Aktuelle Meldungen

Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V. fördert hochpräzise Tumordiagnostik für Myelom-Patienten am Uniklinikum Würzburg

Die Multiparameter-Durchflusszytometrie ist ein weiterer innovativer Baustein für eine individuell angepasste Versorgung von Myelom-Patienten am Uniklinikum Würzburg. Um das hochempfindliche Messverfahren künftig möglichst breit anbieten zu können, finanziert der Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ für ein Jahr eine Personalstelle sowie eine erforderliche Analysesoftware mit insgesamt 56.000 Euro.

 

Schon die Zahlen sind beeindruckend: Mit der Multiparameter-Durchflusszytometrie können pro Sekunde 70.000 Blutzellen analysiert werden. Das innovative Messverfahren kann dabei unter 10.000 gesunden Zellen eine einzelne Tumorzelle erkennen. „Wir haben die Technologie im letzten Jahr in unserem Forschungslabor in Betrieb genommen. Seit Beginn dieses Jahres führen wir diesen Bluttest als einzige Einrichtung in Deutschland als routinemäßige Untersuchung bei Patienten durch, die vom Multiplen Myelom betroffen sind“, berichtet Prof. Dr. Andreas Beilhack von der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW). Nach seinen Worten sind die so gewonnenen Befunde zu der bösartigen Untergruppe des Lymphknotenkrebses eine wichtige Entscheidungshilfe für die behandelnden Mediziner/innen. „Mit dieser Technik sind wir in der Lage, quasi in Echtzeit die Krankheitsbelastung des Patienten zu messen. So können wir das Therapieansprechen präzise verfolgen, Übertherapien vermeiden oder – im entgegengesetzten Fall – rechtzeitig weitere Behandlungen einleiten“, erläutert der Forscher. Dieses Wissen zahle sich für die Patienten in einem Gewinn an Lebensqualität aus. Ein weiterer Vorteil ist die einfache und schmerzfreie Probengewinnung: 20 Milliliter aus der Armbeuge abgenommenes Blut reichen aus.

 

Roll-out auf alle Myelom-Patienten gewünscht

In den ersten Monaten seit der Inbetriebnahme wurde das neue Verfahren von Mitgliedern des Forschungsteams von Prof. Beilhack umgesetzt: Eine Medizinisch-technischen Assistentin (MTA) übernahm die Probenahme und deren aufwändige Aufbereitung, während die Wissenschaftlerin Dr. Paula Tabares und er selbst die Ergebnisse auswerteten. „Wir wollen in Zukunft diese prognostisch sehr aussagefähige Nachweismethode gerne möglichst allen Myelom-Patienten am UKW anbieten“, kündigt Prof. Beilhack an.

 

Anschubfinanzierung zum Wohl der Patienten

Um dies zu ermöglichen, schaltete sich kürzlich „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“ ein und stellte 56.000 Euro zur Verfügung. „Mit diesem Geld finanzieren wir ein Jahr lang eine MTA-Stelle. Außerdem kann für rund 1.000 Euro eine neue Analysesoftware angeschafft werden“, erläutert Gabriele Nelkenstock, die Vorsitzende des Würzburger Vereins. Am UKW stößt diese großzügige Unterstützung auf große Dankbarkeit. So kommentiert Prof. Dr. Hermann Einsele, der Direktor der Medizinischen Klinik II: „Hilfe im Kampf gegen Krebs unterstützte uns schon in der Vergangenheit dabei, diese Diagnostik aufzubauen. Die jetzt beschlossene Fortsetzung ist ein weiteres schönes Beispiel für die mustergültige Konsequenz und Verlässlichkeit von Gabriele Nelkenstock und ihrem Team.“ Und Prof. Dr. Georg Ertl, der Ärztliche Direktor des UKW, ergänzt: „Mit diesem Modell der ‚Anschubfinanzierung‘ hat der Verein schon mehrfach neuen Ideen bei unserer Patientenversorgung aus den Startlöchern geholfen, die dann später in das Routine-Angebot des Klinikums übernommen wurden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dies auch hier – nach einem vorfinanzierten, erfolgreichen ersten Jahr – wieder der Fall ist.“

Aktuell läuft am UKW das Besetzungsverfahren für die neue MTA-Stelle.

