Aktuelle Meldungen

Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp fördert das Beratungsangebot „Kleeblatt“ am UKW mit 10.000 Euro

Unterstützung für Familien mit krebskranken Eltern / Spende ermöglicht altersgerechte Materialien für Kinder

Von links: Dr. Gunther Schunk, Catharina Kipping (Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp), Prof. Dr. Hermann Einsele, Prof. Dr. Imad Maatouk (Medizinische Klinik II, UKW) und Verena Helbig (Vogel Communications Group) bei der Spendenübergabe am UKW.
Von links: Dr. Gunther Schunk, Catharina Kipping (Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp), Prof. Dr. Hermann Einsele, Prof. Dr. Imad Maatouk (Medizinische Klinik II, UKW) und Verena Helbig (Vogel Communications Group) bei der Spendenübergabe am UKW. Foto: UKW / Philipp Kunte

Würzburg. Die Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp hat dem Universitätsklinikum Würzburg (UKW) eine Spende von 10.000 Euro für das Projekt „Kleeblatt“ übergeben. Dieses Beratungsangebot richtet sich an Familien, bei denen ein Elternteil an Krebs erkrankt ist. Mit der Spende wird Lehrmaterial für Kinder bereitgestellt, das ihnen hilft, die Erkrankung ihrer Eltern besser zu verstehen und die Eltern dabei unterstützt, die richtigen Worte zu finden.

„Kinder sind unglaublich wissbegierig und feinfühlig“, erklärt Prof. Dr. Imad Maatouk, Schwerpunktleiter „Psychosomatische Medizin“ an der Medizinischen Klinik II des UKW. „Gerade in einer solch belastenden Situation brauchen sie altersgerechte Informationen und Unterstützung, um die schwierigen Veränderungen besser zu verarbeiten. Durch eine gezielte Begleitung können Eltern besser mit der Krankheit umgehen, was langfristig die mentale Gesundheit der Kinder positiv beeinflusst“, so Maatouk.

Das Projekt „Kleeblatt“ bietet betroffenen Familien professionelle Begleitung in einer herausfordernden Zeit. Es schafft einen Raum, in dem sowohl Eltern als auch Kinder offen über die Krankheit und ihre Sorgen sprechen können. Das Angebot richtet sich besonders an Kinder und Jugendliche, die oft intuitiv spüren, was in der Familie vor sich geht, und Unterstützung benötigen, um ihre Gefühle zu verarbeiten. Bereits zum Start des Projektes gab es eine großzügige Spende vom Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs". Dadurch konnte das Projekt erst realisiert werden.

„Stiften bedeutet für uns Anstiften“, betonte Dr. Gunther Schunk, Vorstandsvorsitzender der Vogel Stiftung, bei der Übergabe. „Mit unserer Spende wollen wir direkt dazu beitragen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse schnell bei den betroffenen Familien ankommen und dieses wichtige Beratungsangebot weiter ausgebaut werden kann.“
 

Von links: Dr. Gunther Schunk, Catharina Kipping (Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp), Prof. Dr. Hermann Einsele, Prof. Dr. Imad Maatouk (Medizinische Klinik II, UKW) und Verena Helbig (Vogel Communications Group) bei der Spendenübergabe am UKW.
Von links: Dr. Gunther Schunk, Catharina Kipping (Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp), Prof. Dr. Hermann Einsele, Prof. Dr. Imad Maatouk (Medizinische Klinik II, UKW) und Verena Helbig (Vogel Communications Group) bei der Spendenübergabe am UKW. Foto: UKW / Philipp Kunte

Ehre und Verpflichtung

Prof. Dr. Hermann Einsele wurde in der Leopoldina und Academia Europaea aufgenommen

Porträtfoto von Hermann Einsele im weißen Kittel im Flur des ZIM/ZOM am UKW
Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Würzburg, wurde in der Leopoldina und Academia Europaea aufgenommen. © Daniel Peter

Würzburg. Charles Darwin, Marie Curie, Albert Einstein, Emmanuelle Charpentier - sie alle waren oder sind Mitglieder der Leopoldina. Die Nationale Akademie der Wissenschaften zählt zu den ältesten und renommiertesten Wissenschaftsakademien der Welt. Als „Academia Naturae Curiosorum" 1652 in Schweinfurt gegründet, beschäftigten sich die ersten Mitglieder der „Akademie der Naturforscher“ vor allem mit medizinischen und naturwissenschaftlichen Fragen und trugen wesentlich zur wissenschaftlichen Aufklärung bei. Bis heute steht die Leopoldina für wissenschaftliche Exzellenz und interdisziplinären Austausch. Die Nominierung und Wahl zum Mitglied ist sowohl eine Anerkennung des wissenschaftlichen Lebenswerkes als auch eine Plattform, die Wissenschaftslandschaft aktiv mitzugestalten. 

