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Tag der Hochschulmedizin macht Reformbedarf des Krankenhaussystems sichtbar

Zum zweiten Mal veranstaltete die Deutsche Hochschulmedizin den „TAG DERHOCHSCHULMEDIZIN“ in Berlin und diskutierte mit Gästen aus Gesundheitswesen, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft über die bevorstehende Krankenhausreform, digitale Gesundheitsdaten und den Fachkräftemangel.

Berlin, 24.11.22

Vor mehr als 200 Gästen im Berliner Langenbeck‐Virchow‐Haus lobte Professor Dr. Edgar Franke, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Gesundheit, die herausragende Bedeutung der Universitätsmedizin in seiner Einführungsrede: „In der Corona‐Pandemie hat sich die Universitätsmedizin noch einmal klar als Leistungsträger des Gesundheitssystems und Zentrum für Innovationen hervorgetan. Was sie leistet, geht über die Verbindung von Versorgung, Forschung und Lehre hinaus. Denn es wurden auch Koordinierungsaufgaben in den Regionen übernommen, Entscheidungsträger und Behörden beraten. Zugleich wurde in der Universitätsmedizin an Therapieoptionen geforscht. Damit hat die Universitätsmedizin einen Beitrag zur Bewältigung der Krise geleistet. Es ist also kein Zufall, dass der Koalitionsvertrag die Universitätsklinika als höchste Versorgungsstufe in einem gestuften Krankenhaussystem vorsieht. Ich bin optimistisch, dass die Regierungskommission dies in ihrer Empfehlung für die Krankenhausreform berücksichtigen wird.“

Der Reformbedarf der Krankenhausversorgung und die Rolle der Universitätsklinika darin waren anschließend Themen der Diskussionsrunde von Vertreter:innen von Krankenkassen, Krankenhäusern und Ärzt:innen‐Vertretung. Nach einer Keynote zum Thema von Professor Alexander Geissler von der School of Medicine der Universität St. Gallen startete die Diskussion unter dem Motto „Spitzenversorgung für alle“. Schnell herrschte Einigkeit über den generellen Reformbedarf der Krankenhauslandschaft und darüber, dass die Leistungsfähigkeit der Universitätsklinika dem gesamten System dienen kann. „Wir versprechen uns von der anstehenden Krankenhausreform, dass sie die Universitätsklinika als Kraftzentren in ihrer Koordinierungsrolle stärkt und so die Versorgungslandschaft insgesamt verbessert wird. Denn Universitätsklinika stehen für Innovationen in der Versorgung und stellen ihre Expertise anderen zur Verfügung. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag für das gesamte Versorgungssystem. Diese Rolle muss nun stärker in der Krankenhausplanung und auch in der künftigen Finanzierung verankert werden“, sagte Professor Jens Scholz, 1. Vorsitzender des Verbandes der Universitätsklinika Deutschlands (VUD).

Der nächste Themenblock ging der Frage nach, wie die Potenziale der medizinischen Gesundheitsdaten im Gesundheitswesen besser genutzt werden können und wo mögliche Hürden bestehen. In seiner Keynote zum Thema plädierte Christoph Bornschein, CEO der digitalen Beratungsagentur TLGG GmbH, dafür, eine „Governance‐Reform“ für bereits nutzbare Daten zu finden. Der Stellenwert einer perspektivisch funktionierenden elektronischen Patientenakte für die Forschung sowie Learnings aus der Pandemie wurden ebenfalls diskutiert.

Der Preis der Deutschen Hochschulmedizin für herausragende Teamleistungen in der universitätsmedizinischen Forschung wurde am TAG DER HOCHSCHULMEDIZIN feierlich verliehen. Die Preisträger:innen konnten die Jury durch die Aktualität und Relevanz ihrer Forschung für die Patientenversorgung überzeugen. „Dem deutschlandweit vernetzten Team um Professor Andreas Greinacher ist es in kürzester Zeit gelungen, Wege der Diagnose, Therapie und auch der Prävention für Thrombosen, die durch Impfungen mit bestimmten, virusbasierten Impfstoffen ausgelöst wurden, zu finden. Das Forschungsvorhaben unter dem Titel „Vakzininduzierte immunthrombotische Thrombozytopenie“ hat eine große Bedeutung für die betroffenen Patientinnen und Patienten und gleichzeitig eine besondere gesellschaftspolitische Relevanz. Die Akzeptanz von Schutzimpfungen ist leider keine Selbstverständlichkeit. Das Forschungsvorhaben, das wir heute auszeichnen, hat zu dieser Akzeptanz einen wichtigen Beitrag geleistet“, führte Professor Matthias Frosch, Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT), aus.

