Dazu ließ das Team der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig die Studienteilnehmenden ein Lern- und Entscheidungsexperiment durchlaufen, während ihre Hirnaktivität mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie aufgezeichnet wurde. Es zeigte sich, dass Übergewichtige mit Essanfällen besser aus Gewinnen als aus Verlusten lernen, während Übergewichtige ohne Essanfälle besser aus Verlusten als aus Gewinnen lernen. Die übergewichtigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer - sowohl mit als auch ohne Essanfälle - neigten auch dazu, häufiger zwischen verschiedenen Auswahlmöglichkeiten hin und her zu springen, was ihre Gesamtleistung verschlechterte. Darüber hinaus war die Aktivierung des ventromedialen präfrontalen Kortex (vmPFC) im Zusammenhang mit der Einschätzung des relativen Werts der Auswahlmöglichkeiten bei übergewichtigen Personen schwächer ausgeprägt. Der vmPFC spielt eine entscheidende Rolle bei verschiedenen kognitiven und emotionalen Prozessen. Insgesamt deuten die Daten darauf hin, dass Übergewichtige mit und ohne Essanfälle sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede im Lern- und Entscheidungsverhalten aufweisen, die für eine gezielte Therapie relevant sein könnten.
Maria Waltmann, Nadine Herzog, Andrea M F Reiter, Arno Villringer, Annette Horstmann, Lorenz Deserno. Neurocomputational Mechanisms Underlying Differential Reinforcement Learning From Wins and Losses in Obesity With and Without Binge Eating. Biol Psychiatry Cogn Neurosci Neuroimaging. 2024 Jun 21:S2451-9022(24)00160-5. doi: 10.1016/j.bpsc.2024.06.002. Epub ahead of print. PMID: 38909896.