Wissenschaftliche Auswertung der Würzburger Anschläge nach Entwicklung einer standardisierten Analysemethode

Terroranschläge stellen eine akute Bedrohung dar und die Bewältigung eines solchen Einsatzes ist eine große Herausforderung für Rettungskräfte und Krankenhäuser.

Um entsprechende Einsatzkonzepte zu erstellen, weiterzuentwickeln und an neue Gegebenheiten anzupassen ist die Auswertung realer Einsätze und die Umsetzung der Erkenntnisse essentiell. Für die Analyse des Terroranschlages in Würzburg 2016 wurde von Forschenden der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie eine strukturierte Matrix entwickelt, die eine standardisierte Beschreibung der Einsätze und eine daraus abgeleitete, wissenschaftlich fundierte Formulierung der ‚lessons identified‘ ermöglicht. Mit dem Messerattentat von 2021 bestand nun die Möglichkeit, diesen aktuellen Einsatz nach der gleichen Methode auszuwerten und die beiden Einsätze direkt zu vergleichen. Die Auswertung erfolgte in einer interprofessionellen Arbeitsgruppe.

Von den 10 wichtigsten Erkenntnissen aus 2016 wurden sieben in die aktuellen Einsatzkonzepte integriert und im Einsatz erfolgreich umgesetzt. Drei der Erkenntnisse aus 2016 wurden nicht umgesetzt und lieferten wichtige Ansatzpunkte für weitere Verbesserungen.

Fazit: Die am UKW entwickelte Auswertemethode ist gut auf Einsätze bei Terroranschlägen oder Amoklagen anwendbar. Es konnte gezeigt werden, dass auf Basis dieser Arbeit substantielle Verbesserungen der Einsatzkonzepte erreicht werden können.

 

Thomas Wurmb, Sebastian Kurz, Gerhard Schwarzmann, Herbert Trautner, Uwe Kinstle, Ulrich Wagenhäuser, Florian Koch, Markus Münch, Patrick Meybohm, Maximilian Kippnich. Application of quality indicators and critical lessons learned assessment as a research approach for the evaluation of rescue missions during terrorist attacks. Sci Rep. 2024 Oct 23;14(1):25087. doi: 10.1038/s41598-024-76267-3. PMID: 39443574; PMCID: PMC11499877.

Zur Publikation

Karte der Terroranschläge 2016 und 2021 in Würzburg mit Einzeichnung der Rettungseinsätze und Krankenhäuser
Würzburg war 2016 Schauplatz eines Terroranschlags, bei dem vier Menschen mit einer Axt und einem Messer schwer verletzt wurden (Abb. 1). Der Rettungseinsatz wurde anhand spezieller Qualitätskriterien analysiert, es wurden Lehren gezogen und die Einsatzpläne wurden angepasst, um die Notfallvorsorge zu verbessern. Zwei wichtige Änderungen seit 2016 sind die geänderte Einsatztaktik (sofortiges Aufklären des Tatorts) und die erweiterte medizinische Ausrüstung für Terroranschläge. Fünf Jahre später (2021) kam es in Würzburg erneut zu einem Amoklauf mit einem Messer, bei dem drei Menschen getötet und neun Personen schwer verletzt wurden (Abb. 2). Quelle: Sci Rep. 2024 Oct 23;14:25087. doi: 10.1038/s41598-024-76267-3

Würzburg war 2016 Schauplatz eines Terroranschlags, bei dem vier Menschen mit einer Axt und einem Messer schwer verletzt wurden (Abb. 1). Der Rettungseinsatz wurde anhand spezieller Qualitätskriterien analysiert, es wurden Lehren gezogen und die Einsatzpläne wurden angepasst, um die Notfallvorsorge zu verbessern. Zwei wichtige Änderungen seit 2016 sind die geänderte Einsatztaktik (sofortiges Aufklären des Tatorts) und die erweiterte medizinische Ausrüstung für Terroranschläge. Fünf Jahre später (2021) kam es in Würzburg erneut zu einem Amoklauf mit einem Messer, bei dem drei Menschen getötet und neun Personen schwer verletzt wurden (Abb. 2). Quelle: Sci Rep. 2024 Oct 23;14:25087. doi: 10.1038/s41598-024-76267-3