Im letzten Themenblock ging es um die Aufgabenverteilung in der Versorgung im Angesicht des Fachkräftemangels. Frau Dr. Natalie Lotzmann, Global Vice President HR bei SAP, gab einen Input zum Thema. Sie beschrieb, welche Methoden und Maßnahmen ein großer internationaler Arbeitgeber wie SAP anwendet, um mit dem Fachkräftemangel umzugehen und was Universitätsklinika und Krankenhäuser daraus lernen können.
Anschließend diskutierten Vertreter aus Pflegeleitung, Studentenvertretung und Medizinischen Fakultäten darüber, welche Erwartungshaltungen der medizinische Nachwuchs heutzutage hat und wie Arbeitgeber dem gerecht werden könnten.

Im Resümee der Veranstaltung machten Prof. Frosch und Prof. Scholz deutlich, dass alle Themen der Veranstaltung eng miteinander verbunden sind. Eine Krankenhausreform ist vor allem aufgrund des demografischen Wandels und dem sich dadurch noch verschärfenden Fachkräftemangel unumgänglich. Ohne eine entsprechende Digitalisierung des Gesundheitswesens werden aber alle Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels nicht ausreichen. Und ohne eine Verbesserung des digitalen Austauschs von Forschungsdaten droht die deutsche medizinische Forschung international den Anschluss zu verlieren.


Eine Aufzeichnung der Veranstaltung finden Sie unter:
https://www.deutsche‐hochschulmedizin.de/ 

Fotos zur Veranstaltung finden Sie unter:
https://protect-de.mimecast.com/s/PU_cCBrVmPs7LnLizt6t8?domain=picdrop.com 


Kontakt:
Deutsche Hochschulmedizin e.V.
Presse‐ und Öffentlichkeitsarbeit
Stephanie Strehl‐Dohmen
Alt‐Moabit 96, 10559 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 3940517‐25 
E‐Mail: strehldohmen@ uniklinika.de 
www.deutsche‐hochschulmedizin.de 

Pressemitteilung aus der deutschen Hochschulmedizin e.V. vom 24.11.2022

Würzburger Krebs- und Stammzellforscher erhält wichtige Stimme in internationaler Fachgesellschaft

Dr. Kai Kretzschmar, Gruppenleiter am Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum für Krebsforschung der Universitätsmedizin Würzburg, wurde als einziges Mitglied einer europäischen Forschungseinrichtung von der Internationalen Gesellschaft für Stammzellforschung (ISSCR) in den Nachwuchsredaktionsausschuss des Fachjournals Stem Cell Reports gewählt.

Das Bild zeigt Kai Kretzschmar, Gruppenleiter am Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum für Krebsforschung der Universitätsmedizin Würzburg, im Labor
Der Würzburger Krebs- und Stammzellforscher Dr. Kai Kretzschmar wurde wurde als einziges Mitglied einer europäischen Forschungseinrichtung von der Internationalen Gesellschaft für Stammzellforschung (ISSCR) in den Nachwuchsredaktionsausschuss des Fachjournals Stem Cell Reports gewählt. © Angela Riedel / UKW

Dem Krebs- und Stammzellforscher Dr. Kai Kretzschmar wurde gerade eine große Ehre zuteil. Der Juniorgruppenleiter am Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum für Krebsforschung (MSNZ) des Uniklinikums Würzburgs und der Universität Würzburg wird in den kommenden zwei Jahren dem ersten Nachwuchsredaktionsausschuss des Fachjournals Stem Cell Reports angehören. Stem Cell Reports ist das Fachjournal der Internationalen Gesellschaft für Stammzellforschung (ISSCR).

Die ISSCR hat insgesamt zehn herausragende Nachwuchswissenschaftler als Mitglieder des neuen Redaktionsausschusses von Stem Cell Reports ausgewählt. Kai Kretzschmar ist von ihnen das einzige Mitglied einer europäischen Forschungseinrichtung. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus den USA (4), Australien (2), China (1), Israel (1) und Kanada (1) wird der 37-jährige Zellbiologe in den kommenden zwei Jahren mit den Mitherausgebern des frei zugänglichen Online-Journals zusammenarbeiten, an der jährlichen Sitzung des Redaktionsausschusses im Rahmen der ISSCR-Jahrestagung teilnehmen, über Inhalte und das Programm des Journals beraten sowie als Botschafter die Reichweite von Stem Cell Reports erweitern. Die ISSCR, die die größte globale, interdisziplinäre und wissenschaftliche Fachgesellschaft ist, die sich der Stammzellenforschung und ihrer Übertragung in die Klinik verschrieben hat, wählte die Mitglieder des Nachwuchsredaktionsausschusses durch ein wettbewerbsorientiertes Bewerbungsverfahren auf der Grundlage von Leistung und Vielfalt aus.

