Aktuelle Pressemitteilungen

Optimierter Reha-Zugang für Personen mit Post-Covid-Syndrom

Staatsminister Klaus Holetschek überreicht Förderbescheid der "Förderinitiative Post-Covid-Syndrom 2.0“ an Würzburger Rehabilitationswissenschaftler Heiner Vogel

 

Im Projekt POSCOR sollen Hausärztinnen und Hausärzte mit telemedizinischen Angeboten unterstützt werden, um medizinische Rehabilitationsmaßnahmen als Teil ihrer Behandlungskonzepte bei chronisch kranken Patientinnen und Patienten besser zu nutzen.

 

Staatsminister Klaus Holetschek und Rehabilitationswissenschaftler Heiner Vogel mit symbolischem Förderscheck über 621.277,93 Euro .
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (links) übergab am Mittwoch in München den symbolischen Förderscheck im Rahmen der „Förderinitiative Post-COVID-Syndrom 2.0“ für das Projekt „POSCOR“ des Universitätsklinikums Würzburg an Prof. Heiner Vogel. © StMGP

Aktuellen Studien zufolge leidet jede zehnte Person länger als drei Monate unter den Folgen einer SARS-CoV-2-Infektion. Die Symptome des so genannten Post-Covid-Syndroms sind vielfältig: Von Kurzatmigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen über Konzentrationsprobleme, Ermüdung und Erschöpfung bis hin zu Angsterkrankungen und Depressionen. Um die Versorgung der Betroffenen zu verbessern, will die Arbeitsgruppe Rehabilitationswissenschaften im Zentrum für psychische Gesundheit des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) nun im Rahmen der neuen Studie POSCOR den Reha-Zugang und die bedarfsgerechte medizinische Rehabilitation optimieren. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat am 4. Oktober im Staatsministerium für Gesundheit und Pflege in München den Förderbescheid der "Förderinitiative Post-COVID-Syndrom 2.0" an Prof. Dr. Heiner Vogel, Leiter der Arbeitsgruppe Rehabilitationswissenschaften, überreicht. POSCOR wird mit insgesamt 621.277,93 Euro für die Jahre 2023 und 2024 gefördert. 

Koordinierte Zusammenarbeit von hausärztlichen Praxen und Rehabilitationskliniken fördern

„Die Versorgung von Menschen mit Post-Covid-Syndrom kann verbessert werden“, sagt Heiner Vogel und erläutert wie: „Erste Anlaufstelle für Post-Covid-Patientinnen und -Patienten ist die hausärztliche Praxis. Wir wollen Hausärztinnen und Hausärzte dabei unterstützen, medizinische Rehabilitationsmaßnahmen als Teil ihrer Behandlungskonzepte bei Patientinnen und Patienten mit Post-Covid-Syndrom, aber auch generell bei chronisch Kranken besser zu nutzen.“ Mit dem Projekt POSCOR soll die koordinierte Zusammenarbeit von hausärztlichen Praxen und Rehabilitationskliniken gefördert werden. „Erreichen wollen wir dies mit einem telemedizinischen Versorgungspfad, den wir im Rahmen des Projekts bereitstellen und evaluieren“, so der Leiter der Arbeitsgruppe Rehabilitationswissenschaften.

Gestaltung und Begleitung eines telemedizinischen Versorgungspfades

Hierfür wird am UKW eine Service- und Koordinationsstelle Post-Covid eingerichtet, welche als Schnittstelle zwischen Hausärztinnen und Hausärzten in Unterfranken und den teilnehmenden Kooperationskliniken der Deutschen Rentenversicherung fungieren wird. Aufgabe der Koordinationsstelle ist es, die Inhalte des telemedizinischen Versorgungspfades zu gestalten und den Versorgungspfad mit den dazugehörigen Projektpartnern aus dem ambulanten und rehabilitativen Bereich zu begleiten. Die Service- und Koordinationsstelle wird von einem Gremium aus ärztlichen Expertinnen und Experten beraten. 

Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten unterstützen

Heiner Vogel beschäftigt sich mit seinem Team im Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften seit vielen Jahren in verschiedenen Projekten mit der Versorgung chronisch kranker Menschen, die häufig auch von Rehabilitationsangeboten profitieren können. Eine besondere Herausforderung sei hier die Kontinuität der Behandlung, weil die Gesundheitsversorgung in Deutschland durch viele Schnittstellen und Versorgungsbrüche sowie eingeschränkte Transparenz gekennzeichnet ist. Mit POSCOR sollen die verschiedenen Behandlungsbausteine im Interesse der Behandlungskontinuität besser verknüpft werden. Dies könne und sollte Heiner Vogel zufolge auch Hinweise geben, wie die Kontinuität in der Behandlung bei chronisch kranken Menschen insgesamt verbessert werden kann. 

Besonders wichtig sei es zudem, die sogenannte Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten und ihr behandlungsbezogenes Selbstmanagement zu unterstützen, was Heiner Vogel mit seinem Team auch in Projekten zu Patientenschulung, zum Fallmanagement und zum Übergangsmanagement erarbeitet hat.

Zahlreiche Kooperationspartner

Im POSCOR-Projekt kooperiert der Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften mit dem Lehrstuhl für Allgemeinmedizin am UKW (Prof. Dr. Ildikó Gágyor, Prof. Dr. Anne Simmenroth), der Infektiologie der Medizinischen Klinik II und Post-Covid-Ambulanz am UKW (Dr. Petra Schulze und Prof. Imad Maatouk), der Neurologischen Klinik am UKW (Dr. Christine Daniels) sowie der Deutschen Rentenversicherung Nordbayern (Dr. Harald Berger, Würzburg), der AOK Bayern in München, dem Zentrum für Telemedizin in Bad Kissingen (Dr. Asarnusch Rashid), dem Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation IQPR in Köln (Dr. Torsten Alles), dem Bayerischen Hausärzteverband in München, dem Institut für Angewandte Sozialarbeit an der Technische Hochschule Würzburg (Prof. Dr. Silke Neuderth) sowie mit fünf Rehabilitationskliniken in Unterfranken.

