Im Rahmen einer Pilotstudie haben sich 21 Assistenzärztinnen und -ärzte mit bis zu sechs Monaten Berufserfahrung in der virtuellen Realität der Lehrklinik mit einem von drei Notfallszenarien auseinandergesetzt: eine lebensbedrohliche Magenblutung, ein Herzinfarkt mit schweren Herzrhythmusstörungen und eine akute Verschlechterung einer chronischen Lungenerkrankung.
Die Leistung der Teilnehmenden wurde automatisch anhand einer szenariospezifischen Checkliste bewertet. Zusätzlich führten die Teilnehmenden eine Selbsteinschätzung sowie einen Test zur klinischen Entscheidungsfähigkeit mit dem sogenannten Post-Encounter-Formular durch. In diesem erreichten sie eine durchschnittliche Punktzahl von 80,5 %, was auf eine solide Fähigkeit zur Bewältigung diagnostischer Entscheidungen hinweist. Die Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten stimmte jedoch nicht immer mit den objektiven Testergebnissen überein, was die Notwendigkeit objektiver Tests unterstreicht. In der Diagnostik und bei allgemeinen stabilisierenden Maßnahmen schnitten sie recht gut ab. Verbesserungsbedarf zeigte sich jedoch bei krankheitsspezifischen, therapeutischen Maßnahmen wie der Entscheidung für eine nicht-invasive Beatmung (NIV) oder der Behandlung eines langsamen Herzrhythmus (Bradykardie) nach aktuellen medizinischen Leitlinien. Im Durchschnitt wurden 65,6 % der erforderlichen Maßnahmen korrekt durchgeführt, ohne signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Szenarien.
Schlussfolgerung: Die Teilnehmenden waren gut in Routinetätigkeiten, aber das Management komplexer Fälle sollte mehr Aufmerksamkeit erhalten.
Franca Keicher, Joy Backhaus, Sarah König und Tobias Mühling. Virtual reality for assessing emergency medical competencies in junior doctors – a pilot study. Int J Emerg Med 17, 125 (2024). doi:10.1186/s12245-024-00721-2