Aktuelle Meldungen

Uniklinikum Würzburg: Deutliche Kapazitätssteigerung bei der stationären multimodalen Schmerztherapie

Nach pandemiebedingten Einschränkungen stehen für eine stationäre multimodale Schmerztherapie am Uniklinikum Würzburg seit diesem Frühjahr nun sechs Betten in der Neurochirurgischen Klinik zur Verfügung. So kann noch mehr Patientinnen und Patienten frühzeitig eine individuelle, konservative Schmerzbehandlung angeboten werden.

Würzburg. Etwa 28 Prozent aller Deutschen leiden an chronischen Schmerzen, von denen Wirbelsäulenbeschwerden einen großen Anteil ausmachen. Viele Betroffene haben begleitende internistische Erkrankungen und sind oft nur schwer medikamentös einzustellen. Auch eine Operation stellt für sie keine zielführende Option dar. Diesen Patientinnen und Patienten kann eine stationäre interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie angeboten werden. Am Uniklinikum Würzburg (UKW) standen hierfür auf der Station IV West der Neurochirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus) bislang drei bis maximal vier Betten zur Verfügung. Nach pandemiebedingten Einschränkungen konnten in diesem Frühjahr die Kapazitäten auf sechs Plätze gesteigert werden. „Damit haben wir die Möglichkeit, noch mehr Patientinnen und Patienten eine individuelle, interdisziplinäre Behandlung anzubieten“, verdeutlicht Dr. Bettina Meyer vom Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZiS) des UKW (Leitung: Prof. Dr. Heike Rittner). Die Anästhesistin und Schmerztherapeutin fährt fort: „Die stationäre Aufnahme ist beispielsweise dann nötig, wenn neue Medikationen oder eine Tablettenumstellung eine genaue Beobachtung von Wirkung und Nebenwirkung rund um die Uhr erforderlich machen. Ebenso können bestimmte Eingriffe zur Schmerzbehandlung, etwa eine Therapie direkt an der Nervenwurzel, am besten stationär durchgeführt werden.“ 

Therapeutisch breit angelegt

Der in der Regel dreiwöchige Krankenhausaufenthalt zielt nicht nur auf eine medikamentöse oder invasive Therapie ab, sondern berücksichtigt vorrangig das biopsychosoziale Modell mit allen Facetten der Beweglichkeit, der Persönlichkeit, des psychischen Wohlbefindens sowie des Berufs- und Soziallebens. „Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, den Patientinnen und Patienten aktive Wege zur Schmerzlinderung aufzuzeigen. Im multiprofessionellen Team vermitteln wir unter anderem Übungen zur eigenständigen Förderung von Muskelkraft und Muskeldehnung, Entspannungsmöglichkeiten und ein Verständnis der Schmerzerkrankung“, erläutert Dr. Meyer. Nach Einschätzung von Dr. Michael Kiderlen, Oberarzt der Neurochirurgischen Klinik, kann eine frühzeitige konservative Behandlung letztlich auch dazu beitragen, operative Eingriffe zu verhindern, zeitlich zu verschieben oder zumindest optimal vorzubereiten.

Weitere Details zur stationären multimodalen Schmerztherapie finden sich unter www.ukw.de/behandlungszentren/zentrum-fuer-interdisziplinaere-schmerzmedizin/stationaere-behandlung

 

Neurovaskuläres Netzwerk Unterfranken gegründet

Am 1. Februar 2023 fand am Uniklinikum Würzburg (UKW) die Gründungsveranstaltung und konstituierende Sitzung des Neurovaskulären Netzwerks Unterfranken statt. Das interdisziplinär ausgerichtete Netzwerk bildet eine innovative überregionale Versorgungsstruktur für Patientinnen und Patienten mit neurovaskulären Erkrankungen, wie beispielsweise einem Schlaganfall oder komplexen Gefäßveränderungen. Diese sollen an spezialisierten Kliniken mittels dort etablierter Therapiekonzepte behandelt werden.

