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Faszinierende Verbindung zwischen Immunsystem und Blutgerinnung

Im neuen DFG-Projekt untersucht die Transfusionsmedizin am UKW unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Kößler, wie sich unterschiedliche Herstellungs- und Lagerungsverfahren der Thrombozytenkonzentrate auf die Funktionalität der Toll-like-Rezeptoren und auf andere immunologische Eigenschaften der Thrombozyten auswirken.

 

Gruppenbild von der AG von Jürgen Kößler, Ärztin rechts hält Thrombozytenkonzentrat in den Händen.
Team der Transfusionsmedizin mit Thrombozytenkonzentrat: Prof. Dr. Jürgen Kößler, Komm. Direktor des Instituts für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie, Biochemikerin PD Dr. Anna Kobsar, Medizinische Technologin Katja Weber und Ärztin Julia Zeller-Hahn (v.l.n.r.) © Lydia Bujok / UKW

Würzburg. Thrombozyten - aufgrund ihres Aussehens auch Blutplättchen genannt - spielen nicht nur eine entscheidende Rolle bei der Blutgerinnung, indem sie sich bei Verletzungen an die offene Stelle heften, verklumpen und das Gefäß abdichten, sondern auch bei der Immunantwort. Bisherige Forschungen haben gezeigt, dass Toll-like-Rezeptoren, die normalerweise mit dem Immunsystem in Verbindung gebracht werden, auch auf der Zelloberfläche von Thrombozyten existieren. Werden Krankheitserreger erkannt, aktivieren die Toll-like-Rezeptoren auf den Thrombozyten eine Kaskade von Signalen, die nicht nur die Aktivierung der Thrombozyten fördern, sondern auch die Freisetzung entzündungsfördernder Moleküle steigern.

Toll-like-Rezeptoren auf Thrombozyten sind wichtig für die Abwehr von Infektionen und das Zusammenspiel mit anderen Immunzellen

In einem neuen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit rund 266.000 Euro geförderten Projekt untersucht die Transfusionsmedizin am Uniklinikum Würzburg, wie sich die immunologischen Eigenschaften der Blutplättchen in Thrombozytenkonzentraten verändern. Im Mittelpunkt stehen insbesondere Analysen von Toll-like-Rezeptoren. 

„Unser Ziel ist es, herauszufinden, wie sich unterschiedliche Herstellungs- und Lagerungsverfahren der Thrombozytenkonzentrate auf die Funktionalität der Toll-like-Rezeptoren und auf andere immunologische Eigenschaften der Thrombozyten auswirken.“ berichtet Prof. Dr. Jürgen Kößler, MHBA, Kommissarischer Direktor des Instituts für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie am UKW und Projektleiter. In vorhergehenden Projekten hat der Facharzt für Transfusionsmedizin und für Laboratoriumsmedizin mit seinem Team bereits erarbeitet, welche Funktionen die Toll-like-Rezeptoren in Thrombozyten besitzen, zum Beispiel wie sie Thrombozyten-Leukozyten-Interaktionen auslösen oder Chemokine aus Thrombozyten freisetzen.

Wie verändert sich die Funktion der Thrombozyten nach der Transfusion 

Die Ergebnisse des neuen Projekts sollen dazu dienen, Herstellungsverfahren von Blutprodukten zu optimieren, um einerseits die Zellfunktionalität zu erhalten, andererseits das Risiko für Nebenwirkungen, sogenannte Transfusionsreaktionen, zu verringern. „Die Erkenntnisse sind darüber hinaus die Voraussetzung für geplante klinische Studien, in denen untersucht wird, wie sich die Thrombozytenfunktion im Empfängerorganismus nach der Transfusion von Thrombozytenkonzentraten verändert. Hierzu ist bislang sehr wenig bekannt“, kommentiert Jürgen Kößler.

Das DFG-Projekt mit dem Titel „Einfluss der ex vivo-Lagerung auf Toll-like-Rezeptor-vermittelte Mechanismen in humanen Thrombozyten" hat eine Laufzeit von drei Jahren. Mit der Förderung sollen neben einer Doktorandenstelle Sachmittel finanziert werden. 

