Aktuelle Meldungen

Prof. Einsele zum Übersichtsvortrag auf dem Congress of the European Hematology Association (EHA)

Prof. Einsele, Klinikdirektor der Medizinischen Klinik II, war Mitte Juni als Referent auf dem Congress of the European Hematology Association (EHA) geladen. In seinem Übersichtsvortrag setzte er sich mit der Immuntherapie bei hämatologischen Neoplasien auseinander.

Prof. Einsele als Referent auf dem Congress of the European Hematology Association (EHA)
Sein Vortrag beschäftigte sich mit der Immuntherapie bei hämatologischen Neoplasien.

Der siebentägige Kongress fand in diesem Jahr in Wien statt. Im Fokus stand dabei der Austausch über innovative Behandlungsmethoden und neuen Diagnoseinstrumenten sowie die Vorstellung von translationalen Forschungsdaten. 

Prof. Einsele als Referent auf dem Congress of the European Hematology Association (EHA)
Sein Vortrag beschäftigte sich mit der Immuntherapie bei hämatologischen Neoplasien.

Alarmzeichen Fettleber

Würzburger Hepatologen fordern, die Fettleber endlich ernst zu nehmen. Bei jedem fünften Betroffenen kommt es zu Entzündungen mit schwerwiegenden Folgen. Doch Diagnostik und Behandlung hinken hinterher. In der Würzburger Fettleberkohorte werden inzwischen Daten von tausend PatientInnen gesammelt, um die Risikoeinschätzung und Therapie zu verbessern.

Monika Rau und Andreas Geier vom Universitätsklinikum Würzburg begrüßen die 1.000 Patientin in der Fettleberkohorte.

Laura Caracci* ist die tausendste Patientin in der Würzburger Fettleberkohorte. Sie war in letzter Zeit oft müde und hatte ein merkwürdiges Druckgefühl im Bauch. Glücklicherweise hat sie einen aufmerksamen Hausarzt, der sie gründlich untersucht und beim Abtasten des Bauches eine vergrößerte Leber entdeckt hat. Eine Ultraschalluntersuchung bestätigte den Verdacht. Laura Caracci hat eine nicht-alkoholische Fettlebererkrankung, kurz NAFLD genannt. Sie steht für jeden vierten Menschen auf dieser Welt. Wenn gut ein Viertel der Allgemeinbevölkerung betroffen ist, scheint die Fettleber ja nicht so schlimm zu sein, denken viele. „Doch diese Bagatellisierung ist fatal“, mahnt Professor Dr. Andreas Geier, Leiter der Hepatologie am Universitätsklinikum Würzburg. Denn bei jedem fünften Betroffenen entzündet sich die Leber. Aus der nicht-alkoholischen Fettleber wird eine nicht-alkoholische Fettleber-Entzündung (NASH). Und die Entzündung, auch bekannt als Hepatitis, kann schwerwiegende Folgen haben. Das Lebergewebe wird durch hartes narbiges Bindegewebe ersetzt und vernarbt. Aufgrund der so genannten Fibrose können die Leberzellen ihre zahlreichen Stoffwechsel- und Entgiftungsfunktionen nur noch eingeschränkt wahrnehmen. Die Leber kann sich schließlich bis zu einer Zirrhose verhärten und Krebs entwickeln.

Mehr Bedarf an Transplantationen, weniger Spenderorgane

Eine US-amerikanische Studie, die PatientInnen mit nicht-alkoholischer Fettlebererkrankung am häufigsten auf der Warteliste von Lebertransplantation sieht, sollte uns Geier zufolge alarmieren. Zum Glück hinke Europa eine Dekade hinterher. „Doch die Welle rollt auch auf uns zu“, gibt Andreas Geier zu Bedenken. Nach Modellierungen, die das Würzburger Leberzentrum mit internationalen Kooperationspartnern für Deutschland aufgestellt haben, wird sich die Zahl der Zirrhose-PatientInnen in den nächsten zehn Jahren mehr als verdoppeln. Übersetzt heißt das, dass sich auch die Zahl der TransplantationskandidatInnen duplizieren wird. Demgegenüber stünde die sinkende Zahl an Spenderorganen. Die Zahl der Lebertransplantationen ist bundesweit eingebrochen. „Diese gegenläufigen Entwicklungen machen uns große Sorgen“, klagt Geier. Wer auf der Liste steht hat ohne Transplantation eine Lebenserwartung von unter zwei Jahren. Ein Funktionsersatz wie ein künstliches Herz oder eine Dialyse gibt es für die Leber nicht.