Gruppenbild Gründungsveranstaltung Neurovaskuläres Netzwerk Unterfranken
Zur Gründungsveranstaltung des Neurovaskulären Netzwerks Unterfranken kamen Vertreterinnen und Vertretern aus zahlreichen Krankenhäusern der Region am Uniklinikum Würzburg zusammen. Bild: UKW / Annika Wolf

Zahlreiche Krankenhäuser beteiligt

Am Neurovaskulären Netzwerk Unterfranken beteiligen sich das Klinikum Aschaffenburg-Alzenau, das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim, das Rhön-Klinikum – Campus Bad Neustadt, das Helios-Klinikum Erlenbach, die Klinik Kitzinger Land, das Klinikum Main-Spessart Lohr, die Main-Klinik Ochsenfurt, das Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt, die Rotkreuzklinik Wertheim, das Klinikum Würzburg Mitte und das UKW.

Die enge Zusammenarbeit der Fachdisziplinen Neurologie, Neurochirurgie, Neuroradiologie, Kardiologie, Anästhesiologie und Gefäßchirurgie basiert auf der etablierten Zusammenarbeit im Telemedizinnetzwerk TRANSIT-Stroke, dem ein Großteil der am Neurovaskulären Netzwerk Unterfranken beteiligten Kliniken angehören.

 

Prof. Dr. Karl Georg Häusler zum Netzwerk-Sprecher gewählt

Im Rahmen der konstituierenden Sitzung wurde Prof. Dr. Karl Georg Häusleraus der Neurologische Klinik und Poliklinik des UKW (Direktor: Prof. Dr. Jens Volkmann) zum Sprecher des Neurovaskulären Netzwerks Unterfranken gewählt. Er soll dessen Arbeit in den nächsten drei Jahren koordinieren. In der Sitzung wurde vorgeschlagen, dass die Koordination der Netzwerkarbeit im Anschluss durch das Rhön-Klinikum – Campus Bad Neustadt erfolgen soll.

 

Arbeitsschwerpunkte des Neurovaskulären Netzwerks

Neben regelmäßigen Treffen zum fachlichen Austausch und zur Qualitätssicherung soll eine gemeinsame Behandlungsleitlinie für neurovaskuläre Erkrankungen implementiert werden, um die Patientenversorgung in Unterfranken und in angrenzenden Regionen Baden-Württembergs durch eine bestmögliche interhospitale Kooperation zu optimieren. Eine weitere Vertiefung der Zusammenarbeit mit außerklinischen Partnern wird im Rahmen des Neurovaskulären Netzwerks angestrebt – von den Erstversorgern bis hin zu den Ärztlichen Leitern des Rettungsdienstes in der Region. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie (IKE-B) der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (Vorstand: Prof. Dr. Peter U. Heuschmann) werden Ärztinnen und Ärzte der beteiligten Netzwerk-Kliniken zudem wissenschaftliche Fragestellungen bearbeiten.

 

Zertifizierung durch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft geplant

Noch im Jahr 2023 soll eine Zertifizierung des Neurovaskulären Netzwerks Unterfranken durch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft beantragt werden, die seit 2018 Neurovaskuläre Netzwerke bundesweit zertifiziert.

Gruppenbild Gründungsveranstaltung Neurovaskuläres Netzwerk Unterfranken
Zur Gründungsveranstaltung des Neurovaskulären Netzwerks Unterfranken kamen Vertreterinnen und Vertretern aus zahlreichen Krankenhäusern der Region am Uniklinikum Würzburg zusammen. Bild: UKW / Annika Wolf

Ein Vlies, das Chemotherapeutika direkt im Hirn freisetzt

Ein Team der Neurochirurgie am Uniklinikum Würzburg entwickelt gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Silicatforschung (ISC) ein neuartiges innovatives Verfahren zur lokalen Chemotherapie von Glioblastomen. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,6 Millionen Euro gefördert.