Kontakt: heiner.vogel(at)uni-wuerzburg.de

Zur Förderinitiative Post-COVID-Syndrom 2.0:
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek hat im Rahmen der zweiten Runde der bayerischen Förderinitiative für die Versorgungsforschung zum Post-COVID-Syndrom Förderbescheide für sieben Projekte in Höhe von insgesamt rund fünf Millionen Euro übergeben. Mit der „Förderinitiative Post-COVID-Syndrom 2.0“ werden Forschungsprojekte des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München, des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München, des Universitätsklinikums Würzburg, des Universitätsklinikums Regensburg, der Schön Klinik Berchtesgadener Land, des Universitätsklinikums Erlangen und der Sozialstiftung Bamberg unterstützt. Weitere Informationen des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege zu Post Covid stehen hier.

Staatsminister Klaus Holetschek und Rehabilitationswissenschaftler Heiner Vogel mit symbolischem Förderscheck über 621.277,93 Euro .
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (links) übergab am Mittwoch in München den symbolischen Förderscheck im Rahmen der „Förderinitiative Post-COVID-Syndrom 2.0“ für das Projekt „POSCOR“ des Universitätsklinikums Würzburg an Prof. Heiner Vogel. © StMGP

Prof. Dr. Stephan Hackenberg leitet die HNO-Klinik am UKW: Neue Aufgabe, bekannte Wirkungsstätte
Seit dem 1. Oktober ist Prof. Dr. Stephan Hackenberg Direktor der HNO-Klinik am UKW. Foto: UKW / Anna Wenzl

Würzburg. 2008 kam er erstmals an die HNO-Klinik des Universitätsklinikums Würzburg – als junger Assistenzarzt. Nun arbeitet Prof. Dr. Stephan Hackenberg erneut an der Würzburger HNO-Klinik: Seit dem 1. Oktober ist er dort Klinikdirektor. Er folgt auf Prof. Dr. Dr. Rudolf Hagen, der Ende September in den Ruhestand ging.

Prof. Hackenberg (Jahrgang 1977) war zuletzt Direktor der HNO-Klinik an der Uniklinik RWTH Aachen. „Ich freue mich sehr auf meine neuen Aufgaben in Würzburg, das exzellente wissenschaftliche Umfeld und nicht zuletzt auf die wunderschöne Stadt Würzburg. Mein Ziel ist es, gemeinsam mit meinem Team die sehr gut etablierten Strukturen der Klinik weiter auszubauen und zugleich neue wissenschaftliche Perspektiven für eine moderne Patientenversorgung zu entwickeln.“

Neue Medikamente ergänzen Versorgung

Der Schwerpunkt von Prof. Hackenberg liegt in der Therapie von Krebserkrankungen der Kopf-Hals-Region. „In den letzten Jahren konnten Methoden etabliert werden, die eine exaktere Diagnosestellung sowie eine schonendere und vor allem wirksamere Therapie ermöglichen. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit unseren Partnern aus dem CCC Mainfranken und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen NCT WERA weiter daran zu arbeiten, unseren Patienten eine noch bessere Therapie zu ermöglichen.“ 2014 wurde Prof. Hackenberg mit dem Preis der Arbeitsgemeinschaft Onkologie der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie ausgezeichnet.

Neben der Versorgung krebskranker Patienten ist die Therapie von Hörstörungen ein weiterer wichtiger Schwerpunkt der Würzburger HNO-Klinik. „Wir sind ein international anerkanntes Zentrum für die Behandlung von Ohrerkrankungen. Diesen Fokus weiterzuentwickeln ist eine zentrale Aufgabe für das Würzburger Team.“ Neben dem Hörimplantatprogramm für taube Patienten soll zukünfitg auch die Schädelbasischirurgie im interdisziplinären Klinikverbund ausgebaut werden.

Enge Zusammenarbeit weiter ausbauen

Die Strukturen in Würzburg und das Team der Klinik sind Prof. Hackenberg sehr gut bekannt: Bevor er im August 2021 Klinikdirektor in Aachen wurde, war er Leitender Oberarzt der HNO-Klinik am UKW. „Wir haben ein tolles Team. Gemeinsam mit allen Professionen und Berufsgruppen wollen wir das hohe Leistungsspektrum in der Patientenversorgung weiter ausbauen – das gilt z.B. für die Behandlung von Stimmstörungen und Kehlkopferkrankungen sowie von chronischen Entzündungen der Nase. Hier werden wir weiter eng mit den übrigen Klinikbereichen des UKW zusammenarbeiten.“

2020 wurde Prof. Hackenberg mit dem Lehrpreis der Medizinischen Fakultät in Würzburg für seine Verdienste um die Online-Lehre ausgezeichnet. „Auch das ist natürlich Teamarbeit und auch jetzt weiterhin Ansporn für alle, die daran beteiligt sind. Dafür haben wir in Würzburg exzellente Voraussetzungen.“

Zudem betont der Mediziner: „In Würzburg steht mit dem Erweiterungsgelände Nord eine spannende bauliche Perspektive für die HNO-Klinik in den kommenden Jahren an. Daran mitzuwirken ist natürlich auch eine besondere Aufgabe, auf die ich mich sehr freue.“

Zur Person:

Prof. Dr. Stephan Hackenberg hat Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert. Seine berufliche Laufbahn begann er an der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Regensburg, bevor er 2008 an das Universitätsklinikum Würzburg wechselte. Dort habilitierte er 2013. In Würzburg war er zuletzt leitender Oberarzt bis zu seinem Wechsel 2021 nach Aachen.

