Aktuelle Pressemitteilungen

Personalia vom 10. Oktober 2023 - Wir gratulieren!

Hier lesen Sie Neuigkeiten aus dem Bereich Personal: Neueinstellungen, Dienstjubiläen, Forschungsfreisemester und mehr.

Dr. Jonas Schmalzl, wissenschaftlicher Mitarbeiter mit ärztlichen Aufgaben, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie, wurde mit Wirkung vom 11.09.2023 die Lehrbefugnis für das Fachgebiet „Orthopädie und Unfallchirurgie“ erteilt.

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 10. Oktober 2023

Prof. Dr. Alexander Meining beim Science Slam am 10. November dabei
Prof. Dr. Alexander Meining wird beim Würzburger Science Slam 2023 einen gastronenterologischen Krimi bieten.

Würzburg. Beim von den Alumni der Uni Würzburg gemeinsam mit der Stadt Würzburg und der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt organisierten Science Slam präsentieren sieben Referentinnen und Referenten in jeweils sieben Minuten ein Thema aus ihrem Fachgebiet auf möglichst unterhaltsame Weise. Bei der diesjährigen Neuauflage der beliebten und immer sehr gut besuchten Veranstaltung am 10. November erstmals als Slammer dabei ist Prof. Dr. Alexander Meining, der stellvertretende Direktor der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW). Der Leiter des  Schwerpunkts Gastroenterologie ist zudem als Autor von historischen Kriminalromanen bekannt, die er in seiner Freizeit verfasst. Bei seinem Auftritt auf dem Science Slam wird er unter dem Titel „Dem Täter auf der Spur – ein gastroenterologischer Krimi“ beide Welten verbinden. „Der Tatort wird etwas ungewöhnlich sein – das kann ich jetzt schon versprechen“, kündigt der Professor an.

Der Science Slam findet im großen Hörsaal am Hubland ab 19:00 Uhr statt. Der Vorverkauf der Karten zu 5 Euro startet am 12. Oktober 2023. Verkaufsstellen sind das Falkenhaus am Marktplatz, die Studierendenvertretung am Hubland und das Personalratsbüro des UKW an der Josef-Schneider-Straße. Weitere Infos – auch zu den anderen Slammerinnen und Slammern – gibt es unter www.uni-wuerzburg.de/alumni/veranstaltungen/science-slam

Prof. Dr. Alexander Meining wird beim Würzburger Science Slam 2023 einen gastronenterologischen Krimi bieten.

Erste Klinik in Bayern: Uniklinik Würzburg baut „Patient Blood Management“ weiter aus
Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor des UKW, Steffen Volk, Geschäftsführer der BARMER in Würzburg und Prof. Dr. Patrick Meybohm, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am UKW (v.l.). Foto: UKW / Stefan Dreising

Würzburg. Als erste Klinik in Bayern setzt das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) eine weitere Maßnahme zum schonenden Einsatz von Blutkonserven um: Patienten werden vor einer Operation gezielt auf eine mögliche unentdeckte Anämie (Blutarmut) untersucht. Wenn sich der Verdacht bestätigt, wird zuerst die Blutarmut durch Gabe von Eisenpräparaten behandelt, falls dies möglich ist. Hierfür haben das UKW und die BARMER nun eine entsprechende Vereinbarung getroffen. Dieses Vorgehen ergänzt die bestehenden Maßnahmen im Rahmen des „Patient Blood Management“ am UKW. Federführend ist die Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am UKW unter der Leitung von Prof. Dr. Patrick Meybohm.

Prof. Meybohm hat mit seinem Antritt am UKW im Jahr 2020 das Patient Blood Management am UKW klinikweit etabliert. „Es geht beim Patient Blood Management generell darum, den Einsatz von Blutkonserven zu schonen. Das kann etwa durch spezielle Eingriffsmethoden geschehen oder eben im Vorfeld einer Operation. Genau das machen wir nun, wenn die Patienten hier einwilligen. Der Hintergrund ist: Bei Patienten mit einer Anämie besteht ein Risiko für einen höheren Bedarf an Blutkonserven während einer Operation. Durch eine entsprechende Medikamentengabe können wir dieses Risiko bereits vor einer Operation minimieren. Das erhöht die Sicherheit für die Patienten und trägt zu einem effizienten Einsatz der wertvollen Blutkonserven bei.“ Der Intensivmediziner ist froh, dass dieses Angebot nun am UKW für Versicherte der BARMER möglich ist. Nach der Charité ist das UKW deutschlandweit parallel zur Uniklinik Frankfurt nun das zweite Klinikum mit diesem Angebot.