Mit Zahl der Übergewichtigen steigt die Zahl der Fettleber-PatientInnen

Wie kommt es zu diesem rapiden Anstieg an Fettleberpatienten? „Weil immer mehr Menschen unter Übergewicht und Fettleibigkeit leiden“, lautet die simple Antwort des Leberspezialisten. In Deutschland sind rund zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen übergewichtig, ein Viertel der Erwachsenen sind stark übergewichtig. Die Folgen sind zu viel Bauchfett, Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen. In der Fachsprache wird diese Kombination metabolisches Syndrom bezeichnet, im Volksmund aufgrund des erhöhten Risikos für Gefäßerkrankungen auch tödliches Quartett. In seltenen Fällen ist eine Fettleber genetisch bedingt.

Vorbeugen ließe sich also durch eine Umstellung der Ernährung und Bewegung. Doch diese Lebensstiländerung ist leichter gesagt als getan. „Selbst Betroffene, die wissen, dass ihre Leber in Gefahr ist, schaffen es selten, abzunehmen und ihr Normalgewicht langfristig zu halten“, weiß die Privatdozentin Dr. Monika Rau aus Erfahrung. Die Oberärztin hat den Forschungsschwerpunkt Fettleber am UKW von Beginn an mitgeprägt und vor zehn Jahren gemeinsam mit Andreas Geier die Würzburger Fettleberkohorte aufgebaut, die inzwischen eine der größten NAFLD-Kohorte in Deutschland und Europa ist.

Studien haben gezeigt: Wenn PatientInnen zehn Prozent an Gewicht verlieren, können die Vernarbungen und die damit einhergehenden histologischen Veränderungen der NAFLD zurückgehen. „Eine Gewichtsabnahme ist sicherlich die archaistische und intuitivste Form der Therapie, Stand heute aber auch die einzige Therapie der NAFLD“, bemerkt Andreas Geier. „Zur Behandlung der Fettleber gibt es bislang noch keine zugelassenen Medikamente. Dieses fulminante Problem wurde lange nicht erkannt.“

Unterschiedliche Medikamentenklassen befinden sich in klinischer Prüfung


Inzwischen hat auch die Pharmaindustrie den Ernst der Lage erkannt und arbeitet mit Hochdruck an verschiedenen Wirkstoffklassen zur medikamentösen Therapie der NASH. Einige Arzneimittel sind in der Phase III der Entwicklung (1). Das heißt, sie werden in klinischen Studien an einer größeren Patientengruppe auf Wirksamkeit und Verträglichkeit getestet. Die NASH-PatientInnen aus der Würzburger Fettleberkohorte haben die Möglichkeit an nahezu allen relevanten Phase 2 und 3 Studien teilzunehmen, sofern das Profil passt. „Wir haben ein gutes Portfolio aus unterschiedlichen Medikamentenklassen. Einige gehen in den Stoffwechsel, andere in die Entzündung“, sagt Andreas Geier, der mit seinem Team bei vielen Studien die deutschlandweite Leitung innehat. Äußerst attraktiv seien bei diesem komplexen pathophysiologischen Krankheitsbild Kombinationen aus verschiedenen Wirkstoffen. Geier hofft, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren Optionen auf den Markt kommen.