 

 

Um die Arbeit des Vereins „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ auch in Zukunft voranzutreiben, sind Spenden immer willkommen unter:

Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.

Castell Bank Würzburg

IBAN: DE 74 7903 0001 0000 0092 45

BIC: FUCEDE77XXX

 

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Uniklinikum Würzburg: Studie mit bispezifischem Antikörper liefert beeindruckende Behandlungserfolge bei Multiplem Myelom

Eine mehrjährige Phase I-Studie zeigte, dass die Therapie mit dem bispezifischen Antikörper AMG 420 bei Patienten mit fortgeschrittenem Multiplem Myelom hervorragende Ergebnisse erzielen kann. Das Uniklinikum Würzburg konzipierte das multizentrische Projekt und schloss auch die meisten Patienten ein.

Ein Artikel in der März-Ausgabe der US-amerikanischen medizinischen Fachzeitschrift Journal of Clinical Oncology fasst die großen Erfolge zusammen, die eine Phase I-Studie mit dem bispezifischen Antikörper AMG 420 bei der Behandlung von Patienten mit Multiplem Myelom erzielen konnte. Die bösartige Krebserkrankung des blutbildenden Systems gilt derzeit als noch nicht heilbar. Nach der in der Studie erprobten Immuntherapie konnte allerdings bei 50 Prozent der Patienten der Tumor selbst mit den empfindlichsten Diagnosemethoden nicht mehr nachgewiesen werden.

An dem vor rund drei Jahren gestarteten und Mitte 2019 beendeten Vorhaben waren neben drei französischen Krebsforschungszentren auch die Universitätsklinika in Ulm und Würzburg beteiligt. Eine führende Rolle spielte die Medizinische Klinik und Poliklinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW): Die von Prof. Dr. Hermann Einsele geleitete Klinik konzipierte die Studie und rekrutierte auch die meisten Teilnehmer/innen. „Für die ansonsten austherapierten Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung war die Studienteilnahme eine erneute Chance auf eine Verbesserung ihrer Situation“, berichtet Prof. Einsele.

Ein Antikörper mit zwei Zielproteinen

Wie funktioniert der eingesetzte Wirkstoff? „AMG 420 ist ein gentechnisch designter Antikörper, der mit der BiTE-Technologie des Biotec-Unternehmens Amgen hergestellt wird. Er hat zwei Zielproteine, weshalb man ihn auch als ‚bispezifisch‘ bezeichnet“, erläutert Prof. Dr. Max Topp, der Studienleiter der AMG 420-Studie. Der Schwerpunktleiter Hämatologie an der Medizinischen Klinik II des UKW und Erstautor der Studienpublikation fährt fort: „Das erste Ziel ist das B-Zell-Reifungsantigen BMCA, das hauptsächlich auf Myelomzellen vorkommt. Das zweite ist CD3, ein Protein das auf der Oberfläche von T-Zellen – den effektivsten körpereigenen Abwehrzellen – zu finden ist.“ Mit der Kopplung an diese beiden Proteine zieht AMG 420 T-Zellen an die Krebszellen und bindet sie dort. So werden die Killerzellen in die Lage versetzt, die Myelomzellen, die sich ansonsten durch eine biochemische Tarnung vor dem Zugriff der T-Zellen schützen, zu vernichten.

Dauerinfusion in mehreren Zyklen

Wie lief die Phase I-Studie ab? Insgesamt erhielten 42 Patienten per Infusion den Wirkstoff. Hierbei ging es zunächst darum, unter Abwägung der Wirksamkeit und der Nebenwirkungen die richtige Dosierung zu finden. „Als Nebenwirkung kann es bei dieser Therapie zu einer Überreaktion des Immunsystems, dem sogenannten Zykotin-Freisetzungssyndrom, kommen sowie bei einer Minderheit der Patienten auch zu schwerwiegenden infektiöse Komplikationen“, schildert Prof. Topp. Bei der Studie wurde ermittelt, dass 400 Mikrogramm pro Tag die beste Dosis ist. Diese Medikamentenmenge wurde anschließend zehn Patienten verabreicht – jeweils in mehreren Zyklen und per Dauerinfusion. Pro Zyklus wurde dabei die Infusionslösung vier Wochen lang mit einer Pumpe über einen festen Venenzugang zugeführt, gefolgt von einer zweiwöchigen Therapiepause. Je nach der individuell unterschiedlichen Anzahl an Zyklen dauerte die Behandlung bis zu 60 Wochen.