Sicherheit für die Patienten im Focus

Das Patient Blood Management (PBM) wurde ins Leben gerufen, da sich weltweit ein Blutengpass abzeichnet. Bereits seit 2011 fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen bewussteren Einsatz von Blut. Hintergrund ist, dass immer mehr ältere Patientinnen und Patienten immer weniger potenziellen Spenderinnen und Spendern gegenüberstehen. „Das PBM ist eine Alternative zur Bluttransfusion,“ erläutert Steffen Volk, Geschäftsführer der BARMER in Würzburg. Für ihn geht es dabei in erster Linie nicht um ökonomische Aspekte, sondern um die Sicherheit der Patienten.

Prof. Meybohm erklärt das Vorgehen: „In der Regel reicht bei den entsprechenden Patientinnen und Patienten eine einmalige Infusion mit einem Eisenpräparat, das dauert ca. 15 Minuten. Nach einigen Tagen wird dann der Blutfarbstoff nochmals überprüft, dann kann der geplante Eingriff stattfinden. Hierzu ist nur ein zusätzlicher Termin vor einer Operation notwendig. Das ist für die Patienten und die behandelnden Kliniken zunächst ein erhöhter Mehraufwand. Aber das Ergebnis ist ein enormes Plus an Sicherheit für die Patienten. Und der eventuell nötige Bedarf weiterer Blutkonserven während eines Eingriffes kann reduziert werden. Ich hoffe daher, dass dieser Ansatz sich auch in anderen Krankenhäusern durchsetzen wird.“ Am UKW werden jährlich rund 20.000 Blutkonserven, durch das klinikeigene Institut für Transfusionsmedizin und Hämotherapie bereitgestellt.

Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor des UKW: „Zu den Aufgaben der Universitätsmedizin gehört es, neue wissenschaftlich geprüfte Erkenntnisse in die bessere Versorgung der Patienten einfließen zu lassen. Mit der nun getroffenen Vereinbarung ist uns dies am UKW erneut gelungen.“

Das Angebot besteht zum jetzigen Zeitpunkt für Versicherte der BARMER. Neben einer gründlichen Aufklärung ist hierzu auch eine patientenindividuelle Teilnahmeerklärung erforderlich.

Philip Rieger, Kaufmännischer Direktor des UKW, Steffen Volk, Geschäftsführer der BARMER in Würzburg und Prof. Dr. Patrick Meybohm, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am UKW (v.l.). Foto: UKW / Stefan Dreising

Graphic Novel zum Thema Depression erschienen

Ein kürzlich erschienener Comicroman beschäftigt sich jugendgerecht mit Depressionen und Angsterkrankungen. Fachlich unterstützt wurde die Publikation von Expertinnen und Experten des Uniklinikums Würzburg.

„Auf und Ab“ ist gleichermaßen Comicroman und psychologischer Ratgeber.
„Auf und Ab“ ist gleichermaßen Comicroman und psychologischer Ratgeber. Bild: UKW/Tobias Mühling

Viele Jugendliche haben mit Depressionen und Angststörungen zu kämpfen – und das in einer Lebensphase, die ohnehin meist einer emotionalen Achterbahnfahrt gleicht.

