiven Hirntumor bei Kindern. In einem aufwändigen Mausmodell identifizierte sie die Kombination des Zytostatikums Gemcitabin mit dem VEGF-Rezeptor-Inhibitor Axitinib als besonders wirksam gegenüber Medulloblastomzellen.

Es stellte sich heraus, dass die gewählte Therapieoption mindestens ähnlich gute Ergebnisse erzielte wie die Standardtherapie, dafür aber insgesamt besser vertragen wurde. Die Ergebnisse hat Dr. Schwinn 2021 als Erstautorin im Journal Scientific Reports veröffentlicht. „Zusammenfassend hat Frau Dr. Schwinn einen wichtigen Beitrag zu möglichen Therapiekonzepten für Kinder mit diesem sehr aggressiven Hirntumor geleistet und ihre Daten können nun in klinischen Projekten weiterentwickelt werden“, so Professorin Nurcan Üçeyler, die die Laudatio sprach.

Der Preis geht auf zwei Frauen zurück. Die Gastwirtin und Landwirtin Coletta Klug vom Untermain verfügte per Testament, ihr Vermögen der Universität Würzburg zu hinterlassen, um dieses für die Krebsforschung einzusetzen. Auch Helene Sichler wollte mit ihrem Nachlass ihre persönliche Verbundenheit der Universität Würzburg gegenüber ausdrücken und die Mittel bevorzugt für die Krebsforschung verwendet sehen.
 

Würzburger in „Champions League der Myelom-Forschenden“

Universitätsklinikum Würzburg (UKW) ist Teil eines großen, internationalen Konsortiums, welches von der amerikanischen Multiple Myeloma Research Foundation MMRF mit insgesamt 21 Millionen Dollar gefördert wird.

Tumorzellen, Immunzellen und stromale Zellen in einer Läsion des Multiplen Myeloms
Immunfluoreszenz Bild von einer extramedullären Läsion des Multiplen Myelom, also eines Tumorherdes außerhalb des Knochenmarks. Die bösartigen Plasmazellen sind blau eingefärbt, die T-Zellen grün und stromale Zellen wie Fibroblasten und Endothelzellen rot. © Angela Riedel / Uniklinikum Würzburg

Würzburg. Das Multiple Myelom ist der zweithäufigste Blutkrebs. Es entwickelt sich im Knochenmark und kann sich im ganzen Körper ausbreiten. Trotz aller medizinischen Fortschritte erleiden die meisten Patientinnen und Patienten einen Rückfall und lassen sich bis heute nicht heilen. Die amerikanische Multiple Myeloma Research Foundation (MMRF) ist die weltweit größte gemeinnützige Stiftung, die sich ausschließlich darauf konzentriert, wissenschaftliche und klinische Fortschritte in der Behandlung des Multiplen Myeloms voranzutreiben. Anfang November gab die Stiftung die Empfänger von drei so genannten MMRF Myeloma Accelerator Challenge (MAC) Program Grants bekannt, die sich auf zwei kritische Bereiche mit noch ungedecktem Bedarf beim Multiplen Myelom konzentrieren. Die drei Programme zielen darauf ab, mehrere Zentren zu vernetzen, ihre Ressourcen und Proben zu bündeln und überzeugende Hypothesen voranzutreiben, die rasch in klinischen Studien getestet werden können. Das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) ist Teil eines dieser auf drei Jahre ausgelegten Projekte, die jeweils 7 Millionen Dollar erhalten. 