Hochwirksam – bis zur Totalremission

Was war das Ergebnis? Sieben der zehn Patienten erreichten zumindest eine signifikante Remission, bei fünf Patienten konnte sogar keine minimale Resterkrankung mehr erkannt werden. Das heißt: Es waren selbst mit den feinsten Messmethoden keine Myelomzellen mehr nachweisbar. Diese Totalremission hält bei manchen Studienteilnehmern schon seit mittlerweile rund einem Jahr an, die Krebserkrankung ist bei ihnen bislang nicht zurückgekehrt. „Auch die Nebenwirkungen hielten sich insgesamt in einem sehr akzeptablen Rahmen. So war bei keinem unserer Studienpatienten eine Intensivbehandlung notwendig“, freut sich Prof. Einsele.

Vielleicht schon in zwei Jahren Teil der Routineversorgung

„Wir haben diese Ergebnisse in den vergangenen Monaten schon auf mehreren internationalen Krebskongressen vorgestellt, wo sich die Myelom-Expertenszene durchweg sehr beeindruckt zeigte“, berichtet Prof. Topp. Und Prof. Einsele ergänzt: „Ich denke, man kann hier mit Fug und Recht von einem Meilenstein in der Myelom-Therapie sprechen.“ Laut dem Klinikdirektor und Letztautor der Studie wurde das Prinzip der bispezifischen Antikörpertherapie zwischenzeitlich von vielen Firmen aufgenommen. Neue Studien – weltweit, wie auch in Würzburg – treiben derzeit die Weiterentwicklung voran. Aktuell arbeitet man zum Beispiel daran, die Antikörper so abzuändern, dass statt einer Dauerinfusion eine einmalige Infusion pro Zykluswoche ausreicht. „Möglicherweise kann die Behandlung mit bispezifischen Antikörper schon in ein bis zwei Jahren in die Routineversorgung von Myelom-Patienten übergehen“, hofft Prof. Einsele. Über die letztendlichen Kosten einer entsprechenden Therapie können nach seinen Worten in dieser frühen Entwicklungsphase noch keine Aussagen getroffen werden.

Literatur:

Anti–B-Cell Maturation Antigen BiTE Molecule AMG 420 Induces Responses in Multiple Myeloma; Max S. Topp, Johannes Duell, Gerhard Zugmaier, Michel Attal, Philippe Moreau, Christian Langer, Jan Krönke, Thierry Facon, Alexey V. Salnikov, Robin Lesley, Karl Beutner, James Kalabus, Erik Rasmussen, Kathrin Riemann, Alex C. Minella, Gerd Munzert, Hermann Einsele; Journal of Clinical Oncology, Vol. 38, S. 775–783, 2020

 

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Betroffener spendet für die Myelom-Forschung am Uniklinikum Würzburg

Ein an Multiplem Myelom erkrankter Patient des Uniklinikums Würzburg will mit einer großzügigen Spende helfen, dass andere von der bösartigen Krebserkrankung des blutbildenden Systems Betroffene von den zukünftigen Forschungsergebnissen des Klinikums profitieren können.

Die Medizinische Klinik und Poliklinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) ist eine der international führenden Einrichtungen bei der Erforschung und Therapie des Multiplen Myeloms. Ein Patient mit dieser bösartigen Erkrankung der Plasmazellen will mit einer Spende von 10.700 Euro dazu beitragen, die Forschungsarbeit der Klinik voranbringen. Nach seinem Willen soll das Geld gezielt in die wissenschaftliche Arbeit der Professorin Dr. Franziska Jundt gehen, die ihn bisher am UKW behandelte. Prof. Jundt, die Leiterin des Bereichs Autologe Stammzell-Transplantation der Medizinischen Klinik II, erläutert: „Das Multiple Myelom gilt bisher als nicht heilbar. Unserem Spender ist es wichtig, dass andere Patienten zukünftig von neuen Forschungsergebnissen und Therapiemöglichkeiten profitieren können.“ Nach ihren Angaben wird die Spende konkret für die Untersuchung von Blutproben eingesetzt, die im Rahmen einer Pilotstudie zum Thema „Sport gegen Krebs“ gewonnen wurden. Übergeordnet geht es um Fragen wie: Wie wirkt sich Sport auf das Wachstum von Tumorzellen im Knochen aus? Ist Bewegung eine zusätzliche Maßnahme, die Krebspatienten helfen kann, das Multiple Myelom zu bekämpfen? Prof. Jundt: „Das Thema ist sehr innovativ und bedarf deshalb in seiner Anfangsphase besonderer Unterstützung. Gerade deshalb danke ich dem großzügigen Spender sehr herzlich!“ Nach den Worten der Professorin für Hämatologie und Internistische Onkologie dient die Pilotstudie als Vorarbeit zu einer großen multizentrischen Studie mit den Standorten Köln, Hamburg und Würzburg, für die bei der Deutschen Krebshilfe eine Förderung beantragt wird.