Forschung nach Biomarker für bessere Diagnostik

Ebenfalls mit Hochdruck wird an der Verbesserung der Diagnostik gearbeitet. Erstens wissen viele Betroffene gar nicht, dass sie eine Fettleber haben. Man spürt sie nicht. Der Schmerz der vernarbten Leber ist die Müdigkeit. Dieser unspezifische Leistungsknick kann jedoch viele Ursachen haben. Zweitens muss ein besserer Biomarker her. „Auf die bisherigen Leberwerte aus dem Labor können sie sich überhaupt nicht verlassen“, betont Geier. „Das sage ich auch immer meinen Studierenden.“ Die Routine-Leberwerte GOT und GPT sagen oft nichts über den Zustand der Leber aus. Die können sogar bei einer völlig zerstörten Leber normal sein. Vor diesem Hintergrund fördert die EU das Biomarker-Konsortium LITMUS NAFLD mit mehr als 40 Millionen Euro. In dem Konsortium, an dem auch das Würzburger Zentrum maßgeblich beteiligt ist, laufen mittlerweile europaweit große wissenschaftliche Projekte, um neue einfache und breit verfügbare Biomarker zu entwickeln, die sowohl eine Fettleber als auch eine drohende Entgleisung der Erkrankung anzeigen. Bis dahin bleiben Behelfslösungen mit kombinierter Laboruntersuchung und Ultraschall. Und wenn diese in der Praxis regelmäßig angewendet werden, dann seit laut Monika Rau schon viel erreicht.

Risikostratifizierung durch Hausärztin oder Hausarzt

Monika Rau rät allen Allgemeinmedizinern, insbesondere RisikopatientInnen wie Übergewichtige und Diabetiker regelmäßig auf die Entwicklung einer NAFLD zu screenen. Dazu gehört erstens das Abtasten, denn Fett vergrößert die Leber, und zweitens ein Ultraschall der Leber. „Ist im Ultraschall eine Leberverfettung zu sehen, sollte unbedingt eine Risikostratifizierung vorgenommen werden. Eine reine Verfettung ist nicht mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden. Relevant sind die Entzündung und damit verbunden die Vernarbung. Die Frage ist: Gehört der Patient oder die Patientin zu den 20 Prozent, die ein erhöhtes Risiko für eine Fibrose, Zirrhose oder Krebs entwickeln? Konkret: Hat er oder sie viel Bauchfett oder Diabetes? Wenn ja, sollte er oder sie zum Spezialisten, um den Zustand der Leber mittels Fibroscan oder Biopsie beurteilen zu lassen. Wenn nein, sollte er oder sie unbedingt in der Primärversorgung bleiben und die Leberfunktion alle zwei bis drei Jahre kontrollieren lassen.“

Fibroscan-Sprechstunde am UKW

Das Uniklinikum Würzburg bietet seit zwei Jahren im Rahmen eines Modelprojekts eine Fibroscan-Sprechstunde an. Bei diesem Spezial-Schall, der in Deutschland derzeit noch viel zu selten zum Einsatz kommt und nicht von der Krankenkasse vergütet wird, werden die Steifigkeit der Leber und der Verfettungsgrad gemessen. Anhand der Vernarbung können Rückschlüsse auf eine Entzündung gezogen werden, die bei konkretem Verdacht mittels einer Gewebeprobe, Biopsie, bestätigt werden kann. Denn eine Entzündung an sich kann mittels Fibroscan nicht festgestellt werden. „Ohne Gewebeprobe messen wir die Entzündung an den Spätfolgen, der Vernarbung. Das ist wiederum fatal. Denn mit einer bloßen Entzündung und wenig Vernarbung kann bereits der ganze Körper Schaden nehmen. Viele kardiovaskuläre Risiken sind durch Leberentzündungen erhöht“, schildert Geier.

PatientInnen und Wissenschaft profitieren von Fettleberkohorte

Personen mit einer entzündeten Fettleber (NASH) sind also Risikopatientinnen, auch für Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen. Diese haben auch und vor allem die Möglichkeit, sich im Rahmen der Würzburger Fettleberkohorte eingehend betreuen zu lassen. Während die NAFLD-Patienten mit reiner Verfettung nur alle zwei bis drei Jahre zur Untersuchung kommen, werden die NASH-Patienten in der Regel alle sechs Monate einbestellt. In der Beobachtungsstudie werden sämtliche Veränderungen erfasst, Medikationen erhoben sowie Daten und Biomaterialen gesammelt und ausgewertet. „Die Kohorte hilft uns dabei, die Entstehung und Entwicklungen der Fettleberbedingten Krankheiten noch besser verstehen und Ansätze für Diagnostik und Behandlung finden“, erklärt Monika Rau. „Wir haben zum Beispiel gelernt, ab welchem Steifigkeitsgrad man PatientInnen zur Biopsie schicken sollte. Und wir haben Immunzellen im Blut gefunden, die auf eine Leberentzündung hindeuten (4). Auch die Darmbakterien wurden unter die Lupe genommen (5). Sie sind dafür verantwortlich, wie viel Energie wir durch die Nahrungsbestandteile, die im Darm ankommen, aufnehmen.  Schlanke Menschen haben andere Darmkeimzusammensetzungen als Übergewichtige.“ Und da wie bei allen metabolischen Erkrankungen die Ernährung ein großer Faktor ist, erhalten nun auch alle StudienteilnehmerInnen einen sehr ausführlichen Ernährungsfragebogen. Das Studienteam gibt jedem eine individuelle Rückmeldung zur Ernährung. Darüber hinaus verwerten sie die Daten für wissenschaftliche Fragestellungen. Eine Ernährungsinterventionsstudie ist in Planung.

