Aktuelle Meldungen

Grenzen der Immuntherapien überwinden

Optimierung von CAR-T-Zellen mit CRISPR 2.0

Im Rahmen des Emmy Noether-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) baut Dr. Karl Petri am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) eine Arbeitsgruppe auf, um neuartige CRISPR 2.0-Werkzeuge zur Generierung und Verbesserung von krebsgerichteten CAR-T-Zellprodukten zu entwickeln.

 

Porträt von Karl Petri im Labor
Der Mediziner Dr. Karl Petri vom Uniklinikum Würzburg nutzt die CRISPR 2.0-Methode CRISPR Prime Editing, um die CAR-T-Zelltherapie für onkologische Erkrankungen noch effizienter und sicherer zu machen. © Daniel Peter / UKW
Gruppenbild von Karl Petri, Alexandre Trubert und Leon Gehrke im Labor
Karl Petri (links) baut mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Uniklinikum Würzburg eine Emmy Noether-Forschungsgruppe auf. Bereits im Team sind Alexandre Trubert (Mitte) und Leon Gehrke (rechts). © Daniel Peter / UKW

Würzburg. CAR-T-Zellen sind hocheffektiv in der Behandlung bestimmter Blutkrebsarten. Jedoch bestehen weiterhin Herausforderungen dieser neuen Therapieform, die erstmals 2017 in den USA und ein Jahr später in Europa für die Behandlung der akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL) zugelassen wurde. Bislang gibt es zum Beispiel noch keine effektiven CAR-T-Zelltherapie für solide Tumoren. Weiterhin sind CAR-T-induzierte Remissionen nicht immer dauerhaft, und die CAR-T-Zell-Produktion ist langsam und aufwendig. Das möchte der Mediziner Dr. Karl Petri vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) ändern, indem er mit einer weiterentwickelten CRISPR Methode die Immunzelltherapien für onkologische Erkrankungen noch effizienter, aber auch sicherer macht. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt sein Forschungsvorhaben im Rahmen des Emmy Noether-Programms in den kommenden sechs Jahren mit knapp zwei Millionen Euro.

Projekt Prime-CAR Inspection im Emmy Noether-Programm der DFG

Prime-CAR Inspection heißt sein Projekt. Prime steht für die CRISPR 2.0-Methode CRISPR Prime Editing, die den gezielten und programmierbaren Einbau von DNA-Veränderungen in die therapeutischen T-Zellen ermöglicht; CAR für den chimären Antigenrezeptor, mit dem die körpereigenen T-Zellen der Patientinnen und Patienten ausgestattet werden und der den Immunzellen hilft, charakteristische Oberflächenmoleküle von Krebszellen zu erkennen und gezielt zu bekämpfen; Inspection für die Sicherheitvalidierung neuer Geneditierungsverfahren mit Hilfe modernster molekularer Diagnostik.
„Während bei der herkömmlichen CRISPR-Cas9-Methode ein Doppelstrangbruch in das DNA-Molekül eingebracht wird, genügt bei der CRISPR Prime Editing Methode ein Einzelstrangbruch, was präzisere Modifikationen der Zielzell DNA ermöglicht“, erklärt Karl Petri. Alle zwölf möglichen Basenpaar-Substitutionen sowie kleine Insertionen und Deletionen können mit CRISPR Prime Editing präzise in das T Zell Genom eingebracht werden.

Karl Petri: „Wenn man CRISPR-Cas9 als DNA-Schere bezeichnet, mit der man selektiv Genfunktionen ausschalten kann, dann ist Prime Editing vergleichbar mit Radiergummi und Bleistift, mit denen man DNA gezielt umschreiben kann.“

Neben der Optimierung der Geneditierungstechniken soll im Rahmen von Prime-CAR Inspection auch die Validierung der Sicherheit neuer Geneditierungstechniken standardisiert werden, damit eine klinische Translation möglich wird und am Ende leistungsfähigere CAR-T-Zellprodukte für Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom und anderen Krebserkrankungen zur Verfügung stehen.

Verbesserung krebsgerichteter CAR-T Zellen mit sicherheitsvalidierten CRISPR Prime Editoren

„Bisher ist die CAR-T-Zelltherapie für einzelne Blutkrebsarten zugelassen. Unser Ziel ist es, das Einsatzgebiet von CAR-T-Zelltherapien zu erweitern und ihre Wirksamkeit zu verbessern, so dass zum Beispiel auch solide Tumoren mit CAR-T-Zellen effektiv behandelt werden können. Außerdem wollen wir CAR-T Zellen so verändern, dass sie längere und dauerhafte Remissionen erzielen “, sagt Karl Petri. 