Herstellung und Verwendung von Thrombozytenkonzentraten

Thrombozytenkonzentrate werden in verschiedenen medizinischen Bereichen wie Onkologie, Chirurgie, Neonatologie und Intensivmedizin verwendet, um Blutungen bei Patientinnen und Patienten mit niedrigen Thrombozytenzahlen zu behandeln, sei es aufgrund von Krankheiten, Medikamenten oder medizinischen Eingriffen. 
Am Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie werden Thrombozytenkonzentrate durch Aphereseverfahren hergestellt. Dabei wird das Blut bereits während der Spende in einem sogenannten Zellseparator in die Bestandteile aufgetrennt, um gezielt die Thrombozyten zu entziehen. Diese werden in einen speziellen Beutel unter Hinzufügung von Plasma oder Additivlösungen überführt. Die Thrombozytenkonzentrate können schließlich bei leichtem Schütteln, um eine Verklumpung zu verhindern, bis zu vier Tage bei Raumtemperatur gelagert und bei Bedarf für die Patientenversorgung eingesetzt werden.
 

Gruppenbild von der AG von Jürgen Kößler, Ärztin rechts hält Thrombozytenkonzentrat in den Händen.
Team der Transfusionsmedizin mit Thrombozytenkonzentrat: Prof. Dr. Jürgen Kößler, Komm. Direktor des Instituts für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie, Biochemikerin PD Dr. Anna Kobsar, Medizinische Technologin Katja Weber und Ärztin Julia Zeller-Hahn (v.l.n.r.) © Lydia Bujok / UKW

Uniklinikum Würzburg: Infostand anlässlich des Weltblutspendetags

Am 14. Juni 2023, dem Weltblutspendetag, informiert das Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie des Uniklinikums Würzburg an einem Stand im Zentrum für Innere Medizin über die Bedeutung und den Ablauf von Blutspenden.

Weltblutspendetag
Weltblutspendetag (Bild: UKW)

Viele Patientinnen und Patienten verdanken ihr Leben und ihre Gesundheit fremden Menschen, die ihr Blut freiwillig und uneigennützig spenden. Ein Fakt, das gar nicht oft genug in Erinnerung gerufen werden kann – zum Beispiel beim Weltblutspendetag.

Bei der diesjährigen Neuauflage des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufenen Aktionstages am 14. Juni engagiert sich das Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie des Uniklinikums Würzburg mit einem umfangreichen Infostand.

Im Eingangsbereich des Zentrums für Innere Medizin an der Oberdürrbacher Straße erläutern Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts zwischen 9:30 und 14:00 Uhr alle Aspekte rund um Blutspenden und deren vielfältige, unerlässliche Anwendungen. So sind neben Unfallopfern und Organtransplantierten vor allem auch Krebspatientinnen und -patienten auf Blutpräparate angewiesen.

Hier ein paar Zahlen, die zur Blutspende motivieren können:

  • In Deutschland werden täglich etwa 15.000 Blutspenden benötigt.
  • Rund 80 Prozent der Bundesbürgerinnen und -bürger empfangen mindestens einmal in ihrem Leben eine Blutspende.
  • Aktuell spenden rund drei Prozent der Menschen in Deutschland Blut.
  • Blut spenden darf jeder gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 68 Jahren.
Weltblutspendetag
Weltblutspendetag (Bild: UKW)

Prof. Dr. Markus Böck geht in den Ruhestand: „Aufgabenvielfalt ist Reiz der Transfusionsmedizin“

Seit 1999 am UKW tätig: Abschied im Jubiläumsjahr der Würzburger Transfusionsmedizin

Vor 75 Jahren startete die Transfusionsmedizin am Uniklinikum Würzburg. Im Jubiläumsjahr geht deren langjähriger Leiter, Prof. Dr. Markus Böck, in den Ruhestand.

