OTA im ZOM-OP – Interview mit Carl G.
Carl, Sie arbeiten im allgemeinchirurgischen OP. Können Sie darüber berichten?
Ich bin seit circa einem Jahr als OTA im ZOM-OP tätig. Davor habe ich meine Ausbildung hier am Uniklinikum gemacht und dabei fast alle OP-Bereiche durchlaufen. Am Ende meiner Ausbildung hatte ich den Einsatz im allgemeinchirurgischen OP und mir hat es so gut gefallen, dass ich gleich geblieben bin. Hier decken wir die gesamte Bandbreite an allgemein- und gefäßchirurgischen, sowie kinderchirurgischen OPs ab. Dazu gehören vor allem Operationen im Magen-Darm-Trakt. Wir machen aber auch Transplantationsdienste oder Multiorganentnahmen. Vor allem an die Gerüche muss man sich hier am Anfang gewöhnen, aber das geht schnell.
Warum haben Sie sich für eine Ausbildung zum OTA entschieden?
Mir gefällt das Feeling im OP, das hochmoderne Umfeld, die viele Technik. Wir operieren zum Beispiel viel mit dem Da-Vinci-Roboter. Und man macht etwas mit den Händen. Ich habe schnell gemerkt, dass die Arbeit auf Station mir nicht zu 100 Prozent zusagt. Und als OTA habe ich auch direkten Kontakt zu Patienten, zum Beispiel beim Einschleusen. Hier ist Empathie sehr wichtig. Die Patienten sind in einer Extremsituation bei uns, ich versuche da eine Art Wohlfühlkomfortzone zu schaffen.
Erfahrung spielt in diesem Beruf eine große Rolle. Man wird lockerer mit der Zeit.
Was macht den Beruf so besonders?
Im OP wird Teamarbeit sichtbar. Ohne das Team funktioniert nichts. Egal ob mit den Ärztinnen und Ärzten, den Anästhesisten, der Anästhesiepflege oder den Mitarbeitern aus den Lagern – der Eine kann nicht ohne den Anderen. Hier ist jeden Tag was los, man weiß nie, was kommt. Als Uniklinik haben wir ein großes Einzugsgebiet und versorgen alle Patienten, was bedeutet, dass viele Notfälle zu uns gebracht oder geflogen werden.
Sie haben Notfalloperationen erwähnt. Wie bereiten Sie sich darauf vor?
Je nachdem wie viel Zeit wir noch bis zum OP-Beginn haben, bereite ich mich anders vor. Wenn ich weiß, dass ich noch zehn Minuten Zeit habe, esse und trinke ich meist noch was. Es ist schließlich oft nicht absehbar, wann ich das das nächste Mal tun kann und ich will sicher sein, dass ich genug Energie habe, um die nächsten Stunden konzentriert zu arbeiten. Man ist davor natürlich voller Adrenalin und mir wird oft erst nach der OP bewusst, was wir da im Team gerade geschafft haben.
Vor jeder OP, auch vor Notfall-OPs, gibt es ein Timeout. Das wird meist von den Ärztinnen und Ärzten moderiert. Hier werden nochmal die wichtigsten Punkte besprochen: Patientendaten, OP-Vorgehen, die Vorstellung der Leute am OP-Tisch oder auch welche Anästhesie oder Antibiosen verabreicht wurden. Das ist natürlich vor allem für die Patientensicherheit enorm wichtig. Und dann gehts auch schon los.
Im Schnitt steht man circa eineinhalb Stunden am Tisch, aber vor allem nachts kann es schon passieren, dass man mal sechs bis acht Stunden, zum Beispiel bei einer Lebertransplantation, im OP bleiben muss.
Wie beginnt Ihre Schicht normalerweise?
Wir arbeiten hier in sieben verschiedenen Schichten. Die meisten von uns fangen um sieben Uhr früh an und dann kommen nach und nach die weiteren Schichten hinzu. Die Saaleinteilung ist am Vortag schon geschrieben. Zu Beginn gibt es immer eine Übergabe vom Nachtdienst. Man bespricht dann, wer welche Operationen übernimmt oder ob kurzfristige Änderungen notwendig sind, zum Beispiel, wenn ein Kollege krank ist.
Ist es für Sie wichtig, in einem Haus der Maximalversorgung zu arbeiten?
Ja, auf jeden Fall! Betrachtet man den Umkreis von Würzburg, so hat man an der Uni definitiv die meisten Möglichkeiten. Hier kann man Erfahrung sammeln. Man sieht mehr, kann mehr machen, hat ein riesiges Spektrum und so auch viel Abwechslung. Wenn man will, kann man am UKW wirklich viel mitnehmen. Natürlich ist diese riesige Bandbreite nicht nur positiv. Vor ein paar Monaten hatten wir zum Beispiel eine Multiorganentnahme bei einem Jugendlichen, das hat mich dann schon beschäftigt. So etwas bekommt man ja in einem kleinen Haus gar nicht mit. Bei solchen Extremfällen, oder natürlich auch sonst, kann man zur Seelsorge gehen. Wir besprechen diese Fälle auch im Team und achten aufeinander. Klar gibt es hier auch mal ruhige Tage, aber man ist und wird hier auf jeden Fall gefordert, was aber auch gut ist. Mein Arbeitskollege ist zeitgleich auch mein Mitbewohner, wir sind in der Ausbildung zusammengezogen. Mit ihm kann ich mich auch gut über die Arbeit austauschen.
Welche Eigenschaften braucht es Ihrer Meinung nach, um als OTA eine gute Arbeit zu machen?
Flexibilität. Und man muss gerne im Team arbeiten. Klar herrscht hier auch mal ein etwas rauerer Ton, aber das ist meistens nicht so gemeint. Man sollte offen und gelassen sein. Sowie eine gewisse Geschwindigkeit beim Arbeiten mitbringen, dann wird das schon. Am Anfang steht einem ein Mentor mit viel Erfahrung zur Seite, der für einen zuständig ist, dich einlernt und dir sein Wissen weitervermittelt. Außerdem gibt es einen Einarbeitungskatalog in dem die wichtigsten Punkte aufgeführt sind.
Wie gehts für Sie weiter?
Ich möchte vor allem erst mal noch ein paar Jahre Berufserfahrung sammeln. Ich merke, dass ich im Verlauf immer mehr Verantwortung übertragen bekommen habe. Seit März bin ich zum Beispiel alleiniger Gerätebeauftragter für alle eingesetzten Geräte in unserem OP. Das heißt, ich schaue, dass alle Kollegen in die Geräte eingewiesen sind und stehe im Kontakt mit den Vertretern und Herstellern. Ich bin da, wenn das Gerät nicht funktioniert und kann den Fehler im besten Fall auch selbst beheben. Und wenn nicht, dann hole ich die Medizintechnik, die ist auch gleich in der Nähe. 2021 werde ich dann hier an der Akademie meinen Praxisanleiter machen.
Danke für das offene Gespräch, Carl!
Hier geben dir die Kollegen Einblicke, was sie bei ihrer Arbeit als OP-Pflegekraft und Operationstechnischer Assistent umtreibt.
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