Würzburg. „Eigentlich wollte ich ja Chirurg werden“, blickt Prof. Dr. Markus Böck auf die Anfänge seiner medizinischen Laufbahn zurück. Doch es kam anders: Sein Weg führte ihn in die Transfusionsmedizin und schließlich 1999 ans Uniklinikum Würzburg (UKW). Ende März geht der 66-jährige Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin in den Ruhestand.
In der Rückschau steht für ihn fest: „Ich würde diesen Weg immer wieder so gehen. Auch angehenden Medizinerinnen und Medizinern kann ich diese Fachrichtung nur empfehlen.“ Die Gründe dafür liefert er sofort mit: „Die moderne Transfusionsmedizin verbindet viele unterschiedliche Aufgaben miteinander. Dazu gehören die klinische Seite mit der Patientenversorgung am Bett, der Kontakt mit den Menschen, die Blut oder Stammzellen spenden wollen, der Prozess der Herstellung von Blutprodukten unter höchsten Qualitätsstandards, die interessante Arbeit im Labor, die herausfordernde Organisation einer international agierenden Stammzellspender-Datei und nicht zuletzt die wissenschaftlichen Fragen.“ Hinzu kämen die logistischen Herausforderungen der komplexen „Blutversorgung“ eines Großklinikums.
Der gebürtige Hofer studierte in Erlangen und München Medizin. Nach Abschluss des Studiums 1982 ging es zunächst vier Jahre lang an das Physiologische Institut der Universität München. Anschließend in die Hämatologie am Universitätsklinikum München Großhadern, der zu diesem Zeitpunkt die dortige Transfusionsmedizin angeschlossen war. 1993 erwarb er die damals neue Facharztbezeichnung „Transfusionsmedizin“. Daneben ist er auch Facharzt für Innere Medizin mit den Zusatzbezeichnungen Hämatologie und Internistische Onkologie sowie Hämostaseologie.
2007: Ein neues Institut am UKW
1994 wechselte er an das Universitätsklinikum Magdeburg als Leitender Oberarzt an das dortige Institut für Transfusionsmedizin. 1999 folgte der Sprung nach Würzburg, seinerzeit noch in die „Abteilung für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie“, die an der Chirurgie angedockt war. 2007 wurde diese in das eigenständige „Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie“ umgewandelt. Seit dieser Zeit verfügt das UKW über eines der beiden einzigen universitären transfusionsmedizinischen Institute in Bayern.
Aktuell hat das Institut 66 Beschäftigte. Zu den Aufgaben zählen nicht nur die die Bereitstellung von rund 70.000 Blutkomponenten im Jahr, sondern auch die komplette immunhämatologische Labordiagnostik mit über 250.000 Analysen pro Jahr, die gesamte HLA-Diagnostik des Klinikums, ein Apheresezentrum mit mehreren tausend präparativen und therapeutischen Apheresen pro Jahr sowie nicht zuletzt die gesamte transfusionsmedizinische Qualitätssicherung am UKW.
Zu den Meilensteinen zählt – neben vielen baulichen Maßnahmen und der Einrichtung des ersten GMP-Reinraumlabors am UKW – ferner der Aufbau der Stammzellspenderdatei im Jahr 2003. „Heute finden ja regelmäßig Typisierungsaktionen statt. Zu der Zeit gab es einen der ersten Aufrufe für einen Patienten im Internet. Innerhalb weniger Tage standen mehrere tausend Menschen vor unserer Tür und wollten sich typisieren lassen. Auf diesen Ansturm waren wir zunächst logistisch gar nicht vorbereitet, aber wir haben es geschafft. Damit war der Grundstein für diese Datei gelegt“, so Prof. Böck.
Besonders wichtig war ihm auch die enge Kooperation mit dem Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes „Ohne diese Zusammenarbeit wäre vieles gar nicht möglich. Denn nur gemeinsam kann die Versorgung eines Großklinikums wie des UKW mit Blutkonserven sichergestellt werden.“
Das schönste Fachgebiet der Welt
Nun freut er sich er darauf, „mal einige Gänge runterzuschalten und einen weniger eng getakteten Tagesablauf zu haben.“ Das Institut wird zunächst kommissarisch geleitet. Deshalb wird Prof. Böck zukünftig noch einige Aufgaben in der Lehre übernehmen – und dabei sicherlich für „sein“ Fachgebiet werben. Denn das ist ihm wichtig: „Die Transfusionsmedizin leidet etwas an ihrer mangelnden Sichtbarkeit im Stationsalltag.“ Dann muss er lachen: „Manchmal habe ich den Eindruck, die Fremdwahrnehmung von uns ist, dass wir vor Kühlschränken sitzen und Blutkonserven nach Verfallsdatum sortieren. Dabei ist die Innovationskraft der Transfusionsmedizin groß. Ohne Transfusionsmedizin würde vieles in der modernen Medizin nicht laufen – und deshalb ist die Transfusionsmedizin für mich das schönste Fachgebiet der Welt.“
„Wir danken Prof. Böck für seinen unermüdlichen Einsatz“, betont Prof. Dr. Jens Maschmann. Der Ärztliche Direktor des UKW ist sich sicher: „Das Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie wird sich auch unter neuer Leitung mit vielleicht neuen Schwerpunkten weiterentwickeln und auch in Zukunft ein unverzichtbarer Leistungsträger unseres Klinikums in der Patientenversorgung sowie in Forschung und Lehre sein.“