„Ich freue mich sehr über die Auszeichnung und die Zusammenarbeit mit anderen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus der Stammzellforschung“, kommentiert Kai Kretzschmar. Der gebürtige Berliner studierte Biologie in Frankfurt am Main und promovierte in Genetik an der Universität von Cambridge. Bis zu seinem Umzug in die Universitätsstadt Würzburg im Jahr 2020 arbeitete er als Postdoc am Hubrecht-Institut in Utrecht in den Niederlanden. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf den zellbiologischen Grundlagen von Kopf-Hals-Krebserkrankungen und der Rolle von Epithelstammzellen bei der Gewebserneuerung und im Krebs. Anfang 2022 erhielt er einen prestigeträchtigen Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC), um die Vielfalt der oralen Plattenepithelkarzinome, die häufigste bösartige Tumorerkrankung in der Mundhöhle, zu untersuchen.

„Die Wahl der ISSCR unterstreicht die internationale Sichtbarkeit Kai Kretzschmars auf dem Gebiet der Stammzellforschung und ist ein toller Erfolg für ihn, aber auch für das MSNZ-Programm der Deutschen Krebshilfe, das sich die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Onkologie auf die Fahnen geschrieben hat“, bemerkt Dr. Martin Czolbe, wissenschaftlicher Koordinator des MSNZ.

Das Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum (MSNZ) für Krebsforschung Würzburg

Das Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum für Krebsforschung ist eine gemeinsame Einrichtung des Universitätsklinikums und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Es wurde im Juli 2018 durch eine Förderung der Deutschen Krebshilfe in Höhe von zehn Millionen Euro initiiert. Weitere Informationen finden Sie hier. 

Kai Kretzschmar leitet am MSNZ eine Juniorgruppe und erforscht mit seinem Team die Wechselwirkungen von Stamm- und Tumorzellen und ihrer Mikroumgebung. Details zur Forschung der Kretzschmar-Gruppe finden Sie hier.

Die Internationale Gesellschaft für Stammzellforschung (ISSCR)

 

Die Internationale Gesellschaft für Stammzellforschung ist die größte globale, interdisziplinäre und wissenschaftliche Fachgesellschaft, die sich der Stammzellenforschung und ihrer Übertragung in die Klinik verschrieben hat. Sie hat 4.500 Mitgliedern aus mehr als 70 Ländern. Ihre Mission Förderung von Exzellenz in der Stammzellwissenschaft und Anwendungen für die menschliche Gesundheit. Weitere Informationen finden Sie unter www.isscr.org.

Stem Cell Reports ist ein frei zugängliches Online-Journal. Es veröffentlicht Studienergebnisse über Stammzellen aus der Grundlagenforschung sowie der translationalen Medizin und klinischen Forschung nach dem erfolgreichen Abschluss eines Peer-Review-Verfahrens, dem Begutachten durch Expertinnen und Experten. 

Das Bild zeigt Kai Kretzschmar, Gruppenleiter am Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum für Krebsforschung der Universitätsmedizin Würzburg, im Labor
Der Würzburger Krebs- und Stammzellforscher Dr. Kai Kretzschmar wurde wurde als einziges Mitglied einer europäischen Forschungseinrichtung von der Internationalen Gesellschaft für Stammzellforschung (ISSCR) in den Nachwuchsredaktionsausschuss des Fachjournals Stem Cell Reports gewählt. © Angela Riedel / UKW

Bei der Entstehung und Entwicklung fast aller Krebserkrankungen spielen MYC-Gene und ihre Proteine eine zentrale Rolle. Sie treiben das unkontrollierte Wachstum und den veränderten Stoffwechsel von Tumorzellen an. Und sie helfen den Tumoren dabei, sich vor dem Immunsystem zu verstecken.

