Akzessorische Leitungsbahnen und Wolff-Parkinson-White-Syndrom

Akzessorische Leitungsbahnen (AP) sind zusätzliche, angeborene Muskelbrücken zwischen dem Vorhof und den Hauptkammern des Herzens. Diese sind Ursache für bestimmte Herzrhythmusstörungen, die jedoch durch eine Katheterablation fast immer geheilt werden können.

Warum ist es wichtig APs zu erkennen?

Bei manchen Menschen werden zusätzliche Leistungsbahnen im Rahmen einer EKG-Registrierung als Zufallsbefund entdeckt, treten jedoch symptomatisch nicht in Erscheinung. Bei anderen Personen kann eine solche Kurzschlussverbindung zwischen Vorhof und Hauptkammer wiederum zu Herzrhythmusstörungen führen, die manchmal auch bedrohlich sind. Das Spektrum der Symptomatik ist breit und unterscheidet sich in Abhängigkeit der individuellen elektrischen Eigenschaften dieser APs.

Wolff-Parkinson-White-Syndrom

Eine typische Herzrhythmusstörung im Zusammenhang mit APs ist das WPW-Syndrom: Wird ein elektrischer Impuls vom Vorhof über den AV-Knoten zur Herzkammer geleitet und findet dieser über die Kurzschlussverbindung der zusätzlichen Leitungsbahn wieder Anschluss an den Vorhof, kann sich unter bestimmten Voraussetzungen ein eigenständiger und sich selbst unterhaltender Erregungskreislauf entwickeln, der von der normalen Erregung des Herzens losgelöst ist. Liegt eine AP vor und kommt es zu anfallsartigem, regelmäßigem Herzrasen, spricht man von einem Wolff-Parkinson-White-Syndrom, benannt nach den drei Erstbeschreibern dieser Erkrankung.

Ventrikuläre Präexzitation...

Besonders bedeutsam sind APs, die elektrische Impulse vom Vorhof in die Herzkammer leiten. Bei diesen Patientinnen oder Patienten werden die vom Sinusknoten ausgehenden Impulse sowohl ordnungsgemäß über den AV-Knoten als auch über die zusätzliche Leitungsbahn weitergeleitet. Letztere erreichen die Herzkammern jedoch einen Tick schneller, wodurch die Herzkammer früher und unter Umgehung der frequenzregulierenden Funktion des AV-Knotens erregt wird. Solch eine vorzeitige Erregung heißt Präexzitation und ist im EKG meist erkennbar.

... und FBI-Tachykardie

Bei tachykarden Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder Vorhofflattern kann die zusätzliche Leitungsbahn elektrische Signale mit sehr hoher Frequenz direkt auf die Herzkammer übertragen. In diesen Fällen – bekannt als Fast-Broad-Irregular (FBI)-Tachykardie – können Herzfrequenzen von bis zu 300 Schlägen pro Minute auftreten. Dies stellt einen bedrohlichen Zustand dar, der in Kammerflimmern münden kann.

Diagnose und Therapie

Eine elektrophysiologische Untersuchung (EPU) ermöglicht die präzise Diagnosestellung und Lokalisation der zusätzlichen Leitungsbahn. Patientinnen und Patienten mit wiederkehrendem Herzrasen oder dem Risiko einer FBI-Tachykardie empfiehlt sich eine Katheterablation. Mithilfe von Stimulationsmanövern sowie 3D-Mappingsystemen wird die AP exakt identifiziert und mit einer punktgenauen Verödung entfernt. Dadurch wird die Kurzschlussverbindung dauerhaft unterbrochen.

Erfolgsrate

Die Ablationsbehandlung des WPW-Syndroms weist eine sehr hohe Erfolgsrate von über 95 Prozent auf. Die Ablation sogenannter septaler Bahnen, also Leitungsbahnen, die direkt in der Trennwand zwischen linkem und rechtem Vorhof verlaufen, gestaltet sich etwas schwieriger. Hier kann die Erfolgsrate nach Abwägung der Chancen und Risiken mit niedrigeren Erfolgsraten einhergehen.

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