Über die Ehre in den Kreis der rund 1.600 Akademiemitglieder aus 30 Ländern aufgenommen worden zu sein, freut sich gerade ganz besonders Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Würzburg. „Ich freue mich sehr über diese große Anerkennung meiner bisherigen wissenschaftlichen Leistungen und darauf, mich als Mitglied aktiv in die Arbeit dieser traditionsreichen Nationalen Akademie einbringen zu können“, so der Internist und Krebsspezialist. Um ihre Stärke der Akademie zu erhalten, wählt die Leopoldina jedes Jahr in einem mehrstufigen Auswahlverfahren etwa 50 neue Mitglieder.

Verständnis der Wissenschaften in der Öffentlichkeit verbessern und fördern

Die Mitglieder sind in Fachsektionen organisiert, die wiederum vier Klassen mit den Schwerpunkten Naturwissenschaften, Lebenswissenschaften, Medizin sowie Verhaltens-, Sozial- und Geisteswissenschaften zugeordnet sind. Unabhängig von wirtschaftlichen oder politischen Interessen erarbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gesellschaftlich relevante Zukunftsthemen und beraten die deutsche Politik und internationale Institutionen in wichtigen Fragen. Ihre Stellungnahmen zu Themen wie Gesundheit, Klimawandel oder Technologie haben großes Gewicht.
Bereits ein Jahr zuvor, 2023, war Hermann Einsele Mitglied der Academia Europaea geworden. Die 1988 gegründete europäische regierungsunabhängige wissenschaftliche Gesellschaft mit Sitz in London trägt mit vielfältigen Aktivitäten zur Stärkung der europäischen und internationalen Forschung bei und fördert den weltweiten Austausch von Wissen und Innovationen.

An der Zulassung wichtiger Krebstherapien beteiligt 

Die Expertise von Hermann Einsele liegt vor allem im Bereich der Stammzelltransplantation und der Immuntherapien bei hämatologischen Krebserkrankungen. Viele der Entwicklungen, an denen er beteiligt war, haben den klinischen Standard in der Behandlung von Blut- und Knochenmarkkrebs revolutioniert. So war er maßgeblich an der Erforschung und klinischen Entwicklung der CAR-T-Zelltherapie beteiligt, einer innovativen Immuntherapie zur Behandlung bestimmter Krebsarten, insbesondere des Multiplen Myeloms und anderer hämatologischer Malignome. Bei dieser Therapieform werden die T-Zellen der Patientinnen und Patienten genetisch so verändert, dass sie Krebszellen gezielt angreifen können. Einsele war auch führend in der Forschung zur allogenen und autologen Stammzelltransplantation, insbesondere bei der Verbesserung der Transplantationsverfahren und der Bekämpfung von Komplikationen wie Graft-versus-Host-Disease und schweren Infektionen bei immungeschwächten Patientinnen und Patienten. 


Über Hermann Einsele 

Hermann Einsele studierte Humanmedizin an den Universitäten Tübingen, Manchester und London. Im Jahr 1991 wurde er Facharzt für Innere Medizin, 1996 Facharzt für Hämatologie/Onkologie. Einsele habilitierte sich 1992 an der Abteilung für Hämatologie, Onkologie, Rheumatologie und Immunologie der Universität Tübingen und wurde 1999 zum außerplanmäßigen Professor ernannt. Er war Gastprofessor am City of Hope Hospital in Duarte (Kalifornien) und am Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle. Im Juni 2004 wurde der gebürtige Stuttgarter auf den Lehrstuhl für Innere Medizin der Universität Würzburg berufen. Seit Dezember 2004 ist er Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Würzburg. Hermann Einsele gehörte sechs Jahre lang dem Präsidium der Julius-Maximilians-Universität (JMU) als Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an und ist in zahlreichen nationalen und internationalen Forschungsverbünden, Beiräten und Gesellschaften aktiv. Seit 2023 ist er Sprecher des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen NCT WERA. 