Er verfügt über die Zusatzbezeichnungen „Allergologie“ und „Plastische Operationen“ und ist Mitglied in diversen nationalen und europäischen Fachgesellschaften. Als Vorstandsmitglied der Europäischen Gesellschaft für Kinder-HNO ESPO liegt ihm die Versorgung junger Patienten mit Erkrankungen im HNO-Bereich besonders am Herzen.

Seit dem 1. Oktober ist Prof. Dr. Stephan Hackenberg Direktor der HNO-Klinik am UKW. Foto: UKW / Anna Wenzl

Start für PD Dr. Tim von Oertzen: Neuer Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKW

Der Neurologe tritt nun seinen Dienst als Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender an der größten Klinik in Unterfranken an

Start in Würzburg: PD Dr. Tim von Oertzen ist neuer Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender am Universitätsklinikum Würzburg. Foto: UKW / Stefan Dreising

Würzburg. Start für PD Dr. Tim von Oertzen am Universitätsklinikum Würzburg (UKW): Der Neurologe tritt nun seinen Dienst als Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender an der größten Klinik in Unterfranken an. Dr. von Oertzen war zuvor erster stellvertretender Ärztlicher Direktor des Kepler Universitätsklinikums Linz.

„Die Universitätsmedizin Würzburg ist sehr gut aufgestellt. Diesen erfolgreichen Kurs möchte ich jetzt gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Vorstandskollegen weiter ausgestalten. Gerade die anstehenden und laufenden Bauprojekte sind hier eine gewaltige Chance: Denn so können wir auch neue Prozesse und Strukturen etablieren. Davon werden die Patientinnen und Patienten profitieren, aber auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, so der gebürtige Bonner (Jahrgang 1968).

Zudem gelte es, die Herausforderungen der demographischen Entwicklung anzugehen. Auch hier mit Blick auf die Patientenversorgung und auch die Beschäftigten. „Die Altersmedizin wird eine immer größere Bedeutung bekommen. Darauf muss sich auch die medizinische Versorgung einstellen. Gleichzeitig gilt es, Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber für unsere Beschäftigten bleiben.“ Als ein vorbildliches Projekt nennt er hier „FLEX4UKW“ der UKW-Pflegedirektion. Von Oertzen: „Flexible Arbeitszeiten werden in Zukunft sicher weiter an Bedeutung gewinnen, wenn es darum geht, Personal zu binden und neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen.“

Auch die Digitalisierung biete enormes Potenzial, um Abläufe im Klinikum zu optimieren: „Und auch hier wird es stets um die Frage gehen, wie Abläufe und Prozesse durch die Digitalisierung verbessert werden können. Diese Entwicklung wird ebenfalls die kommenden Jahre prägen.“ Dabei steht für ihn fest: „Diese verschiedenen Entwicklungsstränge müssen wir kombinieren mit dem Ziel, auch in Zukunft die höchste medizinische Qualität in der Versorgung unserer Patientinnen und Patienten anzubieten.“

Zudem freut er sich darauf, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des UKW, die Stadt und Region Würzburg kennenzulernen. „Der Terminkalender ist schon sehr gefüllt. Aber genau so muss es hier zum Start sein. Ich freue mich auf die kommenden Aufgaben.“

Zur Person:

PD Dr. Tim von Oertzen war nach seinem Medizinstudium in Freiburg, Bonn und London und seiner Promotion an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn zunächst am Bonner Universitätsklinikum tätig, ab 2000 als Facharzt für Neurologie. Von 2004 bis 2012 wirkte er am St. George‘s Hospital und an der St. George’s University of London. Ab 2012 war er Vorstand der Klinik für Neurologie 1 am Kepler Universitätsklinikum Linz, ab 2021 auch Vorstand der zweiten neurologischen Klinik. Seit 2022 war er erster stellvertretender Ärztlicher Direktor des Kepler Universitätsklinikums Linz, dem zweitgrößten Krankenhaus Österreichs.

Start in Würzburg: PD Dr. Tim von Oertzen ist neuer Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender am Universitätsklinikum Würzburg. Foto: UKW / Stefan Dreising

Alles unter einem Dach, begleitet von einer Hand

Im Brustkrebsmonat Oktober informiert das Uniklinikum Würzburg (UKW) über interdisziplinäre Diagnostik und Therapien unter einem Dach und die persönliche und kontinuierliche Begleitung von Breast Care Nurses. Sie geben Patientinnen und Patienten, die an einer Brusterkrankung leiden, Stabilität in einer instabilen Situation.

Astrid Englert und Romy Liebers präsentieren in ihrem Büro Infomaterial, Prothesen und Kissen.
Die Breast Care Nurses Astrid Englert (links) und Romy Liebers begleiten am Uniklinikum Würzburg die Patientinnen und Patienten mit Brustkrebserkrankungen. Sie geben Raum für ihre Fragen und bieten validen Antworten. © Kirstin Linkamp / UKW

Brustkrebs ist die weltweit am häufigsten diagnostizierte Krebsart. Jede achte Frau in Deutschland erkrankt im Laufe ihres Lebens an einem Mammakarzinom, einem bösartigen Tumor, der vom Drüsengewebe der Brust ausgeht. Übrigens können auch Männer an Brustkrebs erkranken. Der Brustkrebsmonat Oktober macht auf die Situation von Erkrankten aufmerksam und stellt die Themen Prävention und Früherkennung sowie Brustkrebsforschung und -behandlung in den Fokus. 

Das UKW wirkt ganz zentral mit, wie die Brustkrebsversorgung in Deutschland aussieht und behandelt in seinem zertifizierten Brustkrebs- und Brustzentrum jedes Jahr mehr als 300 Betroffene mit der Neudiagnose Brustkrebs nach den neuesten medizinischen Erkenntnissen. Unter einem Dach werden sämtliche operative und nicht-operative Therapieverfahren angeboten, die interdisziplinär geplant und auf die einzelne Patientin und den einzelnen Patienten zugeschnitten sind. Bei der Behandlung von Brustkrebs werden stets mehrere Therapieansätze miteinander kombiniert. Zwei Breast Care Nurses der Frauenklinik begleiten und unterstützen die Erkrankten individuell auf ihrem Weg. 

