Suchterkrankungen behandeln

Für die klinische Suchtmedizin stehen 21 stationäre Behandlungsplätze zur Verfügung. Der qualifizierte Entzug für alkohol-, drogen- und medikamentenabhängige Patientinnen und Patienten basiert auf standardisierten und bewährten Therapiekonzepten und dauert je nach Substanz zwischen zwei und mehreren Wochen.

Was versteht man unter Sucht?

Die psychische und körperliche Abhängigkeit von Substanzen, die zunächst meist eine positive oder sogar euphorisierende Wirkung auslösen, wird als Sucht bezeichnet. Die internationale Klassifikation für Krankheiten definiert Sucht unter anderem als den starken Wunsch oder Zwang, Alkohol oder eine andere Substanz zu konsumieren, verbunden mit verminderter Kontrollfähigkeit bezüglich des Beginns, der Beendigung und der Menge des Konsums. Kennzeichnend ist ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums, ebenso eine Toleranzentwicklung bezüglich der konsumierten Substanz.

Ursache

Zugrunde liegt eine Fehlsteuerung verschiedener Botenstoffe im Gehirn. Die Suchtmittel verändern die Verschaltung und die Reaktionsweisen im Belohnungssystem des Gehirns. Bleiben die vom Suchtmittel ausgelösten Reize aus, entsteht ein unkontrollierbares Verlangen nach der Substanz, das die freie Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigt. Da der Körper die Suchtmittel mit der Zeit beschleunigt abbaut, entwickelt sich eine abgeschwächte Wirkung, die als Toleranz bezeichnet wird. Daraus erklärt sich die charakteristische Dosissteigerung bei einer Suchterkrankung.

Behandlungsangebot

Unser Behandlungsangebot richtet sich an Patientinnen und Patienten, die an einer Alkohol-, Drogen- und/oder Medikamentenabhängigkeit leiden, mit Ausnahme von Heroin oder anderen Drogen, die intravenös zugeführt werden. Eine Methadon-Substitution können wir leider nicht anbieten. Zur Rauchentwöhnung vermitteln wir in gute Programme anderer Anbieter, etwa der Krankenkassen. Die Therapie basiert jeweils auf der Grundlage der S3-Leitlinien, die standardisierte und bewährte Therapiekonzepte vorhalten.

Auf unserer Schwerpunktstation 4-West, in der angegliederten Spezialambulanz sowie im teilstationären oder ambulanten nachstationären Programm bieten wir alle Voraussetzungen, um einen qualifizierten Entzug durchzuführen. Ziel jeder Therapie ist der völlige Verzicht auf den Suchtstoff.

Die Aufnahme erfolgt nach einem Vorgespräch, das Sie selbst unter der Telefonnummer +49 931 201-76300 mit uns vereinbaren müssen.

Entzug

Nach einer umfassenden körperlichen und psychologischen Untersuchung sowie der genauen Analyse des Suchtproblems sowie eventueller anderer psychischer Erkrankungen wird ein individuelles Therapiekonzept erstellt.

Der Entzug gliedert sich in drei Phasen und dauert etwa drei Wochen:

Krisenintervention

Bei Überdosierung oder Absetzen substanzieller Suchtmittel wie Medikamente, Alkohol oder Drogen kann es teils zu lebensgefährlichen körperlichen Symptomen kommen. Die Behandlung solch einer akuten Phase dauert einige Tage bis zu zwei Wochen und sollte unter ärztlicher Aufsicht in einem Psychiatrischen oder Internistischen Krankenhaus erfolgen. Die Entzugssymptomatik lässt sich mit Medikamenten mildern. Bereits in dieser Phase werden Therapiemöglichkeiten besprochen, wie eine dauerhafte Suchtentwöhnung erreicht werden kann.

