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Antibiotikaverordnung beim unkomplizierten Harnwegsinfekt der Frau

In den Leitlinien zur Therapie von Harnwegsinfektionen wird auf den Einsatz von Zweitwahlantibiotika erst nach Versagen von Erstwahlantibiotika hingewiesen.

Prof. Dr. Ildikó Gágyor, Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin und Studienärztin Alexandra Greser. © Angie Wolf

Die Verordnungsraten in Deutschland liegen jedoch weit oberhalb der empfohlenen Werte. Ziel der REDARES-Studie des Instituts für Allgemeinmedizin war es, die Qualität der Antibiotikaverordnung beim unkomplizierten Harnwegsinfekt der Frau zu verbessern. Dabei profitierten die teilnehmenden Praxen und deren Patientinnen während und auch nach Abschluss der Studie von einem individuellen Verordnungsfeedback, Informationsmaterialien und Handreichungen. Die multimodale Intervention war erfolgreich: In der Interventionsgruppe wurden innerhalb von zwölf Monaten um 13 Prozent weniger Zweitwahl-Antibiotika verordnet und insgesamt 8 Prozent weniger Antibiotika. Die Intervention erwies sich in der Praxis als umsetzbar und wurde von allen Beteiligten akzeptiert. Sie hat damit ein hohes Potential, in der Praxis erfolgreich implementiert zu werden. 

 

Guido Schmiemann, Alexandra Greser, Andy Maun, Jutta Bleidorn, Angela Schuster, Olga Miljukov, Victoria Rücker, Anja Klingenberg, Anja Mentzel, Vitalii Minin, Tim Eckmanns, Christoph Heintze, Peter Heuschmann, Ildikó Gágyor. Effects of a multimodal intervention in primary care to reduce second line antibiotic prescriptions for urinary tract infections in women: parallel, cluster randomised, controlled trial. BMJ (2023). doi:10.1136/bmj-2023-076305

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REDARES-Projekt: Empfehlungen für den ambulanten Versorgungsalltag

Prof. Dr. Ildikó Gágyor, Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin und Studienärztin Alexandra Greser. © Angie Wolf

Welche Antibiotika zur Behandlung von Pneumonien sind am wirksamsten in der Primärversorgung?

Im internationalen Vergleich variieren die klinischen Leitlinien zur empfohlenen Antibiotikabehandlung bei leicht- bis mittelschwerer ambulant erworbener Pneumonie erheblich.

Peter K. Kurotschka ist ärztlicher Mitarbeiter des Instituts für Allgemeinmedizin. © Angie Wolf

Daher verfolgte die Studie das Ziel, die wirksamsten oralen Antibiotika für Erwachsene mit ambulant erworbener Pneumonie zu identifizieren. Primärärztlich relevante Literatur der vergangenen 20 Jahre wurde systematisch überprüft und 24 Studien mit insgesamt 9361 Patientinnen und Patienten in eine Netzwerk-Metaanalyse eingeschlossen. Das Ergebnis: Chinolone und Makrolid-Antibiotika erzielen am wahrscheinlichsten ein klinisches Ansprechen, während Beta-Laktam-Antibiotika (einschließlich Amoxicillin) und die Kombination Amoxicillin-Clavulansäure + Makrolid weniger wirksam sind. Trotz dieser Trends fand die Studie keine eindeutigen Beweise für die Überlegenheit eines spezifischen Antibiotikums beziehungsweise einer Antibiotikaklasse. Da die aktuellen klinischen Leitlinien nicht auf solider Evidenz basieren, bedarf es neuer randomisierter kontrollierter Studien zur Identifikation der wirksamsten Antibiotika zur Behandlung von Pneumonien in der Primärversorgung.

 

Peter K. Kurotschka, Michelle Bentivegna, Cassie Hulme & Mark H. Ebell. Identifying the Best Initial Oral Antibiotics for Adults with Community-Acquired Pneumonia: A Network Meta-Analysis. Journal of General Internal Medicine 39, 1214–1226 (2024). doi:10.1007/s11606-024-08674-1

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Peter K. Kurotschka ist ärztlicher Mitarbeiter des Instituts für Allgemeinmedizin. © Angie Wolf

Neuroenhancement: Medikamente zur Leistungssteigerung im Studium

Der Konsum von verschreibungspflichtigen Medikamenten, die zur Leistungssteigerung genutzt werden können, wird als „Neuroenhancement“ (NE) bezeichnet.

Prof. Dr. Anne Simmenroth, Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin. © Angie Wolf

Insbesondere Stress-Erleben, Angst und Depressivität sind mit stärkerem Konsum verbunden. Internationale Daten zeigen, dass Studierende häufig NE betreiben. Gründe sind unter anderem das Erleben von Stresssituationen und die Ablösung vom Elternhaus beziehungsweise das Suchen nach neuen sozialen Bindungen. Der Konsum von Alkohol, Cannabis und Nikotin wiederum wird zur Stressreduktion genutzt. Unsere Befragung unter 1010 Würzburger Studierenden aus drei Fakultäten ergab eine Prävalenz von 12 Prozent für die Nutzung von NE. NE wurde insbesondere während der Prüfungsvorbereitung zur Leistungssteigerung und / oder zur emotionalen Regulation eingesetzt, am häufigsten in Form von Koffeintabletten, Cannabis und Methylphenidat. Gleichzeitig war NE assoziiert mit riskantem Alkohol- beziehungsweise Tabakkonsum und im geringeren Ausmaß mit ADHS-Symptomen und erhöhtem Stresserleben. Die Symptomniveaus der Screenings für ADHS, Angst und Depressivität lagen in der befragten Kohorte etwas höher als in der deutschen Allgemeinbevölkerung. NE kann als Marker für einen Bedarf an psychosozialer Unterstützung für Studierende interpretiert werden.

 

Maurice Hajduk, Elena Tiedemann, Marcel Romanos, Anne Simmenroth. Neuroenhancement and Mental Health in Students from Four Faculties – a Cross-Sectional Questionnaire Study. GMS Journal for Medical Education, 41 (1), Doc9 (2024). doi:10.3205/zma001664

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Prof. Dr. Anne Simmenroth, Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin. © Angie Wolf