Breast Care Nurses bieten Raum für Fragen, Sorgen und Ängste

„Wir geben unseren Patientinnen und Patienten Stabilität in einer instabilen Situation.“ „Die Sorgen und Ängste der Betroffenen brauchen Zeit, und die haben wir.“ „Wir geben den Raum für Fragen und bieten valide Antworten.“ „Unsere Tür steht immer offen.“ Wenn Astrid Englert und Romy Liebers ihre Arbeit beschreiben, fallen Sätze wie diese. Seit Juli arbeiten die beiden als Breast Care Nurses (BCN) in der Universitäts-Frauenklinik. Die Pflegeexpertinnen für Brusterkrankungen bieten eine persönliche und kontinuierliche Begleitung für Frauen und Männer mit gut- und bösartigen Brusterkrankungen. Sie sind die zentrale Schnittstelle zwischen allen an Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge beteiligten Einrichtungen wie etwa den verschiedenen Stationen der Gynäkologie, der Radiologie, Strahlen- und Chemotherapie, Komplementärmedizin, plastischen Chirurgie, Psychoonkologie, Sozialdienst und Pflegeberatung, Selbsthilfegruppen und Sanitätshäusern.

Jede Patientin und jeder Patient sei anders, daher benötigen die Breast Care Nurses viel Fingerspitzengefühl, müssen individuell und lösungsorientiert handeln, entscheiden und vernetzen. Im Rahmen der Beratung wird stets nach dem passendsten Angebot gesucht – sei es eine Brustprothese, selbsthaftende Brustwarzen, Kissen auch für den Port oder bewährte Tipps gegen Nebenwirkungen der Therapien. Wenn dann die Anspannung im Gespräch nachlässt und die Patientin oder der Patient sich nach und nach befähigt fühlt, aktiv an der Genesung mitzuwirken, sei viel erreicht. Und das sei das Schöne an der Aufgabe, erzählt Astrid Englert.

Vorsorge: Gesunde Lebensweise und regelmäßiges Abtasten

Ob Frau oder Mann, noch nicht einmal 20 Jahre alt oder bereits über 90 - Astrid Englert und Romy Liebers erleben es tagtäglich, dass niemand vor einer Erkrankung der Brust gefeit ist. Doch dank umfangreicher Vorsorgemaßnahmen liegen die Heilungschancen heute bei über 90 Prozent. Das A und O, um Veränderungen im Brustgewebe frühzeitig zu erkennen und erfolgreicher behandeln zu können, ist das regelmäßige Abtasten der Brust. Jede Frau, egal welchen Alters, sollte einmal im Monat zuhause ihre Brust und die Lymphknoten bis zu den Achselhöhlen abtasten. Ab 30 Jahren sieht die gesetzliche Brustkrebs-Früherkennung auch ein jährliches Abtasten bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt vor. Zwischen 50 Jahren und bis 69 Jahren kann zudem aktuell alle zwei Jahre eine Mammographie in Anspruch genommen werden, künftig sogar bis 75 Jahren. Frauen mit einem höheren Brustkrebsrisiko können auch schon früher mit der Früherkennung beginnen. Weitere Informationen liefert die Webseite des Deutschen Krebsforschungszentrums dkfz.

Leitlinienentwicklung beim Mammakarzinom unter Würzburger Federführung 

„Zudem bietet wir am UKW eine Gendiagnostik und Früherkennungsmaßnahmen für Ratsuchende, die eine familiäre Belastung mit Brustkrebs oder Eierstockkrebs haben und ihr individuelles Risiko kennen möchten“, fügt Prof. Dr. Achim Wöckel, Direktor der Universitäts-Frauenklinik zu. Achim Wöckel ist hauptverantwortlich für die Entwicklung der interdisziplinären S3-Leitlinie zur Optimierung der Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Die S3-Leitlinie ist die Leitlinie der höchsten Versorgungsstufe und regelt die Versorgung in Deutschland. Bei der Entwicklung kooperiert das UKW sehr eng mit mehr als 100 nationalen Expertinnen und Experten und verschiedenen Methodikerinnen und Methodikern, die der Redaktion die Evidenzen zur Verfügung stellen. Daraus werden jährlich neue Updates zum Mammakarzinom formiert. Die Leitlinien-Empfehlungen gehen dann wieder über in die Zertifizierungssysteme der Deutschen Brustkrebszentren. Zum Beispiel ist stets ein exponentieller Wissenszuwachs bei den medikamentösen Tumortherapien zu vermelden. „Die diesjährigen Evidenz-Recherchen von 130 Autorinnen und Autoren sind voll im Gange“, berichtet Achim Wöckel. „Die neuesten Daten werden derzeit gesichtet und in einer Konsens-Konferenz besprochen. Die daraus resultierenden Empfehlungen fließen dann Anfang nächsten Jahres in die Leitlinie.“