Die Ende September dieses Jahres erschienene Graphic Novel „Auf und ab“ will auf anschauliche und altersgerechte Weise jungen Menschen die Entstehung von psychischen Krisen erklären. Außerdem liefert ihnen der Comicroman praktische Informationen, um ihre psychische Gesundheitskompetenz zu verbessern.
„Unser Ziel war es, ein Format anzubieten, das die Themen nicht nur inhaltlich korrekt wiedergibt, sondern Jugendliche zwischen zehn und 18 Jahren auch emotional anspricht“, schildert die Autorin und Schulpsychologin Johanna Selge. In Szene gesetzt wurde die alltagsnahe Geschichte der 16-jährigen Identifikationsfigur Noah in ausdruckstarken und humorvollen Bildern vom Illustrator Max Hillerzeder.

Wissenschaftlich fundierter Ratgeberteil

Neben dem Comic gehört zur insgesamt 120-seitigen Publikation ein rund 40-seitiger Textteil, der in laienverständlicher Sprache dabei hilft, psychische Vorgänge besser zu verstehen. Außerdem zeigen die Beiträge Strategien zum Umgang mit seelischen Herausforderungen auf.
Die Texte zu Begriffen wie Emotionsregulation, Entspannungsübungen und Innerer Kritiker wurden von Expertinnen und Experten des Deutschen Zentrums für Präventionsforschung und Psychische Gesundheit (DZPP) am Uniklinikum Würzburg (UKW) verfasst.
Als wissenschaftliche Beraterin fungierte Andrea Reiter von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des UKW und Professorin für Psychotherapie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Außerdem wirkte Dr. Tobias Mühling, Internist am UKW, bei der sprachlichen Gestaltung von Comic und Ratgeberteil mit.
Weitere fachliche Unterstützung leistete das Würzburger Bündnis gegen Depression. „Durch diese breite Kooperation konnten wir gewährleisten, dass alle Angaben von ‚Auf und Ab‘ den aktuellen Stand der Wissenschaft widerspiegeln“, verdeutlicht Dr. Mühling. Nach seinen Worten richtet sich das Buch auch an Eltern und weitere Familienmitglieder, Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie Therapeutinnen und Therapeuten.

Es ist beim Hogrefe Verlag in Bern/Schweiz erschienen und kostet 24,95 Euro. Wer über Lesungen, aktuelle Entwicklungen und Folgeprojekte auf dem Laufenden bleiben will, kann dies über den Instagram-Kanal des Projekts @aufundabcomic tun.

„Auf und Ab“ ist gleichermaßen Comicroman und psychologischer Ratgeber.
„Auf und Ab“ ist gleichermaßen Comicroman und psychologischer Ratgeber. Bild: UKW/Tobias Mühling

Tagung zur Digitalisierung in der HNO-Heilkunde

Am 10. November 2023 findet am Uniklinikum Würzburg der 2. digiHNO-Summit der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. statt. Zu diesem Treffen sind alle Medizinerinnen und Mediziner herzlich eingeladen, die mehr über die Digitalisierung in der Medizin wissen wollen.

2. digiHNO-Summit der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. in diesem Jahr am Uniklinikum Würzburg.
Der 2. digiHNO-Summit der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. findet in diesem Jahr am Uniklinikum Würzburg statt. Bild: Johannes Taeger

Die Arbeitsgruppe Digitalisierung der HNO-Heilkunde (digiHNO) der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. beschäftigt sich mit digitalen Entwicklungen und Projekten in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.
Die zentrale Weiterbildungs- und Netzwerkveranstaltung der AG ist der jährlich stattfindende digiHNO-Summit. Gastgeber der diesjährigen Neuauflage am Freitag, den 10. November ist das Uniklinikum Würzburg (UKW).
„Zu diesem Treffen sind nicht nur die Mitglieder unserer Fachgesellschaft, sondern alle Medizinerinnen und Mediziner herzlich eingeladen, die sich für die Digitalisierung in der Medizin und der HNO-Heilkunde interessieren“, erläutert Prof. Dr. Kristen Rak. Der stellvertretende Direktor der Würzburger Universitäts-HNO-Klinik ist der aktuelle Vorstand der digiHNO-Arbeitsgruppe.

Nachmittag mit drei Themen-Sessions

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwarten an der HNO-Klinik des UKW ab 14:00 Uhr drei mit hochkarätigen Fachleuten besetzte Sessions zu den Themen „Digitale Medizinprodukte & Innovationen“, „Digitalisierung der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit“ und „Konzepte für digital gestützte Lehre, Fort- und Weiterbildung“.