Weitere Spenden für das Vorhaben sind jederzeit herzlich willkommen:

Uniklinikum Würzburg
Stichwort „Translationale Myelomforschung“, Finanzstelle 8693060
UniCredit Bank AG
BIC: HYVEDEMM455
IBAN: DE12790200760326255084

 

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Der Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ fördert eine noch präzisere Analyse bei Myelom-Patienten

Mit 10.000 € vom Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“ können die Tumor-Spezialisten des Uniklinikums Würzburg eine Analyse-Technologie anschaffen, mit der eine minimale Resterkrankung bei Multiplem Myelom noch präziser erkannt werden kann

Gabriele Nelkenstock, Vorsitzende des Vereins „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“, überreichte 10.000 Euro an die Myelom-Experten
Gabriele Nelkenstock, die Vorsitzende des Vereins „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“, überreichte 10.000 Euro an die Myelom-Experten des Uniklinikums Würzburg (von links): Prof. Dr. Hermann Einsele, PD Dr. Martin Kortüm und Dr. Leo Rasche. Bild: Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V

Neue Kombinationstherapien können bei den meisten Myelom-Patienten die Tumorzellen sehr gut reduzieren. „Bei einem signifikanten Anteil der behandelten Patienten ist diese bösartige Krebserkrankung des Knochenmarks mit der Standarddiagnostik nicht mehr nachweisbar“, berichtet Prof. Dr. Hermann Einsele. Dennoch kommt es laut dem Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) bei nahezu allen Myelom-Patienten zu einer Rückkehr der Erkrankung. Ein Grund dafür kann eine sogenannte minimale Resterkrankung (Minimal Residual Disease – MRD) sein. „Wir wissen, dass Patienten mit MRD frühzeitigere Erkrankungsrückfälle erleiden, als solche, bei denen keine minimale Resterkrankung nachgewiesen werden kann“, sagt Privat-Dozent Dr. Martin Kortüm, Oberarzt aus dem Team von Prof. Einsele.

Der Medizintechnikmarkt bietet topmoderne Technologien an, mit denen die nach einer Therapie verbliebenen Tumorzellen noch präziser aufgespürt werden können. Durch eine „Finanzspritze“ von 10.000 € vom Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“ kann das UKW nun ein entsprechendes Gerät zur Zellzählung sowie die dazugehörige Analyse-Software anschaffen.

„Mit der so verbesserten Diagnostik sind wir in der Lage, die Therapie von Myelom-Patienten noch weiter zu individualisieren“, freut sich Prof. Einsele und fährt fort: „Abhängig vom MRD-Befund können wir die Konsolidierungs- und Erhaltungstherapie sowie deren Dauer jetzt noch besser steuern.“

Die Scheckübergabe fand im Rahmen des 8. Myelom-Forums des UKW am 25. Juli 2019 statt. Über 150 Patienten, Angehörige, Mediziner/innen sowie sonstige Interessierte ließen sich von Würzburger Experten laienverständlich über Neuigkeiten in der Erforschung und Behandlung des Multiplen Myeloms informieren.