Die Grafik zeigt das Konzept vom GlioGel
Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Silicatforschung (ISC) entwickelt die Neurochirurgie am Uniklinikum Würzburg ein neuartiges Verfahren zur lokalen Chemotherapie von Glioblastomen - ein Vlies, das Chemotherapeutika direkt im Hirn freisetzt. Das Projekt wird vom BMBF mit insgesamt 1,6 Millionen Euro gefördert.
Petrischale mit Gewebe
Das Team der Neurochirurgie am Uniklinikum Würzburg valididert das Drug Delivery System GlioGel an in vitro und ex vivo-Modellen auf Effektivität. © Clara Keller / UKW

Das Glioblastom ist der häufigste und zugleich aggressivste Hirntumor im Erwachsenenalter. Etwa 3.000 Menschen in Deutschland erkranken jedes Jahr daran. Ihnen verbleiben im Schnitt 14 bis 15 Monate Lebenszeit. Charakteristisch für diesen Tumor ist, dass er unkontrolliert in das gesunde Hirngewebe infiltriert. „An den Rändern des ehemaligen Resektionsbereiches entstehen regelhaft Tumorrezidive, die von der Infiltrationszone des Tumors ausgehen. Das heißt, wenn wir den Tumor nach derzeitigem Therapiestandard behandeln, also operativ entfernen, den Bereich anschließend bestrahlen und über mehrere Wochen eine systemische Chemotherapie verabreichen, schaffen wir es aktuell nicht, alle Tumorzellen abzutöten“, erklärt Prof. Dr. Mario Löhr, Leitender Oberarzt der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik am Uniklinikum Würzburg. 

Kieselgel-basierendes Faservlies zersetzt sich und gibt Therapeutika ab

Aufgrund der ungünstigen Prognose und zudem starken Nebenwirkungen der systemischen Chemotherapie haben Prof. Löhr und Prof. Dr. Carsten Hagemann, Leiter der Sektion Experimentelle Neurochirurgie in der Klinik, gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg ein Konzept für ein neuartiges innovatives Behandlungsverfahren entwickelt.

„Da viele Therapeutika die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und daher ineffektiv sind, haben wir überlegt, wie wir die Wirkstoffe lokal applizieren können, um so die Therapieeffizienz zu steigern“, schildert Carsten Hagemann. So entstand gemeinsam mit dem Fraunhofer ISC die Idee eines auf Kieselgel basierenden Faservlies.

Basis dieses neuartigen Drug Delivery Systems ist ein am Fraunhofer ISC entwickeltes Vlies, das bereits medizinisch zugelassen ist. Das Material löst sich im Verlauf der Wundheilung nach sechs bis acht Wochen vollständig auf. „Wir freuen uns sehr, wenn unser Material auch bei der Therapie von Glioblastomen helfen kann“ erklärt Dr. Sofia Dembski, die Leiterin des Teams Biomaterialien am Fraunhofer ISC. Dieses Vlies wird von Fraunhofer-Forschern mit Chemotherapeutika modifiziert und kann danach in die Resektionshöhle eingesetzt werden, also an den ursprünglichen Ort des Tumors. „Die resorbierbaren Kieselgel-Fasern lassen sich einfach an den Resektionsbereich anpassen, zersetzen sich im Laufe der Zeit und geben so konstant die Wirkstoffe lokal ab. Auf diese Weise könne die Konzentration von Chemotherapeutika direkt ihre maximale Wirksamkeit entfalten und ein erneutes Tumorwachstum hemmen, so Hagemann.

Das Team der Würzburger Neurochirurgie, das sich auf die Erforschung von Hirntumoren spezialisiert hat, im speziellen ausgerichtet auf Tumorimmunologie, molekulare Grundlagen gutartiger und bösartiger Hirntumoren bis hin zu innovativen Therapiemethoden, wird dieses Drug Delivery System zunächst an in vitro- und ex vivo-Modellen auf Effektivität validieren. Anschließend ist geplant, in einer tierexperimentellen Studie das lokale zytostatische Wirkstofffreisetzungssystem im Organismus zu untersuchen und so zu prüfen, ob das sog. GlioGel das Überleben verlängern kann.

Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung Die Idee hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung überzeugt. Es fördert seit November 2022 das Projekt mit insgesamt 1,6 Millionen Euro. Offizieller Titel: Lokale Chemotherapie von Glioblastomen durch den Einsatz neuartiger flexibler Wirkstoffträger - GlioGel. 

Die Grafik zeigt das Konzept vom GlioGel
Gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Silicatforschung (ISC) entwickelt die Neurochirurgie am Uniklinikum Würzburg ein neuartiges Verfahren zur lokalen Chemotherapie von Glioblastomen - ein Vlies, das Chemotherapeutika direkt im Hirn freisetzt. Das Projekt wird vom BMBF mit insgesamt 1,6 Millionen Euro gefördert.
Petrischale mit Gewebe
Das Team der Neurochirurgie am Uniklinikum Würzburg valididert das Drug Delivery System GlioGel an in vitro und ex vivo-Modellen auf Effektivität. © Clara Keller / UKW

Zehn Jahre Bene Maxilla-Stiftung: Kiefer- und Gesichtsoperationen bei 30 Kindern finanziert

Seit zehn Jahren finanziert die Bene Maxilla-Stiftung als Partner des Uniklinikums Würzburg Benefiz-Operationen bei Kindern mit angeborenen Fehlbildungen oder schweren Erkrankungen im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich aus benachteiligten Regionen der Welt.

Als Sivi im Jahr 2014 in Würzburg eintraf, wusste keiner so genau, ob der Junge aus Angola nun sieben, neun oder vielleicht sogar schon elf Jahre alt war. Offensichtlich war allerdings die angeborene Fehlbildung seines Gesichts: Zwischen seinen zu weit auseinanderstehenden Augen dominierte eine abnorm geformte Nase, deren innere Strukturen durch die teilweise fehlende Hautüberdeckung zu erkennen waren. Röntgenbilder offenbarten eine weitere, unter der Kopfhaut verborgene Folge der als „Tessier-12-Gesichtsspalte“ klassifizierten embryologischen Störung: In der Stirnregion war sein Schädel nicht geschlossen, der schützende Knochen war von einem unregelmäßig geformten Loch von bis zu acht Zentimetern Durchmesser durchbrochen. In insgesamt drei, jeweils mehrstündigen Operationen korrigierten Prof. Dr. Dr. Alexander Kübler und sein Team von der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie (MKG) in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Tilmann Schweitzer von der Sektion Pädiatrische Neurochirurgie des Uniklinikums Würzburg (UKW) zunächst die Augenstellung inklusive der gestörten Tränenabflüsse. Anschließend rekonstruierten sie die Nasenpartie, bevor sie beim finalen Eingriff das Loch in der Schädeldecke mit einer maßgefertigten Kunststoffplatte verschlossen. 

Nach dem Abheilen konnte Sivi im Jahr 2015 in seine Heimat zurückkehren. „Ich hoffe, dass unsere Arbeit dazu beiträgt, dass das freundliche und intelligente Kind nun die Chance auf ein Leben ohne soziale Ausgrenzung hat“, kommentiert Klinikdirektor Kübler.

