Förderungswürdig: Neues Transfusionsmedizin-Training mit Kunstblut am Uniklinikum Würzburg

Die Stiftung Innovation in der Hochschullehre fördert ein neues Lehrkonzept am Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie des Uniklinikums Würzburg. Durch den Einsatz von Blutkonserven-Dummys sollen in Zukunft deutlich mehr Medizinstudierende als bisher die Möglichkeit erhalten, die korrekte Durchführung einer Bluttransfusion auch praktisch zu üben.

Würzburg. Das Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie des Uniklinikums Würzburg (UKW) hat sich mit seinem Projekt „Transfusionsmedizin-Training mit Dummys“, kurz TIMMY, erfolgreich um eine Förderung durch die Stiftung Innovation in der Hochschullehre beworben. Im Rahmen der Ausschreibung „Freiraum 2022“ wurden für Personal- und Sachkosten bis September 2024 knapp 100.000 Euro bewilligt. Privatdozent Dr. Jürgen Kößler vom Institut für Klinische Transfusionsmedizin erläutert: „Mit TIMMY wollen wir ein neues, strukturiertes Praktikum in der Transfusionsmedizin an der Medizinischen Fakultät der Uni Würzburg etablieren. Ein zentraler Punkt dabei ist der Einsatz von mit Kunstblut gefüllten Blutkonserven, so genannten Dummys.“

Bisher beschränkte Trainingsmöglichkeiten

Beim bisher am UKW angebotenen studentischen Transfusionsmedizinischen Praktikum werden nach seinen Worten verfallene Blutkonserven verwendet. Diese seien allerdings zahlenmäßig sehr begrenzt und dürften die Instituts-Laborräumen aus hygiene- und arzneimittelrechtlichen Gründen nicht verlassen. „Deshalb ist das Praktikum bislang lediglich eine Wahlveranstaltung innerhalb des Immunologie-Praktikums, so dass nur ein Teil der Studierenden eines Semesters den Umgang mit Blutkonserven realitätsnah üben kann“, bedauert Dr. Kößler. Durch die geplante Neustrukturierung und den Einsatz von in ausreichender Menge hergestellten Konserven-Dummys sollen künftig alle Würzburger Medizinstudierenden im Lauf ihres Studiums diese Chance bekommen.

Übungen nahe an der Realität

Beim neuen Praktikum wird ansonsten nur mit authentischen Materialien gearbeitet. Dabei spielen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alle Schritte durch, die im Vorfeld einer Bluttransfusion notwendig sind. Beispielsweise prüfen sie die Angaben auf Etiketten und Begleitscheinen, sorgen für eine vorschriftsmäßige Patientenidentifikation, üben das korrekte Anbringen von Transfusionssystemen und führen einen so genannten Bedside-Test durch. Bei letzterem werden als zusätzlicher verpflichtender Kontrollschritt direkt am Krankenbett nochmals bestimmte Blutgruppenmerkmale der Empfängerin oder des Empfängers bestimmt.

Im Einklang mit aktuellen Anforderungen an die Lehre

„Mit dem TIMMY-Projekt tragen wir einer Forderung des Arbeitskreises Blut am Robert-Koch-Institut Rechnung, die das Fachgebiet Transfusionsmedizin noch stärker in die medizinische Lehre einbinden will, um Fehltransfusionen entgegenzuwirken“, betont Prof. Dr. Markus Böck, der Direktor des Instituts für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie am UKW. Außerdem harmoniere das Vorhaben mit dem neuen Lernzielkatalog des im Rahmen des Masterplans 2025 reformierten Medizinstudiums. Dieser legt nicht zuletzt die Vermittlung von ärztlichen Kernkompetenzen im Bereich der Transfusionsmedizin fest.

Die Ausarbeitung und Etablierung des neuen Praktikumskonzepts findet in Absprache und mit Unterstützung von Prof. Dr. Sarah König, Leiterin des Instituts für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung am UKW und Studiendekanin der Medizinischen Fakultät der Uni Würzburg, statt. 

Nach seiner Finalisierung in zwei Jahren soll es als Vorbild dienen und für den Transfer an andere Universitäten offenstehen.

Dr. Jürgen Kößler (links) und Prof. Dr. Markus Böck vom Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie des Uniklinikums Würzburg präsentieren einen Prototyp der Blutkonserven-Dummys, die bald in der studentischen Lehre eingesetzt werden sollen. Bild: UKW / Angela Kößler

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