Hochrisikopatientinnen und Patienten im Fokus der europäischen Gruppe

„Mit dem Grant wurden wir sozusagen in die Champions-Leage der Myelom-Forschenden aufgenommen“, freut sich Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am UKW und Sprecher des neu gegründeten Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen NCT WERA. Neben ihm sind Prof. Dr. Martin Kortüm, Dr. Umair Munawar, Dr. Leo Rasche und Dr. Angela Riedel im Würzburger Team vertreten. Sie erarbeiten in der europäischen Gruppe gemeinsam mit dem Erasmus Medical Center in Rotterdam, dem Universitätsklinikum in Amsterdam sowie den Universitäten in Turin und Salamanca einen systembiologischen Ansatz für die Optimierung der Behandlung für Hochrisikopatientinnen und -patienten mit Multiplem Myelom. Die Betroffenen erleiden häufig sehr früh einen Rückfall und weisen im Vergleich zu Standardrisikopatientinnen und -patienten eine schlechtere Überlebensrate auf. 

„Wir werden untersuchen, was Patientinnen und Patienten mit hohem Risiko und schlechterem Therapieansprechen von anderen unterscheidet. Durch die Kombination verschiedener Aspekte der Erkrankung werden wir eine integrierte Definition des Multiplen Myeloms mit hohem Risiko erarbeiten und damit einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu neuen, speziell auf diese Patientinnen und Patienten zugeschnittenen Therapien machen“, beschreibt Hermann Einsele das Projektvorhaben. Dafür stehen allein dem Würzburger Team zwei Millionen Dollar zur Verfügung.

Eine amerikanische Forschungsgruppe wird mit Hilfe modernster Technologien eine große Kohorte von Patientenproben auf genomischer und immunologischer Ebene analysieren, um die entscheidenden Ereignisse zu verstehen, die das Multiple Myelom mit hohem Risiko auslösen. Die Studien haben das Potenzial, neue Schwachstellen zu identifizieren, die mit CRISPR-Gen-Editing im Labor weiter untersucht werden.

Bei der dritten MAC-Förderung arbeitet ein weiteres amerikanisches Team an einer verbesserten Identifizierung des Hochrisiko-Smoldering-Myeloms (HR SMM). Das schwelende Myelom ist ein frühes, asymptomatisches Stadium, das sich zum aktiven Multiplen Myelom entwickeln kann.

Durch Zusammenarbeit und Finanzierung Forschungstempo beschleunigen 

„Die MAC Grants sind ein wichtiger neuer Teil unserer Investitionen, und wir freuen uns, dass die ausgewählten Programme mehrere Zentren zusammenbringen werden, um in hochgradig kooperativen Netzwerken zu arbeiten. Unser strategischer Plan identifiziert spezifische Forschungsbereiche, die mehr Aufmerksamkeit benötigen, und nur durch die Zusammenarbeit mehrerer Zentren können wir schnell einen großen Satz von Patienten und Proben schaffen, die für neue Forschungsmethoden geeignet sind“, sagt George Mulligan, PhD, Chief Scientific Officer des MMRF. Michael Andreini, Präsident und CEO des MMRF fügt hinzu: „Das Forschungstempo muss beschleunigt werden, wenn wir den erheblichen ungedeckten Bedarf beim Multiplen Myelom decken wollen, und der Weg dorthin führt über Zusammenarbeit und Finanzierung. Die Zusammenführung verschiedener Teams durch unsere MAC-Zuschüsse, die normalerweise viele Hindernisse bei der Zusammenarbeit haben, wird diese Forschungsprioritäten stärker fokussieren und ausweiten, was zu schnelleren und wirkungsvolleren Erkenntnissen für die Patientinnen und Patienten führen wird."


Über die Multiple Myeloma Research Foundation® (MMRF®):

Die Multiple Myeloma Research Foundation® (MMRF®) aus Norwalk/Connecticut tätigt bedeutende strategische Investitionen, um solide molekulare und klinische Daten zu generieren und translationale Forschung zu betreiben, die zu besseren Behandlungsmöglichkeiten des Multiplen Myeloms führt. Im Mittelpunkt des Stiftungsauftrags steht das Engagement für mehr gesundheitliche Chancengleichheit, damit alle Myelompatientinnen und -patienten von den wissenschaftlichen und klinischen Fortschritten profitieren können, welche die Forschenden verfolgen. Seit der Gründung hat die MMRF über 500 Millionen Dollar für die Forschung aufgebracht, fast 100 klinische Studien eingeleitet und dazu beigetragen, dass mehr als 15 von der FDA zugelassene Therapien auf den Markt kamen, die die Lebenserwartung von Myelompatientinnen und -patienten verdreifacht haben. Weitere Informationen finden Sie unter www.themmrf.org