Als Gastredner konnte zudem Prof. Dr. Jochen Werner, der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums Essen, gewonnen werden. Der ehemalige Ordinarius für HNO-Heilkunde der Philipps-Universität Marburg beschäftigt sich schon lange intensiv mit der Frage, wie die Digitalisierung der Krankenhauslandschaft sowohl die Patientenversorgung, als auch die Arbeit der Beschäftigten verbessern kann. Sein Keynote-Vortrag trägt den Titel „Wertschätzung und Digitalisierung als Kernelemente des künftigen Gesundheitswesens“.

Speed Networking am Abend

„Die Abendveranstaltung des Summits im Würzburger Juliusspital gestalten wir als Speed Networking, um unseren Teilnehmende neben dem Wissensgewinn des Nachmittags eine effektive Möglichkeit zu bieten, professionelle Kontakte zu knüpfen“, kündigt Prof. Rak an.

Die Teilnahme am digiHNO-Summit ist kostenlos, wichtig ist eine Anmeldung bis 31. Oktober 2023 unter https://digital.hno.org.

 

2. digiHNO-Summit der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. in diesem Jahr am Uniklinikum Würzburg.
Der 2. digiHNO-Summit der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. findet in diesem Jahr am Uniklinikum Würzburg statt. Bild: Johannes Taeger

Der Faktor Mensch

Überraschende Erkenntnisse zur Frage, wie sich SARS-CoV-2 im Wirt vermehrt

Würzburg, 4. Oktober 2023 – Wie es dem Coronavirus SARS-CoV-2 bei einer Infektion gelingt, seinen Vermehrungsmechanismus in Gang zu setzen, ist bislang noch nicht voll verstanden. Forschende vom Helmholtz-Institut Würzburg (HIRI) weisen jetzt im Fachmagazin „Cell“ erstmals nach, dass es das menschliche Protein SND1 ist, das im Zusammenspiel mit dem viralen Protein NSP9 die genetische Replikation des Virus stimuliert. Ebenfalls überraschte die Wissenschaftler:innen, dass NSP9 den Vermehrungsprozess antreibt, indem es als erster Baustein bei der Herstellung neuen viralen Erbguts fungiert. Die Erkenntnisse sind nicht nur bedeutend für die weitere Grundlagenforschung. Sie könnten auch neue Ansätze für die Behandlung von COVID-19 und anderen durch Coronaviren verursachten Infektionskrankheiten hervorbringen.

SARS-CoV-2, das Virus, das für die Infektionskrankheit COVID-19 mit weltweit bislang fast sieben Millionen Todesfällen (Statista/Worldometer) verantwortlich ist, hat ein charakteristisches genetisches Profil, das vollständig aus Ribonukleinsäure (RNA) besteht. Diese RNA enthält den Bauplan für die Herstellung neuer Viruskopien. Wenn SARS-CoV-2 eine Zelle infiziert, übernimmt es gewissermaßen den Maschinenraum dieser Wirtszelle, um sich selbst zu kopieren und so zu vermehren. Dabei werden verschiedene Arten von viraler RNA erzeugt, die jeweils eine spezifische Rolle im Replikationszyklus des Virus spielen.

In einer soeben im Fachmagazin „Cell“ veröffentlichten Studie des Würzburger Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI), einem Standort des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, hat ein Team um Forschungsgruppenleiter Mathias Munschauer das Zusammenspiel verschiedener SARS-CoV-2-RNAs mit Proteinen der menschlichen Wirtszelle untersucht.

„Es ist mittlerweile viel über die Funktionen der SARS-CoV-2-Proteine bekannt. Wir wissen jedoch noch zu wenig darüber, wie die Proteine der infizierten menschlichen Zelle die Fähigkeit des Virus beeinflussen, sich zu vermehren“, erläutert Munschauer den Hintergrund der aktuellen Studie, deren leitender Autor er ist.