Ehemaliger Patient als Stifter

Auch wenn er und alle sonstigen Beteiligten des UKW – wie zum Beispiel die Pflegekräfte der Kinderintensivstation – sich bemühten, die Behandlung so kostengünstig wie nur irgend möglich zu gestalten, liefen durch die Eingriffe und die Nachversorgung erhebliche Beträge auf. Diese übernahm die Bene Maxilla-Stiftung. Hauptziel der Würzburger Wohltätigkeitsorganisation ist es, Kinder mit angeborenen Fehlstellungen oder schweren Erkrankungen im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich aus benachteiligten Regionen der Welt zu unterstützen, die ohne fremde Hilfe keine Chance auf Linderung oder Heilung ihrer Krankheiten haben. Hinter der im Jahr 2011 ins Leben gerufenen Stiftung stehen die Eheleute Edelgard und Max J. Bieniussa Leusser. Als Patient von Prof. Kübler konnte Max J. Bieniussa Leusser einige Jahre zuvor von einer Tumorerkrankung im Oberkiefer geheilt werden. Das war die Initialzündung für seine Benefiztätigkeit: In Würdigung der geleisteten Arbeit der Mediziner will er seither durch die Stiftung solchen Kindern eine bessere Lebensperspektive eröffnen. Edelgard und Max J. Bieniussa Leusser sind sich einig: „So viel wir können, wollen wir gern leisten und mit Hilfe ähnlich denkender Menschen beweisen: Es ist nur ein Tropfen im Ozean, aber wir machen es. Weil wir es wollen.“

Bislang 30 Kinder behandelt

So wie Sivi konnten während des nun zehnjährigen Bestehens der Bene Maxilla-Stiftung bislang insgesamt 30 Kinder aus Ländern wie Afghanistan, Angola, Usbekistan, Tadschikistan, Pakistan und Tansania behandelt werden. Da je nach Art des Gesundheitsproblems bis zu vier Eingriffe nötig waren, fanden dabei 44 Operationen statt. „Das Gros der bei diesem Projekt versorgten Kinder litt unter solch seltenen Gesichtsspalten wie Sivi oder unter Kiefergelenksankylosen. Bei Kiefergelenksankylosen handelt es sich um eine Verknöcherung des Kiefergelenks nach unbehandelten Kieferbrüchen, was dazu führt, dass die Betroffenen den Mund nicht mehr richtig öffnen können oder die Zähne überhaupt nicht mehr auseinanderbekommen – mit allen negativen Folgen für Sprache, Ernährung und Wachstum“, berichtet Dr. Dr. Hartmut Böhm, der als Geschäftsführender Oberarzt der MKG viele der Eingriffe zusammen mit Prof. Kübler plante und durchführte.

Teilweise hochkomplexe Fälle

Während Kiefergelenksankylosen vergleichsweise einfach zu beheben sind, gab es auch schon etliche hochkomplexe Fälle, bei denen die MKG-Experten weitere Spezialisten des Uniklinikums hinzuzogen. Beispielweise war der derzeit letzte, im Frühjahr 2021 behandelte Benefiz-Patient ein dreijähriger Afghane, der eine mit nicht-funktionellem Gehirngewebe gefüllte Ausstülpung im Gesicht trug. „Auch bei der Therapie dieser Meningoencephalocele nutzten wir das Wissen und Können unseres neurochirurgischen Kollegen Prof. Schweitzer“, berichtet Prof. Kübler. Quasi im Nebeneffekt wachsen mit jedem der nicht alltäglichen Eingriffe, für die es oft kein Standardvorgehen gibt, das Know-how und die Erfahrung der beteiligten Mediziner*innen. „Wahrscheinlich gibt es in Deutschland keine andere Einrichtung, die schon so viele Gesichtsspalten operiert hat, wie wir“, verdeutlicht Dr. Dr. Böhm. Und Prof. Kübler beobachtet, dass das bei diesem speziellen Patientengut besonders gefragte soziale Engagement den Teamgeist an seiner Klinik fördert.

Ein wichtiger Partner des gesamten Benefiz-Programms ist der Verein Friedensdorf International. Die in Oberhausen beheimatete Hilfseinrichtung bringt mit Sammel-Flügen pro Jahr bis zu 500 kranke und verletzte Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten zur medizinischen Versorgung nach Deutschland. Nach Abschluss der Behandlung durch Expertinnen und Experten wie Prof. Kübler kehren sie zu ihren Familien zurück.

