Holetschek benennt Professor Romanos zum Sonderbeauftragten für Prävention für psychische Gesundheit und Sucht

Bayerns Gesundheitsminister: Wir setzen den Schwerpunkt auf Aufklärung und Prävention statt auf Cannabis-Legalisierung

München/Würzburg. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek stärkt die Suchtprävention mit einem eigenen Beauftragten für dieses wichtige Thema. Holetschek sagte am Montag in München: „Das bayerische Gesundheitsministerium setzt einen ‚Sonderbeauftragten für Prävention für psychische Gesundheit und Sucht‘ ein. Ich freue mich, dass wir für diese wichtige Aufgabe Professor Marcel Romanos vom Universitätsklinikum Würzburg gewinnen konnten. Professor Romanos ist ein ausgewiesener Experte im Bereich der Prävention und psychische Gesundheit für Kinder und Jugendliche.“

Der Minister erläuterte: „Bayern setzt damit gezielt einen anderen Schwerpunkt als die Bundesregierung. Unser Ziel ist es, konsequent über Risiken aufzuklären und den Drogenkonsum zu verringern. Deshalb haben wir uns bewusst für die Bezeichnung ‚Präventionsbeauftragter‘ entschieden. Dagegen unterstützt der ‚Sucht- und Drogenbeauftragte‘ der Bundesregierung die für junge Menschen besonders gefährliche Legalisierung von Cannabis. Das ist völlig unverständlich – und das Wort ‚Drogenbeauftragter‘ bekommt damit eine ganz neue, irreführende Bedeutung.“ 

Professor Romanos, der ab September mit seiner Arbeit als ‚Sonderbeauftragter für Prävention für psychische Gesundheit und Sucht‘ beginnen wird, sagte: „Die Prävention von psychischen Erkrankungen ist eine zentrale gesamtgesellschaftliche Zukunftsaufgabe. Psychische Erkrankungen beginnen typischerweise früh in der Kindheit und Jugend und haben oft lebenslange Verläufe. Wenn wir hier nachhaltig und klug handeln wollen, benötigen wir dringend nachgewiesen wirksame und wissenschaftlich evaluierte Konzepte, welche die Entwicklung von psychischen Erkrankungen und ihre Folgen effektiv verhindern können. Aber diese können nur dann wirksam werden, wenn es uns gelingt, sie breit in der Gesellschaft zu etablieren.“

Romanos betonte: „Diesem Ansinnen laufen die aktuellen Pläne zur Legalisierung von Cannabis völlig entgegen, und noch immer werden die erheblichen Gefahren für die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung von Jugendlichen ignoriert. Ich freue mich daher sehr auf die neue übertragene Aufgabe und möchte in der neuen Rolle die Qualität, Evidenzbasierung und effektive Verbreitung von Präventionsprogrammen in Kooperation mit den existierenden zu beteiligenden Institutionen voranbringen. Herrn Minister Holetschek danke ich für das entgegengebrachte Vertrauen.“

Romanos ist Inhaber des Lehrstuhls für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie und Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Würzburg. Zudem ist er Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V. sowie Leiter des Deutschen Zentrums für Präventionsforschung und Psychische Gesundheit (DZPP) der Julius-Maximilians-Universität.

Holetschek erläuterte: „Professor Romanos ist für diese Aufgabe die ideale Besetzung. Prävention im Kontext der psychischen Gesundheit ist einer seiner Tätigkeitsschwerpunkte. Er hat seine Expertise auch schon als Sachverständiger im Bayerischen Landtag unter Beweis gestellt. Und er informierte im Zuge der Cannabis-Debatte immer wieder eindringlich über die Risiken einer Legalisierung – gerade für junge Menschen.“

Holetschek forderte mit Blick auf die Sitzung des Bundeskabinetts am kommenden Mittwoch: „Die Bundesregierung sollte endlich auf Experten hören und die Cannabis-Legalisierungspläne stoppen. Dann könnte sie auch mehr Kraft für den Ausbau von Präventions-, Beratungs- und Hilfeangeboten verwenden. Bayern setzt bereits auf echten Gesundheits- und Jugendschutz und auf umfassende Prävention. So haben wir zum 1. November 2022 ein neues Projekt zur systematischen Cannabis-Prävention in bayerischen Schulen gestartet. Weitere Projekte mit Beteiligung unseres neuen Präventionsbeauftragten sind in Planung.“

Der bayerische Gesundheitsminister kritisierte: „Die Bundesregierung kürzt die Ausgaben für Aufklärungsmaßnahmen auf dem Gebiet des Drogen- und Substanzmittelmissbrauchs im kommenden Jahr um vier Millionen Euro auf 9,2 Millionen Euro. Dabei hatte Bundesgesundheitsminister Lauterbach bereits im Frühjahr eine ‚riesige‘ Kampagne angekündigt mit dem Ziel, gerade Kinder und Jugendliche verstärkt über die Risiken von Drogen- und Suchtmittelkonsum aufzuklären. Ich frage mich nur, mit welchem Geld er das finanzieren möchte, wenn die Mittel für Suchtprävention jetzt so drastisch zusammengestrichen werden. Bayern allein investiert in diesem Jahr mehr als acht Millionen Euro in Suchtpräventions- und Suchthilfeangebote. Die Größenverhältnisse zeigen eine Schieflage bei den Prioritäten des Bundes.“

Prof. Dr. Marcel Romanos, Klinikdirektor der Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKW. Foto: UKW/D. Peter

Prof. Dr. Marcel Romanos, Klinikdirektor der Kinder- und Jugendpsychiatrie am UKW. Foto: UKW/D. Peter