Auch allogene CAR-T-Zellen, also veränderte T-Zellen von gesunden Spenderinnen und Spendern, stehen im Fokus seiner Forschung. „Mit CRISPR 2.0-Editing können bestimmte Moleküle der CAR-T Zellen so verändert werden, dass die fremden Zellen vom Immunsystem nicht abgestoßen werden. Auf diese Weise können große Mengen von CAR-T-Zellen mit breiter Anwendbarkeit auf Vorrat hergestellt werden was eine schnellere und kostengünstigere Anwendung von CAR-T Therapien ermöglicht“, erläutert der gebürtige Frankfurter. 

Derzeit müssen für die CAR-T-Zelltherapie die weißen Blutkörperchen aus dem Blut der Erkrankten mittels Leukapherese von den übrigen Blutbestandteilen getrennt werden. Die Zellen werden im Labor gentechnisch verändert und den Betroffenen als lebendes Medikament über eine etwa zehnminütige Infusion wieder zugeführt. Eine einzige „scharf gemachte“ T-Zelle kann auf diese Weise Hunderte von Tumorzellen vernichten. Im Idealfall bleiben die T-Zellen ein Leben lang im Körper und schalten versteckte oder neu entstandene Tumorzellen aus. 

Universitätsmedizin Würzburg bietet einzigartiges Forschungsumfeld 

Karl Petri kam im Sommer 2023 nach Würzburg - nach einem sechsjährigen Forschungsaufenthalt am Massachusetts General Hospital und an der Harvard Medical School in Boston. Unter dem Mentoring von Prof. J. Keith Joung und Dr. Vikram Pattanayak beschäftigte er sich in den USA intensiv mit neuen Technologien wie der CRISPR 2.0 Geneditierung. „Für die Realisierung des Prime-CAR Inspection Programms bietet der Standort Würzburg ein einzigartiges Forschungsumfeld“, so Petri. Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am UKW, leistete Pionierarbeit auf dem Gebiet der CAR-T-Zelltherapie beim Multiplen Myelom, der zweithäufigsten Blutkrebserkrankung nach der Leukämie. Prof. Dr. Michael Hudecek, Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie, hat in Würzburg bereits im Jahr 2012 ein eigenes translationales Forschungsprogramm zu CAR-T-Zellen etabliert und wurde für seine innovativen Verfahren mehrfach ausgezeichnet. Auf dem Campus befindet sich zudem das von Prof. Jörg Vogel geleitete Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung, kurz HIRI, das mit seinen molekularbiologischen Methoden viele Anknüpfungspunkte bietet. Das HIRI ist auch Wirkstätte von Prof. Chase Beisel, einem Pionier der CRISPR Forschung, was viele methodische Synergien ermöglicht. Weitere Synergien, vor allem bei der Editierung von Immunzellen, ergeben sich mit der benachbarten Max-Planck-Forschungsgruppe für Systemimmunologie, kurz WÜSI, einer Initiative der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und der Max-Planck-Gesellschaft (MPG).

Über das Emmy Noether-Programm:

Das Emmy Noether-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft richtet sich an hervorragend qualifizierte Postdocs sowie befristet beschäftigte Juniorprofessorinnen und –professoren in einer frühen Phase ihrer wissenschaftlichen Karriere. Das Programm ermöglicht ihnen, sich durch die eigenverantwortliche Leitung einer Emmy Noether-Gruppe über einen Zeitraum von sechs Jahren für eine Hochschulprofessur zu qualifizieren.

Text: Kirstin Linkamp / UKW 

Hier geht es zur englischen Pressemeldung beim Informationsdienst Wissenschaft. 
 

Porträt von Karl Petri im Labor
Der Mediziner Dr. Karl Petri vom Uniklinikum Würzburg nutzt die CRISPR 2.0-Methode CRISPR Prime Editing, um die CAR-T-Zelltherapie für onkologische Erkrankungen noch effizienter und sicherer zu machen. © Daniel Peter / UKW
Gruppenbild von Karl Petri, Alexandre Trubert und Leon Gehrke im Labor
Karl Petri (links) baut mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Uniklinikum Würzburg eine Emmy Noether-Forschungsgruppe auf. Bereits im Team sind Alexandre Trubert (Mitte) und Leon Gehrke (rechts). © Daniel Peter / UKW

Die spannende Reise in die Welt der Krebsforschung geht weiter

Im Podcast „Krebsforschung im Gespräch“ sprechen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Comprehensive Cancer Center Allianz WERA über aktuelle Themen der Krebsforschung, geben exklusive Einblicke in ihren Arbeitsalltag und erklären einfach und verständlich, wie und an welchen Themen sie forschen. Die spannende Reise in die Krebsforschung geht weiter – mit neun weiteren Folgen ab 1. August 2024.

Dr. Elisabeth Jentschke und Prof. Imad Maatouk
Talkgäste am 1. August 2024: Dr. Elisabeth Jentschke und Prof. Dr. Imad Maatouk vom Universitätsklinikum Würzburg

Start in Würzburg am 1. August 2024

Der erfolgreiche Podcast „Krebsforschung im Gespräch“ startet seine zweite Staffel am 1. August 2024 mit zwei Experten des Uniklinikums Würzburg (UKW): In der Folge „Psychoonkologie – ein integrativer Bestandteil in Klinik und Forschung“ sprechen sie mit der Moderatorin Anne Kollikowski (CCC Mainfranken) über ihr interdisziplinäres Fachgebiet und erklären, wie durch psychologische Unterstützung und Therapie die Lebensqualität von Krebspatientinnen und -patienten und ihren Angehörigen verbessert werden kann.