MYC-Proteine zeigen außerdem eine Aktivität, die bislang unbekannt war – und die der Krebsforschung nun neue Türen aufstößt: Sie lagern sich zu Hohlkugeln zusammen, die sich schützend um besonders empfindliche Stellen des Erbguts legen. Zerstört man die Kugeln, sterben die Krebszellen.

Das berichtet ein Forschungsteam um Martin Eilers und Elmar Wolf vom Institut für Biochemie und Molekularbiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) im Journal „Nature“. Die Professoren sind überzeugt, dass ihre Entdeckung ein „game changer“ für die Krebsforschung ist, ein wichtiger Durchbruch auf dem Weg zu neuen Therapiestrategien.

Hohlkugeln schützen empfindliche Stellen der DNA

Was das Team entdeckt hat: Werden Zellen im Labor unter Stress-Bedingungen gehalten, die denen in schnell wachsenden Tumorzellen ähneln, lagern sich die MYC-Proteine im Zellkern auf dramatische Weise um. Sie schließen sich zu Hohlkugeln zusammen, die aus tausenden MYC-Proteinen bestehen.

Die Hohlkugeln umgeben und schützen einzelne, besonders sensible Stellen im Erbgut – und zwar genau die Stellen, an denen zwei Typen von Enzymen kollidieren können: Enzyme, die die DNA ablesen, und Enzyme, die die DNA verdoppeln. Beide kann man sich wie zwei Züge vorstellen, die auf nur einem Gleis unterwegs sind, auf der DNA.

Die Hohlkugeln verhindern also, dass die beiden „Enzym-Maschinen“ aufeinanderprallen. Diese Beobachtung konnte das Würzburger Team in Krebszellen bestätigen. Schaltet man die Schutzfunktion der Proteinkugeln experimentell aus, kommt es zu Kollisionen der Enzyme und in der Konsequenz zu vielfältigen Brüchen der DNA – das führt schließlich zum Tod der Krebszellen.

Suche nach spezifisch wirksamen Medikamenten

„Diese Beobachtungen revolutionieren unser Verständnis, wieso MYC-Proteine so entscheidend für das Wachstum von Tumorzellen sind“, sagt Martin Eilers. Die neuen Erkenntnisse werfen auch die Frage auf, ob man Medikamente entwickeln kann, die die Bildung der Hohlkugeln spezifisch verhindern.

Um diese Entwicklung vorwärtszutreiben, haben Eilers und Wolf eine Firma gegründet. Zusammen mit der Universität und Partnern aus der Pharmaindustrie wurde die Suche nach Medikamenten aufgenommen, welche in die neu entdeckten Funktionen der MYC-Proteine eingreifen.
„Dass Investoren es uns ermöglicht haben, so schnell zu gründen, ist sicher nicht alltäglich“, sagen die JMU-Professoren. Auch das sehen sie als Zeichen dafür, dass sie eine Entdeckung gemacht haben, die sehr vielversprechend ist.


Publikation

Multimerization of MYC shields stalled replication forks from RNA polymerase. Nature, 23 November 2022, DOI: 10.1038/s41586-022-05469-4 

Kontakt

Prof. Dr. Martin Eilers, Biozentrum, Universität Würzburg, T +49 931 31-84111, Martin.Eilers@ biozentrum.uni-wuerzburg.de


Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg vom 24. November 2022

Einladung zum Würzburger Philosphicum Herbipolense im Wintersemester 2022/2023

Wir laden Sie auch in diesem Semester wieder herzlich zu den Diskussionsrunden des Philosophicums ein. Thema in diesem Semester ist die "Resilienz in der Medizin in schwierigen Zeiten".

 

Nähere Informationen zum Philosophicum, unser Konzept und die Vorträge von Prof. Dr. phil. Johannes Königshausen, Mitbegründer des Philosophicums, finden Sie unter www.ukw.de/philosophicum. 

Wir werden auch in diesem Semester nur einen Zoom Link verwenden. Die Vorträge werden am jeweiligen Termin auf ZOOM übertragen (Ausnahme: Hybridveranstaltung am 24.11.). Außerdem finden Sie sie auf dem Youtubekanal  des Würzburger Philosophicums unter dem Vorbehalt, dass unsere Referentinnen und Referenten jeweils damit einverstanden sind.
Im Gegensatz zu früheren Veranstaltungen beginnen unsere Veranstaltungen bereits um 18.00 Uhr (nicht 18.15 Uhr).