Mit BETTER-CARE individualisierte, bedarfs- und risikoadaptierte Nachsorge

Moderne Therapien bieten gute Heilungschancen. Dennoch bleibt immer ein Risiko, dass der Krebs zurückkommt, ein Rezidiv oder eine Metastasierung bildet, also gestreut hat. Umso wichtiger ist die Nachsorge. Und die hinkt hierzulande noch hinter dem Therapiefortschritt hinterher. „Die Nachsorge muss viel individualisierter, bedarfs- und risikoadaptierter werden. Und dafür benötigen wir ein wissenschaftlich untermauertes Konzept“, konstatiert Achim Wöckel. Im Rahmen der deutschlandweiten Studie BETTER-CARE entwickelt und prüft die Universitätsmedizin Würzburg derzeit eine bedarfsadaptierte und individualisierte Versorgung von Patientinnen und Patienten nach Ende einer primären Brustkrebsbehandlung. Insgesamt nehmen 30 deutsche Brustkrebszentren an BETTER-CARE teil, sie wurden per Zufallsverfahren der Interventionsgruppe oder der Kontrollgruppe zugeordnet. Das heißt, 15 Zentren bieten ausschließlich die herkömmliche Brustkrebsnachsorge nach S3-Leitinie an und 15 Zentren die BETTER-CARE-Nachsorge. Insgesamt sollen bis Ende 2023 etwa 1.140 Betroffene mit Brustkrebs in die Studie aufgenommen werden. Die Studie wird in enger Zusammenarbeit der Universitätsfrauenklinik Würzburg und dem IKE-B (Prof. Peter Heuschmann) durchgeführt. Weitere Informationen: www.better-care.health
 

Astrid Englert und Romy Liebers präsentieren in ihrem Büro Infomaterial, Prothesen und Kissen.
Die Breast Care Nurses Astrid Englert (links) und Romy Liebers begleiten am Uniklinikum Würzburg die Patientinnen und Patienten mit Brustkrebserkrankungen. Sie geben Raum für ihre Fragen und bieten validen Antworten. © Kirstin Linkamp / UKW

Ausbildung von Medizinstudierenden zur „Digitalisierung in der Medizin“ zwischen Universitätsmedizin Würzburg und Bad Kissingen wird ausgebaut

Langjährige Zusammenarbeit der beteiligten Akteure wird weiter ausgebaut

Würzburg/Bad Kissingen. Das Thema „Digitalisierung in der Medizin“ bekommt in der medizinischen Ausbildung jetzt noch mehr Gewicht: Dazu haben die Universitätsmedizin Würzburg, das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, und das Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen eine neue Zusammenarbeit vereinbart. Bereits ab dem kommenden Wintersemester gibt es ein neues Unterrichtsmodul für Humanmedizinstudierende aus dem 6. Semester. Digitale Anwendungsmöglichkeiten in der Medizin werden vermittelt, woran sich Dozierende aus Bad Kissingen beteiligen.

„Mit dem neuen Modul nehmen wir nun gemeinsam eine Vorreiterrolle ein und vermitteln Inhalte, die für angehende Medizinerinnen und Mediziner von immer größerer Bedeutung sind. Dabei gibt es die Themenschwerpunkte „Daten und Recht“, „Künstliche Intelligenz“, „E-Health-Anwendungen“ sowie Informationssysteme im Gesundheitswesen“, erklärt Prof. Dr. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät in Würzburg. Die thematische Ausrichtung basiert auf dem Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalog.

Den Anstoß zum weiteren Ausbau der bestehenden Kooperation gab Sandro Kirchner, Staatssekretär im bayerischen Innenministerium: „Die Idee war es die vorhandenen und die neu dazugewonnenen Strukturen und Netzwerke, wie z. B. das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit oder das Zentrum für Telemedizin, besser und effizienter zu nutzen. Gemeinsam wollen wir so Zukunftsimpulse setzen und damit einen wichtigen Beitrag für die medizinische Versorgung in unserem ländlichen Raum leisten. Mit dieser Kooperation haben wir die große Chance, mehr Mediziner für unsere Heimat zu gewinnen.“

Die Ausbildungsinhalte werden ab dem Wintersemester 2023/24 sowohl durch neue Seminare in Würzburg sowie einen ganztägigen Exkursionstag zum Thema Rehabilitation nach Bad Kissingen erfolgen.

„Leuchtturmstruktur in Unterfranken“

Damit wird die langjährige Zusammenarbeit der beteiligten Akteure weiter ausgebaut: Durch die Einrichtung von zwei Professuren am Landesamt konnten in der Vergangenheit die Bereiche Klinische Epidemiologie und Versorgungsforschung bereits weiter wissenschaftlich gestärkt sowie um die Bereiche Prävention und Gesundheitsförderung ergänzt werden.

Das in Bad Kissingen angesiedelte Zentrum für Telemedizin (ZTM) hat sich zudem in den vergangenen Jahren zur Leuchtturmstruktur in Unterfranken entwickelt und leistet mit seinen Kompetenzen und IT-Entwicklungen einen wichtigen Beitrag für die digitale Vernetzung der unterschiedlichen Akteure in der Region. Als akademische Lehreinrichtung der Universität Würzburg trägt zudem die Deegenberg-Reha-Klinik in Bad Kissingen ebenfalls im entscheidenden Maß zur Ausbildung des ärztlichen Nachwuchses bei und ist durch die Entwicklung von interdisziplinären Rehakonzepten ein wichtiger Partner in der Versorgungsforschung.

Muttermilchmanagement & Co.

Anlässlich der Weltstillwoche informiert das Uniklinikum Würzburg (UKW) über die Vorteile des Stillens für Mutter und Kind, das Gold der Muttermilch, und die Goldwerte Unterstützung von Stillberaterinnen, Hebammen und Pflegefachkräften in Frauen- und Kinderklinik.

Sylvia Königer stellt einen Träger mit Muttermilchflaschen in den Kühlschrank.
Die gelernte Kinderkrankenschwester Sylvia Königer arbeitet seit 24 Jahren im Ernährungszentrum für Säuglinge und Frühgeborene der Universitäts-Kinderklinik. © Kirstin Linkamp / UKW
Sylvia Königer füllt die Muttermilch in Spritzen
Sylvia Königer portioniert die zuvor abgepumpte Milch der Mütter für deren Neu- und Frühgeborenen auf der Säuglingsstation der Universität-Kinderklinik vor. © Kirstin Linkamp / UKW

Die Weltstillwoche wird seit 1991 jedes Jahr in 120 Ländern abgehalten und unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und UNICEF unterstützt. In Deutschland findet sie immer in der 40. Kalenderwoche statt, in diesem Jahr vom 2. bis 8. Oktober. Mit der Weltstillwoche soll das Stillen als natürliche und selbstverständliche Ernährung für Säuglinge in den Mittelpunkt gestellt und über die positiven Effekte des Stillens informiert werden. Ein Anliegen, das das Universitätsklinikum Würzburg mit vereinten Stimmen und Kräften unterstützt. 