Glücklich über verlässliche Geldgeber

Darüber hinaus wurden auch schon Kinder aus Dritte-Welt-Staaten erfolgreich operiert, bei denen die Hilfsgesuche auf anderen Wegen nach Würzburg gelangt waren. „Ich weiß, dass bei vielen Kliniken des UKW solche Anfragen von mittellosen Patientinnen und Patienten mit massiven Gesundheitsproblemen eingehen. Leider mangelt es hier oftmals an einer entsprechenden Finanzierung der am Klinikum durchaus vorhandenen Therapiemöglichkeiten. Umso glücklicher sind wir an der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, dass wir mit der Bene Maxilla-Stiftung einen verlässlichen ‚Geldgeber’ haben, mit dem wir fest planen können. Hinzukommt, dass die Eheleute Leusser Beträge, die manchmal über das eigentliche Jahresbudget der Stiftung hinausgehen, zusätzlich großzügig aus der eigenen Tasche erstatten“, lobt Prof. Kübler.Da nur die Erträge aus dem Stiftungsvermögen dem Stiftungszweck zufließen dürfen, wirkt sich die aktuelle Niedrigzinsphase deutlich negativ auf die zur Verfügung stehenden Mittel aus. „Deshalb sind wir gerade jetzt besonders dankbar für jede Spende“, unterstreicht Max J. Bieniussa Leusser.Kastentext:Die Bene Maxilla-Stiftung unterstützenWer in Zukunft Kindern wie Sivi oder Sobhan helfen will, kann auf folgendes Konto spenden:Bene Maxilla-StiftungSparkasse Mainfranken WürzburgIBAN: DE17 7905 0000 0046 8966 19SWIFT-BIC: BYLADEM1SWUÜbrigens: Auch die Erlöse eines Weinbergs an der Mosel fließen dem Stiftungszweck zu. Für die Käufer der Stiftungsweine verbindet sich der Genuss mit einer guten Tat. Da von den Stiftern alle Herstellungskosten getragen werden, kommt der volle Verkaufspreis der Weine der Stiftung zugute.

Mehr dazu unter www.bene-maxilla-stiftung.de 

 

Pressemitteilung "Zehn Jahre Bene Maxilla-Stiftung" vom 24.09.2021 herunterladen

Uniklinikum Würzburg: Weltweit erster Einsatz von neuem System zur Tiefen Hirnstimulation

An der Neurochirurgischen Klinik des Uniklinikums Würzburg wurden im März dieses Jahres die weltweit ersten beiden Parkinson-Patienten mit einem neuen Neurostimulatorsystem versorgt. Als Besonderheit können dessen Elektroden nicht nur gezielt die fraglichen Gehirnbereiche stimulieren, sondern auch kontinuierlich Gehirnströme erfassen.

Die Tiefe Hirnstimulation (THS) ist ein seit Jahrzehnten etabliertes Verfahren zur Behandlung von neurologischen Bewegungsstörungen, wie sie beispielsweise bei Morbus Parkinson auftreten können. Am Uniklinikum Würzburg (UKW) werden in einer Kooperation zwischen den Kliniken für Neurochirurgie und Neurologie aktuell jährlich rund 60 dieser „Hirnschrittmacher“ implantiert. Am 17. und 18. März dieses Jahres versorgte Prof. Dr. Cordula Matthies, die stellvertretende Direktorin der Klinik für Neurochirurgie des UKW, und ihr Team als Weltpremiere zwei Patienten mit einer neuen Generation von THS-Systemen. „Mit der sogenannte BrainSense-Technologie geben die Neuromodulatoren nicht nur kontinuierlich Impulse an eng umgrenzte Hirnareale ab, sie können auch erstmals rund um die Uhr Gehirnsignale erfassen. Damit werden Daten gesammelt, die zukünftig der Optimierung der Therapie dienen können“, beschreibt Prof. Matthies.