Es kommen immer neue wissenschaftliche Fragstellungen, die im Rahmen der Kohorte und dank der inzwischen tausend StudienteilnehmerInnen beantworten werden könnten. Monika Rau hat gerade das achte Amendment bei der Ethikkommission eingereicht. „Das ist ein kontinuierlicher Lernprozess für uns ÄrztInnen und WissenschaftlerInnen“, sagt sie. „Eine Win-win-Situation. Die Wissenschaft profitiert von den neuen Erkenntnissen, die PatientInnen profitieren davon, dass die neuen Entwicklungen rasch im Alltag ankommen, und die StudienteilnehmerInnen profitieren von den vorzeitigen Therapieoptionen und der intensiven Betreuung.“ Wie Laura Caracci. Bei ihr hat der Fibroscan bereits erste Vernarbungen gezeigt.

*Name der Patientin wurde geändert.

Kontaktdaten zur Anmeldung für die Fibroscan-Sprechstunde:

Claudia Hart
Schwerpunkt Hepatologie, Fibroscan Ambulanz
Medizinische Klinik und Poliklinik II
Universitätsklinikum Würzburg
Oberdürrbacher Str. 6, 97080 Würzburg


Tel. 0931-201-40815
Fax: 0931-201-640815

Telefonische Erreichbarkeit: Mo. 9:00 -14:30 Uhr, Di u. Mi. 9:00 -12:00 Uhr sowie Freitag 9:00 Uhr -13:00 Uhr.

(1) An update on drug development for the treatment of nonalcoholic fatty liver disease - from ongoing clinical trials to future therapy. Rau M, Geier A. Expert Rev Clin Pharmacol. 2021 Mar;14(3):333-340. doi: 10.1080/17512433.2021.1884068. Epub 2021 Feb 13. PMID: 33535836

(2) The European NAFLD Registry: A real-world longitudinal cohort study of nonalcoholic fatty liver disease. Hardy T, Wonders K, Younes R, Aithal GP, Aller R, Allison M, Bedossa P, Betsou F, Boursier J, Brosnan MJ, Burt A, Cobbold J, Cortez-Pinto H, Day CP, Dufour JF, Ekstedt M, Francque S, Harrison S, Miele L, Nasr P, Papatheodoridis G, Petta S, Tiniakos D, Torstenson R, Valenti L, Holleboom AG, Yki-Jarvinen H, Geier A, Romero-Gomez M, Ratziu V, Bugianesi E, Schattenberg JM, Anstee QM; LITMUS Consortium. Contemp Clin Trials. 2020 Nov;98:106175. doi: 10.1016/j.cct.2020.106175. Epub 2020 Oct 9.PMID: 33045403

(3) A 2-step fast-track elastometry service for advanced workup of nonalcoholic fatty liver disease (NAFLD) patients - single-center real-world experience of outpatient clinical practice.Alsenbesy M, Rau M, Weiss J, Götze O, Geier A. Z Gastroenterol. 2019 Oct;57(10):1209-1217. doi: 10.1055/a-0981-6484. Epub 2019 Oct 14. PMID: 31610584

(4) Progression from Nonalcoholic Fatty Liver to Nonalcoholic Steatohepatitis Is Marked by a Higher Frequency of Th17 Cells in the Liver and an Increased Th17/Resting Regulatory T Cell Ratio in Peripheral Blood and in the Liver. Rau M, Schilling AK, Meertens J, Hering I, Weiss J, Jurowich C, Kudlich T, Hermanns HM, Bantel H, Beyersdorf N, Geier A. J Immunol. 2016 Jan 1;196(1):97-105. doi: 10.4049/jimmunol.1501175.