 

 

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Gabriele Nelkenstock, Vorsitzende des Vereins „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“, überreichte 10.000 Euro an die Myelom-Experten
Gabriele Nelkenstock, die Vorsitzende des Vereins „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“, überreichte 10.000 Euro an die Myelom-Experten des Uniklinikums Würzburg (von links): Prof. Dr. Hermann Einsele, PD Dr. Martin Kortüm und Dr. Leo Rasche. Bild: Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V

Licht ins Dunkel: Hochauflösende Mikroskopie entdeckt Zielmoleküle für Immuntherapie

Würzburger Mediziner und Biophysiker können mit einem neuen hochempfindlichen Super-Resolution-Mikroskopieverfahren auf Krebszellen Zielmoleküle für die Immuntherapie sichtbar machen. Dabei können sie nachweisen, dass schon geringe Mengen dieser Zielmoleküle ausreichen, um sie für die Immuntherapie mit CAR-T-Zellen zu nutzen. Die Ergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift Nature Communications publiziert.

CD19-Antigene in der Plasmamembran einer multiplen Myelomzelle
Die Abbildung zeigt die Verteilung von CD19-Antigenen in der Plasmamembran einer multiplen Myelomzelle aufgenommen mittels dSTORM. Bild: Lehrstuhl für Biotechnologie und Biophysik, JMU Würzburg

„Die Krebszellen des Multiplen Myeloms können auf ihrer Oberfläche das Antigen CD19 tragen und von Designer-T-Zellen, die das CD19-Molekül spezifisch erkennen, auch vernichtet werden“ berichtet Dr. Michael Hudecek, Krebsforscher der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW). Das ist die zentrale Erkenntnis einer aktuellen Studie, die die Würzburger Mediziner in Zusammenarbeit mit den Biophysikern der Universität durchgeführt und im Juli dieses Jahres in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht haben.

T-Zellen sind weiße Blutkörperchen, die der Immunabwehr dienen. Leider sind sie in ihrem natürlichen Zustand gegenüber Tumorzellen fast „blind“. Durch gentechnologische Veränderungen können sie jedoch für jeweils eine spezifische Krebsart maßgeschneidert „scharfgestellt“ werden. Dazu werden sie mit einem künstlichen (chimären) Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet. Mit diesem sind sie in der Lage, Tumorzellen, die das Zielmoleküle CD19 tragen, zu erkennen und zu zerstören. „Diese Therapie funktioniert bei Patienten mit CD19-positiver Leukämie und Lymphknotenkrebs bereits sehr gut und es gibt erste Erfahrungsberichte bei Patienten mit Multiplem Myelom. Die positiven Erfahrungsberichte mit der CD19-CAR-T-Zelltherapie bei Patienten mit Multiplem Myelom sorgten in der Fachwelt für große Aufmerksamkeit, denn mit herkömmlichen Analyseverfahren ist das CD19-Molekül auf den Myelomzellen praktisch nicht nachweisbar“, schildert Dr. Thomas Nerreter aus der Arbeitsgruppe von Dr. Hudecek und fährt fort: „Wir haben in dem aktuellen Projekt deshalb erstmals einzelmolekülempfindliche Super-Resolution-Mikroskopieverfahren eingesetzt, um gezielt nach dem CD19-Molekül zu suchen – und sind in der Tat auch fündig geworden.“

Auflösung auf Einzelmolekülebene

Um die ablaufenden Prozesse und letztlich auch die Empfindlichkeitsschwelle der CD19-CAR-T-Zellen besser beurteilen zu können, kooperierten die UKW-Forscher mit dem Lehrstuhl für Biotechnologie und Biophysik der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Markus Sauer erläutert: „Wir haben eine Fluoreszenzmikroskopietechnik entwickelt, die es uns ermöglicht, einzelne Moleküle mit einer räumlichen Auflösung von 20 Nanometern abzubilden. Mit dieser sogenannten dSTORM-Technologie ist es möglich, die Antigen-Expression auf Zellen direkt und quantitativ nachzuweisen.“
In dem gemeinsamen Forschungsprojekt wurden Proben von Myelom-Patienten der Medizinischen Klinik II des UKW per dSTORM untersucht. „Während bei klassischen Detektionsmethoden für einen sicheren Nachweis rund 1.500 Moleküle des Antigens auf einer Zelle vorhanden sein müssen, reichten uns im Bestfall 13 Moleküle“, verdeutlicht Sebastian Letschert vom Lehrstuhl für Biotechnologie und Biophysik den drastischen Sprung in der Detailschärfe.