Würzburg. „Eigentlich wollte ich ja Chirurg werden“, blickt Prof. Dr. Markus Böck auf die Anfänge seiner medizinischen Laufbahn zurück. Doch es kam anders: Sein Weg führte ihn in die Transfusionsmedizin und schließlich 1999 ans Uniklinikum Würzburg (UKW). Ende März geht der 66-jährige Leiter des Instituts für Transfusionsmedizin in den Ruhestand.

In der Rückschau steht für ihn fest: „Ich würde diesen Weg immer wieder so gehen. Auch angehenden Medizinerinnen und Medizinern kann ich diese Fachrichtung nur empfehlen.“ Die Gründe dafür liefert er sofort mit: „Die moderne Transfusionsmedizin verbindet viele unterschiedliche Aufgaben miteinander. Dazu gehören die klinische Seite mit der Patientenversorgung am Bett, der Kontakt mit den Menschen, die Blut oder Stammzellen spenden wollen, der Prozess der Herstellung von Blutprodukten unter höchsten Qualitätsstandards, die interessante Arbeit im Labor, die herausfordernde Organisation einer international agierenden Stammzellspender-Datei und nicht zuletzt die wissenschaftlichen Fragen.“ Hinzu kämen die logistischen Herausforderungen der komplexen „Blutversorgung“ eines Großklinikums. 

Der gebürtige Hofer studierte in Erlangen und München Medizin. Nach Abschluss des Studiums 1982 ging es zunächst vier Jahre lang an das Physiologische Institut der Universität München. Anschließend in die Hämatologie am Universitätsklinikum München Großhadern, der zu diesem Zeitpunkt die dortige Transfusionsmedizin angeschlossen war. 1993 erwarb er die damals neue Facharztbezeichnung „Transfusionsmedizin“. Daneben ist er auch Facharzt für Innere Medizin mit den Zusatzbezeichnungen Hämatologie und Internistische Onkologie sowie Hämostaseologie. 

2007: Ein neues Institut am UKW

1994 wechselte er an das Universitätsklinikum Magdeburg als Leitender Oberarzt an das dortige Institut für Transfusionsmedizin. 1999 folgte der Sprung nach Würzburg, seinerzeit noch in die „Abteilung für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie“, die an der Chirurgie angedockt war. 2007 wurde diese in das eigenständige „Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie“ umgewandelt. Seit dieser Zeit verfügt das UKW über eines der beiden einzigen universitären transfusionsmedizinischen Institute in Bayern.

Aktuell hat das Institut 66 Beschäftigte. Zu den Aufgaben zählen nicht nur die die Bereitstellung von rund 70.000 Blutkomponenten im Jahr, sondern auch die komplette immunhämatologische Labordiagnostik mit über 250.000 Analysen pro Jahr, die gesamte HLA-Diagnostik des Klinikums, ein Apheresezentrum mit mehreren tausend präparativen und therapeutischen Apheresen pro Jahr sowie nicht zuletzt die gesamte transfusionsmedizinische Qualitätssicherung am UKW.

Zu den Meilensteinen zählt – neben vielen baulichen Maßnahmen und der Einrichtung des ersten GMP-Reinraumlabors am UKW – ferner der Aufbau der Stammzellspenderdatei im Jahr 2003. „Heute finden ja regelmäßig Typisierungsaktionen statt. Zu der Zeit gab es einen der ersten Aufrufe für einen Patienten im Internet. Innerhalb weniger Tage standen mehrere tausend Menschen vor unserer Tür und wollten sich typisieren lassen. Auf diesen Ansturm waren wir zunächst logistisch gar nicht vorbereitet, aber wir haben es geschafft. Damit war der Grundstein für diese Datei gelegt“, so Prof. Böck. 