Im Jahr 2003 erhielt Hermann Einsele den van Bekkum Award, die höchste jährliche europäische Auszeichnung für Forschung auf dem Gebiet der Stammzelltransplantation. Im Jahr 2011 wurde er zum Honorary Fellow des Royal College of Pathology in London gewählt und ein Jahr später, 2012, hielt er die Nobel Lecture Stem Cell Biology/Transplantation, Nobel Forum Karolinska Institute (Schweden). Seit 2014 ist er Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, und seit 2017 wird er regelmäßig als ISI „Highly Cited Researcher“ in der Kategorie Klinische Medizin ausgezeichnet. 2022 erhielt Professor Einsele den renommierten Erasmus Hematology Award der Erasmus Universität Rotterdam (Niederlande) für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Immuntherapie von Krebserkrankungen sowie den Bayerischen Verfassungsorden. 2023 wurde er in die Academia Europaea aufgenommen, ein Jahr später in die Leopoldina. 

Text: Kirstin Linkamp / UKW 

Porträtfoto von Hermann Einsele im weißen Kittel im Flur des ZIM/ZOM am UKW
Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Würzburg, wurde in der Leopoldina und Academia Europaea aufgenommen. © Daniel Peter

Förderung durch den Freistaat: UKW untersucht Effekte von Kompaktkuren für die ganze Familie nach Brustkrebsdiagnose

Staatsministerin Judith Gerlach überbringt Zuwendungsbescheid in Höhe von 350.000 Euro / Ergebnisse sollen 2027 vorliegen

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (4.v.l.) überreichte den Zuwendungsbescheid für das Projekt zur familienorientierten Versorgungsforschung am UKW.   Über die Förderung der Würzburger Universitätsmedizin freuen sich (v.l.) Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor am UKW, Dr. Franziska Reinhardt und Prof. Dr. Imad Maatouk (Projektleitung, UKW), Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor am UKW (3.von rechts), Gabriele Nelkenstock („Hilfe im Kampf gegen Krebs“, 2.von rechts) und Dr. Elisabeth Jentschke, Leiterin Psychoonkologischer Dienst (UKW, rechts). Foto: UKW / Stefan Dreising
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (4.v.l.) überreichte den Zuwendungsbescheid für das Projekt zur familienorientierten Versorgungsforschung am UKW. Über die Förderung der Würzburger Universitätsmedizin freuen sich (v.l.) Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor am UKW, Dr. Franziska Reinhardt und Prof. Dr. Imad Maatouk (Projektleitung, UKW), Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor am UKW (3.v.r.), Gabriele Nelkenstock („Hilfe im Kampf gegen Krebs“, 2.v.r) und Dr. Elisabeth Jentschke, Leiterin Psychoonkologischer Dienst (UKW, r.). Foto: UKW / Stefan Dreising

Würzburg. Das bayerische Gesundheitsministerium fördert ein Projekt zur familienorientierten Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) mit rund 350.000 Euro. In dem Projekt wird untersucht, welchen Effekt es hat, wenn nach einer Brustkrebsdiagnose die komplette Familie der Patientin an einer ambulanten Kompaktkur teilnimmt. Am Freitag, 12. April, überbrachte Judith Gerlach, bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention den Zuwendungsbescheid. Das Projekt ist bis 2027 angelegt.

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach: „Die Diagnose Brustkrebs ist für viele Frauen und Ihre Familienangehörigen erstmal ein Schock. Um die Situation für die Betroffenen künftig zu verbessern, unterstützen wir unsere Spitzenwissenschaftler in den Universitätskliniken, wie hier in Würzburg. Wir stärken somit aktiv auch den Forschungs- und Medizinstandort Bayern.“

