Forschung in der Psychosomatik

Im Fokus unserer wissenschaftlichen Arbeit stehen mehrere Forschungsprojekte, die sich mit den psychischen und physischen Herausforderungen von Krebserkrankungen und deren Behandlung beschäftigen. Dazu gehören Studien zur psychischen Belastung von Familien mit Krebsdispositionsgenen, zur krebsassoziierten Fatigue, zur Suizidalität bei Krebspatientinnen und -patienten, zur Unterstützung bei CAR-T-Zell-Therapien, zur ganzheitlichen Betreuung von Familien mit Krebserkrankungen sowie zu digitalen Anwendungen in der Psychoonkologie. Ein weiteres Projekt untersucht die psychische Gesundheit von Pflegekräften in Krankenhäusern. Ziel aller Projekte ist es, die Versorgung und Unterstützung von Betroffenen zu verbessern.

Familien mit Krebsdispositionsgenen

Bei dem Li-Fraumeni-Syndrom und der Fanconi-Anämie handelt es sich um erbliche Erkrankungen, die mit einem erhöhten Krebsrisiko einhergehen. Personen mit der Fanconi-Anämie leiden häufig zusätzlich unter Beeinträchtigungen wie endokrinen Problemen oder Fehlbildungen. Betroffenen werden regelmäßige medizinische Untersuchungen empfohlen, die für sie selbst und ihre Familien belastend sein können. In der Studie soll untersucht werden, wie sich das Li-Fraumeni-Syndrom und die Fanconi-Anämie auf das psychische Befinden von Betroffenen und ihren Familien auswirken und welche Unterstützung diese sich im Umgang mit den Erkrankungen wünschen. Ziel ist die Entwicklung eines psychologischen Unterstützungsangebots für betroffene Familien. Die Studie ist Teil des ADDRess-Verbunds und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Flyer mit weiteren Informationen zur Studie

Teilnahme: Eine Studienteilnahme ist ab 12 Jahren möglich. Interessierte Betroffene und Angehörige können sich beim Studienteam melden:
E-Mail: address_psy@ ukw.de

Krebsassoziierte Fatigue

Die krebsassoziierte Fatigue oder auch tumorbedingte Müdigkeit ist neben Übelkeit und Schmerzen die häufigste Folge einer Krebserkrankung oder Krebstherapie. Sie wird von Betroffenen oft als sehr beeinträchtigend erlebt. Anders als bei gewöhnlicher Erschöpfung tritt die tumorbedingte Müdigkeit unabhängig von vorangegangener Aktivität auf und lässt sich durch Ruhe- und Schlafphasen nicht lindern. Bleiben Einschränkungen längerfristig bestehen, das heißt über die Therapie hinaus, können sich diese auch negativ auf das Selbstbild und die sozialen Beziehungen der Betroffenen auswirken. Nicht selten gehen damit Scham- und Schuldgefühle einher. Obwohl das Krankheitsbild immer besser verstanden wird und es nachweislich wirksame Behandlungsansätze gibt, ist die Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten mit Fatigue noch unzureichend. Woran liegt das? Dieser Frage wird im Rahmen des LIFT-Projekts (Longitudinal Investigation of Cancer-related Fatigue and its Treatment) nachgegangen. Ziel des Projekts ist es, den Stand der Fatigue-Versorgung in Deutschland aus Perspektive von Patientinnen und Patienten, Behandelnden sowie den Versorgungseinrichtungen detailliert zu erfassen und Ansatzpunkte für Weiterentwicklungen zu identifizieren. Das Projekt wird in Kooperation mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg durchgeführt und über die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert.

Weitere Informationen sind auf der Website des DKFZ zu finden.

Suizidalität in der Onkologie

Menschen mit Krebs haben im Rahmen ihrer Erkrankung und deren Behandlung ein erhöhtes Risiko, durch Suizid zu sterben, als die gesunde Allgemeinbevölkerung. Dennoch wird das Risiko für das Auftreten von Lebensüberdruss oder Suizidgedanken im Zusammenhang mit Krebs häufig unterschätzt. Viele Belastungsfaktoren, die in Zusammenhang mit der Erkrankung auftreten können, können zu starken Gefühlen der Verzweiflung oder Hoffnungslosigkeit führen und letztendlich auch den Lebenswillen beeinflussen. In einem Kooperationsprojekt mit der Evangelischen Hochschule Darmstadt möchten wir durch eine Studie einen Beitrag zur Suizidprävention bei Menschen mit einer Krebserkrankung leisten. Dabei rücken wir die Perspektive der Betroffenen in den Fokus und erfassen deren Wünsche und Bedürfnisse hinsichtlich des Umgangs mit psychischer Belastung und Suizidgedanken. Unser Ziel ist es, die Versorgung belasteter Patientinnen und Patienten mit einer Krebserkrankung zu verbessern.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der EH-Darmstadt.

