Behandlung und Betreuung

Im Fabry-Zentrum FAZiT des Universitätsklinikums Würzburg erhalten alle betroffenen Patientinnen und Patienten eine praxisnahe Hilfestellung für Alltag und Gesundheit. Nach umfassender Diagnostik wird die individuell beste Therapie eingeleitet und dem Krankheitsverlauf stets angepasst.

Symptome

Die Diagnose von Morbus Fabry wird aufgrund der sehr vielen und individuell unterschiedlich ausgeprägten Symptome oft erst nach Jahren gestellt. Bereits in der Kindheit präsentieren sich vor allem bei männlichen Patienten meist schon die ersten Krankheitszeichen und nehmen im Laufe des Lebens an Intensität zu: Häufige und früh auftretende Beschwerden sind periodisch auftretende, brennende und stechende Schmerzen, vornehmlich in Händen und Füßen. Auch ausgeprägte Magen-Darm-Beschwerden, Niedergeschlagenheit oder sogar Depressionen werden beobachtet. Als charakteristische Merkmale gelten eine verminderte Schweißbildung, die Hypohidrose, sowie Angiokeratome. Das sind kleine bräunlich-rote Punkte auf der Haut. Obgleich die Erkrankung den gesamten Körper umfasst, sind einige Organsysteme wie Herz, Niere und Gehirn – vor allem im späteren Stadium – stärker betroffen.

Diagnostik

Basisdiagnostik

Die Diagnose lässt sich mit einem Bluttest sichern. Um die Art der Mutation zu erfassen, ist eine molekulargenetische Analyse erforderlich.

Im Rahmen eines dreitägigen Klinikaufenthaltes in unserem Zentrum werden bei einer Erstvorstellung folgende Untersuchungen veranlasst:

  • Blut- und Urintest
  • Gezielte biochemische Untersuchungen 
  • Ruhe-EKG, Langzeit-EKG und Echokardiographie 
  • Kernspintomographie des Herzens
  • Ausführliche neurologische Untersuchungen inklusive einer Kernspintomographie des Gehirns
  • Ultraschall des Bauches
  • Nierenfunktionsuntersuchung

Weiterführende Untersuchungen

Zu den weiterführenden Untersuchungen und Angeboten zählen:

  • Genetische Beratung und Familienuntersuchung
  • Histologische Gewebeuntersuchungen
  • Lungenfunktionsuntersuchung
  • Hals-, Nasen- und Ohrenuntersuchung
  • Augenuntersuchung
  • Neuroradiologische Zusatzuntersuchung
  • Kardiologische Untersuchung, auch unter Einsatz eines sogenannten Eventrekorders um Herzrhythmusstörungen zu erfassen. Dabei wird ein Chip unter die Haut gesetzt, der die Herztätigkeit dauerhaft überwacht, aufzeichnet und im Notfall per Funk Hilfe anfordert.

Therapie

Jede Patientin und jeder Patient erhält nach Abschluss der Untersuchungen bezüglich Krankheitsausprägung und Behandlungsmöglichkeiten eine individuelle Beratung und einen Therapieplan. Zur Behandlung der Grunderkrankung haben sich inzwischen verschiedene Therapieansätze entwickelt, die alle in unserem Zentrum – teils jedoch nur im Rahmen von klinischen Studien – durgeführt werden.

Enzymersatztherapie

Das fehlende Enzym alpha-Galaktosidase wird per Infusion alle 14 Tage zugeführt. Hierfür stehen aktuell auf dem Markt zwei gleichwertige Präparate unterschiedlicher Hersteller zur Verfügung: Agalsidase-A und Agalsidase B. Die Dosierung wird nach dem Gewicht festgelegt. Die Infusionen können sowohl in Kliniken als auch in heimatnahen nephrologischen Praxen oder über sogenannte Heiminfusionsteams verabreicht werden.

Chaperon-Therapie

Einige genetische Defekte bewirken, dass das Enzym alpha-Galaktosidase zwar prinzipiell funktioniert, aber nicht die dreidimensionale Struktur annehmen kann, die für seine Aktivität erforderlich ist. Chaperone sind Proteine, die das körpereigene, nicht mehr funktionstüchtige Enzym stabilisieren und dessen Funktion verbessern. In Folge wird das krankmachende Stoffwechselprodukt Globotriaosylceramid (Gb3) wieder vermehrt abgebaut.

Der Wirkstoff Migalastat ist seit 2016 zugelassen und wird als Kapsel eingenommen. Leider ist das Medikament nur bei etwa 40 Prozent der Betroffenen wirksam. Dies wird vorab durch eine Genanalyse geklärt.

Substrat-Reduktionstherapie

Ein neuartiger Therapieansatz in klinischer Forschung ist es, die Entstehung der nicht abbaubaren Substanz Globotriaosylceramid (Gb3) zu verhindern. Wirkstoff ist ein Iminozucker, der schon in den Vorstufen seiner Bildung in ein bestimmtes Enzym eingebaut wird, welches zur Synthetisierung von Gb3 nötig ist. Durch den Einbau wird das Enzym blockiert und in Folge wesentlich weniger Gb3 produziert. Entsprechend häuft sich Gb3 geringer an und lagert sich auch weniger in den Blutgefäßwänden oder Organen ein. Derzeit befinden sich zwei Wirkstoffe zweier Hersteller – Lucerastat und Venglustat – im fortgeschrittenen Stadium der klinischen Erprobung.

Gentherapie

Aktuell wird in klinischen Studien auch eine Gentherapie getestet. Bei Isaralgagene civaparvove – so der Name des Genvektors – handelt es sich um ein angepasstes Adenovirus (rAAV), das mit der korrekten DNA und damit dem richtigen Bauplan für das Enzym alpha-Galactosidase bestückt ist und diese in den Organismus einschleust. Die Therapie zielt darauf ab, eine Arbeitskopie des zuständigen GLA-Gens an die Leber zu liefern, damit die Leberzellen die Produktion von funktionierender A-Glactosidase aufnimmt und somit den Mangel ausgleicht.Hierfür ist eine einmalige Infusion nötig. 

Regelmäßige Kontrollen

Bei Bestätigung der Diagnose und nach Festlegung der Therapie empfehlen wir allen Patientinnen und Patienten eine regelmäßige Verlaufskontrolle in unserem Zentrum. Unter stationärer Aufnahme von zwei bis drei Tagen werden individuelle Untersuchungsprogramme durchgeführt. Dabei wird der aktuelle Gesundheitsstatus erhoben und die Therapie von Begleiterkrankungen gegebenenfalls modifiziert.

Innovationen und Perspektiven

Grundsätzlich laufen in einem interdisziplinären Behandlungszentrum alle innovativen Strömungen in Diagnostik und Behandlung zusammen. Deshalb arbeitet auch das FAZiT stets nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. In diesem Rahmen bieten wir auch immer wieder Möglichkeit, an Medikamentenzulassungsstudien teilzunehmen und sind bestrebt, die neuesten Erkenntnisse stets unmittelbar im Praxisalltag umzusetzen.

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Irina Schumacher

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Victoria Sokalski

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Anschrift

FAZiT Fabry-Zentrum der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Universitätsklinikums | Zentrum Innere Medizin (ZIM) | Oberdürrbacher Straße 6 | 97080 Würzburg

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