Talkgäste: Dr. Elisabeth Jentschke, Psychoonkologin und -therapeutin, Leiterin der Psychoonkologischen, Neuropsychologischen und Gerontologischen Dienste am UKW, und Prof. Imad Maatouk, Facharzt für Innere Medizin sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Professur für Medizinische Psychosomatik am UKW

Die nächste Folge am 15. August 2024

Weiter geht es am 15. August 2024 mit der Folge „Ernährung und Krebs“. Zwei Expertinnen aus Erlangen und Würzburg informieren über ausgewogene Ernährung als Basis für ein gesundes Leben, ihre präventive Wirkung auf die Entstehung einiger Krebsarten und über die bedarfsgerechte Ernährung im Falle einer Krebserkrankung.

Talkgäste: Prof. Dr. Yurdagül Zopf, Leiterin vom Hector Center für Ernährung, Bewegung und Sport der Medizinischen Klinik 1 am Uniklinikum Erlangen, und PD Dr. Claudia Löffler, Leiterin des Teams „Komplementäre Onkologie Integrativ“ am CCC Mainfranken am UKW

Ausblick auf den 1. Oktober 2024

In einer weiteren Episode ab 1. Oktober 2024 greifen zwei Würzburger Expertinnen das Thema der geriatrischen Onkologie auf. In der Folge „Forschen für die Hochbetagten“ geht es um Krebs als Erkrankung im hohen Alter und um die vielfältigen Möglichkeiten der Altersmedizin, um die Lebensqualität und Selbstständigkeit der hochbetagten Erkrankten während und nach einer Tumortherapie zu erhalten oder sogar zu verbessern.

Talkgäste: PD Dr. Barbara Deschler-Baier, Fachärztin für Innere Medizin und Hämatoonkologie, Oberärztin am CCC Mainfranken, Leitung des Bereichs „Experimentelle Tumortherapie“ der Interdisziplinären Studienambulanz, Universitätsklinikum Würzburg, und Dr. Miriam Hüttmeyer, angehende Allgemeinmedizinerin und ärztliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgemeinschaft „Geriatrische Onkologie“ am CCC Mainfranken, Universitätsklinikum Würzburg

Kurzweilig, offen, einfach und verständlich

Im Podcast „Krebsforschung im Gespräch“ erhalten die Zuhörenden vielfältige Einblicke, wie und an welchen Themen im Kontext Krebs aktuell geforscht wird. Kurzweilig, offen, einfach und verständlich – in neun weiteren Folgen ab 1. August 2024 sind Forschende aus den Onkologischen Spitzenzentren in Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg im Gespräch mit Moderatorin Anne Kollikowski (CCC Mainfranken):

  • #01 Psychoonkologie – ein integrativer Bestandteil in Klinik und Forschung
    ab 1. August 2024 mit Dr. Elisabeth Jentschke & Prof. Imad Maatouk
  • #02 Ernährung und Krebs
    ab 15. August 2024 mit Prof. Dr. Yurdagül Zopf & PD Dr. Claudia Löffler
  • #03 Krebs und Kinderwunsch
    ab 1. September 2024 mit PD Dr. Laura Lotz
  • #04 Forschen für die Jüngsten
    ab 15. September 2024 mit Prof. Michael Frühwald
  • #05 Forschen für die Hochbetagten
    ab 1. Oktober 2024 mit PD Dr. Barbara Deschler-Baier & Dr. Miriam Hüttmeyer
  • #06 Mit digitaler Medizin gegen Brustkrebs: „digiOnko“
    ab 15. Oktober 2024 mit PD Dr. Hanna Hübner
  • #07 Strahlen gegen Krebs – Forschung in der Radioonkologie
    ab 1. November 2024 mit Prof. Oliver Kölbl
  • #08 Künstliche Intelligenz zur Krebsfrüherkennung
    ab 15. November 2024 mit Dr. Andrea Schuh & Dr. Josua Decker
  • #09 Krebsforschung – wo geht die Reise hin?
    ab 1. Dezember 2024 mit Prof. Tobias Pukrop

Eine spannende Reise in der Welt der Krebsforschung

Mit Geschichten aus dem Forschungsalltag nimmt der erfolgreiche Podcast seit April 2023 in bereits 13 Folgen alle Interessierten auf eine Reise in die Welt der Krebsforschung mit. Bei der Konzeptionierung und Planung des Podcast waren auch Patientenvertreterinnen und -vertreter beteiligt und haben die Initiative der Onkologischen Spitzenzentren in Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg maßgeblich unterstützt.

