Diese Erkrankungen können eine Vielzahl von Organen befallen, vor allem die Wirbelsäule, periphere Gelenke, Augen und die Haut, und zu chronisch behindernden Beschwerden mit erheblicher Einschränkung der Lebensqualität und Funktionalität führen.
Aufgrund der kurzen Zulassungsdauer dieser Medikamente wurde ihr real-world Einsatz außerhalb der klassischen Zulassungsstudien bisher kaum untersucht. Die deutsche RHADAR-Studiengruppe unter Federführung des Universitätsklinikums Würzburg hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, den real-world Nutzen dieser Medikamente mit dem der klassischen, schon länger eingesetzten Biologika zu vergleichen. Dazu wird als Surrogat für Wirksamkeit und Verträglichkeit das „drug survival“, also die Therapietreue der einzelnen Patienten, erfasst.
Die interdisziplinäre Forschungsgruppe verglich die verschiedenen Medikamentenklassen anhand ihrer Wirkungsweise hinsichtlich des drug survival bei jeweils über 1.200 ambulant behandelten PsA- und axSpA-Patientinnen und -Patienten in Deutschland. Dazu führten die Forschenden eine retrospektive Analyse der RHADAR-Datenbank für PsA- und axSpA-Patientinnen und -Patienten durch. Die RHADAR-Datenbank stellt eine effiziente, digitale Datenbank mit zeitsparender, automatisierter Übertragung von real erhobenen, pseudonymisierten Patientendaten aus den angeschlossenen Praxen und Ambulanzen dar.
Die Forschungsgruppe konnte in ihren Analysen zeigen, dass bei beiden Entitäten die JAKi im Vergleich zu den klassischen Biologika hinsichtlich der Gesamtverordnungszahlen noch eine untergeordnete Rolle spielen. Weiterhin zeigte sich, dass die klassischen Biologika den JAKi hinsichtlich des Drug Survivals bei PsA über 5 Jahre und bei axSpA über 2 Jahre überlegen sind, was zumindest in einem Teil der Fälle auf den Einsatz von JAKi nach Versagen der Biologika-Vortherapien zurückzuführen ist. Eine weitere Rolle dürften die im Beobachtungszeitraum publizierten negativen Sicherheitsdaten zu JAKi gespielt haben, da in einer großen randomisierten kontrollierten Interventionsstudie (ORAL Surveillance) gezeigt werden konnte, dass der untersuchte JAKi Tofacitinib mit mehr Krebsfällen und kardiovaskulären Ereignissen assoziiert war als TNFi in der Vergleichsgruppe.
Wie sich diese Sicherheitsdaten auf den Einsatz von JAKi in Deutschland auswirken, hat die RHADAR-Studiengruppe in einer weiteren Analyse bei Patientinnen und Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) in Deutschland untersucht, da JAKi bei RA schon länger und häufiger eingesetzt werden als bei axSpA und PsA. Während im Zeitraum vor der Veröffentlichung der Sicherheitsdaten zu Krebsrisiko und kardiovaskulären Ereignissen die Verordnungszahlen der oralen JAKi zu Lasten der klassischen Biologika kontinuierlich anstiegen und JAKi auch vermehrt in der ersten und zweiten Therapielinie eingesetzt wurden, zeigte sich nach der Veröffentlichung der EMA-Empfehlungen und des Rote-Hand-Briefs ein signifikanter Rückgang der Verordnungen und eine Verdrängung von JAKi in spätere Therapielinien zugunsten eines Wiederanstiegs der klassischen Biologika.
Die Forschungsergebnisse wurden hochrangig in den Fachzeitschriften Frontiers in Immunology und Rheumatology International sowie durch viel beachtete Kongressbeiträge auf nationalen und internationalen Kongressen publiziert.
Patrick-Pascal Strunz, Matthias Englbrecht, Linus Maximilian Risser, Torsten Witte, Matthias Froehlich, Marc Schmalzing, Michael Gernert, Astrid Schmieder, Peter Bartz-Bazzanella, Cay von der Decken, Kirsten Karberg, Georg Gauler, Patrick Wurth, Susanna Späthling-Mestekemper, Christoph Kuhn, Wolfgang Vorbrüggen, Johannes Heck, Martin Welcker, Stefan Kleinert. Drug survival superiority of tumor necrosis factor inhibitors and interleukin-17 inhibitors over Janus kinase inhibitors and interleukin-12/23 inhibitors in German psoriatic arthritis outpatients: retrospective analysis of the RHADAR database. Frontiers in Immunology. Volume 15 - 2024. doi: 10.3389/fimmu.2024.1395968.
Patrick-Pascal Strunz, Linus Maximilian Risser, Matthias Englbrecht, Torsten Witte, Matthias Froehlich, Marc Schmalzing, Michael Gernert, Sebastian Hueper, Peter Bartz-Bazzanella, Cay von der Decken, Kirsten Karberg, Georg Gauler, Susanna Späthling-Mestekemper, Christoph Kuhn, Wolfgang Vorbrüggen, Martin Welcker, Stefan Kleinert. Use of Janus kinase inhibitors before and after European Medicines Agency safety recommendations: a retrospective study. Frontiers in Immunology. Volume 15 - 2024. doi: 10.3389/fimmu.2024.1445680.
Patrick-Pascal Strunz, Matthias Englbrecht, Linus Maximilian Risser, Torsten Witte, Matthias Froehlich, Marc Schmalzing, Michael Gernert, Astrid Schmieder, Peter Bartz-Bazzanella, Cay von der Decken, Kirsten Karberg, Georg Gauler, Patrick Wurth, Susanna Späthling-Mestekemper, Christoph Kuhn, Wolfgang Vorbrüggen, Johannes Heck, Martin Welcker, Stefan Kleinert. Analysis of the shorter drug survival times for Janus kinase inhibitors and interleukin-17 inhibitors compared with tumor necrosis factor inhibitors in a real-world cohort of axial spondyloarthritis patients - a retrospective analysis from the RHADAR network. Rheumatology International 44, 2057–2066 (2024). doi: 10.1007/s00296-024-05671-9.