Hiermit laden wir Sie zu unserer Auftaktveranstaltung ein:

24.11.2022  18.00 Uhr (Hybridveranstaltung) 

Ort: Zentrum Innere Medizin Haus A3, 2. Stock, Seminarraum (A3. +2. 302) und auf Zoom (siehe unten)

Referent: Prof. Dr. phil. Wilhelm Schmid  (international renommierter Philosoph, sein Schwerpunkt ist die Lebenskunstphilosophie)

Titel: Geht es wirklich um Glück?


Allgemeine Informationen zum Philosophicum: Studierende, Philosophen, Mediziner, Ärzte und Interessierte reflektieren und diskutieren das Schwerpunktthema transdisziplinär mit Bezug zu Praxis, Klinik, Forschung und verwandten Fächern. Die Veranstaltungen sind bewusst interaktiv gehalten und schließen neben dem Vortrag eine offene Diskussion ein. 

Sie können sich auch unserer Meetup-Gruppe unter https://www.meetup.com/de-DE/wuerzburger-philosophicum anschließen. Dort können sich Interessentinnen*en des Würzburger Philosophicums austauschen und über die Veranstaltungen und medizinphilosophische Themen diskutieren. Sie finden hier außerdem alle Veranstaltungen, die in diesem Semester stattfinden und werden, wenn Sie unserer Gruppe beitreten, über den Newsletter über weitere Veranstaltungen informiert. 

Zoom-Meeting beitreten:
https://uni-wuerzburg.zoom.us/j/9668056515?pwd=eHFxQ205bUJhR3ZUa1B6N0JGOTdFZz09 

Über Ihre Teilnahme und Mitwirkung an der Diskussion freut sich sehr

Ihr Philosophicumsteam -

Hanna Bethe, Carla Winter, Judith Kleiss, Hannah Gauger, Charlotte Göttmann, Gloria Griebel, Harriet Hahn, Antonia Mortsch, Camilla, Michael Gabler, Till Gallasch, Valentin Metzner, Hans Aster, Jonas Daub, Michael Schmidt, Johannes Königshausen und Thomas Bohrer

Erfolg von Adipositas-OP hängt wesentlich vom Gehirn ab

Ein interdisziplinäres Team der Universitätsmedizin Würzburg veröffentlicht eine Studie, die zeigt, dass der Effekt einer bariatrischen Operation nicht auf einer simplen Magenverkleinerung basiert, sondern sehr wesentlich auf einer intakten Informationsverarbeitung in bestimmten Gehirnarealen.

Würzburg. Für viele Personen mit ausgeprägter Adipositas ist eine bariatrische Operation wie zum Beispiel ein Magenbypass oder ein Schlauchmagen der letzte Ausweg, um ihr Gewicht dauerhaft zu reduzieren. Der Erfolg der Operation hängt dabei aber nicht allein vom chirurgischen Eingriff im Magen-Darm-Trakt ab, sehr wesentlich wird die Wirkung über Strukturen im Gehirn vermittelt. Das fand jetzt ein interdisziplinäres Team am Uniklinikum Würzburg heraus. Die Ergebnisse der Studie wurden im Journal Metabolism: Clinical and Experimental veröffentlicht (Hypothalamic integrity is necessary for sustained weight loss after bariatric surgery: A prospective, cross-sectional study, https://doi.org/10.1016/j.metabol.2022.155341).

Hormone können bei geschädigtem Hypothalamus Wirkung nicht entfalten

„Die Adipositas-Chirurgie ist aktuell sicherlich die effektivste Therapie für eine ausgeprägte Adipositas. Die Wirkweise dieser Operation ist allerdings nicht vollständig verstanden“, berichtet Dr. Ulrich Dischinger, Oberarzt und Leiter der experimentellen Adipositasforschung am Lehrstuhl für Endokrinologie und Diabetologie. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Chirurgischen Klinik 1, der Psychiatrie und der Molekularen Infektionsbiologie fand er heraus, dass die Effektivität der Adipositas-Chirurgie von einem intakten Hypothalamus abhängt. Der Hypothalamus ist ein zentraler Teil des Gehirns, der als wichtige Schaltzentrale unseres Körpers vegetative und endokrine Vorgänge reguliert und unter anderem die Nahrungsaufnahme steuert.