Vorteile für Mutter und Kind 

Muttermilch ist die ideale Nahrung für Säuglinge. Sie ist optimal an die individuellen Bedürfnisse angepasst und deckt im ersten Lebenshalbjahr den Bedarf an Nährstoffen und Flüssigkeit, die für ein gesundes Heranwachsen benötigt werden. 
Zudem unterstützt die Muttermilch die Bildung des kindlichen Immunsystems und stärkt die Darmflora. Einen Grund dafür hat Prof. Dr. Dorothee Viemann, Leiterin der Translationalen Pädiatrie in Würzburg, herausgefunden: Spezielle Moleküle, so genannte Alarmine, sind für die positive Wirkung verantwortlich. Sie seien das Gold der Muttermilch. Die Proteine sorgen dafür, dass eine optimale Bakterienvielfalt im Darm entsteht, die ein Leben lang bleibt und gegen viele Krankheiten, die mit einer Störung der Darmbesiedlung zusammenhängen, schützt. Die präventive Wirkung des Stillens ist laut Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung (BVPG) wissenschaftlich belegt: Gestillte Kinder haben eine geringere Wahrscheinlichkeit für Übergewicht oder den plötzlichen Kindstod und erkranken seltener an Mittelohrentzündungen, Magen-Darm- und Atemwegsinfekten. 

Nicht nur das Kind, auch die Mutter profitiert von der Brusternährung. Stillende Mütter erkranken seltener an Diabetes mellitus, kardiovaskulären Erkrankungen sowie an Brust- oder Eierstockkrebs. Außerdem erreichen sie schneller wieder das Gewicht vor der Schwangerschaft. Darüber hinaus fördert das Stillen die enge Bindung zwischen Mutter und Kind.

Optimale Stilldauer: 4 oder 6 Monate ausschließlich stillen? 

Die optimale Stilldauer steht derzeit auf dem Prüfstand. Die WHO empfiehlt 6 Monate ausschließliches Stillen. Die Nationale Stillkommission (NSK), die beim Max Rubner-Institut, dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel, angesiedelt ist und bei der Prof. Dr. Achim Wöckel, Direktor der Frauenklinik am UKW, Leitlinienmitglied ist, untersucht derzeit die Empfehlung für die deutsche Leitlinie. Sollten Säuglinge vier oder sechs Monate ausschließlich Muttermilch erhalten? Ferner engagiert sich Achim Wöckel, der sich zu Brusterkrankungen der Stillzeit habilitierte, im Netzwerk Gesund ins Leben, wo er die Leitlinie für entzündliche Brusterkrankungen der Stillzeit, in der Fachsprache Mastitis, mitkoordiniert. Brusterkrankungen wie wunde Mamillen, Milchstau oder Mastitis gehören zu den häufigsten Abstillgründen. 

Stillförderung am UKW – investierte Zeit ist Gold wert 

In der Frauenklinik am Uniklinikum Würzburg stehen frisch gebackenen Müttern während des Aufenthalts ein Team aus drei Still- und Laktationsberaterinnen mit Rat, Informationen und praktischer Hilfe zur Seite. 
„Die Zeit, die wir in die Stillberatung investieren, ist Gold wert“, sagt Claudia Freudinger, leitende Stillberaterin in der Frauenklinik. „Bei Bedarf sind wir schon beim ersten Anlegen behilflich, beraten zu Stillpositionen und geben Tipps zur Schonung der Mamillen.“ Stillen soll nicht schmerzen. Oberste Regel: Der erste und der letzte Tropfen Muttermilch gehört der Mama zur Pflege der Mamillen. Die vielen Bestandteile der Milch schützen die Haut. Neben viel Luft und Licht, das die Mutter ihren Brüsten gegebenenfalls mit zu Donuts geformten Mullbinden verschaffen kann, helfe auch reines Wollfett, so genanntes Lanolin, oder eine Lasertherapie. Die sanften Laserstrahlen fördern die Wundheilung. 

Wichtige Unterstützung durch Väter und Bezugspersonen 

„Viele Mütter im Wochenbett sind sehr belesen, einige aber auch erstaunt darüber, dass die Nacht nicht mehr ihnen gehört. Denn ein Kind trinkt acht- bis zwölfmal am Tag, auch nachts“, schildert Claudia Freudinger ihre Erfahrungen. Eine große Unterstützung in der Zeit des Stillens und Abpumpens seien übrigens die Väter oder Partner und Partnerinnen, vor allem wenn die Mütter aufgrund von Komplikationen oder eines Kaiserschnitts in den ersten Tagen noch immobil sind. „Von der reinen mentalen Anwesenheit, einem strukturierten Vorgehen, dem Anreichen von Baby oder Hilfsmitteln, der Begleitung ins Bad oder Botendiensten, die Mütter tun sich leichter, dem Partner oder der Partnerin Aufträge zu erteilen als den Schwestern oder Hebammen,“ fasst Claudia Freudinger die wichtigen Beiträge der Bezugsperson zusammen. „Daher ist es uns sehr wichtig, diese feste Bindung bei der ganzen Familie von Beginn an zu stärken und unterstützen“ ergänzt Prof. Ulrich Pecks, der zum 1. Oktober die Leitung der Geburtshilfe am UKW und Professur für Mütterliche Gesundheit und Hebammenwissenschaft innehat.
Die Stillberaterinnen unterstützen die Mütter selbstverständlich auch, wenn das Stillen nicht möglich ist und zeigen, wie sie trotzdem die Entwicklung einer starken Eltern-Kind-Bindung fördern können, zum Beispiel durch möglichst häufigen Haut-zu-Haut-Kontakt.