Nora Schmidt ist Postdoc im Labor von Mathias Munschauer und gehört zu den Erstautor:innen. „Wir haben entdeckt, dass ein Wirtsprotein namens SND1 einen spezifischen RNA-Typ erkennt, nämlich RNA mit negativer Polarität", sagt sie und ergänzt: „Negativ orientierte RNA dient als Vorlage für die Produktion und Vervielfältigung von neuer viraler RNA, ohne selbst in neue Proteine übersetzt zu werden.”

Update für die Corona-Lehrbücher

Es zeigte sich, dass SND1 im Vermehrungsprozess von SARS-CoV-2 eine entscheidende Rolle spielt: Einerseits erkennt es den Anfang der negativ orientierten RNA-Vorlage, die zur Virusreplikation benötigt wird. Andererseits interagiert dieses menschliche Protein auch mit einem viralen Protein namens NSP9.

Ebenfalls im Erstautorenteam ist Yuanjie Wei. „Unsere Forschung hat einen wesentlichen Mechanismus enthüllt“, freut sich die Doktorandin. „Stimuliert durch den menschlichen Faktor SND1, beginnt das Virus seine Replikation, wobei es sein eigenes Protein NSP9 als sogenannten Primer nutzt.“ Das bedeutet, dass NSP9 als erster Baustein eines wachsenden neuen RNA-Strangs fungiert.

Mit SND1 beschreiben die Autor:innen erstmals überhaupt ein Wirtsprotein, das negativ orientierte RNA erkennt. Erstmals konnten sie außerdem zeigen, dass die Bindung eines menschlichen Proteins an SARS-CoV-2-RNA und seine Interaktion mit NSP9 das Startsignal für die Virusreplikation setzt. Fehlt der Wirtsfaktor SND1, so ist dieser Startschuss beeinträchtigt und die Produktion viraler RNA weniger effizient.

Diese Erkenntnisse seien überraschend und Anlass zu einem Update der Lehrbücher, so das Team, zu dem auch Wissenschaftler:innen weiterer Forschungseinrichtungen in Deutschland und den USA zählten, darunter das Forschungsnetzwerk FOR-COVID und das Broad Institute von MIT und Harvard in Boston. Neben der Grundlagenforschung könnte die Medizin in Zukunft von neuen therapeutischen Angriffsmöglichkeiten profitieren. Zudem gibt es erste Hinweise darauf, dass seltene Varianten im SND1-Gen mit schweren COVID-19-Infektionen und Krankenhausaufenthalten in Verbindung stehen könnten.

Weitere Forschung ist hier nötig, ebenso zur Funktion von SND1 und NSP9 in anderen Coronaviren oder zum Beispiel zur Frage, ob das menschliche Protein SND1 auch bei der Vermehrung anderer respiratorischer RNA-Viren wie Influenza oder RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) eine Rolle spielt. Darüber hinaus müssen künftige Studien die genauen molekularen Eigenschaften aufklären, die die Bindung von SND1 an negativ orientierte RNA von SARS-CoV-2 oder anderen Coronaviren steuern.

Auf einen Blick

  1. Das virale Protein NSP9 startet als Primer die RNA-Synthese des Coronavirus SARS-CoV-2 in menschlichen Zellen – ein grundlegender Mechanismus, der bisher noch nicht bekannt war.
  2. Das Wirtsprotein SND1 stimuliert dieses Priming durch seine direkte Interaktion mit negativ orientierter viraler RNA und dem viralen Protein NSP9.
  3. SND1 ist für die Produktion neuer viraler RNA zu Beginn der Infektion erforderlich.

Förderung

Die Studie wurde aus Mitteln des Helmholtz Young Investigator Group-Programms, des Europäischen Forschungsrats (ERC) und des Forschungsnetzwerks FOR-COVID unterstützt. Nora Schmidt wurde außerdem über das EMBO Long-term Fellowship-Programm gefördert. 

Originalpublikation

Schmidt N, Ganskih S, Wei Y, Gabel A, Zielinski S, (…) Munschauer M
SND1 binds SARS-CoV-2 negative-sense RNA and promotes viral RNA synthesis through NSP9
Cell, 3.10.2023, DOI: https://doi.org/10.1016/j.cell.2023.09.002  

Video

Ein Begleitvideo zu dieser Medieninformation finden Sie auf YouTube.

