Bei der Mehrzahl handelt es sich um sogenannte "immune cell engagers", die Immuneffektorzellen in das Tumormikromilieu rekrutieren und die Wiederherstellung der natürlichen Antitumoraktivität ermöglichen. Entscheidend für die Wirksamkeit und Verträglichkeit eines bsAb ist die Wahl des geeigneten Zielantigens, insbesondere bei der Behandlung von soliden Tumoren. In der klinischen Entwicklung befinden sich bispezifische Antikörper, die zwei Zielantigene auf einer Tumorzelle adressieren (dual targeting bsAbs), um eine on-target/off-tumor Toxizität zu reduzieren, oder Antigene auf Zellen des Tumormikromilieus.
Darüber hinaus wurden in zahlreichen klinischen Studien Mitigierungsstrategien identifiziert, die das Risiko eines schweren Zytokinfreisetzungssyndroms (CRS), einer typischen Nebenwirkung von bsAbs, deutlich reduzieren. Dazu gehören eine Vorbehandlung mit Steroiden, eine schrittweise Erhöhung der Antikörperdosis (step-up dosing), eine subkutane Applikation, eine Modifikation der Bindungsaffinitäten für CD3ε sowie Prodrug-Konzepte. Die optimale klinische Anwendung von bsAbs, einschließlich der Sequenzierung der Behandlung und der Identifizierung möglicher Kombinationstherapien, ist Gegenstand intensiver und kontinuierlicher klinischer Forschung.
Die in Nature Reviews Clinical Oncology erschienene Übersichtsarbeit von Maria-Elisabeth Goebeler, Leiterin des interdisziplinären Studienzentrums (ISZ) mit Early Clinical Trial Unit (ECTU), Gernot Stuhler und Ralf Bargou gibt einen Überblick über diese äußerst dynamischen und kreativen Forschungsaktivitäten.
Maria-Elisabeth Goebeler, Gernot Stuhler, Ralf Bargou. Bispecific and multispecific antibodies in oncology: opportunities and challenges. Nature Reviews Clinical Oncology 21, 539–560 (2024). doi:10.1038/s41571-024-00905-y