CAR-T-Zellen sprechen schon auf geringe CD19-Mengen an

„Mit Hilfe der superauflösenden Mikroskopie konnten wir zeigen, dass das CD19-Antigen tatsächlich deutlich häufiger auf Myelom-Zellen zu finden ist, als das mit klassischen Detektionsmethoden erkennbar war“, resümiert Dr. Nerreter und fährt fort: „Schon diese geringen Antigen-Mengen reichen offenbar aus, um die Tumorzellen für die CAR-T-Zellen identifizierbar zu machen.“
Es wurde jedoch auch deutlich, dass es Myelom-Zellen gibt, auf denen keine CD19-Antigene nachgewiesen werden konnten. „Wir gehen deshalb davon aus, dass eine Immuntherapie mit CD19-CAR-T-Zellen dann am wirksamsten ist, wenn sie noch mit anderen Myelom-wirksamen Substanzen kombiniert wird. Eine weitere Möglichkeit ist es, CAR-T-Zellen herzustellen, die mehrere Antigene gleichzeitig erkennen, einerseits um die Wirksamkeit und andererseits um die Trennschärfe gegenüber normalen Blutzellen noch weiter zu erhöhen“, sagt Prof. Dr. Hermann Einsele, der Direktor der Medizinischen Klinik II des UKW.


Literatur:


Nerreter, T, Letschert, S, Doose, S, Danhof, S, Einsele, H, Sauer*, M, Hudecek*, M (2019). Super-resolution microscopy reveals ultra-low CD19 expression on myeloma cells that triggers elimination by CD19 CAR-T. , Nat Communications 10, 3137. /doi.org/10.1038/s41467-019-10948-

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CD19-Antigene in der Plasmamembran einer multiplen Myelomzelle
Die Abbildung zeigt die Verteilung von CD19-Antigenen in der Plasmamembran einer multiplen Myelomzelle aufgenommen mittels dSTORM. Bild: Lehrstuhl für Biotechnologie und Biophysik, JMU Würzburg

Uniklinikum Würzburg: Krebs-Immuntherapie mit einer „Fernbedienung“ steuern

Forscher des Uniklinikums Würzburg und ihre US-amerikanischen Partner haben herausgefunden, dass sich die Krebsbekämpfung mit CAR-T-Zellen durch ein Standardmedikament vorübergehend ausschalten lässt. Dies ist vor allem für den Umgang mit den möglichen, schwerwiegenden Nebenwirkungen der Immuntherapie interessant.

 

CAR-T-Zellen sind körpereigene T-Zellen, die durch gentechnologische Veränderungen für jeweils eine spezifische Krebsart maßgeschneidert „scharfgestellt“ werden. Sie gehören zu den großen Hoffnungsträgern der modernen Onkologie. „Da sich die modifizierten Immunzellen im Körper des Patienten vermehren und dynamisch auf den Krebs reagieren können, sind sie zum einen besonders wirksam. Zum anderen ergibt sich die Herausforderung, diese Immunzellen im Körper des Patienten ‚von außen‘ kontrollieren und steuern zu können. Das ist auch deshalb wichtig, weil diese neue Form der Immuntherapie manchmal einen unvorhersehbaren Verlauf nimmt und erhebliche Nebenwirkungen hervorrufen kann“, sagt CAR-T-Zell-Spezialist Dr. Michael Hudecek von der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW). Einer dieser ungewollten Effekte ist der so genannte Zytokin-Sturm (englisch Cytokine-Release-Syndrom, CRS). Dieser plötzliche Anstieg der Immunaktivität kann ohne Gegenmaßnahmen hohes Fieber und niedrigen Blutdruck hervorrufen, schlimmstenfalls sogar zum Tod des Patienten führen.

CAR-T-Zellen mit einer Fernbedienung vorübergehend ausschalten statt zerstören

„In der neuesten Generation der CAR-T-Zellen gibt es so genannte Sicherheitsschalter, mit denen versucht werden kann, die außer Kontrolle geratenen CAR-T-Zellen wieder zu eliminieren, aber dabei wird gleichzeitig auch die Anti-Tumortherapie beendet“, erläutert der Forschungsgruppenleiter Hudecek. Nun hat sein Team zusammen mit Wissenschaftlern der US-amerikanischen Krebsklinik Memorial Sloan Kettering Cancer Center (MSK) aus New York mit dem Wirkstoff Dasatinib einen vergleichsweise einfachen Weg identifiziert, die Aktivität der CAR-T-Zellen mit einer „pharmakologischen Fernbedienung“ zu steuern und vorübergehend auszuschalten, ohne sie dabei zu zerstören. Die ermutigenden Ergebnisse der Studie wurden Anfang Juli dieses Jahres in der US-amerikanischen Fachzeitschrift Science Translational Medicine publiziert.

