Hodenhochstand – Kryptorchismus
Ursache
Die Hoden entstehen in der frühen embryonalen Entwicklung in Höhe der Nieren im Bauchraum. Im Verlauf der Schwangerschaft wandern die Hoden in den Hodensack hinab. Manchmal ist dieser sogenannte Descensus testis aufgrund anatomischer Besonderheiten oder hormonell bedingt unvollständig. Bei etwa drei Prozent der Neugeborenen endet die Wanderstrecke bereits im Bauchraum oder im Leistenkanal, um allerdings bei rund 75 Prozent der Betroffenen doch noch im ersten Lebensjahr das Ziel zu erreichen.
Verschiedene Formen des Hodenhochstands
- Der Leistenhoden ist die häufigste Form. Er lässt sich manuell nicht nach unten bewegen.
- Beim Gleithoden ist dies zwar vorübergehend möglich, scheitert jedoch auf Dauer an einem zu kurzen Samenstrang. Der Hoden gleitet wieder in seine Ausgangslage zurück.
- Beim Pendelhoden verhält es sich umgekehrt. Er liegt ordnungsgemäß im Hodensack, zieht sich jedoch auf Reize wie Kälte oder Berührung reflexartig in den Leistenkanal zurück. Der Pendelhoden muss nicht therapiert werden.
- Der Bauchhoden, der nicht tastbar und nur manchmal mit einer Sonographie nachweisbar ist, muss meist operiert werden.
Gefahren bei Hodenhochstand
Für die Funktion des Hodens ist es wichtig, dass die Temperatur um etwa zwei Grad niedriger liegt als die Körpertemperatur. Neben der drohenden Unfruchtbarkeit steigt ansonsten das Risiko für Hodenkrebs im späteren Erwachsenenalter um das 22-fache. Deshalb sollte bis zum ersten Geburtstag die Verlagerung der Hoden in den kühleren Hodensack abgeschlossen sein.
Hormontherapie oder Orchidopexie
Beim Leisten- und Gleithoden wird zunächst eine vierwöchige Hormontherapie versucht. Als Nasenspray oder in Spritzenform verabreicht, führt die Anregung zur Testosteronbildung in zehn bis 15 Prozent der Fälle zum Erfolg. Der operative Standardeingriff wird als Orchidopexie bezeichnet. In einem Leistenschnitt wird der Hoden isoliert, von umgebendem Gewebe befreit, in den Hodensack verlagert und dort mit wenigen Nähten fixiert. Der Eingriff erfolgt immer in Narkose und wird meist ambulant durchgeführt.
Nicht tastbare Hoden
Ist der Hoden nicht tastbar, liegt er meist im Bauchraum. Über Ultraschall, MRT, Laborwerte und schließlich durch Laparaskopie wird der Hoden aufgespürt. Gleichzeitig kann dabei der Hoden freigelegt und isoliert werden, um dann nach sechs Monaten in einer zweiten Operation in den Hodensack verlagert zu werden. Sehr selten ist ein Hoden auch gar nicht oder nur unvollständig angelegt. Ein unvollständiger Hoden wird entfernt.
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