Über das Multiple Myelom und Würzburgs Beitrag zur Erforschung und Anwendung von Immuntherapien: 

Das Multiple Myelom ist nach der Leukämie die zweithäufigste Blutkrebserkrankung, bei der es zu verschiedenen bösartigen Tumorherden im Knochenmark kommt. Der Begriff leitet sich vom Lateinischen „multiple“ für vielfach und dem Griechischen „myelos“ für Mark ab. Jedes Jahr erhalten allein in Deutschland rund 7.000 Menschen die Diagnose. Das Erkrankungsrisiko steigt in höherem Alter deutlich an. Bei den Betroffenen vermehren sich entartete Plasmazellen unkontrolliert und verdrängen die gesunden weißen Blutkörperchen, die für die Produktion von Antikörpern zuständig sind. Aufgrund der veränderten Immunität kommt es vermehrt zu Infektionen, die Knochenstruktur wird zerstört, Nerven und Organe werden geschädigt, die Betroffenen leiden unter Müdigkeit und Appetitlosigkeit. Dauerhaft geheilt werden kann diese Krebserkrankung noch nicht. Denn auch nach vermeintlich erfolgreicher Therapie müssen die Betroffenen immer mit einem Rezidiv rechnen. Mit einem besseren Verständnis der Evolution dieser entarteten Knochenmarkzellen könnten aber die Diagnose und Behandlung optimiert werden.
Als große Hoffnungsträger gelten Immuntherapien mit Antikörpern oder Gen-manipulierten T-Zellen, den so genannten CAR-T-Zellen. Das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) spielt bei der Erforschung, Anwendung und Ausweitung dieses neuen Arzneimittelprinzips eine international bedeutende Rolle. So wird in Würzburg das größte Myelom-Programm in Europa mit vielem klinischen Studien und Begleitforschung zu den neuesten Therapieformen wie CAR-T-Zellen und verschiedenen T-Zell-aktivierenden (bispezifischen) Antikörpern angeboten. 
 

Tumorzellen, Immunzellen und stromale Zellen in einer Läsion des Multiplen Myeloms
Immunfluoreszenz Bild von einer extramedullären Läsion des Multiplen Myelom, also eines Tumorherdes außerhalb des Knochenmarks. Die bösartigen Plasmazellen sind blau eingefärbt, die T-Zellen grün und stromale Zellen wie Fibroblasten und Endothelzellen rot. © Angela Riedel / Uniklinikum Würzburg

Prof. Dr. Rudolf Hagen jetzt Präsident des internationalen Netzwerks HEARRING

Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Hagen, der ehemalige Direktor der Würzburger Universitäts-HNO-Klinik, wurde Ende Oktober dieses Jahres zum Präsidenten der HEARRING-Gruppe gewählt. Das unabhängige Netzwerk bringt die Expertise von 36 internationalen Hörimplantat-Zentren zusammen.

Der neue HEARRING-Präsident Prof. Dr. Rudolf Hagen (links) und HNO-Spezialist Prof. Dr. Mario Zernotti
Bei der Jahrestagung diskutierte der neue HEARRING-Präsident Prof. Dr. Rudolf Hagen (links) unter anderem mit dem argentinischen HNO-Spezialisten Prof. Dr. Mario Zernotti. Bild: Michael Bogár
Prof. Dr. Rudolf Hagen mit den Teilnehmenden der HEARRING-Jahrestagung 2023 in der Würzburger Residenz
Prof. Dr. Rudolf Hagen (vorne links) mit den Teilnehmenden der HEARRING-Jahrestagung 2023 in der Würzburger Residenz. Bild: Michael Bogár