Diese Medieninformation inkl. Video finden Sie auch auf unserer Website

Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung

Das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) ist die weltweit erste Einrichtung ihrer Art, die die Forschung an Ribonukleinsäuren (RNA) mit der Infektionsbiologie vereint. Auf Basis neuer Erkenntnisse aus seinem starken Grundlagenforschungsprogramm will das Institut innovative therapeutische Ansätze entwickeln, um menschliche Infektionen besser diagnostizieren und behandeln zu können.

Das HIRI ist ein Standort des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und befindet sich auf dem Würzburger Medizin-Campus.

Mehr unter www.helmholtz-hiri.de

 

HIRI-Medieninformation (mit Video) vom 4. Oktober 2023

Schneller fit nach komplexer Speiseröhren-OP dank „Fast-Track"

Erste Universitätsklinik in Deutschland mit diesem Angebot / Sicherstellung durch „Fast-Track-Nurses“ / Enge Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche nach der Operation

Gruppenbild Patient, Ärtze und Fast-Track-Nurses
Valerian Romaker (Mitte) profitierte als erster Patient von der Fast-Track-Methode bei Operationen im Bereich der Speiseröhre und des Magens. Gruppenbild mit dem Fast-Track-Team des UKW. Hinten (v.l.): Florian Seyfried, Valerian Romaker, Sven Flemming. Vorne (v.l.): Gwendolin Streahle, Sandra Böhm. Foto: Annika Wolf / UKW
Patient Valerian Romaker steht neben Operateur Prof. Florian Seyfried
Beide zufrieden mit Operation und postoperativem Verlauf: Operateur Prof. Dr. Florian Seyfried und Patient Valerian Romaker am 4. Tag nach der Operation. Foto: Annika Wolf / UKW
 Die Fast-Track-Nurses Gwendolin Streahle (li.) und Sandra Böhm besprechen mit dem Patienten Valerian Romaker die gesetzten Fast-Track-Ziele.
Die Fast-Track-Nurses Gwendolin Streahle (li.) und Sandra Böhm besprechen mit dem Patienten Valerian Romaker die gesetzten Fast-Track-Ziele. Foto: Annika Wolf / UKW

Am Uniklinikum Würzburg (UKW) kommt die neue „Fast-Track-Behandlung“ erstmals in Deutschland nach einer komplexen Speiseröhren-Operation zum Einsatz. Dank der intensiven Betreuung vor und nach der Behandlung durch speziell ausgebildete Fast-Track-Nurses konnte der Patient bereits nach zwölf Tagen beschwerdefrei und selbstständig ins normale Leben zurückkehren.

Würzburg. In Deutschland verbringen Patientinnen und Patienten nach einer komplexen Operation an der Speiseröhre durchschnittlich drei Wochen im Krankenhaus. Dies ist auf die hohe Komplexität des chirurgischen Eingriffs und das damit verbundene Risiko möglicher Komplikationen im Rahmen des Genesungsprozesses zurückzuführen.

Dank der Fast-Track-Methode war UKW-Patient Valerian Romaker nun bereits am vierten Tag nach der OP ohne Drainagen und Einschränkungen auf einer Allgemeinstation des UKW mobil und konnte nach zwölf Tagen in gutem Allgemeinzustand nach Hause gehen. „Beim Fast-Track-Konzept geht es nicht darum, schneller zu operieren oder Patientinnen und Patienten ‚durchzuschleusen‘, wie der Name vermuten lässt“, erklärt PD Dr. Sven Flemming, Oberarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am UKW. „Vielmehr wollen wir durch die Kombination mehrerer Einzelmaßnahmen und Expertisen erreichen, dass die Menschen nach einer Operation schneller wieder selbstständig werden und in ihr bisheriges Leben zurückkehren können.“

"Fast Track" wird am Würzburger Uniklinikum bereits seit Februar 2022 erfolgreich bei Darmoperationen eingesetzt. Nun hat das UKW als erste Universitätsklinik in Deutschland das gleichnamige Konzept erstmals für Operationen an der Speiseröhre und am Magen etabliert. Auch in der Gynäkologie und in der Urologie des UKW ist die Einführung des Konzepts geplant.