„Krebserkrankung betrifft die ganze Familie“

Prof. Dr. Imad Maatouk, Leiter des Schwerpunkts Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik II des UKW und sein Team sind verantwortlich für das Projekt. Prof. Maatouk: „Eine Brustkrebserkrankung betrifft nicht nur die Patientin direkt, sondern die gesamte Familie. Das merken wir in der akuten Versorgung in der Klinik, aber das gilt natürlich auch darüber hinaus im Rahmen der Nachsorge. Mit dem Projekt wollen wir dazu beitragen, neue Versorgungsformen im Kurbereich wissenschaftlich fundiert zu prüfen.“
„Dazu blicken wir konkret auf die Ergebnisse einer ambulanten Kompaktkur mit der gesamten Familie. Im Mittelpunkt steht die Frage, welchen Einfluss die Maßnahme auf die Patientin, ihre Angehörigen und die Familie als Ganzes hat. Dieses Thema ist für die Gesellschaft und die Gesundheitsversorgung von enormer Bedeutung“, so Prof. Maatouk weiter. Im Rahmen des wissenschaftlichen Projektes werden u.a. strukturierte Befragungen eingesetzt. „Gerade interdisziplinäre Ansätze in der Kurortmedizin, die gezielt die Familienstrukturen einbinden, können einen Beitrag leisten, auch die Langzeiteffekte von Kureffekten zu stabilisieren“, erklärt Dr. Franziska Reinhardt (UKW), die das Projekt koordiniert. Bei einer ambulanten Kompaktkur tragen, anders als z.B. bei einer Rehabilitationsmaßnahme, die Patientinnen und Patienten selbst die Kosten für die Unterbringung. Der Fokus liegt dabei auf gesundheitsfördernden Maßnahmen. 

Das UKW kooperiert bei dem Projekt mit „mammaLIFE“, dem Anbieter einer bereits etablierten Kompaktkur für Frauen nach einer Brustkrebserkrankung in Bad Tölz. Das dreiwöchige mammaLIFE-Kurprogramm unterstützt Frauen bei der Bewältigung der Erkrankung sowie der Etablierung eines gesunden Lebensstils. „Viele Frauen fallen nach Abschluss der Therapie, wenn die Rückkehr in den Alltag ansteht, in ein Loch und wünschen sich an dieser Stelle Hilfestellung. Wir freuen uns, mit dem Projekt nun auch die Familien der Betroffenen mit einbeziehen zu können, für die es bis dato kaum professionelle Unterstützungsangebote gibt“, erläutert Dr. Florian Wiedemann, Leiter von mammaLIFE.

Beratungsangebot für Familien 2023 am UKW etabliert

Gerade mit Blick auf die Kinder von erkrankten Menschen sei die Einbeziehung der Familie wichtig, so Prof. Maatouk: „Speziell minderjährige Kinder weisen häufig einen hohen Stresslevel auf. Dieser kann bei einem Teil der Kinder und Jugendlichen dazu führen, dass sie manifeste psychische und psychosomatische Störungen entwickeln." Dank einer finanziellen Unterstützung in Höhe von 20.000 Euro des Vereins „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ mit der Vorsitzenden Gabriele Nelkenstock konnte die UKW-Klinik bereits 2023 hier ein neues Beratungsangebot für Familien mit dem Namen „Kleeblatt“ etablieren. Auch die Stiftung „Forschung hilft“ unterstützt ein Projekt zur Unterstützung von Angehörigen in diesem Bereich.

PD Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKW, betont: „Als Universitätsmedizin ist es eine unserer Kernaufgaben, Innovation in der Gesundheitsversorgung voranzubringen, auch über einzelne Versorgungsstufen hinaus. Dazu will das Projekt, speziell mit dem Blick auf Familien, beitragen. Über die Förderung durch den Freistaat Bayern freuen wir uns daher sehr.“ Insgesamt liegt das Projektvolumen bei rund einer halben Million Euro: Zusätzlich zur Förderung des Freistaates Bayern stellt die Universitätsmedizin Würzburg aus Eigenmitteln 150.000 Euro für das Projekt bereit.
 

Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (4.v.l.) überreichte den Zuwendungsbescheid für das Projekt zur familienorientierten Versorgungsforschung am UKW.   Über die Förderung der Würzburger Universitätsmedizin freuen sich (v.l.) Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor am UKW, Dr. Franziska Reinhardt und Prof. Dr. Imad Maatouk (Projektleitung, UKW), Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor am UKW (3.von rechts), Gabriele Nelkenstock („Hilfe im Kampf gegen Krebs“, 2.von rechts) und Dr. Elisabeth Jentschke, Leiterin Psychoonkologischer Dienst (UKW, rechts). Foto: UKW / Stefan Dreising
Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (4.v.l.) überreichte den Zuwendungsbescheid für das Projekt zur familienorientierten Versorgungsforschung am UKW. Über die Förderung der Würzburger Universitätsmedizin freuen sich (v.l.) Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor am UKW, Dr. Franziska Reinhardt und Prof. Dr. Imad Maatouk (Projektleitung, UKW), Dr. Tim J. von Oertzen, Ärztlicher Direktor am UKW (3.v.r.), Gabriele Nelkenstock („Hilfe im Kampf gegen Krebs“, 2.v.r) und Dr. Elisabeth Jentschke, Leiterin Psychoonkologischer Dienst (UKW, r.). Foto: UKW / Stefan Dreising