Kolostrum: Die nähr- und immunstoffreiche Vormilch 

Auch in der Kinderklinik gibt es zur Stillberaterin ausgebildete Pflegekräfte, wie zum Beispiel Natalie Seeberger: „Wenn wir bereits vor der Geburt wissen, dass das Neugeborene auf unserer Kinderintensivstation betreut werden muss, beraten wir die Mütter auch schon in der Schwangerschaft über die Stillmöglichkeiten beziehungsweise die Milchgewinnung per Hand und durch Abpumpen“, berichtet sie. Auch über die Gewinnung des Kolostrums wird informiert. Die vor der Entbindung gebildete Vormilch der Mutter ist besonders reich an Nähr- und Immunstoffen. Vor allem Müttern mit einem Schwangerschaftsdiabetes wird empfohlen, das Kolostrum ab der 37. Schwangerschaftswoche zwei- bis dreimal täglich auszustreichen, in Spritzen zu sammeln, einzufrieren und zur Entbindung mitzubringen. Somit erhält das Neugeborene unmittelbar nach der Geburt ausreichend Nahrung, die seinen Blutzuckerspiegel stabilisiert. 

Muttermilchmanagement in der Säuglingsernährung 

Für die Früh- und Neugeborenen, die in der Würzburger Universitäts-Kinderklinik betreut werden müssen, stellt das Ernährungszentrum für Säuglinge sicher, dass sie rund um die Uhr die Milch der eigenen Mutter erhalten. Hier bereitet ein Team aus drei Kinderkrankenschwestern und zwei Diätassistentinnen die zuvor abgepumpte Muttermilch auf. Die für die kleinen Patientinnen und Patientinnen lebenswichtige Nahrung wird unter strengsten hygienischen Auflagen behandelt, in Flaschen oder Spritzen gefüllt, etikettiert und ausgeliefert. Je nach ärztlicher Anweisung können patientenindividuell Supplemente, wie Fette, Kohlehydrate und Eiweiße, zugesetzt werden.
„Wir haben auf der Kinderstation gerade 24 Babys, die je nach Entwicklung zwölf, acht oder sechs Mahlzeiten benötigen. Das heißt, ich habe heute 60 Spritzen aufgezogen und 300 Flaschen vorbereitet“, bringt Sylvia Königer als Beispiel. Die gelernte Kinderkrankenschwester arbeitet seit 33 Jahren am Uniklinikum, seit 24 Jahren im Ernährungszentrum für Säuglinge und Frühgeborene. Das Zentrum wird fälschlicherweise oft als Milchküche bezeichnet, dabei ist die Säuglingsernährung eher ein Labor und Ort des Muttermilchmanagements, welches künftig noch erweitert werden soll. 

Kinderklinik plant Frauenmilchbank und Rooming-In 

„Wir planen derzeit, die Säuglingsernährung zu einer Frauenmilchbank auszubauen, in der auch der Einsatz von Spenderinnenmilch möglich ist“, schildert Prof. Dr. Christoph Härtel, der Direktor der Kinderklinik. „So können auch bedürftige Frühgeborene und kranke Neugeborene, bei denen die Milch der eigenen Mutter nicht ausreicht, ausschließlich mit humaner Milch ernährt werden.“ 

Zudem plant die Kinderklinik ein Rooming-In, ähnlich wie es auf den Zimmern der Wochenstation angeboten wird. Indem der neugeborene Schützling rund um die Uhr im Zimmer der Mutter bleibt, wird die Bindung unterstützt und das Stillen erleichtert. Für noch mehr Nähe sorgen die Pforzheimer Bettchen, die direkt ans Bett der Mutter angehängt werden können. 

Rooming-In – vor allem in der Pandemie 

Wie wichtig das so genannte Rooming-In ist, weiß auch Prof. Ulrich Pecks. Im von ihm geleiteten CRONOS-Projekt wurden Daten von mehr als 8.000 Frauen erhoben, die sich während ihrer Schwangerschaft mit SARS-CoV-2 infiziert hatten. Die Ergebnisse der Analyse des Stillens bei SARS-CoV-2-infizierten Müttern und der Umfrage unter den beteiligten Kliniken in Deutschland zum Stillen in der Pandemie wurden gerade im Journal of Human Lactation veröffentlicht. Ulrich Pecks: „Es ist bemerkenswert und schön zu sehen, wie hoch die Stillraten in den Kliniken in der Pandemie waren, die sich am CRONOS-Projekt beteiligt haben. Claudia Freudinger fügt erklärend hinzu: „Auch wenn die Pandemie vieles erschwert hat und viele den Besuch vermisst haben, die Ruhe auf den Stationen hat sich positiv auf die Stillsituation ausgewirkt.“ Neben den Strukturen zur Stillunterstützung ist es insbesondere das Rooming-In, das für eine hohe Stillrate sorgt. Das unterstreicht, wie wichtig die Mutter-Kind-Zusammenführung ist - auch bei Kindern, die nach der Geburt medizinisch versorgt werden müssen.“

Laktation, Stillen und Säuglingsernährung Teil der Hebammenausbildung 

Auch im Studiengang und der allgemeinen Hebammenausbildung spielen Laktation, also der natürliche Prozess der Milchproduktion, Stillen und die Ernährung von Neugeborenen und Säuglingen eine zentrale Rolle. „Es gehört zu den grundlegenden Kompetenzen einer Hebamme, während der Schwangerschaft und nach der Geburt und im Wochenbett bei allen Fragen, Entscheidungen und Problemen im Zusammenhang mit der Ernährung und Pflege des Neugeborenen zu unterstützen“, erklärt Mira Pflanz, die Leiterin des Studiengangs Hebammenwissenschaft am UKW.  