Spezielle „Fast-Track-Nurses“ stellen Vor- und Nachsorge sicher 

Prof. Dr. Florian Seyfried, der den operativen Eingriff durchführte, betont die Bedeutung des innovativen Konzepts: „Operationen am oberen Magen-Darm-Trakt sind komplex und haben ein relevantes Risiko für Komplikationen, dank unseres OP-Roboters können wir besonders schonend operieren. Die Besonderheit beim Fast-Track-Konzept liegt aber vielmehr in der intensiven Betreuung vor und nach dem großen Eingriff, um die Genesung zu fördern und Komplikationen zu vermeiden.“ Dafür wurden in der Viszeralchirurgie des UKW drei Fast-Track-Nurses ausgebildet: Sandra Böhm, Gwendolin Streahle und Vera Bach. 

Körperliche und psychische Folgen so gering wie möglich halten 

„Unsere Arbeit mit den Patientinnen und Patienten beginnt vier Wochen vor der Operation und endet 30 Tage nach der Entlassung aus dem UKW“, betont Sandra Böhm. Ihr Ziel ist es, die Patientinnen und Patienten optimal vorzubereiten, um die körperlichen und psychischen Folgen so gering wie möglich zu halten, die Genesung zu beschleunigen und die Lebensqualität zu verbessern. „Wir vermitteln den Patientinnen und Patienten zum Beispiel Methoden und Techniken, mit denen sie sich zu Hause auf den Eingriff vorbereiten können. Dazu gehören Atemtrainingsgeräte, Ernährungspläne oder das Einüben von Bewegungsabläufen“, ergänzt Gwendolin Streahle. 

Bisher war das Risiko einer Mangelernährung nach einer Operation an der Speiseröhre besonders hoch, da über einen längeren Zeitraum nichts gegessen und getrunken werden darf. Diesem Risiko wird unter anderem durch hochkalorische Nahrung, zum Beispiel in Form von Getränken, vor und nach der Operation entgegengewirkt. Auch andere postoperative Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder eine Thrombose können durch die schnellere Wiedererlangung der Selbständigkeit minimiert werden.

Im interdisziplinären Team den vielfältigen Aufgaben gerecht werden

Um den vielfältigen Aufgaben im Rahmen des Fast-Track-Konzeptes gerecht zu werden, arbeitet das Fast-Track-Team mit Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachbereichen des UKW wie Physiotherapie, Sozialberatung, Schmerztherapie, Ernährungsberatung und Diätküche zusammen.
Durchschnittlich werden am UKW zwei dieser komplexen Operationen pro Woche durchgeführt.
 

Gruppenbild Patient, Ärtze und Fast-Track-Nurses
Valerian Romaker (Mitte) profitierte als erster Patient von der Fast-Track-Methode bei Operationen im Bereich der Speiseröhre und des Magens. Gruppenbild mit dem Fast-Track-Team des UKW. Hinten (v.l.): Florian Seyfried, Valerian Romaker, Sven Flemming. Vorne (v.l.): Gwendolin Streahle, Sandra Böhm. Foto: Annika Wolf / UKW
Patient Valerian Romaker steht neben Operateur Prof. Florian Seyfried
Beide zufrieden mit Operation und postoperativem Verlauf: Operateur Prof. Dr. Florian Seyfried und Patient Valerian Romaker am 4. Tag nach der Operation. Foto: Annika Wolf / UKW
 Die Fast-Track-Nurses Gwendolin Streahle (li.) und Sandra Böhm besprechen mit dem Patienten Valerian Romaker die gesetzten Fast-Track-Ziele.
Die Fast-Track-Nurses Gwendolin Streahle (li.) und Sandra Böhm besprechen mit dem Patienten Valerian Romaker die gesetzten Fast-Track-Ziele. Foto: Annika Wolf / UKW