Besonders wichtig war ihm auch die enge Kooperation mit dem Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes „Ohne diese Zusammenarbeit wäre vieles gar nicht möglich. Denn nur gemeinsam kann die Versorgung eines Großklinikums wie des UKW mit Blutkonserven sichergestellt werden.“

Das schönste Fachgebiet der Welt

Nun freut er sich er darauf, „mal einige Gänge runterzuschalten und einen weniger eng getakteten Tagesablauf zu haben.“ Das Institut wird zunächst kommissarisch geleitet. Deshalb wird Prof. Böck zukünftig noch einige Aufgaben in der Lehre übernehmen – und dabei sicherlich für „sein“ Fachgebiet werben. Denn das ist ihm wichtig: „Die Transfusionsmedizin leidet etwas an ihrer mangelnden Sichtbarkeit im Stationsalltag.“ Dann muss er lachen: „Manchmal habe ich den Eindruck, die Fremdwahrnehmung von uns ist, dass wir vor Kühlschränken sitzen und Blutkonserven nach Verfallsdatum sortieren. Dabei ist die Innovationskraft der Transfusionsmedizin groß. Ohne Transfusionsmedizin würde vieles in der modernen Medizin nicht laufen – und deshalb ist die Transfusionsmedizin für mich das schönste Fachgebiet der Welt.“

„Wir danken Prof. Böck für seinen unermüdlichen Einsatz“, betont Prof. Dr. Jens Maschmann. Der Ärztliche Direktor des UKW ist sich sicher: „Das Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie wird sich auch unter neuer Leitung mit vielleicht neuen Schwerpunkten weiterentwickeln und auch in Zukunft ein unverzichtbarer Leistungsträger unseres Klinikums in der Patientenversorgung sowie in Forschung und Lehre sein.“

Würzburg. Das Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie zählt zu den zentralen Einrichtungen des Uniklinikums Würzburg (UKW). „Wir versorgen das gesamte Krankenhaus mit umfassenden transfusionsmedizinischen Leistungen – sowohl in der Diagnostik, als auch in der Therapie“, verdeutlicht Prof. Dr. Markus Böck. In diesem Jahr kann das von ihm geleitete Institut auf eine 75-jährige Geschichte zurückblicken: Im Jahr 1948 stellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Chirurgischen Klinik der Uni Würzburg ihre erste Blutkonserve her. „Das Blut wurde damals in Stanzzylindern gesammelt, die – aus heutiger Sicht kaum mehr vorstellbar – mit einem Wattebausch verschlossen waren“, berichtet Prof. Böck. 

Erste Blutspendezentrale im Freistaat

Zwei Jahre später kamen in einer revolutionären Neuerung erstmals Vakuumflaschen für die Blutspende zum Einsatz. Von dieser Zeit an gab das UKW Konserven auch an andere Kliniken ab – und fungierte damit als erste Blutspendezentrale in Bayern. Ausgehend von anfänglich etwa 500 Konserven, stieg die Jahresproduktion in der Folge immer weiter an, so dass zu Beginn der 1960er Jahre schon rund 6.000 Blutkonserven am Würzburger Uniklinikum hergestellt werden konnten. 

Vorreiter in der Plasmapherese

In den 1960er und den Folgejahren erweiterte sich unter der Leitung des späteren Professors Dr. Dieter Wiebecke auch das sonstige Leistungsspektrum der Blutspendezentrale enorm. Beispielsweise wurde damals die präparative Plasmapherese eingeführt. Bei diesem Verfahren wird außerhalb des Körpers die Plasmafraktion von den Blutzellen abgetrennt. Das Plasma wird gesammelt, die Blutzellen erhält der Spender oder die Spenderin zurück. Was zu Beginn noch manuell durchgeführt werden musste, übernahmen später automatisiert in einem extrakorporalen Kreislauf sogenannte Zellseparatoren. Zunächst ging es dabei hauptsächlich um das Gewinnen von Passivimpfstoffen – zum Beispiel gegen Tetanus oder Pocken – sowie von anderen Antikörpern, die bereits damals bei Patientinnen und Patienten klinisch eingesetzt wurden.

Später wurde auf Basis der Plasmapherese auch gefrorenes Frischplasma hergestellt. „Mit diesen Entwicklungen zählte das Uniklinikum Würzburg seinerzeit zu den bundesweiten Vorreitern der Transfusionsmedizin“, betont Prof. Böck.