Würzburg. Die internationale HEARRING-Gruppe engagiert sich in der Spitzenforschung auf dem Gebiet der Hörimplantate, in der Verbesserung audiologischer Verfahren sowie in der Entwicklung und Perfektionierung chirurgischer Techniken. Das unabhängige Netzwerk ist ein Zusammenschluss von 36 Comprehensive Hearing Centers weltweit – von Antwerpen/Belgien über Perth/Australien bis Würzburg/Deutschland. Ende Oktober dieses Jahres kamen Vertreterinnen und Vertreter der Vereinigung zu ihrem Jahrestreffen in Würzburg zusammen. Dabei wurde Prof. Dr. Dr. h.c. Rudolf Hagen für die kommenden fünf Jahre zum HEARRING-Präsidenten gewählt. Der international renommierte Experte leitete bis zu seiner Pensionierung Ende September 2023 18 Jahre lang die Würzburger Universitäts-HNO-Klinik.

Organisation von Tagungen und Hearing-Camps

„Mit der Präsidentschaft ist zum einen die Organisation vieler Tagungen weltweit verbunden“, berichtet Prof. Hagen und fährt fort: „Zum anderen geht es darum, in unterentwickelten Regionen der Erde sogenannte Hearing-Camps zu veranstalten, bei denen Operateurinnen und Operateure sowie Hörspezialistinnen und -spezialisten unabhängige Versorgungseinheiten für Schwerhörige und Taube aufbauen.“
Das dahinterstehende Problem ist immens. Tatsächlich gibt es in vielen Gebieten keine ausreichenden Maßnahmen gegen Schwerhörigkeit, was sich auf die schulischen Leistungen und die Beschäftigungsmöglichkeiten auswirkt. So erhalten in Entwicklungsländern Kinder mit Hörverlust und Taubheit selten eine Schulausbildung. Zusätzlich zum persönlichen Leid schätzt die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass unbehandelter Hörverlust die Weltwirtschaft jährlich 980 Milliarden US-Dollar kostet.
 

Die Welt der Leitlinienimplementierung vor, während und nach der Pandemie

Eine am DZHI Würzburg durchgeführte Untersuchung beschreibt die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und den Einfluss der neuen europäischen Herzinsuffizienz-Leitlinien auf die Medikamentenverordnung im Versorgungsalltag. Diese Analyse von Apothekendaten deutet darauf hin, dass evidenzbasiertes klinisches Wissen in der realen Herzinsuffizienz-Versorgung in Deutschland zunehmend besser angenommen wird. Dies scheint durch die neuen ESC-Leitlinien gefördert, aber durch die COVID-19-Pandemie gebremst worden zu sein.

Hi-Nurse überreicht Dose mit Medikamenten
Zu Beginn der COVID-19-Pandemie gingen die Konsultationen in kardiologischen und allgemeinmedizinischen Praxen um rund 40 Prozent zurück. Das hat sich auch auf die Herzinsuffizienz-Versorgung ausgewirkt. Die Verschreibungszahlen von wichtigen Arzneimitteln brachen ein. © R. Kochanowski / DZHI

Würzburg. Herzinsuffizienz ist in Deutschland die häufigste Einzeldiagnose bei Klinikaufnahmen und hat eine ernste Prognose: nur jede zweite Person mit Neudiagnose Herzinsuffizienz wird die folgenden fünf Jahre überleben. Eine frühzeitige, medizinische Therapie kann jedoch stationäre Aufenthalte reduzieren, Lebensqualität verbessern und die Überlebenswahrscheinlichkeit nachweislich erhöhen. Vor allem die Herzinsuffizienz mit reduzierter Pumpfunktion (HFrEF: heart failure with reduced ejection fraction) lässt sich inzwischen gut medikamentös behandeln. Die European Society of Cardiology (ESC) empfiehlt mit höchstem Nachdruck in ihren Leitlinien die Therapie mit vier Wirkstoffgruppen inklusive der beiden neuen Substanzklassen ARNI und SGLT2-Hemmer*, deren zusätzlicher Nutzen in mehreren Studien demonstriert wurde. 

