Karin Großmann: „Das UKW ist zu meiner zweiten Heimat geworden.“
Nach dem Realschulabschluss absolvierte die Tauberbischofsheimerin von 1975 bis 1978 eine dreijährige Ausbildung am dortigen Kreiskrankenhaus. Danach zog es die 21-Jährige in ein größeres Klinikum, das ihr attraktive berufliche Perspektiven bieten konnte. So kam sie Anfang 1979 zum Universitätsklinikum Würzburg in die Neurologie. Dieser Klinik hielt sie ihr gesamtes Berufsleben über die Treue.
Karin Großmann arbeitete auf den Stationen 5 West und 5 Ost. Dort werden Patienten mit Schlaganfall, multiple Sklerose, Parkinson, Epilepsien, Nerven- und Muskelerkrankungen behandelt. 1983 wurde sie stellvertretende Stationsleitung und verantwortete die Führung von 18 bis 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Für die Leitungsposition qualifizierte sie sich durch einen dreimonatigen Stationsleitungslehrgang beim Institut „Weiterbildung Kranken- und Altenpflege“ in Mannheim. Die jüngeren Pflegekräfte profitieren davon, dass das UKW seit 2015 eine eigene Akademie unterhält, die Stationsleitungskurse und viele weitere Qualifikationen vor Ort anbietet.
Pflege damals und heute
Der Bedarf an Pflegepersonal war schon damals groß. Bis Ende der 1970er Jahre wurden am UKW Ordensfrauen („Erlöserschwestern“) in der Pflege und im OP eingesetzt. Als diese wegfielen, musste die Lücke durch Fachpflegekräfte geschlossen werden.
Karin Großmann erinnert sich an ihre ersten Berufsjahre: „Früher nahmen die Pflegekräfte noch vielfach Assistenzaufgaben an der Seite der Ärzte wahr“, erzählt sie rückblickend. Es galt die Ärzte bei der Visite zu begleiten und Angaben zu Medikamentenänderungen, Anmeldungen zu diagnostischen Untersuchungen sowie Blutentnahmen in ein Visitenbuch einzutragen. Da es noch keinen Patientenbegleitdienst gab, gehörte es auch zu den Tätigkeiten der Pflegekräfte, die Patienten zu den Röntgenuntersuchungen zu bringen. „Die Arbeit war körperlich sehr anstrengend“, fasst sie zusammen. Es gab kaum Transferhilfen, um die Patienten vom Bett in den Rollstuhl zu mobilisieren. Auch die technische Ausstattung war noch nicht so weit entwickelt wie heute: Der Blutdruck wurde händisch mit Manschette und Stethoskop gemessen, die Temperatur noch mit einem Quecksilberthermometer. Heutige Hygieneartikel wie Inkontinenzeinlagen waren damals noch unbekannt. „Die Arbeitsbedingungen erforderten viel Improvisationstalent“, schmunzelt die ehemalige Stationsleitung.
Seitdem hat sich die Pflege enorm gewandelt. Die Modernisierung erstreckt sich auf viele Bereiche, vor allem auch auf die Dokumentation: Digitalisierung, Expertenstandards, Qualitätsentwicklung, Entlassmanagement sowie individuelle Pflegeplanung sind zentrale Stichworte, die die Professionalisierung widerspiegeln. „Auch das berufliche Selbstbild der Pflegekräfte hat sich gewandelt“, findet Karin Großmann. „Gerade die jüngeren Kolleginnen und Kollegen verstehen sich heute nicht mehr als Assistenzpersonal, sondern als qualifizierte Fachkräfte und Experten.“
Differenzierte Arbeitszeitmodelle
„Was ich darüber hinaus noch wichtig finde, sind die verschiedenen Arbeitszeitmodelle, die es heute am UKW gibt. Früher konnte nur zwischen Vollzeit- und 50 Prozent-Stelle gewählt werden. Die heute geltenden Wahloptionen erleichtern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie enorm“, so Karin Großmann.
Enge Beziehung zu den Patientinnen und Patienten
Als positiv und sinnstiftend an ihrer Tätigkeit empfand es die ehemalige Stationsleitung, eine Beziehung zu ihren Patienten aufbauen zu können. Dies war möglich, da der Krankenhausaufenthalt der neurologischen Patienten zumeist länger dauerte.
In den letzten Berufsjahren verantwortete Karin Großmann die Patientenaufnahme und die weitere Versorgung der Patienten auf der Station 5 Ost. Außerdem lag es ihr am Herzen, ihr über Jahrzehnte erworbenes Fachwissen an ihr Team weiterzugeben. Mit ihrer Verabschiedung in den Ruhestand hat sich ein Generationenwechsel vollzogen. Sandra Göbelt, die zuvor ihre Stellvertretung war, leitet nun die Station.
„Das UKW ist zu meiner zweiten Heimat, meiner Arbeitsheimat, geworden“, fasst die 63-Jährige zusammen. „Nach 42 Jahren fühle ich mich dem Klinikum verbunden, ich war immerhin fast halb so lange hier wie das ‚Lukra‘ alt ist. Meine Arbeit hat mich erfüllt: Sie war spannend, lustig, anspruchsvoll und bei allen Herausforderungen zu meistern.“