(5) Fecal SCFAs and SCFA-producing bacteria in gut microbiome of human NAFLD as a putative link to systemic T-cell activation and advanced disease. Rau M, Rehman A, Dittrich M, Groen AK, Hermanns HM, Seyfried F, Beyersdorf N, Dandekar T, Rosenstiel P, Geier A. United European Gastroenterol J. 2018 Dec;6(10):1496-1507. doi: 10.1177/2050640618804444. Epub 2018 Sep 30. PMID: 30574320

Monika Rau und Andreas Geier vom Universitätsklinikum Würzburg begrüßen die 1.000 Patientin in der Fettleberkohorte.

Rückblick auf den Digitalen Infoabend zum Reizdarm-Syndrom

Im Folgenden finden Sie die Vorträge als Videomitschnitte

"Reizdarm - wenn der Darm streikt: Reizdarm", Prof. Dr. med. Alexander Meining, Universitätsklinikum Würzburg
"Reizdarm - wenn der Darm streikt: Ernährung", Constanze Wolz, B.Sc., Universitätsklinikum Würzburg
"Reizdarm - wenn der Darm streikt: Reizdarm", Prof. Dr. med. Alexander Meining, Universitätsklinikum Würzburg
"Reizdarm - wenn der Darm streikt: Ernährung", Constanze Wolz, B.Sc., Universitätsklinikum Würzburg

Selbstmanagement und Selbstfürsorge bei chronischen Erkrankungen

Videomitschnitt des Vortrags von Prof. Dr. Imad Maatouk

Selbstmanagement und Selbstfürsorge bei chronischen Erkrankungen
Selbstmanagement und Selbstfürsorge bei chronischen Erkrankungen

Rückblick auf das 2. Digitale Post-ASH-Forum 2022

Im Folgenden finden Sie die Vorträge als Videomitschnitte

"Neue Therapiemöglichkeiten beim Multiplen Myelom", Prof. Dr. med. Hermann Einsele, Universitätsklinikum Würzburg
"CAR-T-Zell Update und Ausblick 2022", Dr. rer. nat. Sabrina Pommersberger, Universitätsklinikum Würzburg
"Allogene Stammzellentransplantationen und AML in Zeiten der Pandemie", Dr. med. Daniel Teschner, Universitätsklinikum Würzburg
"Neues aus der Behandlung der Myeloproliferativen Neoplasie PV, ET, OMF und CML", Dr. med. Thomas Bumm, Universitätsklinikum Würzburg
"Aktuelles zur Impfung und was ist mit Omikron", Dr. med. Dipl.-Inf. Manuel Krone M.Sc. PH, Universitätsklinikum Würzburg
"Neue Therapiemöglichkeiten beim Multiplen Myelom", Prof. Dr. med. Hermann Einsele, Universitätsklinikum Würzburg
"CAR-T-Zell Update und Ausblick 2022", Dr. rer. nat. Sabrina Pommersberger, Universitätsklinikum Würzburg
"Allogene Stammzellentransplantationen und AML in Zeiten der Pandemie", Dr. med. Daniel Teschner, Universitätsklinikum Würzburg
"Neues aus der Behandlung der Myeloproliferativen Neoplasie PV, ET, OMF und CML", Dr. med. Thomas Bumm, Universitätsklinikum Würzburg
"Aktuelles zur Impfung und was ist mit Omikron", Dr. med. Dipl.-Inf. Manuel Krone M.Sc. PH, Universitätsklinikum Würzburg

Wie Darmbakterien zum Kampf gegen Krebs beitragen

Maik Luu erhält für seine Forschung zu Stoffwechselprodukten von Darmbakterien, die Immunzellen effizienter für die Vernichtung von Krebszellen machen, ein Stipendium der Universität Würzburg und der Novartis Stiftung für therapeutische Forschung

Dr. Maik Luu und Prof. Dr. Matthias Frosch
Prof. Dr. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg überreicht Dr. Maik Luu (links) das Graduiertenstipendium der Stiftung für therapeutische Forschung. © Margot Rössler / UKW