Doch wie gut und schnell wird die neue Evidenz für diese neuartigen medikamentösen Therapien gemäß Leitlinien eigentlich in die tägliche Praxis umgesetzt? Und wie hat sich COVID-19-Pandemie auf die Verordnungsraten in der Herzinsuffizienz-Versorgung ausgewirkt? Ein Team namhafter Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Störk vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) am Uniklinikum Würzburg (UKW) hat sich die Verschreibungspraxis im Zeitraum 2016 bis 2023 genauer angeschaut und ihre Analysen jetzt im Fachjournal THE LANCET Regional Health Europe veröffentlicht. Im Fokus standen dabei die beiden neuen Wirkstoffklassen ARNI und SGLT2-Inhibitor. ARNI ist die Kombination aus dem Neprilysin-Inhibitor Sacubitril und dem Angiotensin-Rezeptor-Blocker Valsartan, das die europäischen Arzneimittelbehörde EMA im November 2015 zugelassen hat. SGLT2-Inhibitoren sind seit August 2021 in den Leitlinien empfohlen.** 

Verschreibungszahlen brachen zu Beginn der Covid-19-Pandemie ein

Konkret untersucht wurden Apothekendaten aus der Verschreibungsdatenbank IQVIA. Die Anzahl der Menschen, die mit Sacubitril/Valsartan behandelt wurden, stieg kontinuierlich an, von 5.260 im ersten Quartal 2016 auf 351.262 im zweiten Quartal 2023. Zeitgleich mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie verlangsamte sich das vierteljährliche Wachstum jedoch erheblich, um etwa 50 Prozent von 16.507 im ersten Quartal 2020 auf 8.804 im darauffolgenden Quartal. 

Ähnlich verhielt es sich bei den Neuverschreibungen. Diese stiegen zwar insgesamt von 5.238 im ersten Quartal 2016 auf 53.534 Verordnungen bis zum zweiten Quartal 2023. Zu Beginn der Pandemie, im Übergang vom ersten zum zweiten Quartal 2020 gingen die Verschreibungen von Sacubitril/Valsartan jedoch um 17,5 Prozent zurück (von 26.855 in Q1/2020 auf 22.145 in Q2/2020). Erst ein knappes Jahr später, im ersten Quartal 2021, wurde mit 27.197 Neuverschreibungen das Niveau vor der Pandemie erreicht. „In den klinischen Studien zu diesem Präparat haben wir gelernt, dass selbst stabile Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz von der Therapie mit Sacubitril/Valsartan im ersten Jahr deutlich profitiert haben. Der um ein Jahr verzögerte oder ausgesetzte Beginn dieser wichtigen Arzneimitteltherapie ist also für die Alltagsversorgung sehr relevant“, kommentiert Prof. Dr. Stefan Störk.

50.000 weniger kardiologische Konsultationen in einer Woche

Die vorliegende Analyse bestätigt die Ergebnisse einer umfassenden Übersichtsarbeit, die 81 Studien aus 20 Ländern berücksichtigt und einen pandemiebedingten Rückgang der Inanspruchnahme des Gesundheitssystems insgesamt um 37 Prozent und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 29 Prozent aufzeigt. Das passt auch zum Trendreport des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland. Demnach sanken in Deutschland die Behandlungsfälle in kardiologischen Praxen in der letzten Märzwoche 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent, was 50.000 weniger Konsultationen in einer Woche bedeutet, und in allgemeinmedizinischen Praxen um 39 Prozent, was 500.000 weniger Konsultationen entspricht. 

