Die gutartige Prostatavergrößerung ist die häufigste urologische Erkrankung des Mannes. Sie beginnt in der Regel ab dem 50. Lebensjahr. Typische Symptome sind unter anderem häufiger und starker Harndrang, Probleme, das Wasserlassen zu beginnen und schwacher Harnstrahl. Zur Behandlung der benignen Prostatahyperplasie hat das Uniklinikum Würzburg (UKW) seit Oktober 2020 mit der Prostata-Arterienembolisation (PAE) eine weitere, vergleichsweise neue Therapieoption im Angebot. Für die Durchführung des minimal-invasiven und damit sehr schonenden Verfahrens ist das Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie zuständig. Prof. Dr. Ralph Kickuth, der Leiter der Interventionellen Radiologie am UKW, erläutert: „Das Ziel der PAE ist es, den Blutfluss innerhalb der Prostataarterien einzuschränken, um das Organ weniger zu durchbluten. Dadurch verkleinert sich die Prostata und drückt nicht mehr auf die Harnröhre.“
Kunststoffkügelchen blockieren Gefäße
Hierfür führen Prof. Kickuth und sein Team einen etwa 0,7 Millimeter starken Gefäßkatheter in die Leistenarterie ein und schieben ihn von dort durch die Beckenarterie bis in die linke beziehungsweise rechte Prostata-Arterie. Über den Katheter werden dann feine Kunststoffkügelchen mit unterschiedlichen Durchmessern bis maximal 200 Mikrometer in die Gefäße eingespült. Sie blockieren die Arterien und sorgen dafür, dass dauerhaft weniger Blut in die Prostata gelangt, wodurch sich die Vergrößerung zurückbildet. Der Eingriff wird unter Röntgen-Durchleuchtungskontrolle unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Für die Behandlung ist ein stationärer Aufenthalt von wenigen Tagen erforderlich.
Für einen ausgewählten Patientenkreis sinnvoll
„Insgesamt ist dieses Vorgehen hochpräzise und schonend. Zudem bleibt die Harnröhre selbst bei dem Eingriff unberührt“, nennt Prof. Kickuth die wesentlichen Vorteile. Bislang wurde von ihm ein Patient so behandelt – mit gutem Erfolg. Nach seiner Einschätzung kommen am UKW pro Jahr bis zu zehn Patienten für eine PAE in Frage. „Die mögliche Anwendung einer Prostata-Arterienembolisation muss von Fall zu Fall gegen die operativ-chirurgischen Standardverfahren abgewogen werden. Deshalb wählen wir die entsprechenden Patienten nur in enger Abstimmung mit den Kollegen der urologischen Klinik aus“, verdeutlicht der Experte. Diese Zusammenarbeit ist nach seinen Worten zwingend für die Abschätzung des Behandlungserfolgs erforderlich. Besonders geeignet sind Patienten, bei denen eine Operation zu risikoreich erscheint, zum Beispiel wegen einer medikamentös bedingten eingeschränkten Blutgerinnung oder eines erhöhten Narkoserisikos. Ausschlusskriterien sind unter anderem Prostatakarzinome, akute Prostata- oder Harnwegsinfekte sowie Ausstülpungen der Blase.