Die CCC Allianz WERA

Zusammen bilden die vier Standorte der Comprehensive Cancer Center in Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg die CCC Allianz WERA. Als „Onkologisches Spitzenzentrum der Deutschen Krebshilfe“ hat die Allianz aus den vier starken Krebsversorgungs- und -forschungszentren zum Ziel, mit neuen Konzepten zu Krebsforschung und -versorgung wesentlich zum Fortschritt in der Krebsmedizin beizutragen und mehr als acht Millionen Einwohner in einem großen Teil von Bayern mit Spitzenmedizin zu versorgen. Zudem ist WERA Standort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT). Darüber hinaus sind die vier Standorte Teil des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF).

Website: www.ccc-wera.de/podcast/

Kontakt: CCC Allianz WERA, Annette Popp (CCC Mainfranken), E-Mail: popp_a3@ ukw.de

Dr. Elisabeth Jentschke und Prof. Imad Maatouk
Talkgäste am 1. August 2024: Dr. Elisabeth Jentschke und Prof. Dr. Imad Maatouk vom Universitätsklinikum Würzburg

Hoher Zuspruch beim Myelom-Forum

Mit über 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus ganz Deutschland war das von der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg am 4. Juli 2024 veranstaltete Myelom-Forum erneut ein voller Erfolg.

Blick von schräg oben in den gut besuchten Hörsaal.
Prof. Dr. Hermann Einsele und sein Team der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg referierten beim 23. Myelom-Forum vor vollen Rängen. Bild: Andre Kröll

„Nicht zuletzt der große Zuspruch machte deutlich, dass wir auch bei der 23. Neuauflage mit diesem Format das anhaltend hohe Informationsbedürfnis von Betroffenen und deren Angehörigen genau treffen“, zeigte sich Prof. Dr. Hermann Einsele begeistert. Der Direktor der „Med II“ und international renommierte Myelom-Experte führte die Zuhörerinnen und Zuhörer im Hörsaal des Zentrums für Innere Medizin in die Themen des diesjährigen Informationstags ein. Außerdem moderierte er die anschließend von Fachleuten seiner Klinik gebotenen Vorträge. In laienverständlichen Worten und Darstellungen beleuchteten sie aktuelle Aspekte aus der Erforschung, Diagnostik und Therapie der bösartigen Erkrankung des Knochenmarks. 

Positive Botschaften für das Auditorium

„Erfreulicherweise konnten wir in allen Bereichen positive Botschaften weitergeben“, berichtet Prof. Einsele und fährt fort: „Aufbauend auf dem forschungsgetrieben immer besseren Verständnis des Multiplen Myeloms erlangen wir immer wirkungsvollere Therapieoptionen. Außerdem können psychoonkologische Impulse den Patientinnen und -Patienten dabei helfen, aus sich selbst heraus mehr Lebensqualität zurückzugewinnen.“ 

Die hohe Beteiligung und vor allem auch das in vielen Einzelgesprächen gewonnene positive Feedback sind für Prof. Einsele und sein Team eine weitere Motivation, die Veranstaltungsreihe fortzusetzen.

Blick von schräg oben in den gut besuchten Hörsaal.
Prof. Dr. Hermann Einsele und sein Team der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg referierten beim 23. Myelom-Forum vor vollen Rängen. Bild: Andre Kröll

23. Myelom-Forum am UKW / 4. Juli 2024

Unser 23. Patiententag bietet Ihnen die Möglichkeit sich umfassend über alle aktuellen Entwicklungen, Forschungen und Therapieoptionen zum Multiplen Myelom zu informieren.

Unsere Expertinnen und Experten referieren über folgende Themen:

  • Begrüßung, Einführung und Moderation
    Prof. Dr. med. Hermann Einsele
  • Moderne Myelomdiagnostik 2024
    Prof. Dr. med. Martin Kortüm
  • CAR-T-Zell Update und Ausblick 2024
    Dr. rer. nat. Sabrina Prommersberger
  • Klinische Studien in der Myelom-Studienambulanz am UKW
    Dr. med. Julia Mersi
  • Multiple Myelomas: warum jeder Patient sein eigenes MM hat
    Prof. Dr. med. Leo Rasche
  • Lebensqualität und psychische Belastung bei Multiplem Myelom – Was kann ich für mich tun?
    Prof. Dr. med. Imad Maatouk

An die Fachvorträge schließt sich eine Diskussions- und Fragerunde an.

Wir laden Sie sehr herzlich zu unserem Patiententag ein und freuen uns sehr auf Ihr Kommen.