Resilienz der Gesundheitssysteme bei Pandemien und anderen Krisen stärken 

„Unsere Daten verdeutlichen die negativen Folgen der Pandemie, einschließlich der Lockdown-Maßnahmen, und legen nahe, dass wir die Resilienz, also die Widerstandskraft unseres Gesundheitssystems stärken müssen, um uns für zukünftige Gesundheitskrisen zu wappnen. Es müssen Maßnahmen getroffen werden, um den Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten sowie zur Gesundheitsversorgung insgesamt für Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen sicherzustellen. Das betrifft zukünftige Pandemien, kann aber prinzipiell auch auf andere Krisen der öffentlichen Gesundheit, wie beispielsweise Extremwetterereignisse beziehungsweise Überschwemmungen übertragen werden,“ fasst Dr. Fabian Kerwagen zusammen. Der angehende Kardiologe spezialisiert sich im DZHI auf die Versorgungsforschung und ist als Erstautor der Publikation „Impact of the COVID-19 pandemic on implementation of novel guideline-directed medical therapies for heart failure“.

Neue Leitlinien finden relativ schnell den Weg in die Praxis

Als äußerst positiv bewerten die Autoren die schnelle Umsetzung der neuen Leitlinien-Empfehlungen. „Wir haben gesehen, dass sowohl Sacubitril/Valsartan als auch die SGLT2-Hemmer nach Zulassung und Leitlinienempfehlung zunehmend rascher in der Versorgungsrealität ankommen und verschrieben werden“, stellt Fabian Kerwagen zufrieden fest. 

So konnte das Studienteam direkt nach der Zulassung des ersten SGLT2-Inhibitors für HFrEF Ende 2020 einen Anstieg der gemeinsamen Verschreibung von SGLT2-Inhibitor mit Sacubitril/Valsartan nachweisen. Dieser Trend beschleunigte sich mit den neuen ESC-Leitlinien zur Herzinsuffizienz. Das vierteljährliche Wachstum für die Kombinationstherapie verdoppelte sich nahezu von 11.929 im dritten Quartal 2021 auf 22.033 im darauffolgenden Quartal und nahm danach weiter kontinuierlich zu. Zuletzt, im zweiten Quartal 2023, wurde die Kombinationstherapie (S/V und SGLT2-Inhibitor) 80.926 mal verordnet. Allerdings: Frauen und Patienten im Alter von über 80 Jahren wurden seltener mit einer Kombinationstherapie behandelt als Männer und jüngere Patienten. 

„Obwohl klinische Leitlinien zu einem immer besser angenommenen Eckpfeiler der klinischen Versorgung geworden sind, bestehen nach wie vor große Lücken zwischen der Evidenz aus den entscheidenden randomisierten Ergebnisstudien und der Akzeptanz der leitliniengerechten medikamentösen Therapie in der täglichen Praxis. Letztendlich sind noch erhebliche Anstrengungen erforderlich, um zu verstehen, wie evidenzbasiertes klinisches Wissen effektiver in die Praxis umgesetzt und genutzt werden kann“, fasst Stefan Störk zusammen. 

*Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitoren (ARNI), Natrium-Glukose-Co-Transporter-2-Inhibitoren (SGLT2-Hemmer)

** Im Juni 2021 hatte Empagliflozin nach Dapagliflozin als zweiter SGLT-2-Hemmer die Zulassungserweiterung für HFrEF erhalten.

 

Publikation: 
Fabian Kerwagen, Uwe Riemer, Rolf Wachter, Stephan von Haehling, Amr Abdin, Michael Böhm, Martin Schulz, Stefan Störk. Impact of the COVID-19 pandemic on implementation of novel guideline-directed medical therapies for heart failure in Germany: a nationwide retrospective analysis. The Lancet Regional Health - Europe, Volume 35, 2023, 100778,
ISSN 2666-7762, https://doi.org/10.1016/j.lanepe.2023.100778.