Drei Jahre lang durfte die Medizinische Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg jährlich eine junge Wissenschaftlerin oder einen Wissenschaftler für das Graduiertenstipendium der Novartis Stiftung für therapeutische Forschung nominieren. Nach Dr. Lisa Rauschenberger, die neurologische Bewegungsstörungen erforscht, und Dr. Florian Kleefeldt, der die Altersbedingte Gefäßverkalkung untersucht, darf sich nun Dr. Maik Luu über die mit 8.000 Euro dotierte Auszeichnung freuen. Der Postdoc im Labor von Professor Michael Hudecek in der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Würzburger Universitätsklinikums hat im vergangenen Jahr mit einer herausragenden Publikation in der Fachzeitschrift Nature Communications auf seine Arbeit aufmerksam gemacht. Mit einem Forschungsteam aus Würzburg und Marburg, wo der Humanbiologe studiert und gearbeitet hat, ist ihm erstmals der experimentelle Nachweis gelungen, dass bestimmte Stoffwechselprodukte von Darmbakterien die Aktivität der Immunzellen steigern und somit die Effizienz von Krebstherapien positiv beeinflussen.

Fettsäuren steigern Aktivität der Immunzellen

Seit der Jahrtausendwende rücken die Billionen von Bakterien, die jeder Mensch im Darm hat, immer stärker in den Fokus der Medizinforschung. Denn sie beeinflussen nicht nur die Verdauung, das Darmmikrobiom kann auch Krankheiten verhindern. So produziert zum Beispiel das Bakterium Megasphaera massiliensis im menschlichen Verdauungstrakt die kurzkettige Fettsäure Pentanoat, wie Maik Luu herausgefunden hat. Und die ist in der Lage, die zytotoxische Aktivität von CD8-T-Zellen zu steigern. CD8-T-Zellen haben ähnlich wie CAR-T-Zellen als Teil des Immunsystems die Aufgabe, schädliche Zellen auszuschalten. Luu konnte im Experiment zeigen, dass eine Behandlung mit der Fettsäure Pentanoat die Fähigkeit von Tumor-spezifischen T-Zellen verbessert hat, solide Tumormodelle zu bekämpfen. „Diese Erkenntnis kann helfen, verschiedene Krebstherapien noch wirksamer zu machen“, kommentiert Prof. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät, Luus Nominierung. „Ich freue mich sehr, dass wir in Würzburg so überragend begabte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler wie Maik Luu haben, die dazu beitragen, mit der permanenten Weiterentwicklung von Immuntherapien den Kampf gegen Krebs zu verbessern. Vor allem in der Erforschung, Anwendung und Ausweitung der CAR-T-Zell-Therapie arbeitet der Würzburger Wissenschaftsstandort seit vielen Jahren in der Weltelite mit.“

Dr. Maik Luu und Prof. Dr. Matthias Frosch
Prof. Dr. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg überreicht Dr. Maik Luu (links) das Graduiertenstipendium der Stiftung für therapeutische Forschung. © Margot Rössler / UKW

Würzburger Universitätsmedizin: Neuer Experte stärkt die Psychoonkologie

Als neuem Leiter des Schwerpunkts Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie am Uniklinikum Würzburg ist es Prof. Dr. Imad Maatouk wichtig, dass in der modernen Hochleistungsmedizin auch die psychische Gesundheit der Menschen und ihrer Angehörigen beachtet und gefördert wird.

Abbildung von Prof. Imad Maatouk
Prof. Dr. Imad Maatouk leitet den Schwerpunkt Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg. Bild: Daniel Peter / Uniklinikum Würzburg

Seit Anfang November vergangenen Jahres hat Dr. Imad Maatouk die Professur für Medizinische Psychosomatik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) inne. In dieser Funktion leitet er auch den Schwerpunkt Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Würzburger Uniklinikums. Vor seinem Wechsel nach Unterfranken war er als Leiter verschiedener Psychotherapiestationen und der Sektion Psychoonkologie an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik des Universitätsklinikums Heidelberg sowie am dortigen Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen tätig.