Unterstützung für CAR-T-Zell-Therapiepatientinnen und -patienten am Universitätsklinikum Würzburg

Die CAR-T-Zell-Therapie stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Behandlung fortgeschrittener hämatologischer Malignome („Blutkrebs“) dar. Diese innovative Behandlungsmethode hat das Potenzial, das Überleben der Patientinnen und Patienten signifikant zu verlängern, indem sie gezielt die Krebszellen ins Visier nimmt. Jedoch bringt diese Therapie auch schwerwiegende Nebenwirkungen mit sich, die eine umfassende Betreuung der Betroffenen erfordern. Durch den Einsatz evidenzbasierter psychoonkologischer Strategien streben wir an, die Resilienz der Betroffenen zu stärken und sie optimal auf die emotionalen und physischen Herausforderungen der Therapie vorzubereiten. Ihr Feedback ist entscheidend für die kontinuierliche Anpassung und Verbesserung unserer Interventionen. Dies gewährleistet, dass unsere therapeutischen Ansätze nicht nur wissenschaftlich fundiert sind, sondern auch eng an den individuellen Bedürfnissen und Erfahrungen unserer Patientinnen und Patienten ausgerichtet bleiben. Unser ultimatives Ziel ist es, einen ganzheitlichen Behandlungsansatz zu fördern, der körperliche, psychische und soziale Aspekte integriert, um das Wohlbefinden der Betroffenen umfassend zu unterstützen.

Ganzheitliche Familienkur zur Unterstützung bei Krebserkrankungen

Bei der Studie mammaLIFE_family handelt es sich um ein onkologisches Multifamilienkonzept. Die Entwicklung einer Kompaktkur, welche sich auf die Behandlungen von Frauen mit einer Krebsdiagnose und ihren Familien spezialisiert. In der heutigen Krebsforschung geht man davon aus, dass Krebs eine „Wir-Erkrankung“ ist, und nicht nur die an Krebs erkrankte Person beeinflusst, sondern die gesamte Familie. Belastungserleben und Erschöpfungssymptomatik seitens der Angehörigen wird in der medizinischen Versorgung bisher wenig Beachtung geschenkt, obwohl Chronifizierungen als auch Ausbildungen von psychischen Erkrankungen innerhalb der Familie in Studien eindeutig belegt sind. Daher stehen wir für einen Behandlungsansatz, der nicht nur die an Krebs erkrankte Mutter oder Partnerin betrifft, sondern auch deren Kinder und Partner. In der Umsetzung als integratives Kurkonzept bietet die Kurortmedizin optimale Voraussetzungen. Es vereint den präventiven ganzheitlichen Ansatz der Kurortmedizin und bietet durch den systemischen Ansatz eine wirkungsvolle Methode, um Langzeiteffekte der Kur zu stabilisieren. Eine Anmeldung für die Familienkur ist ab 2025 geplant.

Begleitende Studie: Wirksamkeit von Multifamilientherapie bei Familien mit Krebserkrankungen im Rahmen eines kurortspezifischen ganzheitlichen Interventionsansatzes – ein RCT-Design.

Psychische Gesundheit am Arbeitsplatz

Die berufliche Tätigkeit im Gesundheitswesen bietet neben fachlicher Befriedigung und dem nötigen Einkommenserwerb auch die Chance, Anerkennung zu erfahren, kreativ und produktiv zu sein und soziale Kontakte zu knüpfen. Gerade in Krankenhäusern, die in den letzten Jahren einen enormen Wandel durch Kostendämpfungsmaßnahmen und Fachkräftemangel erlebt haben, wird die Förderung der arbeitsplatzbezogenen psychosozialen Ressourcen auch für den Erhalt der Leistungsfähigkeit eines Krankenhauses entscheidend.

Die Gesundheit und die Arbeitsfähigkeit von Pflegekräften werden durch viele Faktoren bedingt. Studien zu Folgen psychischer Belastungen weisen auf begünstigende Faktoren hin. Dazu zählen

  • arbeitsbezogene Faktoren
  • Faktoren innerhalb der Person (wie etwa Altersstereotype)
  • umweltbedingte Faktoren (Arbeitsbereiche wie Onkologie oder Intensivmedizin)

Das Zusammenwirken ebendieser Faktoren auf die psychischen Belastungen auch speziell von Pflegekräften stehen im Fokus der Forschung von Madeleine Helaß. Mit einem besseren Verständnis dieser Interaktionen werden individualisierte und berufsgruppenspezifische Angebote wie Trainingsprogramme, Workshops und Digitale Gesundheitsanwendungen zur Förderung seelischer Gesundheit von Mitarbeitenden am Arbeitsplatz Krankenhaus entwickelt.

Digitale Angebote in der Psychoonkologie

Die Digitalisierung des Gesundheitssystems rückt zunehmend in den Fokus. Neuerungen wie die elektronische Patientenakte oder eRezepte sind nur ein Teil davon. Wir legen in unserer Forschung den Fokus auf digitale Angebote in der Psychoonkologie. Dies können beispielsweise Apps oder Webseiten sein, die Patientinnen und Patienten während der Krebstherapie unterstützen sollen. Eine Besonderheit stellen dabei Digitale Gesundheitsanwendungen (kurz: DiGA oder oft auch: „App auf Rezept“) dar, welche von Ärztinnen und Ärzten verschrieben werden. Im Rahmen von wissenschaftlichen Überblicksartikeln, sogenannten Reviews, wollen wir Informationen über aktuelle Entwicklungen in dem Bereich erforschen. Weiterhin entwickeln und erproben wir im Rahmen unserer Forschungsprojekte selbst digitale Unterstützungsangebote im Bereich Psychoonkologie.

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Medizinische Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Zentrum Innere Medizin (ZIM) Oberdürrbacher Straße 6 | Haus A4 | 97080 Würzburg | Deutschland

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