Selbstmanagement und Selbstfürsorge bei chronischen Erkrankungen

Videomitschnitt des Vortrags von Prof. Dr. Imad Maatouk

Selbstmanagement und Selbstfürsorge bei chronischen Erkrankungen
Selbstmanagement und Selbstfürsorge bei chronischen Erkrankungen

Würzburger Universitätsmedizin: Neuer Experte stärkt die Psychoonkologie

Als neuem Leiter des Schwerpunkts Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie am Uniklinikum Würzburg ist es Prof. Dr. Imad Maatouk wichtig, dass in der modernen Hochleistungsmedizin auch die psychische Gesundheit der Menschen und ihrer Angehörigen beachtet und gefördert wird.

Abbildung von Prof. Imad Maatouk
Prof. Dr. Imad Maatouk leitet den Schwerpunkt Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg. Bild: Daniel Peter / Uniklinikum Würzburg

Seit Anfang November vergangenen Jahres hat Dr. Imad Maatouk die Professur für Medizinische Psychosomatik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) inne. In dieser Funktion leitet er auch den Schwerpunkt Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Würzburger Uniklinikums. Vor seinem Wechsel nach Unterfranken war er als Leiter verschiedener Psychotherapiestationen und der Sektion Psychoonkologie an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik des Universitätsklinikums Heidelberg sowie am dortigen Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen tätig.

Bisherige Karriere in Heidelberg

Geboren in Bad Homburg vor der Höhe und aufgewachsen in Dortmund, studierte Imad Maatouk ab dem Jahr 1999 Humanmedizin an der Georg-August-Universität Göttingen. Als sehr prägend empfand er zudem einen rund einjährigen Studienaufenthalt an der Université Réné Descartes in Paris. Dort beeindruckte ihn vor allem die starke, verantwortungsvolle Einbindung der Medizinstudierenden in die klinische Versorgung. „Schon vor Beginn des Studiums entwickelte ich ein großes Interesse an den Zusammenhängen zwischen psychischen, körperlichen und sozialen Gegebenheiten“, berichtet der Mediziner. Während seiner Hochschulzeit hätte er sich auch vorstellen können, Allgemeinarzt zu werden. Stattdessen schlug er den Ausbildungsweg zum Internisten ein, als er im Jahr 2007 als Assistenzarzt an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik in Heidelberg startete. Rotationen führten ihn dabei auch in die Kardiologie und Gastroenterologie.

Seine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin ergänzte er im Jahr 2019 mit dem Erwerb des Facharztes für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. „In der Psychosomatik treffen sich meine Interessen“, erläutert Maatouk. Dabei ist ihm seine Stellung als ärztlicher Psychotherapeut wichtig: „Die internistische ärztliche Sozialisation ist im Umgang mit den Patienten und bei der Kommunikation mit den Behandelnden sehr hilfreich, da man das System kennt, dieselbe Sprache spricht und auch die Perspektive der Kollegen erlebt hat“, so der Professor.

Hauptthema: Psychische Belastungen und Erkrankungen bei Krebs

Ein Hauptthema im Schwerpunkt Psychosomatische Medizin an der Medizinischen Klinik II ist die Psychoonkologie. Ein Bereich, auf den er sehr gut vorbereitet ist – nicht zuletzt, weil hier die Heidelberger Klinik als seine vorherige Ausbildungs- und Arbeitsstelle eine bundesweite Vorreiterrolle einnimmt. „In der Psychoonkologie behandeln wir psychische und psychosomatische Erkrankungen einschließlich den Belastungen, die durch eine Krebserkrankung entstanden sind“, beschreibt der Experte und präzisiert: „Schon die Diagnose Krebs ist für alle Patientinnen und Patienten ein Schock. Hinzu kommen häufig auch Ängste.“ Verbreitet seien ferner Schuldgefühle, die sich bei der selbstgestellten Frage nach dem Grund der Erkrankung entwickeln können.

