Teleintensivmedizin: Würzburger Pilotprojekt nun bayernweit an allen Uniklinik-Standorten etabliert

Prof. Meybohm: „Wichtiger Beitrag für die Versorgung im ländlichen Raum“

Würzburg. 2022 startete das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) ein Pilotprojekt, um den Einsatz von Telemedizin im intensivmedizinischen Bereich auszubauen. Anfangs waren drei Krankenhäuser aus der Würzburger Region direkt eingebunden. Inzwischen ist das Netzwerk in großen Teilen Bayerns vertreten: Alle bayerischen Unikliniken haben inzwischen mit jeweils mindestens drei weiteren regionalen Krankenhäusern den Einsatz der Teleintensivmedizin gestartet. Überall kommt der am UKW entwickelte „Teleintensivwagen“ zum Einsatz. An das UKW sind inzwischen sogar sechs Krankenhäuser direkt angebunden.
„Diese Entwicklung zeigt uns: Dieser Ansatz funktioniert. Das Projekt hilft dabei, Berührungsängste mit der Teleintensivmedizin abzubauen und stellt zudem einen wichtigen Beitrag für die intensivmedizinische Versorgung in ländlichen Regionen dar, wenn es eine derartige Kooperation mit einer Uniklinik gibt“, erklärt Prof. Dr. Patrick Meybohm, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie von der Würzburger Universitätsmedizin. Dort wird das bayernweite Projekt geleitet.

Projektleitung am Universitätsklinikum Würzburg

Das Grundprinzip: Die an das Netzwerk angeschlossenen Krankenhäuser in der jeweiligen Region verfügen über einen in Würzburg entwickelten Teleintensivwagen. Dieser Wagen kann in die verschiedenen Intensivstationsbereiche und Patientenzimmer des Partnerkrankenhauses gefahren werden. Er ist mit verschiedenen Kameras, einem Bildschirm und verschiedenen Video-Anwendungen ausgestattet. Das ermöglicht den Ärztinnen und Ärzten der jeweiligen Uniklinik, einen umfassenden Eindruck über den Zustand der Patienten in dem Partnerkrankenhaus live per Videoübertragung zu erhalten. Der Wagen wurde vom Team der Würzburger Intensivmedizin gemeinsam mit ihren Kollegen des Servicezentrum Medizininformatik am UKW entwickelt. 

Projektkoordinatorin Dr. Nora Schorscher aus der Intensivmedizin des UKW erklärt. „Dabei wurden nur handelsübliche Elemente und keine Spezialanfertigungen verwendet. Dadurch können wir eine hohe Verfügbarkeit gewährleisten und die Kosten reduzieren.“ Zur Kommunikation zwischen einer Uniklinik und den jeweils angeschlossenen Krankenhäusern wird die Videokonferenz-Software Zoom eingesetzt. Selbstverständlich werden auch hier alle Datenschutzvorgaben strengsten beachtet. Das war eine wichtige Voraussetzung für die Durchführung und den Erfolg des Projektes. Die Anschubfinanzierung für das Projekt erfolgte über das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst.
Und wie geht es nun weiter? Ein aktueller Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) zu den grundlegenden Richtlinien für die Gesundheitsversorgung in Deutschland stärkt den Ansatz zur teleintensivmedizinischen Kooperation enorm. Prof. Meybohm: „Dieser innovative Weg eröffnet die Möglichkeit, sich als ´Zentrum für Intensivmedizin´ aufzustellen. Das bedeutet: Unikliniken nehmen künftig als intensivmedizinische Kompetenz- und Koordinierungszentren neben der Patientenversorgung besondere Aufgaben wahr. Zu den Anforderungen an diese zukünftigen Zentren zählt u.a., dass teleintensivmedizinische Visiten, also Audio- und Videoübertragungen in Echtzeit durchführbar sind. Genau das haben wir erfolgreich etablieren können.“

Inzwischen Anfragen aus ganz Deutschland

Dr. Schorscher ergänzt: „Das Interesse an unserem Netzwerk ist groß. Wir bekommen inzwischen Anfragen aus ganz Deutschland dazu. Mit unserem bayernweiten Netzwerk konnten wir zeigen, wie durch diesen digitalen und transparenten Weg in Echtzeit die Patientenversorgung verbessert werden kann.“
 

Bild des Teleintensivwagens
Mit dem am UKW entwickelten Teleintensivwagen können sich Ärztinnen und Ärzte direkt in die Stationen der Partnerkrankenhäuser schalten. Inzwischen ist das Netzwerk in großen Teilen von Bayern etabliert. Foto: Klinikum Main-Spessart/Franziska Schön
Bild des Teleintensivwagens

Mit dem am UKW entwickelten Teleintensivwagen können sich Ärztinnen und Ärzte direkt in die Stationen der Partnerkrankenhäuser schalten. Inzwischen ist das Netzwerk in großen Teilen von Bayern etabliert. Foto: Klinikum Main-Spessart/Franziska Schön