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Ein qualitativer, multizentrischer Ansatz zum aktuellen Stand der Digitalisierung und Automatisierung der Surveillance in der Infektionsprävention und -kontrolle

Krankenhausinfektionen, auch als nosokomiale Infektionen bezeichnet, stellen eine große Bedrohung für die Gesundheitssysteme dar und führen zu einer erhöhten Krankheitslast.

Die Händedesinfektion ist eine wirksame Maßnahme, um die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern. © Daniel Peter / UKW

Die Überwachung, eine sogenannte Surveillance, spielt eine Schlüsselrolle bei der schnellen Erkennung dieser Infektionen und der Verhinderung weiterer Übertragungen. 

Eine qualitative Multicenterstudie hat gezeigt, dass in deutschen Krankenhäusern zwar zunehmend Software zur Surveillance nosokomialer Infektionen eingesetzt wird. Die Prozesse basieren jedoch noch weitgehend auf manueller Erfassung. Insbesondere in kleineren Krankenhäusern mangelt es an finanziellen Ressourcen und an der Umsetzung automatisierter Lösungen zur Infektionsüberwachung, zumal häufig benötigte Daten nicht strukturiert elektronisch vorliegen.

 

Michael Eisenmann, Cord Spreckelsen, Vera Rauschenberger, Manuel Krone, Stefanie Kampmeier. A qualitative, multi-centre approach to the current state of digitalisation and automation of surveillance in infection prevention and control in German hospitals. Antimicrob Resist Infect Control. 2024 Jul 18;13(1):78. doi: 10.1186/s13756-024-01436-y. PMID: 39020438; PMCID: PMC11256362.

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Die Händedesinfektion ist eine wirksame Maßnahme, um die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern. © Daniel Peter / UKW
Heterologe und homologe COVID-19-mRNA-Impfschemata zeigen ähnliche Wirksamkeit in der Auslösung einer langfristigen spike-spezifischen zellulären Immunität

Es wird empfohlen, Beschäftigte im Gesundheitswesen mindestens dreimal mit dem Spike-Antigen zu exponieren, um eine Grundimmunität aufzubauen und den Schutz gefährdeter Patientinnen und Patienten durch Herdenimmunität zu fördern.

Weniger Aufmerksamkeit wurde bisher der zellulären Immunantwort gewidmet, die durch homologe (drei Dosen desselben Impfstoffs) oder heterologe (Impfstoff der dritten Dosis ist unterschiedlich) Impfschemata induziert wird, sowie den immunologischen Auswirkungen von Durchbruchsinfektionen (BTIs).

In dieser gemeinsam mit dem Forschungsschwerpunkt „Pädiatrische Rheumatologie / Spezielle Immunologie“ der Kinderklinik durchgeführten Analyse der T-Zell-Antworten nach drei COVID-19-Impfdosen zeigte sich, dass sich diese zwar hinsichtlich der Aktivierung einzelner Zellpopulationen zwischen homologer und heterologer Impfung unterscheiden, aber in beiden Schemata überwiegend stark ausgeprägt sind. Das bedeutet, dass das Gesundheitspersonal eine ähnliche zelluläre Antwort auf das Spike-S1-Antigen zeigte, unabhängig davon, ob es ein homologes oder heterologes Impfschema erhalten hatte.

Zusätzliche Infektionen stärken die T-Zellen. Tatsächlich wiesen Beschäftigte, die trotz Impfung Durchbruchsinfektionen erlitten hatten, stärkere humorale (Antikörper) und zelluläre (T-Zellen) Immunantworten auf. Die Konzentration und Stärke (Avidität) der anti-SARS-CoV-2-Spike-IgG-Antikörper korrelierte signifikant mit der T-Zell-Aktivierung, was auf einen engen Zusammenhang zwischen Antikörper- und T-Zell-Reaktionen hinweist. Raucherinnen und Raucher zeigten jedoch eine signifikant schwächere T-Zell-Immunantwort als Nichtraucherinnen und Nichtraucher.

 

Isabell Wagenhäuser, Giovanni Almanzar, Franziska Bernhardine Förg, Astrid Stein, Isabella Eiter, Julia Reusch, Juliane Mees, Anna Herzog, Ulrich Vogel, Anna Frey, Thiên-Trí Lâm, Alexandra Schubert-Unkmeir, Lars Dölken, Oliver Kurzai, Stefan Frantz, Alexander Gabel, Nils Petri, Martina Prelog, Manuel Krone. Heterologous and homologous COVID-19 mRNA vaccination schemes for induction of basic immunity show similar immunogenicity regarding long-term spike-specific cellular immunity in healthcare workers. Vaccine. 2024 Aug 30;42(21):126132. doi: 10.1016/j.vaccine.2024.07.033. Epub 2024 Jul 20. PMID: 39034219.

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Multizentrische epidemiologische Analyse des Impfstatus von Personen mit primären Immundefekten

Patientinnen und Patienten mit primären Immundefekten (PID) sind anfälliger für Infektionen und sollten ein erweitertes Impfprogramm erhalten.

Zu oft ist selbst bei Patientinnen und Patienten mit primären Immundefekten kein Impfpass auffindbar. Weltgesundheitsorganisation: Internationale Bescheinigung über Impfungen und Impfbuch.