Qualifizierter Entzug

Ein qualifizierter Entzug durchläuft in einem medizinisch ganzheitlichen Ansatz mehrere therapeutische Maßnahmen und dauert zwischen zwei und drei Wochen. Er umfasst im Wesentlichen nacheinander oder parallel verlaufend folgende Schritte:

  • Befreiung des Körpers von der Substanz, meist unter medikamentöser Unterstützung, um die Entzugssymptome zu mildern.
  • Bereits während dieser Entgiftungsphase setzen unterstützende psychotherapeutische und sozialpädagogische Maßnahmen ein. Diese umfassen zum Beispiel:
    • unterstützende Gespräche zum Aufbau der Eigenmotivation
    • individualisierte störungsspezifische Gruppentherapie
    • Analyse und Herausarbeitung der Gründe, die zum Suchtverhalten geführt haben oder führen
    • Klärung psychosozialer Probleme
    • Vermittlung von Strategien zur Vermeidung eines Rückfalls
    • Behandlung psychischer Begleiterkrankungen

Behandlung psychischer Begleiterkrankungen

Liegt eine psychische Begleiterkrankung vor, so wird diese in der zweiten Phase des qualifizierten Entzugs abgeklärt und behandelt. In Abhängigkeit von der Schwere der Erkrankung wird auch diese teilstationär, ambulant oder auf einer unserer Schwerpunktstationen weiterbehandelt. Bei Suchterkrankungen handelt es sich meist um kognitive Störungen, Psychosen, bipolare Störungen oder Depressionen. Die Therapie basiert auf sogenannten störungsspezifischen Programmen, die sich auf die jeweilige Krankheit beziehen. Sie setzt sich – je nach Bedarf – aus verschiedenen Elementen wie etwa medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung zusammen und versteht sich als multimodales Konzept.

Rückfallprävention

Der körperlich-psychische Entzug mit ängstlicher Verstimmung, Reizbarkeit und Schlafrhythmusstörungen ohne stützende Struktur und intensive therapeutische Betreuung ist die rückfallgefährlichste Zeit. Ist diese Phase jedoch überstanden, rückt die aktive Zukunftsplanung mehr und mehr in den Vordergrund, die jedoch von Anfang an fester Bestandteil eines qualifizierten Entzugs ist. Dazu zählen:

  • motivierende Gesprächsführung, die Strategien zur Rückfallverhütung vermittelt und das Selbstvertrauen stärkt
  • kognitive Strategien, die suchtfördernde Gedanken verändern und durch neue, hilfreiche Denkstrukturen ersetzen
  • Erarbeitung konkreter und praxisrelevanter Hilfestellungen wie etwa kraftspendende Rituale, Umgang mit Emotionen oder Handlungsabläufe, die bisher schwer gefallen sind
  • Expositionstraining, bei dem die Ablehnung des Suchtmittels in Gesellschaft oder in bestimmten Situationen im Vordergrund steht
  • individuelle Zukunftsplanung
  • eigenständig geplante Freizeitgestaltung
  • ergänzende Gruppenangebote, welche geschlechterspezifisch die Unterschiede des Abhängigkeitsverhaltens berücksichtigen

Die therapeutische Rückfallprävention ist Bestandteil des Entzugs und in die stationäre Behandlung integriert.

Nachsorge

Im Anschluss an einen Alkoholentzug bieten wir ein spezielles Nachsorgeprogramm an, das sich bis zu einem Jahr erstrecken kann. Dieses ambulante Stützprogramm umfasst einen wöchentlichen Besuch der Integrationsgruppe sowie regelmäßige Blut- und Atemalkoholkontrollen. Außerdem arbeiten wir eng mit den Selbsthilfegruppen und Suchtberatungsstellen im Raum Würzburg zusammen, wie etwa den Anonymen Alkoholikern (AA), dem Blauen Kreuz, der Caritas, dem Kreuzbund, der Diakonie, der Jugend- und Drogenberatung Würzburg und dem Roten Kreuz.

Ansprechperson

Portraitfoto Oberarzt PD Dr. med. Martin Lauer

PD Dr. med.
Martin Lauer

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Prof. Dr. med. Sebastian Walther

Sekretariat
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Anschrift

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums | Margarete-Höppel-Platz 1 | 97080 Würzburg

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