Datum und Uhrzeit:
4. Juli 2024, 15:00 Uhr

Veranstaltungsort:
Uniklinik Würzburg
ZIM (Hörsaal1) 

Anmeldung:
Gabriele Nelkenstock
Selbsthilfebeauftragte, Universitätsklinikum Würzburg
selbsthilfe@ ukw.de
Anmeldung bitte bis spätestens 26. Juni 2024

Flyer zum 23. Myelom-Forum (PDF)

Gen- und zellbasierte Therapie: Aufstrebender Hoffnungsträger der Medizin und Wirtschaftsfaktor

Übergabe der Nationalen Strategie für gen- und zellbasierte Therapien an Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger am 12. Juni in Berlin

Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft sowie Behörden, Stiftungen und Patientenorganisationen entwickelten gemeinsam ein Strategiepapier, um die Translation neuer Erkenntnisse aus der Forschung in die Krankenversorgung zu verbessern. Prof. Dr. Michael Hudecek, Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW), vertrat das Handlungsfeld „Forschung und Entwicklung“ bei der Podiumsdiskussion im Rahmen der Veröffentlichung des Strategiepapiers im Berliner Futurium.

 

Porträtfoto von Michael Hudecek im Labor
Prof. Dr. Michael Hudecek ist Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am Universitätsklinikum Würzburg und Sprecher der Arbeitsgruppe „Forschung und Entwicklung“ für die Nationale Strategie für gen- und zellbasierte Therapien. © Daniel Peter / UKW
Szene im Labor von Michael Hudecek
Eine Empfehlung im Strategiepapier ist die Vernetzung und die Bildung von dezentralen Hubs in ganz Deutschland: Die Kernkompetenzen in der Entwicklung und Herstellung von GCT an den verschiedenen Standorten soll weiter ausgebaut und etabliert und die Infrastruktur mit allen anderen Akteuren geteilt werden. © Daniel Peter / UKW

Würzburg/Berlin. Gen- und zellbasierte Therapien (GCT) stehen im Mittelpunkt der zukünftigen biomedizinischen Forschung und klinischen Versorgung. Sie sind aber nicht nur medizinisch relevant, sondern auch gesellschaftspolitisch wichtig und eines Tages möglicherweise ein ebenso großer Wirtschaftsfaktor wie die Automobil- und Elektroindustrie. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Forschungs- und Innovationsstandortes Deutschland langfristig zu sichern und den Zugang zu diesen neuartigen Therapien für Patientinnen und Patienten zu gewährleisten, wurde im Rahmen der Nationalen Strategie für gen- und zellbasierte Therapien im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und koordiniert durch das Berlin Institute of Health (BIH) eine Multi-Stakeholder-Strategie entwickelt. Die Strategie soll die Grundlage für einen zeitnahen Dialog mit politischen Entscheidungsträgern bilden.

Mit Optimismus und großen Erwartungen nach Berlin gefahren

Übergeordnetes Ziel der Nationalen Strategie GCT ist es, innovative Produkte und Anwendungen zu entwickeln, die ursächlich wirken, die Gesundheit fördern und dabei sicher, effizient, finanzierbar und breit verfügbar sind. Nach der offiziellen Übergabe des Strategiepapiers an die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, erläuterten die Vertreterinnen und Vertreter der acht am Papier beteiligten Arbeitsgruppen, welche Maßnahmen notwendig sind, um die Strategie erfolgreich umzusetzen. Prof. Dr. Michael Hudecek, Leiter des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie am UKW und der Außenstelle des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie IZI in Würzburg, vertrat dabei die wichtige Arbeitsgruppe „Forschung und Entwicklung“, laut Hudecek den Motor der GCT. Die 28-köpfige Arbeitsgruppe hat innerhalb eines Jahres konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet. 

Michael Hudecek, Sprecher der Arbeitsgruppe „Forschung und Entwicklung“: „Wir sind heute mit Optimismus und großen Erwartungen nach Berlin gefahren, um Maßnahmen vorzustellen und wichtige Impulse zu geben, damit Deutschland in der Entwicklung gen- und zellbasierter Therapien weiterhin international wettbewerbsfähig ist.“

Dezentrale Knotenpunkte mit verschiedenen Kernkompetenzen 

Ein wesentlicher Punkt der Handlungsempfehlungen ist die Vernetzung und die Bildung von Knotenpunkten, so genannten Hubs. An vielen Standorten in Deutschland gibt es exzellente Forschung und Entwicklung, aber auch viele Redundanzen. „Um die Kernkompetenzen in der Entwicklung und Herstellung von GCT an den verschiedenen Standorten weiter auszubauen und zu etablieren, müssen wir dezentrale Hubs schaffen, deren Infrastruktur mit allen anderen Akteuren geteilt wird“, postuliert Michael Hudecek. Und diese Infrastruktur muss ausgebaut werden, sei es für die Herstellung von Vektoren oder GMP-konformen Materialien, Biotech-Inkubatoren oder Spin-offs. „Der Bedarf an gen- und zellbasierten Therapien wird steigen“, so Hudecek. „Um hier weder zeitlich noch finanziell von Herstellern im Ausland abhängig zu sein, müssen wir unsere Kapazitäten in Deutschland ausbauen.“ Auch in die Ausbildung des Personals müsse mehr investiert werden, sowohl in der Produktion als auch in der Anwendung. 

