Individualisierte anatomiebasierte Anpassung von CI- Audioprozessoren

Ein Team aus der HNO hat eine neue, individualisierte Anpassungsmethodik untersucht, durch die auch einseitig ertaubte Patientinnen und Patienten mit Cochlea-Implantat besser hören können.

Bei der so genannten anatomiebasierten Anpassung wird nach der Cochlea-Implantation mithilfe einer verbesserten postoperativen Bildgebung und spezieller Analysesoftware die genaue Position der Elektroden im Innenohr ermittelt. Basierend auf diesen Daten wird eine individuelle Anpassung des Audioprozessors vorgenommen. 

Die Methode bietet laut Erstautorin, Privatdozentin Dr. Anja Kurz, die Chance, die Frequenz-Ort-Fehlanpassung, das heißt, die Fehlanpassung zwischen der Tonotopie der Elektrodenanordnung und der Tonotopie der Cochlea zu verringern. Die Tonotopie ermöglicht es dem Gehirn, den unterschiedlichen Frequenzen Schallwellen zuzuordnen und so komplexe Klangbilder, wie Sprache oder Musik, zu verarbeiten. Auf diese Weise konnten die Studienteilnehmenden Sprache in Störlärm besser verstehen und bewerteten ihre Klangqualität subjektiv besser. Fazit: Die anatomiebasierte Anpassung ermöglichte besseres Hören mit beiden Ohren und in lauter Umgebung. Die Untersuchungen wurden im Journal European Archives of Oto-Rhino-Laryngology publiziert. 

 

Anja Kurz, David Herrmann, Franz-Tassilo Müller-Graff, Johannes Voelker, Stephan Hackenberg, Kristen Rak. Anatomy-based fitting improves speech perception in noise for cochlear implant recipients with single-sided deafness. Eur Arch Otorhinolaryngol (2024). doi: 10.1007/s00405-024-08984-4.

Zur Publikation

Die farbigen Cochleae repräsentieren die akustische Frequenzverteilung im Bereich von 16-16.000 Hz und die elektrische Frequenzverteilung von 70-8500 Hz im CI-Audioprozessor. Die linke Grafik zeigt die Zuordnung des gesamten elektrischen Frequenzbereichs (in blau) von 70-8500 Hz in der standardisierten klinischen Einstellung, was zu einer erheblichen Fehlanpassung bei tiefen Frequenzen führt. Das rechte Feld zeigt die ABF-Frequenzzuweisung, wobei die untere elektrische Frequenzgrenze (in rot) in der individualisierten Programmierung nach oben verschoben wurde, um die Fehlanpassung zu verringern.