Bisherige Karriere in Heidelberg

Geboren in Bad Homburg vor der Höhe und aufgewachsen in Dortmund, studierte Imad Maatouk ab dem Jahr 1999 Humanmedizin an der Georg-August-Universität Göttingen. Als sehr prägend empfand er zudem einen rund einjährigen Studienaufenthalt an der Université Réné Descartes in Paris. Dort beeindruckte ihn vor allem die starke, verantwortungsvolle Einbindung der Medizinstudierenden in die klinische Versorgung. „Schon vor Beginn des Studiums entwickelte ich ein großes Interesse an den Zusammenhängen zwischen psychischen, körperlichen und sozialen Gegebenheiten“, berichtet der Mediziner. Während seiner Hochschulzeit hätte er sich auch vorstellen können, Allgemeinarzt zu werden. Stattdessen schlug er den Ausbildungsweg zum Internisten ein, als er im Jahr 2007 als Assistenzarzt an der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik in Heidelberg startete. Rotationen führten ihn dabei auch in die Kardiologie und Gastroenterologie.

Seine Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin ergänzte er im Jahr 2019 mit dem Erwerb des Facharztes für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. „In der Psychosomatik treffen sich meine Interessen“, erläutert Maatouk. Dabei ist ihm seine Stellung als ärztlicher Psychotherapeut wichtig: „Die internistische ärztliche Sozialisation ist im Umgang mit den Patienten und bei der Kommunikation mit den Behandelnden sehr hilfreich, da man das System kennt, dieselbe Sprache spricht und auch die Perspektive der Kollegen erlebt hat“, so der Professor.

Hauptthema: Psychische Belastungen und Erkrankungen bei Krebs

Ein Hauptthema im Schwerpunkt Psychosomatische Medizin an der Medizinischen Klinik II ist die Psychoonkologie. Ein Bereich, auf den er sehr gut vorbereitet ist – nicht zuletzt, weil hier die Heidelberger Klinik als seine vorherige Ausbildungs- und Arbeitsstelle eine bundesweite Vorreiterrolle einnimmt. „In der Psychoonkologie behandeln wir psychische und psychosomatische Erkrankungen einschließlich den Belastungen, die durch eine Krebserkrankung entstanden sind“, beschreibt der Experte und präzisiert: „Schon die Diagnose Krebs ist für alle Patientinnen und Patienten ein Schock. Hinzu kommen häufig auch Ängste.“ Verbreitet seien ferner Schuldgefühle, die sich bei der selbstgestellten Frage nach dem Grund der Erkrankung entwickeln können.

Nach seinen Erfahrungen sind viele Betroffene in der Lage, diese Herausforderungen und Krisen durch eigene Ressourcen und unterstützt von Familie sowie betreuenden Ärztinnen und Ärzten gut durchzustehen. Es gibt aber eine große Gruppe, die stärker belastet ist: Bei etwa einem Drittel der Krebspatientinnen und -patienten entsteht eine manifeste psychische Krankheit – meistens Angsterkrankungen oder Depressionen. „Diese brauchen eine intensivere psychotherapeutische Beratung und Behandlung“, unterstreicht Prof. Maatouk. Hierbei kommen auch Medikamente und Entspannungsverfahren zum Einsatz.

Gute Erfahrungen mit onlinebasierten Therapien

In vielen Fällen sei es wichtig, die psychoonkologischen Unterstützungsangebote zunächst möglichst niederschwellig zu gestalten. Maatouk: „Dazu gehören zum Beispiel die am Uniklinikum Würzburg bereits sehr gut etablierten Yoga- und Achtsamkeitskurse.“ Er selbst hat darüber hinaus gute Erfahrungen mit den von ihm und seiner Heidelberger Arbeitsgruppe in den letzten Jahren entwickelten onlinebasierten Therapien gemacht. Die digitalen Programme enthalten Module, welche die Patientinnen und Patienten für sich selbst bearbeiten können, kombiniert mit einer persönlichen Betreuung per Video oder über einen schriftlichen Austausch. „Für Menschen, die zunächst Hemmungen haben, mit jemanden aus dem ‚Psych-Fach‘ zu reden, kann das Online-Angebot auch ein Türöffner für folgende persönliche Gespräche sein“, weiß Prof. Maatouk. Er plant, ähnliche Programme auch in Würzburg ins Leben zu rufen.