Agilere Förderrahmen und Patientenbeteiligung 

Das Potenzial in Deutschland werde oft nicht erkannt und die Vergabe von Fördermitteln sei zu langsam, um mit den rasanten Entwicklungen Schritt zu halten. Hudecek fordert mehr Mut zum Risiko, damit das Wissen und die Wertschöpfungskette in Deutschland bleiben. 
Eine agilere Förderung ist eine öffentliche Investition, von der die gesamte Gesellschaft profitiert, vor allem aber die Patientinnen und Patienten. Diese sollten auch stärker in die Forschung und Entwicklung dieser Zukunftsmedizin einbezogen werden. Neben Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Klinik, Biotech- und Pharmaindustrie waren deshalb auch Juliane Friedrichs vom Haus der Krebs-Selbsthilfe - Bundesverband e.V. und Markus Wartenberg, Patientenvertreter in der Deutschen Sarkom-Stiftung und Sprecher des Patientenforschungsrates Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), in der Arbeitsgruppe "Forschung und Entwicklung" aktiv. 

Matthias Eyrich, Mitglied der Arbeitsgruppe "Qualitäts- und Kapazitätsentwicklung im Bereich der GMP-Herstellung": „Es ist bemerkenswert, dass 140 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in nur neun Monaten ein solches Strategiepapier erstellen und konsentieren konnten. Das zeigt, dass in Deutschland der große Wunsch vorhanden ist, die Gen- und Zelltherapie international kompetitiv aufzustellen. Ich bin zuversichtlich, dass die Politik mit diesen detailierten Angaben nun leistungsfähige Rahmenbedingungen schaffen wird, mit denen wir diese innovativen Produkte unseren Patientinnen und Patienten schneller und besser zur Verfügung stellen können."

Würzburger Beteiligungen am 130 Seiten starken Strategiepapier gab es in drei weiteren Arbeitsgruppen: Michael Hudecek engagierte sich neben seiner Sprecherfunktion in der Arbeitsgruppe „Forschung und Entwicklung“ auch beim Thema „Technologietransfer“. Prof. Dr. Matthias Eyrich, Leiter der Bereiche Zelltherapie, GMP-Labor und Hämatologisches Labor im Kinderonkologischen Zentrum des UKW, engagierte sich in der Arbeitsgruppe „Qualitäts- und Kapazitätsentwicklung im Bereich der GMP-Herstellung“ und Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik II, verstärkte die Arbeitsgruppe „Marktzulassung und Anwendung in der Versorgung“.

Weitere Informationen in der Pressemitteilung des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH).

Zum Download des Strategiepapiers.

Text: Kirstin Linkamp / UKW 

Hilfe im Kampf gegen Krebs finanziert Stelle zur Bearbeitung von Patientenanfragen

An der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg häufen sich Therapieanfragen von Krebspatientinnen und -patienten. Für deren rasche und kompetente Bearbeitung finanziert der Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ jetzt eine Assistenzarztstelle mit 86.000 Euro.

 

Prof. Dr. Hermann Einsele & Gabriele Nelkenstock
Ein eingespieltes Team: Prof. Dr. Hermann Einsele von der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg und Gabriele Nelkenstock vom Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ bei der jüngsten Spendenübergabe. Bild: Jasmin Mühlich / UKW

Würzburg. An der von Prof. Dr. Hermann Einsele geleiteten Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) treffen wöchentlich Dutzende Anfragen von Krebspatientinnen und -patienten oder deren Angehörigen ein – und das mit stark steigender Tendenz. „Häufig geht es dabei um Therapiewünsche oder eine Zweitmeinung“, berichtet der Klinikdirektor und renommierte Krebsexperte. Für den aktuell massiven Anstieg dieser Kontakte sieht er verschiedene Gründe: „Generell nehmen onkologische Erkrankungen in unserer Gesellschaft immer weiter zu. Außerdem wurden während der Corona-Pandemie Vorsorgeuntersuchungen nicht im erforderlichen Maße durchgeführt, so dass jetzt vergleichsweise viele Menschen von fortgeschrittenen Tumoren betroffen sind. Und schließlich haben wir das Problem, dass viele niedergelassene Praxen komplett überlastet sind, während zahlreiche Krankenhäuser unter Personalnot leiden und durch wirtschaftlich schlechte Rahmenbedingungen nicht mehr ihre volle Leistungsfähigkeit haben.“
 

Eine nicht-kassenfinanzierte Leistung

Ob per E-Mail, Telefon oder durch persönliches Vorsprechen – die Anfragen treffen an der „Med II“ auf vielerlei Weise ein. „Im Sinne der Patientinnen und Patienten ist es natürlich unser Ziel, hier so schnell wie möglich zu antworten und weiterzuhelfen. Allerdings ist dieser Service eine Zusatzleistung, die von den Krankenkassen leider nicht finanziert wird“, bedauert Prof. Einsele.