Therapeutische Zellseparation ab den 1970er Jahren 

Im Jahr 1970 wurde die Blutspendezentrale umbenannt in „Abteilung für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie“ und mit Wirkung vom 1. November 1974 erhielt sie den Status einer selbstständigen Abteilung. Diese schaffte 1977 den ersten Zellseparator für die Therapie an. Das Gerät wurde zunächst für Plasmaaustauschbehandlungen, später auch für sogenannte therapeutische Zytapheresen eingesetzt. Dabei lassen sich gezielt Plasma oder bestimmte zelluläre Bestandteile aus dem Blut von Patientinnen und Patienten entfernen. Diese Methode kommt bei vielen Autoimmunerkrankungen, aber auch bei verschiedenen Leukämie-Formen zur Anwendung.

Erstes GMP-Labor des UKW installiert

Nach dem Ausscheiden von Prof. Wiebecke übernahm Prof. Böck 1999 die Leitung der Abteilung. Unter seiner Führung wurde im Herbst 2001 ein neuer, hochtechnisierter Laborbereich für die hochsterile Herstellung von Stammzellkonzentraten in Betrieb genommen. „Als erstes GMP-Labor des UKW konnten wir die strengen EU-Vorschriften für die eigene Herstellung von Stammzellkonzentraten erfüllen und erhielten die entsprechende behördliche Zulassung“, berichtet Prof. Böck und fährt fort: „Bis heute werden dort in quasi vollständig staub- und keimfreier Luft Stammzellkonzentrate bearbeitet und in flüssigem Stickstoff tiefgefroren.“

Im Juli 2007 änderte sich erneut der Status der Transfusionsmedizin am UKW: Die „Abteilung für Transfusionsmedizin“, die bis dahin der Chirurgischen Klinik I zugeordnet war, wurde in das eigenständige „Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie“ umgewandelt. Seit dieser Zeit verfügt das UKW über eines der beiden einzigen universitären transfusionsmedizinischen Institute in Bayern. 

Weiter wachsende Leistungsvielfalt seit der Jahrtausendwende

Seit dieser Zeit hat sich die Einrichtung kontinuierlich weiterentwickelt und vergrößert. Heute versorgen 66 Beschäftigte das gesamte UKW und einige umgebende Kliniken mit allen transfusionsmedizinischen Leistungen eines modernen Universitätsklinikums. Hierzu gehören nicht nur die Bereitstellung von rund 70.000 Blutkomponenten jährlich, sondern auch die komplette immunhämatologische Labordiagnostik mit über 250.000 Analysen pro Jahr sowie die gesamte HLA-Diagnostik des Klinikums. Letztere spielt vor allem bei der Spendersuche in der Transplantationsmedizin eine wichtige Rolle. Das HLA-Labor des Instituts ist seit 2005 durch die European Federation for Immunogenetics international akkreditiert. 

Im Spendebereich werden neben Vollblutspenden vor allem die am UKW in steigender Zahl benötigten Thrombozytenkonzentrate sowie gefrorene Frischplasmen hergestellt. 

Das Apheresezentrum des Instituts, das zu einem der bundesweit größten Zentren dieser Art zählt, ist nicht nur für die meisten therapeutischen Apheresen bei Patienten des Klinikums, sondern auch für alle autologen und allogenen Stammzellapheresen bei Erwachsenen zuständig. Mit Hilfe der dort eingesetzten Apheresemaschinen können bei einer Vielzahl von Erkrankungen sehr gezielt bestimmte, zum Beispiel schädliche Blutbestandteile aus dem Kreislauf der Patientinnen und Patienten entfernt werden. 

Darüber hinaus verantworten Prof. Böck und sein Team die gesamte transfusionsmedizinische Qualitätssicherung am Klinikum.