Behandlung im stationären Rahmen, teilstationär und ambulant möglich

Er und das Team des Würzburger Schwerpunkts betreuen zum einen Patientinnen und Patienten während ihres stationären Aufenthalts in der Medizinischen Klinik II. Zum anderen ist auch eine ambulante und teilstationäre Betreuung möglich. Für letztere steht die von Prof. Maatouk geleitete Interdisziplinäre Psychosomatische Tagesklinik zur Verfügung. Diese wird von der Medizinischen Klinik II zusammen mit dem Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) des Uniklinikums Würzburg (UKW) betrieben. „Wir wollen die jetzt schon intensive Zusammenarbeit mit dem ZEP in Zukunft auch in anderen Bereichen noch weiter ausbauen“, kündigt der Schwerpunktleiter an. Ein weiterer wichtiger Partner ist für ihn das psychoonkologische Team des am UKW angesiedelten Comprehensive Cancer Centers (CCC) Mainfranken. Insgesamt lobt der Neuzugang das aus seiner Sicht einzigartige kooperative Klima vor Ort: „Ich freue mich über die vielfältigen Anknüpfungspunkte und die große Offenheit, die der Psychosomatischen Medizin und Psychotherapie bisher an allen Stellen entgegengebracht wird. Würzburg ist ein idealer Standort, um die Psychosomatik als Teil der Hochleistungsmedizin gemeinsam mit den starken Partnern in die Zukunft zu führen.“

Neben den Krebspatientinnen und -patienten will Prof. Maatouk auch deren Angehörige verstärkt in den Blick nehmen. „Diese sind in ähnlicher Weise von psychischen Belastungen betroffen, nehmen aber zu einem wesentlich geringeren Anteil psychosoziale Unterstützung in Anspruch, weil sie ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen“, berichtet der Schwerpunktleiter. Nach seinen Worten ist hier geplant, ein familientherapeutisches Angebot aufzulegen, das sich speziell auch um die Familien mit minderjährigen Kindern von Krebserkrankten kümmert.

Wichtige Forschungsbausteine

Unter den vielfältigen Forschungsschwerpunkten des Professors hat am UKW zunächst die psychoonkologische Versorgungsforschung oberste Priorität. In diesem Zusammenhang leitet er zum Beispiel die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte LIFT-Studie, welche die Versorgung bei krebsbedingter Fatigue untersucht. Weiterhin ist er Teilprojektleiter in dem vom Bundesforschungsministerium geförderten ADDRESS-Verbund, der die psychosoziale Versorgung bei Krebsprädispositionssyndromen analysieren und verbessern will. „Diese Leuchtturmprojekte sind essentielle Bausteine für unser geplantes Nationales Centrum für Tumorerkrankungen“, unterstreicht Prof. Dr. Hermann Einsele, der Direktor der Medizinischen Klinik II des UKW. Das sogenannte NCT WERA wird derzeit unter Federführung der JMU, des UKW und des CCC Mainfranken eingerichtet – im Verbund mit den Universitäten und Universitätsklinika in Erlangen, Regensburg und Augsburg. Prof. Einsele ist der Würzburger Standortkoordinator des neuen Centrums, das die Erforschung von Krebs vorantreiben und möglichst vielen Patientinnen und Patienten Zugang zu den neuesten Behandlungsmethoden verschaffen will.

Neben der Psychoonkologie ist Prof. Maatouk auch ein ausgewiesener Experte bei der Erforschung der Prävention psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz, speziell im Gesundheitswesen.

Abbildung von Prof. Imad Maatouk
Prof. Dr. Imad Maatouk leitet den Schwerpunkt Psychosomatik, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg. Bild: Daniel Peter / Uniklinikum Würzburg

Kontakt, Öffnungszeiten, Sprechzeiten

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Direktor
Prof. Dr. med. Hermann Einsele

Sekretariat
Brigitte Schäfer
+49 931 201-40001

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Direktor
einsele_h@ ukw.de

Fax

+49 931 201-640001


Anschrift

Medizinische Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums | Zentrum Innere Medizin (ZIM)| Oberdürrbacher Straße 6 | Haus A3 | 97080 Würzburg | Deutschland