Ist diese Gehirnregion jedoch krankheitsbedingt zerstört, zum Beispiel durch einen gutartigen Tumor wie etwa ein Kraniopharyngeom, ist der Effekt der Adipositas-Operation deutlich abgeschwächt. Das heißt, sattmachende Hormone wie GLP-1 oder PYY, die nach dem chirurgischen Eingriff verstärkt aus dem Magen-Darm-Trakt ausgeschüttet werden, können ihre nahrungsregulierende Wirkung über den geschädigten Hypothalamus nicht entfalten. Obwohl die in dieser Studie untersuchten Patientinnen und Patienten mit Adipositas und geschädigtem Hypothalamus nach der bariatrischen Operation höhere Hormonspiegel als diejenigen mit Adipositas und intaktem Hypothalamus aufwiesen, war der Effekt der OP bei ihnen deutlich abgeschwächt. Dies zeigt, dass die Wirkweise der Adipositas-Chirurgie im Wesentlichen auf veränderten neuroendokrinen Signalen aus dem Magendarmtrakt basiert und von einem intakten Hypothalamus abhängt.

Adipositas-OP vom Stigma einer simplen Magenverkleinerung befreien

Ulrich Dischinger ist sich sicher, dass die Erkenntnisse wesentlich zu einer weiteren Aufklärung der Wirkweise der Adipositas-Chirurgie beitragen: „Die überragende Bedeutung einer intakten Hypothalamusfunktion für die Effektivität der bariatrischen Chirurgie war am Menschen bislang nicht gut untersucht. Mit unseren Resultaten können wir helfen, die Adipositas-Chirurgie vom Stigma einer simplen Magenverkleinerung zu befreien. Tatsächlich ist die bariatrische Operation eine Art neuroendokrine Intervention.“ Auch Prof. Dr. Florian Seyfried, Oberarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiter des Würzburger Referenzzentrums für metabolische und bariatrische Chirurgie, hofft, dass die Ergebnisse zu einer größeren Akzeptanz der Adipositas-Chirurgie beitragen. „Bislang sind nicht nur die Adipositas, sondern auch die bariatrische Chirurgie stigmatisiert. So hält sich die historische Annahme, dass die Wirkungsweise bariatrischer Operationen darauf beruht, dass der Patient weniger Nahrung aufnehmen kann und diese vom Körper teilweise nicht mehr verstoffwechseln kann. Die nun publizierte Arbeit widerspricht nun ganz klar diesem vermuteten Wirkprinzip.“

Menschen mit hypothalamischer Adipositas besser beraten

Ulrich Dischinger führt weiter aus: „Unsere Forschung wird auch dabei helfen, Menschen mit Schädigung des Hypothalamus und dadurch verursachter hypothalamischer Adipositas‘ vor einer geplanten Adipositas-Operation besser beraten zu können. Gerade dieses sensible Patientengut sollte keiner Intervention zugeführt werden, deren üblicher günstiger Effekt nicht zu 100 Prozent übertragbar sein dürfte.“

Aktuell wird das Spektrum der Adipositasforschung mit einer Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz erweitert. Wesentliche Untersuchungsgegenstand wird hier die Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion sein, einer häufigen und bislang nicht gut behandelbaren Begleiterkrankung der Adipositas.

Pressemitteilung, Universitätsklinikum Würzburg, 22. November 2022

Personalia vom 22. November 2022 - Wir gratulieren!

Hier lesen Sie Neuigkeiten aus dem Bereich Personal: Neueinstellungen, Dienstjubiläen, Forschungsfreisemester und mehr.

Dr. Angelika Schmitt-Böhrer, Privatdozentin für das Fachgebiet Molekulare Psychiatrie, Laborleitung Funktionelle Neuroanatomie, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, wurde mit Wirkung vom 09.11.2022 zur außerplanmäßigen Professorin bestellt.


einBlick - Das Online-Magazine der Universität Würzburg vom 22. November 2022

Herz- und Nierenschutz für breites Patienten-Spektrum

Die Daten der EMPA-KIDNEY-Studie, die Christoph Wanner vom UKW mit der University Oxford ins Leben gerufen hat, erweitern das Spektrum für die Gabe von SGLT2-Hemmern bei chronischen Nierenerkrankungen, unabhängig vom Diabetes-Status, Albuminurie oder Nierenfunktion.