Betreiber der Stammzellspenderdatei „Netzwerk Hoffnung“

Als Besonderheit betreibt das Institut unter dem Namen „Netzwerk Hoffnung“ eine international akkreditierte Stammzellspenderdatei. Diese Datei wurde vor 20 Jahren anlässlich einer Spendersuche für einen Patienten mit Leukämie gegründet und vermittelt seitdem Stammzellspenden von Spenderinnen und Spendern aus Franken in alle Welt. Sie führt regelmäßig Aktionen durch, um immer mehr Menschen zu motivieren, sich als potenzielle Stammzellspender zur Verfügung zu stellen.

Beteiligung an der Personalisierten Medizin

Die Personalisierte Medizin, bei der Patientinnen und Patienten spezifische Arzneimittel „maßgeschneidert“ werden, gewinnt in der modernen Forschung zunehmend an Bedeutung. Auch hier ist die Würzburger Transfusionsmedizin intensiv beteiligt. „Immer wichtiger wird beispielsweise die Herstellung und Anwendung von CAR-T-Zellprodukten – im Rahmen von klinischen Studien, aber auch für die Versorgung mit kommerziellen Präparaten“, weiß Prof. Böck. Die auf gentechnisch modifizierten, körpereigenen Immunzellen beruhenden CAR-T-Zell-Therapien gehören zu den großen Hoffnungsträgern der modernen Onkologie. Im Apheresezentrum der Transfusionsmedizin werden von den betroffenen Patientinnen und Patienten des UKW diejenigen Blutzellen gewonnen, die dann an anderer Stelle genetisch zu CAR-T-Zellprodukten verarbeitet werden. 

Forschungsschwerpunkt Thrombozytenkonzentrate

In den letzten Jahren entstand am Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie ein neuer, Drittmittel-geförderter Forschungsbereich, der sich mit der Optimierung der Herstellungs- und Lagerungsverfahren von Thrombozytenkonzentraten beschäftigt. Zunächst klein beginnend, entwickelte sich das Thema zu einem zentralen wissenschaftlichen Schwerpunkt des Instituts.

Engagierte Wissensvermittlung auf allen Ebenen 

„Eines unserer besonderen Anliegen war und ist es, das transfusionsmedizinische Wissen auch weiterzugeben“, unterstreicht Prof. Böck. So engagiert sich das Institut nicht nur in gemeinsamen Fortbildungen mit der Bayerischen Landesärztekammer, sondern auch in der Facharztweiterbildung für Transfusionsmedizin, in der Ausbildung von Medizinischen Technologinnen und Technologen sowie in der Weiterbildung von Pflegekräften zu Operatoren des Apheresezentrums. In der ebenfalls mit hohem Einsatz betriebenen studentischen Lehre der Transfusionsmedizin hat die Digitalisierung seit jeher einen hohen Stellenwert. So wurde den Studierenden schon lange vor der Corona-Pandemie die Vorlesung Transfusionsmedizin mit fallbasierten Lerneinheiten vollumfänglich und frei zugänglich online im Internet angeboten. Ab dem Sommersemester 2023 wird ein neu konzipiertes Praktikum hinzukommen, um die speziellen Abläufe bei der Bluttransfusion auch realitätsnah einüben zu können. 

Abschied von Prof. Dr. Markus Böck

Im Frühjahr 2023 wird der aktuelle Institutsdirektor aus Altersgründen ausscheiden. „Wir danken Prof. Böck für seinen unermüdlichen Einsatz“, betont Prof. Dr. Jens Maschmann. Der Ärztliche Direktor des UKW ist sich sicher: „Das Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie wird sich auch unter neuer Leitung mit vielleicht neuen Schwerpunkten weiterentwickeln und auch in Zukunft ein unverzichtbarer Leistungsträger unseres Klinikums in der Patientenversorgung sowie in Forschung und Lehre sein.“

Förderungswürdig: Neues Transfusionsmedizin-Training mit Kunstblut am Uniklinikum Würzburg

Die Stiftung Innovation in der Hochschullehre fördert ein neues Lehrkonzept am Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie des Uniklinikums Würzburg. Durch den Einsatz von Blutkonserven-Dummys sollen in Zukunft deutlich mehr Medizinstudierende als bisher die Möglichkeit erhalten, die korrekte Durchführung einer Bluttransfusion auch praktisch zu üben.