Zur Erhebung des Status quo wurden die Impfpässe von 70 Personen mit PID aus den Regionen Würzburg und Hannover ausgewertet. Zusätzlich wurden die Patientinnen und Patienten zu ihrer Einstellung zu Impfungen und zur Kommunikation mit ihren Ärztinnen und Ärzten befragt. 

Fazit: Viele der Patientinnen und Patienten hatten einen unzureichenden Impfschutz und konnten sich teilweise nicht an ihre letzte Impfung erinnern. Die Studie zeigt, dass Ärztinnen und Ärzte verstärkt auf Impfungen hinweisen sollten, da die Impfraten in dieser Risikogruppe unzureichend sind.

 

Eva C Schwaneck , Anna S Harasim, Hans-Peter Tony, Micha Gawlik, Torsten Witte, Stefanie Joos, Michael Gernert, Marc Schmalzing, Henner Morbach, Matthias Fröhlich, Manuel Krone. Vaccination status of patients with primary immunodeficiencies in Germany-a multicentric epidemiologic analysis. Z Rheumatol. 2024 Aug 22. English. doi: 10.1007/s00393-024-01549-0. Epub ahead of print. PMID: 39174715.

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Zu oft ist selbst bei Patientinnen und Patienten mit primären Immundefekten kein Impfpass auffindbar. Weltgesundheitsorganisation: Internationale Bescheinigung über Impfungen und Impfbuch.
Ralstonia pickettii –Blutstrominfektionen durch kontaminierte Kochsalzlösung?

Ralstonia pickettii ist ein Bakterium, das normalerweise nur sehr selten als Krankheitserreger nachgewiesen wird.

Im Jahr 2023 traten bundesweit, aber auch in einigen anderen Ländern, vermehrt Krankheitsfälle - überwiegend Blutstrominfektionen - mit Nachweis dieses Bakteriums auf. Erstmals konnte durch die Zusammenführung von klinischen, epidemiologischen und genomischen Daten durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des UKW und der Julius-Maximilians-Universität ein Zusammenhang zwischen der Häufung von invasiven Blutstrominfektionen mit Ralstonia pickettii in Deutschland und Australien hergestellt werden, der vermutlich im Zusammenhang mit kontaminierter Kochsalzlösung steht.

 

Manuel Krone, Vera Rauschenberger, Vera Blaschke, Heike Claus, Oliver Kurzai, Stefanie Kampmeier. Ralstonia pickettii bloodstream infections with potential genomic link to internationally distributed contaminated saline solution. Euro Surveillance;29(3) (2024). doi:10.2807/1560-7917.ES.2024.29.3.2400010

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Rolle von Membranvesikeln bei der Übertragung der Vancomycin-Resistenz in Enterococcus faecium

Das Forschungsprojekt untersucht die Rolle des vesikulären horizontalen Gentransfers bei der Ausbreitung von Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE). Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Übertragung der Resistenzgene vanA und vanB durch Membranvesikel liegt.

Ein besonderes Ergebnis der Studie ist die Entdeckung, dass VRE-Isolate der Sequenztypen ST80 und ST117 bei subinhibitorischen Antibiotikakonzentrationen signifikant mehr Vesikel produzieren als andere Sequenztypen. Trotz der erfolgreichen Identifizierung der Resistenzgene in den Vesikeln konnte jedoch kein phänotypischer Transfer der Vancomycin-Resistenz auf empfindliche Enterococcus faecium nachgewiesen werden. Das weist auf die Notwendigkeit weiterer Forschung zu den spezifischen Eigenschaften der VRE hin. 

 

Johanna Lehmkuhl, Julia Sophie Schneider, Kari Lavinia vom Werth, Natalie Scherff, Alexander Mellmann & Stefanie Kampmeier. Role of membrane vesicles in the transmission of vancomycin resistance in Enterococcus faecium. Sci Rep ;14(1):1895 (2024). doi:10.1038/s41598-024-52310-1

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Semiautomatisierte Surveillance von chirurgischen Infektionen (SSIs) in Geburtshilfe und Gynäkologie

Wie wirksam und effizient ist eine semiautomatisierte Surveillance von chirurgischen Infektionen (SSIs) in der Geburtshilfe und Gynäkologie im Vergleich zur manuellen Analyse.

Ein zentrales Ergebnis ist, dass bestimmte Indikatoren, wie die Verschreibung von Antibiotika und Diagnosecodes, eine hohe Sensitivität bei der Erkennung von SSIs aufweisen und somit eine erhebliche Arbeitsentlastung ermöglichen können. Die Studie zeigt, dass die semiautomatisierte Surveillance, welche sich im Gegensatz zu vollautomatisierten Lösungen auch in eingeschränkt digitalisierten Settings wie dem deutschen Gesundheitswesen einsetzen lässt, eine vergleichbare Sensitivität wie die manuelle Überwachung bieten kann und gleichzeitig den Arbeitsaufwand deutlich reduziert, abhängig von der Art der Operation und den lokalen Gegebenheiten.

 

Hannah Hill, Isabell Wagenhäuser, Patricia Schuller, Joachim Diessner, Michael Eisenmann, Stefanie Kampmeier, Ulrich Vogel, Achim Wöckel, Manuel Krone. Establishing semi-automated infection surveillance in obstetrics and gynaecology. Journal of Hospital Infection, 146:125-133 (2024). doi:10.1016/j.jhin.2024.01.010

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