Das Bild zeigt die Vertreter der 34 deutschen Studienzentren vor dem DZHI Würzburg.
Zum Investigatormeeting trafen sich die Vertreter der 34 deutschen Studienzentren noch vor der Pandemie am Uniklinikum Würzburg. Mit insgesamt 1.255 Patientinnen und Patienten hat die deutsche Studiengruppe die meisten Personen in die internationale Studie EMPA-KIDNEY eingeschlossen. © UKW
Das Bild ist ein Porträt von Christoph Wanner
Prof. Dr. Christoph Wanner vom Uniklinikum Würzburg, hatte im Jahr 2015 die Idee zur EMPA-KIDNEY-Studie und war in Kollaboration mit der Oxford University am Design und Aufbau der Studie beteiligt, die er als Deputy Chair leitete. © Daniel Peter / UKW
Das Bild zeigt die Buchstaben ABCDE und die dazugehörigen Symbole.
Eiweiß im Urin, Blutdruck, Blutfett, Blutzucker und die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate sind wichtige Marker in der Früherkennung von Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Jeder Mann ab 40 und jede Frau ab 50 Jahren sollte ihr persönliches ABCDE-Profil kennen. © Kirstin Linkamp / UKW

Mit Spannung wurde die Vorstellung der EMPA-KIDNEY-Studie bei der Kidney Week der American Society of Nephrology (ASN) erwartet. In der internationalen klinischen Studie wurde untersucht, ob die tägliche Einnahme einer Empagliflozin-Tablette nicht nur den Blutzucker senkt, sondern auch eine Verschlechterung der Nierenfunktion oder den Tod infolge einer Herzerkrankung bei Patientinnen und Patienten mit einer Nierenerkrankung verhindern kann, unabhängig davon, ob die Betroffenen einen Diabetes Typ 2 haben.

Die Effizienz vom Empagliflozin überraschte selbst das Studienteam

Ein Paukenschlag war die Präsentation der Ergebnisse zwar nicht: Denn der klinische Nutzen der beiden SGLT2-Hemmer Dapagliflozin und Canagliflozin bei der Behandlung chronischer Nierenerkrankungen wurde in vorhergehenden Studien bereits bewiesen. SGLT2-Inhiboren hemmen den renalen, natriumabhängigen Glukosetransporter SGLT-2 (Sodium dependent glucose co-transporter 2) und sorgen dafür, dass vermehrt Zucker über den Urin ausgeschieden wird. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel und es kann zu einer leichten Abnahme von Gewicht und Blutdruck führen. Gleichzeitig werden Niere und Kreislauf entlastet. Die Effizienz des Wirkstoffs Empagliflozin sorgte jedoch für eine Überraschung, selbst bei Prof. Dr. Christoph Wanner. Der Leiter der Nephrologie am Uniklinikum Würzburg war einer der ersten, der das Potenzial von SGLT2-Hemmern in der Behandlung von Diabetes, Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen bereits 2015 in der EMPA-REG OUTCOME Studie veröffentlicht hat, und hatte die Idee zur EMPA-KIDNEY-Studie, deren Ergebnisse parallel zur Kidney Week der ASN im New England Journal of Medicine publiziert wurden.

28-prozentige Risikoreduktion gegenüber Placebo

Das Studienteam unter der Leitung der Universität Oxford in Kooperation mit der Universitätsmedizin Würzburg war zu Beginn der Untersuchungen von einer Senkung des Risikos von 18 Prozent ausgegangen. Das Risiko umfasste eine Kombination der primären Endpunkte Tod infolge einer Herzerkrankung und Nierenversagen, also die Notwendigkeit einer Dialyse oder eine Nierentransplantation oder ein Abfall der Nierenfunktionsleistung, der sogenannten glomerulären Filtrationsrate (GFR) von 40 Prozent und mehr. „Dass die Gabe von Empagliflozin jedoch eine 28-prozentige Risikoreduktion gegenüber einem Placebo erreicht, und zwar bei einer breiten Population von Patientinnen und Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung, ist sensationell“, kommentiert Christoph Wanner. „Wir konnten die positiven Auswirkungen auf den Herz- und Nierenschutz unabhängig vom Diabetes-Status oder der Albumin-Menge im Urin beobachten.“ Auch bezüglich der Hospitalisierungsrate zeigte Empagliflozin ein signifikantes Ergebnis. Die Anzahl der Krankenhausaufenthalte sank um 14 Prozent, unabhängig vom Grund der Klinikeinweisung. „Positiv überrascht hat mich außerdem, dass Empagliflozin sogar noch bei einer glomerulären Filtrationsrate (GFR) von 20 Milliliter pro Minute wirkt.“