Würzburg. Das Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie des Uniklinikums Würzburg (UKW) hat sich mit seinem Projekt „Transfusionsmedizin-Training mit Dummys“, kurz TIMMY, erfolgreich um eine Förderung durch die Stiftung Innovation in der Hochschullehre beworben. Im Rahmen der Ausschreibung „Freiraum 2022“ wurden für Personal- und Sachkosten bis September 2024 knapp 100.000 Euro bewilligt. Privatdozent Dr. Jürgen Kößler vom Institut für Klinische Transfusionsmedizin erläutert: „Mit TIMMY wollen wir ein neues, strukturiertes Praktikum in der Transfusionsmedizin an der Medizinischen Fakultät der Uni Würzburg etablieren. Ein zentraler Punkt dabei ist der Einsatz von mit Kunstblut gefüllten Blutkonserven, so genannten Dummys.“

Bisher beschränkte Trainingsmöglichkeiten

Beim bisher am UKW angebotenen studentischen Transfusionsmedizinischen Praktikum werden nach seinen Worten verfallene Blutkonserven verwendet. Diese seien allerdings zahlenmäßig sehr begrenzt und dürften die Instituts-Laborräumen aus hygiene- und arzneimittelrechtlichen Gründen nicht verlassen. „Deshalb ist das Praktikum bislang lediglich eine Wahlveranstaltung innerhalb des Immunologie-Praktikums, so dass nur ein Teil der Studierenden eines Semesters den Umgang mit Blutkonserven realitätsnah üben kann“, bedauert Dr. Kößler. Durch die geplante Neustrukturierung und den Einsatz von in ausreichender Menge hergestellten Konserven-Dummys sollen künftig alle Würzburger Medizinstudierenden im Lauf ihres Studiums diese Chance bekommen.

Übungen nahe an der Realität

Beim neuen Praktikum wird ansonsten nur mit authentischen Materialien gearbeitet. Dabei spielen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alle Schritte durch, die im Vorfeld einer Bluttransfusion notwendig sind. Beispielsweise prüfen sie die Angaben auf Etiketten und Begleitscheinen, sorgen für eine vorschriftsmäßige Patientenidentifikation, üben das korrekte Anbringen von Transfusionssystemen und führen einen so genannten Bedside-Test durch. Bei letzterem werden als zusätzlicher verpflichtender Kontrollschritt direkt am Krankenbett nochmals bestimmte Blutgruppenmerkmale der Empfängerin oder des Empfängers bestimmt.

Im Einklang mit aktuellen Anforderungen an die Lehre

„Mit dem TIMMY-Projekt tragen wir einer Forderung des Arbeitskreises Blut am Robert-Koch-Institut Rechnung, die das Fachgebiet Transfusionsmedizin noch stärker in die medizinische Lehre einbinden will, um Fehltransfusionen entgegenzuwirken“, betont Prof. Dr. Markus Böck, der Direktor des Instituts für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie am UKW. Außerdem harmoniere das Vorhaben mit dem neuen Lernzielkatalog des im Rahmen des Masterplans 2025 reformierten Medizinstudiums. Dieser legt nicht zuletzt die Vermittlung von ärztlichen Kernkompetenzen im Bereich der Transfusionsmedizin fest.

Die Ausarbeitung und Etablierung des neuen Praktikumskonzepts findet in Absprache und mit Unterstützung von Prof. Dr. Sarah König, Leiterin des Instituts für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung am UKW und Studiendekanin der Medizinischen Fakultät der Uni Würzburg, statt. 

Nach seiner Finalisierung in zwei Jahren soll es als Vorbild dienen und für den Transfer an andere Universitäten offenstehen.

Uniklinikum Würzburg: Best Poster Award für den Biochemiker Marius Niklaus

Die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie e.V. ehrte Marius Niklaus vom Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie des Uniklinikums Würzburg kürzlich mit einem Best Poster Award.