Nach seinen Erfahrungen sind viele Betroffene in der Lage, diese Herausforderungen und Krisen durch eigene Ressourcen und unterstützt von Familie sowie betreuenden Ärztinnen und Ärzten gut durchzustehen. Es gibt aber eine große Gruppe, die stärker belastet ist: Bei etwa einem Drittel der Krebspatientinnen und -patienten entsteht eine manifeste psychische Krankheit – meistens Angsterkrankungen oder Depressionen. „Diese brauchen eine intensivere psychotherapeutische Beratung und Behandlung“, unterstreicht Prof. Maatouk. Hierbei kommen auch Medikamente und Entspannungsverfahren zum Einsatz.

Gute Erfahrungen mit onlinebasierten Therapien

In vielen Fällen sei es wichtig, die psychoonkologischen Unterstützungsangebote zunächst möglichst niederschwellig zu gestalten. Maatouk: „Dazu gehören zum Beispiel die am Uniklinikum Würzburg bereits sehr gut etablierten Yoga- und Achtsamkeitskurse.“ Er selbst hat darüber hinaus gute Erfahrungen mit den von ihm und seiner Heidelberger Arbeitsgruppe in den letzten Jahren entwickelten onlinebasierten Therapien gemacht. Die digitalen Programme enthalten Module, welche die Patientinnen und Patienten für sich selbst bearbeiten können, kombiniert mit einer persönlichen Betreuung per Video oder über einen schriftlichen Austausch. „Für Menschen, die zunächst Hemmungen haben, mit jemanden aus dem ‚Psych-Fach‘ zu reden, kann das Online-Angebot auch ein Türöffner für folgende persönliche Gespräche sein“, weiß Prof. Maatouk. Er plant, ähnliche Programme auch in Würzburg ins Leben zu rufen.

Behandlung im stationären Rahmen, teilstationär und ambulant möglich

Er und das Team des Würzburger Schwerpunkts betreuen zum einen Patientinnen und Patienten während ihres stationären Aufenthalts in der Medizinischen Klinik II. Zum anderen ist auch eine ambulante und teilstationäre Betreuung möglich. Für letztere steht die von Prof. Maatouk geleitete Interdisziplinäre Psychosomatische Tagesklinik zur Verfügung. Diese wird von der Medizinischen Klinik II zusammen mit dem Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) des Uniklinikums Würzburg (UKW) betrieben. „Wir wollen die jetzt schon intensive Zusammenarbeit mit dem ZEP in Zukunft auch in anderen Bereichen noch weiter ausbauen“, kündigt der Schwerpunktleiter an. Ein weiterer wichtiger Partner ist für ihn das psychoonkologische Team des am UKW angesiedelten Comprehensive Cancer Centers (CCC) Mainfranken. Insgesamt lobt der Neuzugang das aus seiner Sicht einzigartige kooperative Klima vor Ort: „Ich freue mich über die vielfältigen Anknüpfungspunkte und die große Offenheit, die der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie bisher an allen Stellen entgegengebracht wird. Würzburg ist ein idealer Standort, um die Psychosomatik als Teil der Hochleistungsmedizin gemeinsam mit den starken Partnern in die Zukunft zu führen.“

Neben den Krebspatientinnen und -patienten will Prof. Maatouk auch deren Angehörige verstärkt in den Blick nehmen. „Diese sind in ähnlicher Weise von psychischen Belastungen betroffen, nehmen aber zu einem wesentlich geringeren Anteil psychosoziale Unterstützung in Anspruch, weil sie ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen“, berichtet der Schwerpunktleiter. Nach seinen Worten ist hier geplant, ein familientherapeutisches Angebot aufzulegen, das sich speziell auch um die Familien mit minderjährigen Kindern von Krebserkrankten kümmert.