Empagliflozin für verschiedene Krankheitsprofile geeignet

Das bedeutet, dass Empagfliflozin auch bei einer chronischen Nierenerkrankung ohne Diabetes und ohne Albuminurie eingesetzt werden kann, oder bei einer begleitenden Herzinsuffizienz und sogar bei einer geringen Nierenfunktion. Dadurch werde die Verschreibungspraxis von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten wesentlich erleichtert, so Wanner. Wichtig sei Wanner zufolge jedoch die Diagnose und damit die Risikoeinschätzung für Herz- und Nierenerkrankungen, idealerweise nach dem ABCDE-Schema: A steht für Albuminurie, eine erhöhte Albuminausscheidung im Urin deutet sehr früh auf einen Nierenschaden hin, lange bevor die Auswirkungen der Nierenschwäche überhaupt spürbar sind. Bei einem Gesunden liegt die Konzentration von Albumin im Urin unter 30 Milligramm. B steht für Blutdruck, C für Cholesterin, D für Diabetes und E für eGFR-Status. Das e steht für estimated, englisch für geschätzt. Die glomeruläre Filtrationsrate wird anhand des Serumkreatinins, Alters, Geschlechts und Hautfarbe geschätzt. Der Normalwert des aus dem Blut filtrierten Primärharns liegt bei 90 bis 130 Milliliter pro Minute.

Metaanalyse bestätigt Ergebnisse der EMPA-KIDNEY-Studie

Die Ergebnisse der EMPA-KIDNEY-Studie floss auch in eine Metaanalyse von insgesamt 13 SGLT2-Studien mit insgesamt 90.309 Personen mit Diabetes und 15.605 ohne Diabetes mit ein und wurde bestätigt. In der Analyse, die jetzt im renommierten Fachjournal The Lancet erschienen ist (https://doi.org/10.1016/ S0140-6736(22)02074-8) haben verschiedene Leiter klinischer Prüfungen, sogenannte Principal Investigators, speziell den Einfluss von Diabetes hinsichtlich der Wirkung der SGLT2-Hemmer auf die Nierenwerte und Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht. Christoph Wanner, der sowohl im Writing Committee als auch im so genannten SMART-c-Konsortium der Metaanalyse aktiv war, resümiert: „Die Daten unterstützen den Einsatz von SGLT2-Inhibitoren zur Verringerung des Risikos für das Fortschreiten von Nierenerkrankungen und akuten Nierenschäden – unabhängig vom Diabetes-Risiko.“

Über die EMPA-KIDNEY-Studie

In der von Böhringer Ingelheim finanzierten EMPA-KIDNEY-Studie wurden insgesamt 6.609 Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung in den USA, Kanada, China, Japan, Malaysia, Großbritannien und Deutschland untersucht. Das Studienteam in Deutschland mit seiner Studienzentrale am Uniklinikum Würzburg hat mit insgesamt 1.255 Patientinnen und Patienten in 34 Zentren die meisten Personen in die Studie eingeschlossen. Das Würzburger Studienzentrum hat mit 174 Patientinnen und Patienten sogar die zweitmeisten aller 224 beteiligten Zentren weltweit rekrutiert. 

Die Hälfte der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer erhielt eine Empagliflozin-Tablette, die andere Hälfte ein Scheinmedikament ohne Wirkstoff, ein so genanntes Placebo.

Das Bild zeigt die Vertreter der 34 deutschen Studienzentren vor dem DZHI Würzburg.
Zum Investigatormeeting trafen sich die Vertreter der 34 deutschen Studienzentren noch vor der Pandemie am Uniklinikum Würzburg. Mit insgesamt 1.255 Patientinnen und Patienten hat die deutsche Studiengruppe die meisten Personen in die internationale Studie EMPA-KIDNEY eingeschlossen. © UKW
Das Bild ist ein Porträt von Christoph Wanner
Prof. Dr. Christoph Wanner vom Uniklinikum Würzburg, hatte im Jahr 2015 die Idee zur EMPA-KIDNEY-Studie und war in Kollaboration mit der Oxford University am Design und Aufbau der Studie beteiligt, die er als Deputy Chair leitete. © Daniel Peter / UKW
Das Bild zeigt die Buchstaben ABCDE und die dazugehörigen Symbole.
Eiweiß im Urin, Blutdruck, Blutfett, Blutzucker und die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate sind wichtige Marker in der Früherkennung von Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Jeder Mann ab 40 und jede Frau ab 50 Jahren sollte ihr persönliches ABCDE-Profil kennen. © Kirstin Linkamp / UKW