Marius Niklaus konnte mit seinem Posterbeitrag zur DGTI-Jahrestagung 2021 die Jury der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie e.V. überzeugen.

Auf ihrer digital abgehaltenen Jahrestagung Ende September 2021 zeichnete die Deutsche Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie e.V. (DGTI) die neun besten Abstracts und Poster aus. Unter den Preisträgern ist Marius Niklaus vom Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie des Uniklinikums Würzburg. Als Doktorand in der Arbeitsgruppe von Privatdozent Dr. Jürgen Kößler und Dr. Anna Kobsar beschäftigt sich der Biochemiker mit der Bedeutung von Thrombozyten – sprich Blutplättchen – für immunologische Vorgänge. Seine wissenschaftlichen Arbeiten werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

In dem preiswürdigen Posterbeitrag untersucht Niklaus die Bedeutung proteinabbauender Systeme für die Funktion von Immunrezeptoren in Thrombozyten. Diese Vorgänge können eine wichtige Rolle für die Verträglichkeit von thrombozytenhaltigen Blutprodukten bei Transfusionen spielen.

Der Award ist verbunden mit einem Preisgeld von 250 Euro und einer Einladung zur DGTI-Jahrestagung 2022.

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Marius Niklaus konnte mit seinem Posterbeitrag zur DGTI-Jahrestagung 2021 die Jury der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie e.V. überzeugen.

Am von Prof. Dr. Markus Böck geleiteten Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie des Uniklinikums Würzburg beschäftigt sich die Arbeitsgruppe von Privatdozent Dr. Jürgen Kößler und Dr. Anna Kobsar mit der Weiterentwicklung von Blutprodukten. Im Mittelpunkt steht dabei aktuell die Optimierung von Thrombozytenkonzentraten. Diese werden bei Patient*innen mit Blutungen oder niedriger Blutplättchenzahl transfundiert.

Kühllagerung mit Vor- und Nachteilen
„In unserem Forschungsprojekt untersuchen wir den Einfluss der Temperatur auf die Funktion der Thrombozyten“, schildert Dr. Kößler. Nach aktuellem Standard werden die durch Blutspenden gewonnenen Thrombozytenkonzentrate bei Raumtemperatur – also bei 22 °C – gelagert. „Unter diesen Bedingungen nimmt die Fähigkeit der Blutplättchen zur Gerinnselbildung aber relativ schnell und ausgeprägt ab“, beschreibt Dr. Kobsar, die das Forschungslabor des Instituts leitet. Lagert man die Konzentrate deutlich kühler – bei 4 °C – bleibt nach ihren Worten die Reaktivität wesentlich länger und stärker erhalten. „Allerdings werden diese Thrombozyten nach der Transfusion im Kreislauf der Patientinnen und Patienten schneller abgebaut“, weiß die Diplom-Biochemikerin. 

Voraussetzung für die Planung zukünftiger klinischer Studien
Ziel des Projekts ist es, genauer zu untersuchen, wie sich die verschiedenen biochemischen Systeme in den Thrombozyten unter Kälteeinfluss zeitabhängig verändern und ob diese Effekte reversibel sind. „Diese Kenntnisse sind eine wichtige Voraussetzung für die konkrete und sinnvolle Planung klinischer Studien mit kühlgelagerten Thrombozytenkonzentraten“, unterstreicht der Oberarzt Dr. Kößler.

Stiftung leistet finanzielle Starthilfe
Der „Stiftung Transfusionsmedizin und Immunhämatologie“ war dieses Forschungsziel jetzt eine Förderung in Höhe von 9.200 Euro wert. Die gemeinnützige Stiftung wurde von der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie (DGTI) eingerichtet. Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte mit thematischem Bezug zur Transfusionsmedizin und Immunhämatologie. Ihre ausgeschütteten Fördergelder sind als Anschubfinanzierung gedacht, um mit den ersten Forschungsergebnissen weitere Drittmittel für Anschlussprojekte einwerben zu können.

 

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