Erfolge in präklinischen Tumormodellen

Dasatinib ist ein Tyrosinkinase-Inhibitor, der für die Behandlung von Leukämie zugelassen ist. Tyrosinkinasen sind als Enzyme Teil des Rezeptorsystems der CAR-T-Zellen. Das Medikament hemmt diese Enzyme und blockiert damit einen wichtigen Schritt bei der Aktivierung der modifizierten Immunzellen.

„Wir haben die Wirkung von Dasatinib auf die CAR-T-Zellen zunächst sehr sorgfältig im Reagenzglas getestet. Dr. Katrin Mestermann, die Erstautorin der Studie, konnte dabei zeigen, dass es möglich ist, die CAR-T-Zellen aus- und wieder anzuschalten – und zwar ohne die CAR-T-Zellen zu zerstören und ohne die Anti-Tumor-Wirksamkeit in der ‚An-Phase‘ zu beeinträchtigen“, beschreibt Dr. Hudecek.

Unter Verwendung eines von den MSK-Forschern entwickelten CRS-Mausmodells stellten die Forscher fest, dass die Gabe von Dasatinib in der Initialphase des Zytokin-Sturms das Überleben von Mäusen von 25 % auf 70 % steigern kann. Darüber hinaus ist der Effekt auch hier reversibel und beeinträchtigt die langfristige Fähigkeit der CAR-T-Zellen zur Tumorabtötung nicht. „Wenn diese Ergebnisse auch bei Menschen Bestand haben, wird diese Studie einen erheblichen Einfluss auf die CAR-T-Zell-Therapie haben“, sagt Dr. Michel Sadelain, Direktor des Zentrums für Zelltechnologie am MSK und Co-Autor der Studie. Mit Dasatinib könnten CAR-T-Zellen vorübergehend aus- und dann wieder eingeschaltet werden, sobald der Nebeneffekt vorbei ist.

Michael Hudecek, der Hauptautor der Studie, und seine Mitautoren erwarten, dass „die Bewertung und Implementierung von Dasatinib als Kontrollmedikament bei der Immuntherapie mit CAR-T-Zellen sehr gut machbar sein sollten.“

Prof. Dr. Hermann Einsele, der Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des UKW, kommentiert: „Diese in einem sehr hochrangigen Journal publizierte Arbeit belegt erneut das exzellente Forschungsprogramm zu CAR-T-Zellen der Arbeitsgruppe von Privatdozent Dr. Hudecek“.

Literatur:

K. Mestermann, T. Giavridis, J. Weber, J. Rydzek, S. Frenz, T. Nerreter, A. Mades, M. Sadelain, H. Einsele, M. Hudecek, The tyrosine kinase inhibitor dasatinib acts as a pharmacologic on/off switch for CAR-T cells. Sci. Transl. Med. 11, eaau5907 (2019).

 

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Uniklinikum Würzburg: Forum liefert Topaktuelles zum Multiplem Myelom

Am Donnerstag, den 25. Juli 2019, informieren Experten des Uniklinikums Würzburg über Neuigkeiten in der Erforschung und Behandlung des Multiplen Myeloms, einer bösartigen Krebserkrankung des Knochenmarks: Zum achten Mal wendet sich das Myelom-Forum an Patienten, Angehörige und alle sonstigen Interessierten.

 

Das Uniklinikum Würzburg (UKW) ist eines der europaweit führenden Zentren bei der Behandlung von Multiplem Myelom (MM). Außerdem gehört diese bösartige Krebserkrankung des Knochenmarks zu den Forschungsschwerpunkten der Medizinischen Klinik und Poliklinik II und des Comprehensive Cancer Centers (CCC) Mainfranken. Diese Expertise – und die Fähigkeit, auch komplexe medizinische Zusammenhänge laienverständlich darzustellen – führen dazu, dass Patienten, Angehörige und sonstig Interessierte aus ganz Deutschland seit Jahren zu den am UKW veranstalteten Myelom-Foren kommen. Am Donnerstag, den 25. Juli 2019, findet die achte Neuauflage statt. Ab 16:00 Uhr stellen die Krebsspezialisten des Klinikums in der Gaststätte „B. Neumann“ am Würzburger Residenzplatz neue Forschungserkenntnisse sowie aktuelle Therapiemethoden vor.