Hier springt jetzt der Würzburger Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ ein. Deren Vorsitzende Gabriele Nelkenstock erläutert: „Wir finanzieren mit 86.000 Euro für ein Jahr die im September 2024 startende Stelle einer Assistenzärztin, die als erste Ansprechpartnerin der Klinik fungieren soll.“
 

Ein weiterer Ausdruck der exzellenten Zusammenarbeit

Nach ihren Worten passt dieses Engagement hervorragend zu der langjährig eingespielten, guten Kooperation zwischen Verein und Klinik. „Allein über ‚Hilfe im Kampf gegen Krebs‘ und die Würzburger Stiftung ‚Forschung hilft‘ erreichen uns fast täglich entsprechende Anfragen. Gerade was die Wünsche nach einer Zweitmeinung angeht, sind wir – und vor allem die Betroffenen – äußerst dankbar, dass wir diese an das engagierte Team der Medizinischen Klinik II weiterreichen können und dort in den besten Händen wissen“, unterstreicht Nelkenstock und ergänzt: „Viele Patientinnen und Patienten quittieren diesen hilfreichen Service dann ihrerseits mit einer großzügigen Spende. Schon aus diesem Grund ist es auch ganz im Sinne unserer Spenderinnen und Spender, dass wir eine Personalie in dieser Größenordnung finanzieren.“

Bei der symbolischen Scheckübergabe am 10. Mai dieses Jahres bedankte sich Prof. Einsele sehr herzlich und kündigte an, dass die jetzt geschaffene Stelle durch das Generieren von zusätzlichen Mitteln möglichst auch über das Jahr hinaus bestehen bleiben soll.
 

Wer die Arbeit von „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ unterstützen möchte, kann dies tun unter Spendenkonto:
Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.
Castell Bank Würzburg
IBAN: DE74 7903 0001 0000 0092 45 
www.kampfgegenkrebs.de

 

Text: Pressestelle UKW

Tumorgewebe auf dem Chip: Neue Möglichkeiten für Zelltherapien und personalisierte Medizin

Mit der Tumor-on-Chip-Technologie wird patienteneigenes Tumorgewebe außerhalb des Körpers gezüchtet, um die Wirksamkeit und Sicherheit neuartiger Therapieansätzen zu bewerten.

Bild vom Brustkrebstumor auf einem Chip
Auf einem Chip haben die Forschenden aus Tübingen und Würzburg mit patienteneigenem Tumorgewebe die komplexe 3D-Mikroumgebung des Tumors nachgebildet, um so die Wirksamkeit und Sicherheit neuartiger Therapieansätzen zu bewerten. © Tengku Ibrahim Maulana / Eberhard Karls Universität Tübingen
Graphical Abstract der Tumor-on-Chip-Technologie
Bei der Tumor-on-Chip-Technologie können mittels blutgefäßähnlicher Perfusion dem Tumor CAR-T-Zellen zugeführt und deren Wirkung beobachtet werden. © Tengku Ibrahim Maulana / Eberhard Karls Universität Tübingen

Würzburg / Tübingen: Wie reagiert ein Tumor auf eine bestimmte Therapie? Dies bereits vor Beginn der Therapie zu wissen, wäre für Krebskranke und die behandelnden Ärztinnen und Ärzte von großem Wert. Für die vielversprechende CAR-T-Zelltherapie haben Forschende des Universitätsklinikums Würzburg (UKW), des Fraunhofer Instituts für Zelltherapie und Immunologie mit seiner Außenstelle Würzburg und des Universitätsklinikums Tübingen nun genau diese Beobachtung möglich gemacht – in Echtzeit und am Tumorgewebe der Erkrankten. „Damit können wir individuell untersuchen, wie genau diese Tumorzellen auf die geplante Therapie reagieren, mit welchen Nebenwirkungen möglicherweise zu rechnen ist und wie diese direkt verringert werden können“, schildert Dr. Miriam Alb, Projektleiterin am Lehrstuhl für Zelluläre Immuntherapie, an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des (UKW). Die Forschenden haben ihre Entwicklung nun im renommierten Journal Cell Stem Cell veröffentlicht.

Erfolgskontrolle individuell und in Echtzeit

Möglich wurde diese Beobachtung über die so genannte Tumor-on-Chip-Technologie; ein auf menschlichen Zellen basierendes komplexes In-vitro-System eines Brustkrebstumors, in dem Tumorgewebe außerhalb des Körpers gezüchtet wurde. Die Forschenden bildeten dabei nicht nur die komplexe 3D-Mikroumgebung eines Tumors nach, sondern ermöglichten auch die blutgefäßähnliche Perfusion, also die Durchströmung des Chips mit einem künstlichen Blutersatz. Über diesen Blutersatz wurden den Tumorzellen auch die CAR-T-Zellen zugeführt und ihre Wirkung direkt beobachtet. 

Wie funktioniert die CAR-T-Zelltherapie?