Stimulation beseitigt krankhafte Hirnsignale
Wie bei der herkömmlichen THS auch, besteht das neue System aus einem kleinen Gerät, das ähnlich einem Herzschrittmacher an der Brust unter der Haut implantiert wird. Von dort werden durch ebenfalls unter der Haut geführte, feine Drähte elektrische Signale zu hochpräzise im Gehirn platzierten, jeweils etwa 1,2 Millimeter starken und 1,5 Millimeter langen Elektroden gesendet. Die elektrische Stimulation der meist nur wenige Kubikmillimeter großen Hirnareale beseitigt die krankhaften Signalveränderungen, die eine normale Hirnfunktion stören. 

Präzise Steuerung des Stimulationsfeldes
Bei vielen herkömmlichen Elektroden sind die Kontakte ringförmig. Sie stimulieren gleichförmig in alle Raumrichtungen. „Im Gegensatz dazu sind die Elektroden des neuen Systems segmentiert, wodurch das Stimulationsfeld noch präziser in therapeutisch relevante Richtungen gesteuert werden kann“, schildert Prof. Dr. Jens Volkmann, der Direktor der Klinik für Neurologie des UKW. So lassen sich nach seinen Worten Nebenwirkungen, wie zum Beispiel Sprechstörungen, die sich aus der ungewollten Stimulation benachbarter Areale ergeben können, besser vermeiden.

Gehirnströme werden kontinuierlich aufgezeichnet
Darüber hinaus sind die sogenannten Sensight-Elektroden als weltweit einzige so ausgestattet, dass sie Gehirnströme kontinuierlich aufzeichnen und zur Speicherung im Steuergerät weiterleiten. In der Neurologischen Klinik können diese Daten dann mit einem gegen Datenmissbrauch besonders abgesicherten Bluetooth-System ausgelesen werden. „In Verbindung mit vom Patienten selbst aufgezeichneten Ereignissen, Symptomen oder Nebenwirkungen von Medikamenten erhalten wir so einen wertvollen Datenschatz, aus dem wir in der Zukunft eine personalisierte, noch viel gezieltere und variablere THS-Therapie entwickeln können“, freut sich Prof. Volkmann.

Datenschatz für die Entwicklung zukünftiger Kontrollalgorithmen
Der Weg dahin gehört zu den Forschungsschwerpunkten seiner Klinik. Er erläutert: „Wenn wir in Zukunft von möglichst vielen Patienten die entsprechenden Messdaten gewinnen, ist es möglich, mittels Big-Data-Analysen Muster zu erkennen, aus denen sich dann Algorithmen für eine bedarfsgerechte statt der bisherig kontinuierlichen Stimulation entwickeln lassen.“ Die beiden ersten am UKW mit dem System ausgestatteten Parkinson-Patienten seien demnach wissenschaftliche Pioniere, die zwar von den generellen Vorteilen einer THS profitieren, aber aus der Datenmessung noch keinen unmittelbaren persönlichen Gewinn ziehen würden. „Allerdings hält die Batterie des Schrittmachers drei bis vier Jahre und es ist durchaus wahrscheinlich, dass in dieser Zeit die ersten Kontrollalgorithmen entwickelt werden, mit denen ihr implantiertes System dann individuell nachprogrammiert werden kann“, kündigt Prof. Volkmann an.

Link zur Pressemitteilung  

Kontakt, Öffnungszeiten, Sprechzeiten

Öffnungszeiten

Allgemeine Sprechstunde
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag
nur nach Terminvereinbarung unter
+49 931 201-24815

Privatsprechstunde
Mittwoch nur nach Terminvereinbarung unter
+49 931 201-24801

Telefon

Sekretariat
Petra Herfurth und Marion van Enschot
+49 931 201-24801
+49 931 201-24802

Direktor
Prof. Dr. med. Ralf-Ingo Ernestus

 

E-Mail

Sekretariat
herfurth_p@ ukw.de
enschot_m@ ukw.de

Prof. Dr. med. Ralf-Ingo Ernestus
ernestus_r@ ukw.de


Anschrift

Neurochirurgische Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums | Kopfkliniken | Josef-Schneider-Straße 11 | Haus B1 | 97080 Würzburg