Neuigkeiten aus internationalen Kongressen

„Seit dem letzten Myelom-Forum fanden wieder wichtige internationale Kongresse – wie der Amerikanische Krebskongress in Chicago, der europäische Hämatologenkongress und das jährliche Strategietreffen der International Myeloma Working Group, beide in Amsterdam – statt“, berichtet Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des UKW. Der renommierte Tumorexperte fährt fort: „Bei unserem Forum fassen wir die dort präsentierten Entwicklungen allgemeinverständlich zusammen und erläutern deren Auswirkungen auf die aktuellen Behandlungs- und Diagnosestrategien.“ Ein Schwerpunktthema wird dabei der Einsatz von Immuntherapien bereits in der Primärtherapie des MM sein. Außerdem werden neue Möglichkeiten vorgestellt, wie anhand der Erbsubstanz der Tumorzellen die Prognose optimiert und die Therapie noch besser festgelegt werden kann. „Darüber hinaus werden die Referenten auch völlig neue Behandlungsansätze präsentieren“, kündigt Prof. Einsele an.

So trägt das Uniklinikum Würzburg zur Vermehrung des Wissens bei

Neben diesem Überblick über das weltweite Forschungsgeschehen werden die UKW-Spezialisten auch ganz konkret aus den Würzburger Forschungslabors berichten. Themen sind hier zum Beispiel neue Studienergebnisse mit bispezifischen Antikörpern, aktuelle Konzepte zur Verbesserung der CAR-T-Zell-Therapie sowie neue, sehr gezielte Behandlungsmöglichkeiten.

Außerdem werden sie darstellen, wie derzeit die Häufigkeiten der Myelomerkrankung sind, wie sie sich verändern werden, wie die Lebenserwartung des Patienten unter den jetzigen Therapien aussieht und wie sie sich in der Zukunft hoffentlich noch weiter dramatisch verbessern wird.

Antworten auf persönliche Fragen

Wie in den vergangenen Jahren auch, wird eine Diskussion den Zuhörerinnen und Zuhörern Gelegenheit geben, von qualifizierter Seite Antworten auf persönliche Fragen zu erhalten. Ebenfalls schon gute Tradition sind die begleitenden Infostände, die eine unkomplizierte Kontaktaufnahme mit Selbsthilfegruppen und weiteren Initiativen ermöglichen.


Anmeldung erforderlich

Die Teilnahme am 8. Myelom-Forum Würzburg ist kostenlos. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl bitten die Veranstalter allerdings um eine Anmeldung im Sekretariat von Prof. Hermann Einsele unter Tel: 0931/201-40001 oder bei der Organisatorin Gabriele Nelkenstock unter E-Mail: info@ kampfgegenkrebs.de. Eine Übersicht über die Vortragsthemen und deren Referenten gibt es unter www.ukw.de, Rubrik „Veranstaltungen“.

Kastentext:

Über das Multiple Myelom

Beim Multiplen Myelom entarten im Knochenmark bestimmte Immunzellen. Sie überfluten den Körper mit fehlerhaft produzierten Antikörpern, unterdrücken durch ihr aggressives Wachstum die Blutbildung und schädigen durch verstärkten Knochenabbau das Skelett. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 3.500 Menschen an dieser Untergruppe des Lymphknotenkrebses.

 

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Kontakt, Öffnungszeiten, Sprechzeiten

Öffnungszeiten

Zentrales ambulantes Patientenmanagement

Montag bis Donnerstag
08:00 Uhr bis 16:00 Uhr

Freitag
08:00 Uhr bis 14:00 Uhr

Spezialsprechstunden siehe unter Ambulante Behandlung

Telefon 

Leitung
Prof. Dr. Hermann Einsele

Sekretariat
+49 931 201-40001

E-Mail

Terminvereinbarung

zapm_haemonk@ ukw.de


Anschrift

Medizinische Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums Zentrum Innere Medizin (ZIM)Oberdürrbacher Straße 6 | Haus A4 | 97080 Würzburg | Deutschland