Ausgerechnet Krebsgewebe haben sehr oft die Fähigkeit, das menschliche Immunsystem zu täuschen – genau das macht sie so gefährlich. Im menschlichen Körper sind die so genannten T-Zellen, eine spezielle Art der weißen Blutkörperchen, dafür zuständig, körperfremde Strukturen zu erkennen und zu zerstören. Viele Tumore senden aber Signale aus, die diese in ihrer Aktivität und Funktion hemmen. 
Für die CAR-T-Zelltherapie werden die T-Zellen aus dem Blut der erkrankten Person isoliert und anschließend im Labor („in vitro“) gentechnisch verändert. Dadurch erhalten sie die Fähigkeit, die gefährlichen Krebszellen spezifisch zu erkennen und für lange Zeit im Körper zu verbleiben, um den Krebs zu bekämpfen. „Diese Therapie hat ein enormes Potenzial im Kampf gegen den Krebs“, erklärt Prof. Michael Hudecek, Inhaber des Lehrstuhls für Zelluläre Immuntherapie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des UKW.

Therapiewirkung und bestimmte Nebenwirkungen werden vorhersagbar

Wenn die modifizierten T-Zellen mit dem Krebsgewebe in Kontakt treten, setzen sie verschiedene Zytokine frei. Zytokine sind Botenstoffe, die von Zellen ausgeschüttet werden, um zum Beispiel andere Zellen an den Ort des Geschehens zu locken. Manchmal kommt es jedoch vor, dass diese Zytokinausschüttung sehr stark ist. Das wird als Cytokin-Release-Syndrom (CRS) oder auch „Zytokinsturm“ bezeichnet. Dieser Prozess führt zu Entzündungen im ganzen Körper und zeigt sich unter anderem durch Symptome wie Fieber, Schüttelfrost oder Übelkeit, kann aber auch zu Organversagen und lebensbedrohlichen Symptomen führen. Die Tumor-on-Chip-Technologie eröffnet nun die Möglichkeit, Zellen zu beobachten, die aus genau dem Tumor stammen, der in der Patientin oder dem Patienten behandelt werden soll. 

Neue Chancen durch komplexe humane Modellsysteme

Organ-on-Chip-Technologien, wie das hier entwickelte Tumor-on-Chip-Modell, ermöglichen es, komplexe humanbiologische Prozesse außerhalb des menschlichen Körpers nachzubilden und dabei sogar patientenspezifische Unterschiede zu erfassen. „Speziell für neuartige Therapieansätze, wie Zell-, Antikörper- und Gentherapien, eröffnen sich damit völlig neue Möglichkeiten, die es in Zukunft erlauben werden, bereits vor klinischen Studien humanrelevante, patientenspezifische Aussagen zu treffen und auch studienbegleitende Korrelationsanalysen durchzuführen“ sagt Dr. Miriam Alb und ergänzt „Diese Ergebnisse werden uns insbesondere für die Wirksamkeits- und Sicherheitsbewertung unserer laufenden und zukünftigen CAR-T-Zellstudien wertvolle Erkenntnisse liefern“. Für kranke Menschen könnte sich damit eine neue Perspektive eröffnen. Aber: Weitere Forschung ist notwendig. 

Publikation: 
Tengku Ibrahim Maulana, Claudia Teufel, Madalena Cipriano, Julia Roosz, Lisa Lazarevski, Francijna E. van den Hil, Lukas Scheller, Valeria Orlova, André Koch, Michael Hudecek, Miriam Alb, Peter Loskill. Breast cancer-on-chip for patient-specific efficacy and safety testing of CAR-T cells. Cell Stem Cell. 2024, ISSN 1934-5909, https://doi.org/10.1016/j.stem.2024.04.018.
 

Bild vom Brustkrebstumor auf einem Chip
Auf einem Chip haben die Forschenden aus Tübingen und Würzburg mit patienteneigenem Tumorgewebe die komplexe 3D-Mikroumgebung des Tumors nachgebildet, um so die Wirksamkeit und Sicherheit neuartiger Therapieansätzen zu bewerten. © Tengku Ibrahim Maulana / Eberhard Karls Universität Tübingen
Graphical Abstract der Tumor-on-Chip-Technologie
Bei der Tumor-on-Chip-Technologie können mittels blutgefäßähnlicher Perfusion dem Tumor CAR-T-Zellen zugeführt und deren Wirkung beobachtet werden. © Tengku Ibrahim Maulana / Eberhard Karls Universität Tübingen

Kontakt, Öffnungszeiten, Sprechzeiten

Telefon

Direktor
Prof. Dr. med. Hermann Einsele

Sekretariat
Brigitte Schäfer
+49 931 201-40001

E-Mail

Direktor
einsele_h@ ukw.de

Fax

+49 931 201-640001


Anschrift

Medizinische Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums | Zentrum Innere Medizin (ZIM)| Oberdürrbacher Straße 6 | Haus A3 | 97080 Würzburg | Deutschland