 


WHO / Europe ruft zu #Preparedness2.0 auf 


Parallel zur Veröffentlichung der Studie fand in Istanbul die dritte Tagung der Fachberatungsgruppe (TAG für Technical Advisory Group) zur Entwicklung der Strategie und des Aktionsplans #Preparedness2.0 für gesundheitliche Notfallvorsorge, Reaktionsfähigkeit und Resilienz in der Europäischen Region der WHO statt. 

Die Mitglieder der TAG, die die Vielfalt der Region sowie Geschlecht, Alter und disziplinäre Hintergründe widerspiegeln, wurden vom WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Hans Henri P. Kluge, im Juni 2023 ernannt, nachdem von März bis Mai 2023 eine Reihe offener Aufforderungen zur Einreichung von Expertenvorschlägen veröffentlicht worden waren.

Für die Zukunft wird die „pandemic preparedness“ von entscheidender Bedeutung sein. Wie in den jüngsten gesundheitspolitischen Studien der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgehoben wird, muss die Gesundheitspolitik angemessene Maßnahmen ergreifen, um bei künftigen Krisen Unterbrechungen der Versorgungskontinuität von Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen zu verhindern oder abzumildern und letztlich die Resilienz der Gesundheitssysteme zu stärken.
 

Hi-Nurse überreicht Dose mit Medikamenten
Zu Beginn der COVID-19-Pandemie gingen die Konsultationen in kardiologischen und allgemeinmedizinischen Praxen um rund 40 Prozent zurück. Das hat sich auch auf die Herzinsuffizienz-Versorgung ausgewirkt. Die Verschreibungszahlen von wichtigen Arzneimitteln brachen ein. © R. Kochanowski / DZHI

Ein potenzielles Ziel für neue Wirkstoffe gegen Krebs

Bei vielen Krebsarten spielen MYC-Proteine eine wichtige Rolle. Einem Forschungsteam der Universität Würzburg ist es jetzt gelungen, diese Proteine indirekt zu beeinflussen – mit deutlichen Folgen für den Tumor.

Gene aus der MYC-Familie sind für den menschlichen Organismus essenziell.  Nach derzeitigen Erkenntnissen regulieren sie die Expression der meisten zellulären Gene. Eine Fehlsteuerung von MYC-Proteinen trägt wesentlich zur Entstehung vieler Arten von Krebs bei.  Kein Wunder, dass MYC-Proteine im Fokus der Krebsforschung weltweit stehen. Aus Sicht der Wissenschaft könnten sie das ideale Ziel für neue Wirkstoffe im Kampf gegen Krebs sein.

Tatsächlich ist die Bedeutung von MYC für die Entwicklung von Krebszellen seit Langem bekannt. Die Struktur der MYC-Proteine und ihre molekulare Funktion haben es allerdings bisher verhindert, das Protein direkt pharmakologisch anzugreifen. Bei der Suche nach einer Lösung für dieses Problem ist einem Forschungsteam der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) jetzt möglicherweise ein wichtiger Schritt geglückt: Über einen Kooperationspartner von MYC konnte es im Tierversuch die Entstehung und Entwicklung der Krebstumoren deutlich bremsen.

Publikation in „Life Science Alliance”

Beteiligt an der Studie waren zwei Arbeitsgruppen am Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie der JMU von Wolf Elmar, Professor für Tumorsystembiologie, und von Dr. Peter Gallant sowie die Gruppe von Thomas Raabe, Professor für Molekulare Genetik. Die Ergebnisse ihrer Arbeit haben die Wissenschaftler jetzt in der Fachzeitschrift „Life Science Alliance“ veröffentlicht.