Wichtige Forschungsbausteine

Unter den vielfältigen Forschungsschwerpunkten des Professors hat am UKW zunächst die psychoonkologische Versorgungsforschung oberste Priorität. In diesem Zusammenhang leitet er zum Beispiel die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte LIFT-Studie, welche die Versorgung bei krebsbedingter Fatigue untersucht. Weiterhin ist er Teilprojektleiter in dem vom Bundesforschungsministerium geförderten ADDRESS-Verbund, der die psychosoziale Versorgung bei Krebsprädispositionssyndromen analysieren und verbessern will. „Diese Leuchtturmprojekte sind essentielle Bausteine für unser geplantes Nationales Centrum für Tumorerkrankungen“, unterstreicht Prof. Dr. Hermann Einsele, der Direktor der Medizinischen Klinik II des UKW. Das sogenannte NCT WERA wird derzeit unter Federführung der JMU, des UKW und des CCC Mainfranken eingerichtet – im Verbund mit den Universitäten und Universitätsklinika in Erlangen, Regensburg und Augsburg. Prof. Einsele ist der Würzburger Standortkoordinator des neuen Centrums, das die Erforschung von Krebs vorantreiben und möglichst vielen Patientinnen und Patienten Zugang zu den neuesten Behandlungsmethoden verschaffen will.

Neben der Psychoonkologie ist Prof. Maatouk auch ein ausgewiesener Experte bei der Erforschung der Prävention psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz, speziell im Gesundheitswesen.

Abbildung von Prof. Imad Maatouk
Prof. Dr. Imad Maatouk leitet den Schwerpunkt Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg. Bild: Daniel Peter / Uniklinikum Würzburg

Uniklinikum Würzburg: Online-Vortrag zur Selbstfürsorge bei chronischen Krankheiten

Am 16. März 2022 organisiert der Steuerkreis Selbsthilfefreundliches Krankenhaus des Uniklinikums Würzburg eine kostenlose digitale Infoveranstaltung zum Selbstmanagement und zur Selbstfürsorge bei chronischen Erkrankungen.

Die meisten Menschen verfügen über enorme Fähigkeiten, Stress, Krisen und Rückschläge zu bewältigen. „Bei chronischen Erkrankungen kann es allerdings sein, dass der Zugang zu diesen persönlichen Ressourcen eingeschränkt ist oder verloren geht“, sagt Gabriele Nelkenstock. Die externe Selbsthilfebeauftragte des Uniklinikums Würzburg (UKW) weiß, dass dies ein Problem ist, mit dem sich viele Patientinnen und Patienten sowie Selbsthilfegruppen auseinandersetzen müssen. „Es gibt aber Wege, die individuellen Kräfte wieder selbst zu aktivieren oder zumindest notwendigen Unterstützungsbedarf zu erkennen“, betont Nelkenstock. Entsprechende Anregungen zur Selbstfürsorge und zum Erhalt eines selbstbestimmten Umgangs mit Erkrankungen wird ein Online-Vortrag am Mittwoch, den 16. März 2022, geben. Als Referenten für die kostenlose Infoveranstaltung konnte der Steuerkreis Selbsthilfefreundliches Krankenhaus des UKW Prof. Dr. Imad Maatouk gewinnen. Der Internist und ärztliche Psychotherapeut hat seit November vergangenen Jahres die Professur für Medizinische Psychosomatik an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des UKW inne und leitet den dortigen Schwerpunkt Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie. „Generell richtet sich der Vortrag an alle Interessierten. Zu den Zielgruppen gehören aber gerade auch Selbsthilfegruppen, denn deren Angebote sind unverzichtbarer Bestandteil der psychosozialen Versorgung von Patientinnen und Patienten“, unterstreicht Prof. Maatouk. Er präzisiert: „Das Gespräch mit Gleichbetroffenen und aus den Erfahrungen Betroffener abgeleitete Patienteninformationen zum Leben mit einer Erkrankung bereichern die professionellen Angebote im Gesundheitswesen durch die sogenannte Betroffenenkompetenz. Diese leistet einen wichtigen Beitrag zur Stärkung persönlicher Ressourcen.“

Die Veranstaltung beginnt um 18:00 Uhr und nutzt die Online-Plattform Zoom. Anmelden kann man sich bei Gabriele Nelkenstock unter Tel: 0931 880 794 47 oder E-Mail: selbsthilfe@ ukw.de.

Das UKW trägt seit dem Jahr 2019 die durch das bundesweite Netzwerk „Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen“ vergebene Auszeichnung „Selbsthilfefreundliches Krankenhaus“.

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Medizinische Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Zentrum Innere Medizin (ZIM) Oberdürrbacher Straße 6 | Haus A4 | 97080 Würzburg | Deutschland