Würzburg. Etwa 28 Prozent aller Deutschen leiden an chronischen Schmerzen, von denen Wirbelsäulenbeschwerden einen großen Anteil ausmachen. Viele Betroffene haben begleitende internistische Erkrankungen und sind oft nur schwer medikamentös einzustellen. Auch eine Operation stellt für sie keine zielführende Option dar. Diesen Patientinnen und Patienten kann eine stationäre interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie angeboten werden. Am Uniklinikum Würzburg (UKW) standen hierfür auf der Station IV West der Neurochirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus) bislang drei bis maximal vier Betten zur Verfügung. Nach pandemiebedingten Einschränkungen konnten in diesem Frühjahr die Kapazitäten auf sechs Plätze gesteigert werden. „Damit haben wir die Möglichkeit, noch mehr Patientinnen und Patienten eine individuelle, interdisziplinäre Behandlung anzubieten“, verdeutlicht Dr. Bettina Meyer vom Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZiS) des UKW (Leitung: Prof. Dr. Heike Rittner). Die Anästhesistin und Schmerztherapeutin fährt fort: „Die stationäre Aufnahme ist beispielsweise dann nötig, wenn neue Medikationen oder eine Tablettenumstellung eine genaue Beobachtung von Wirkung und Nebenwirkung rund um die Uhr erforderlich machen. Ebenso können bestimmte Eingriffe zur Schmerzbehandlung, etwa eine Therapie direkt an der Nervenwurzel, am besten stationär durchgeführt werden.“
Therapeutisch breit angelegt
Der in der Regel dreiwöchige Krankenhausaufenthalt zielt nicht nur auf eine medikamentöse oder invasive Therapie ab, sondern berücksichtigt vorrangig das biopsychosoziale Modell mit allen Facetten der Beweglichkeit, der Persönlichkeit, des psychischen Wohlbefindens sowie des Berufs- und Soziallebens. „Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, den Patientinnen und Patienten aktive Wege zur Schmerzlinderung aufzuzeigen. Im multiprofessionellen Team vermitteln wir unter anderem Übungen zur eigenständigen Förderung von Muskelkraft und Muskeldehnung, Entspannungsmöglichkeiten und ein Verständnis der Schmerzerkrankung“, erläutert Dr. Meyer. Nach Einschätzung von Dr. Michael Kiderlen, Oberarzt der Neurochirurgischen Klinik, kann eine frühzeitige konservative Behandlung letztlich auch dazu beitragen, operative Eingriffe zu verhindern, zeitlich zu verschieben oder zumindest optimal vorzubereiten.
Weitere Details zur stationären multimodalen Schmerztherapie finden sich unter www.ukw.de/behandlungszentren/zentrum-fuer-interdisziplinaere-schmerzmedizin/stationaere-behandlung