„Weil es so schwierig ist, MYC-Proteine direkt anzugreifen, haben wir nach Partnern von MYC gesucht und dabei ein Protein namens SPT5 gefunden“, schildert Elmar Wolf die Vorarbeiten zu dieser Studie. SPT5 stellte sich in der Zellkultur als unverzichtbar für die MYC-abhängige Gen-Transkription in menschlichen Krebszellen heraus. Unklar blieb allerdings, wie wichtig die Interaktion von MYC- und SPT5-Proteinen für das Verhalten von normalen Zellen im Körper ist und ob sich über sie die Entwicklung von Krebszellen würde beeinflussen lassen.

Forschung an der Fruchtfliege

Antworten liefert die jetzt veröffentlichte Studie. „Wir haben mit der Fruchtfliege Drosophila melanogaster gearbeitet – einem bekannten und bewährten Modellsystem der tierischen Entwicklung“, erklärt Peter Gallant. Genauso wie Wirbeltiere – und somit auch der Mensch – besitzen Fruchtfliegen ebenfalls MYC- und SPT5-Proteine. 

In ihren Experimenten konnten die Wissenschaftler in einem ersten Schritt nachweisen, dass MYC- und SPT5-Proteine auch im Organismus der Fruchtfliege funktionell zusammenarbeiten. So wurde beispielsweise eine moderate Veränderung der MYC- oder der SPT5-Menge von den Fliegen gut toleriert. Veränderte das Team jedoch sowohl MYC- als auch SPT5-Mengen gleichzeitig, traten bei den Tieren deutliche Defekte auf. „Diese Beobachtungen unterstreichen die Wichtigkeit der MYC-SPT5-Interaktion während der normalen Entwicklung des Organismus“, sagt Thomas Raabe.

Drastische Reduktion des Tumorgewebes

Im nächsten Schritt ging das Forschungsteam der Frage nach, welche Rolle SPT5 bei der Entstehung und Entwicklung von Tumoren einnimmt. Zum Einsatz kamen dafür gentechnisch veränderte Fruchtfliegen, die MYC-abhängige Hirntumoren entwickeln. Im Experiment konnten diese Fliegen zwar schlüpfen, starben aber innerhalb von weniger als zehn Tagen, wohingegen die meisten Kontrolltiere nach zwei Monaten noch am Leben waren. 

„Wenn wir jedoch bei diesen Exemplaren die Menge an SPT5 in den Hirntumoren experimentell reduzierten, verdreifachte sich ihre Lebenszeit“, schildert Peter Gallant das zentrale Ergebnis der Studie. Dies ging einher mit einer dramatischen Abnahme der Tumormasse, die allerdings nur vorübergehend war. Die Lebenszeit verlängerte sich auch dann, wenn die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die SPT5-Menge nicht nur im Gewebe der Hirntumoren reduzierten, sondern im gesamten Organismus der Fliege. Analoge Manipulationen der SPT5-Menge in gesunden Kontrolltieren hatten nur vernachlässigbare Auswirkungen auf die Gehirnstruktur und das Überleben der Tiere. 

Nach Aussicht der Würzburger Arbeitsgruppen zeigen diese Resultate, dass SPT5 eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von MYC-abhängigen Tumoren spielt. Ihre Experimente lassen auch den Schluss zu, dass eine moderate Reduktion von SPT5 in gesundem Gewebe gut toleriert wird, aber zu einer deutlichen Rückbildung von Tumoren führen kann. Damit erweise sich SPT5 als ein mögliches Zielprotein für die Entwicklung von pharmakologischen Hemmstoffen für die Krebsbekämpfung.

Originalpublikation

Spt5 interacts genetically with Myc and is limiting for brain tumor growth in Drosophila. Julia Hofstetter, Ayoola Ogunleye, André Kutschke, Lisa Marie Buchholz, Elmar Wolf, Thomas Raabe, Peter Gallant. Life Science Alliance Vol 7, Issue 1; doi: 10.26508/lsa.202302130.

Kontakt

Dr. Peter Gallant, Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie, peter.gallant@uni-wuerzburg.de 

 

Pressemeldung der Universität Würzburg vom 07.11.2023