Muttermilch to go! Stillen im Beruf – kenne Deine Rechte 

Muttermilch ist praktisch, da stets verfügbar, hygienisch unbedenklich und wohl temperiert. Auch ein früher Einstieg in die Berufstätigkeit lässt sich inzwischen immer besser mit dem Stillen vereinbaren. Da aber nicht jede Stillende die umfassenden Regelungen zum Schutz der stillenden Mutter in der deutschen Gesetzgebung kennt, lautet das Motto der diesjährigen Stillwoche 2023 „Stillen im Beruf – kenne deine Rechte”. Die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung informiert: „Für Stillende gelten besondere Rechte im Beruf: Sie haben beispielsweise ein Recht auf Stillpausen während der Arbeitszeit, ihnen dürfen bestimmte Arbeiten nicht abverlangt werden und sie dürfen nicht nachts arbeiten.“
 

Sylvia Königer stellt einen Träger mit Muttermilchflaschen in den Kühlschrank.
Die gelernte Kinderkrankenschwester Sylvia Königer arbeitet seit 24 Jahren im Ernährungszentrum für Säuglinge und Frühgeborene der Universitäts-Kinderklinik. © Kirstin Linkamp / UKW
Sylvia Königer füllt die Muttermilch in Spritzen
Sylvia Königer portioniert die zuvor abgepumpte Milch der Mütter für deren Neu- und Frühgeborenen auf der Säuglingsstation der Universität-Kinderklinik vor. © Kirstin Linkamp / UKW

Mit personalisierter Medizin gegen Depressionen

Die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) ist Teil der bisher größten deutschen Studie zur Verbesserung der Depressionsbehandlung. Die aktuelle Standardtherapie mit Psychotherapie und/oder Antidepressiva führt nur bei der Hälfte der Betroffenen zu einer schnellen und erheblichen Besserung der Symptomatik. Mit personalisierter, prädiktiver, präziser und präventiver Medizin sollen mehr Menschen mit Depressionen effektiver behandelt werden können und durch einen schnelleren Rückgewinn an Lebensqualität das Risiko eines chronischen Verlaufs verringert werden. Das Verbundprojekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 10 Millionen Euro gefördert.

 

Mitarbeiterin im Labor des ZEP
Bestimmung der Medikamentenspiegel mittels Massenspektrometrie zur personalisierten Psychopharmaka-Therapie (copyright Caro Weiß / UKW)
Gebäudeansicht der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) ist Teil der bisher größten deutschen Studie zur Verbesserung der Depressionsbehandlung. © Thomas Pieruschek / UKW

Mit Biomarkern individuelle Diagnose- und Therapiewege finden. Was in der Onkologie bereits funktioniert, soll auch in der Psychiatrie möglich werden. Ein nationaler Forschungsverbund will die Behandlung von Depressionen stärker als bisher auf den einzelnen Patienten oder die einzelne Patientin zuschneiden. Das Projekt mit dem Titel „Personalisierte, prädiktive, präzise und präventive Medizin zur Verbesserung der Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Prävention depressiver Erkrankungen“ (P4D) hat das Ziel, individualisierte Behandlungsansätze zu entwickeln. Während Patienten und Patientinnen mit Depressionen bislang alle nach dem gleichen Schema behandelt werden, soll im Rahmen von P4D passgenau bestimmt werden, welche Therapie für wen die richtige ist.

Aktuell kann einem Teil der depressiv erkrankten Menschen mit Standardtherapien nicht oder erst nach langfristiger Behandlung geholfen werden

Bislang werden Patienten und Patientinnen mit Depressionen üblicherweise mit Psychotherapie und/oder Antidepressiva behandelt, was jedoch nur bei etwa der Hälfte aller Betroffenen zu einer schnellen und erheblichen Besserung der Symptomatik führt. So wirkt das erste Antidepressivum, das im Rahmen einer Depressionstherapie verabreicht wird, nur bei jedem vierten bis fünften Er-krankten. Ebenfalls führen Antidepressiva teilweise zu starken Nebenwirkungen.

Dies liegt daran, dass sich hinter dem Krankheitsbild ‚Depression‘ auf neurobiologischer Ebene unterschiedliche Hirnfunktionsstörungen verbergen. Im Rahmen der P4D Studie, sollen diese pathologischen Strukturen identifiziert und basierend auf den zugrundeliegenden Mechanismen, maßgeschneiderte Diagnose- und Behandlungsansätze entwickelt werden.
Statt wie bisher verschiedene Behandlungsverfahren auszuprobieren, soll es somit künftig möglich werden, schon zu Beginn der Depressionsbehandlung, für jeden Patienten und jede Patientin einen optimalen Behandlungsansatz festzulegen. Dadurch soll nicht nur erreicht werden, dass mehr Menschen mit Depressionen in Zukunft effektiver behandelt werden können, sondern auch, dass der schnellere Rückgewinn an Lebensqualität das Risiko eines chronischen Verlaufs der Depression verringert.

1.000 Betroffene werden an fünf Standorten in die P4D-Studie aufgenommen

Für P4D werden ab September 2023 rund 1.000 Patienten und Patientinnen an den fünf beteiligten Universitätskliniken in Hannover, Kiel, Greifswald, Würzburg und Frankfurt rekrutiert. Die Studie zeichnet sich dadurch aus, dass die stationären Probanden und Probandinnen umfassend untersucht und ganz unterschiedliche Parameter erfasst werden. Neben einer ausführlichen Untersu-chung und dem klinischen Therapieverlauf werden möglichst viele weitere Parameter, wie verschiedene Fragebögen zur Psychopathologie, Kernspintomografie, Elektroenzephalografie, kognitive Tests, Schlafanalysen und Blutproben erhoben und ausgewertet.

Mit Hilfe der erhobenen Daten soll anschließend durch maschinelle Lernverfahren die Unterteilung der Patienten und Patientinnen in diagnostische Untergruppen ermöglicht werden, die besonders gut auf bestimmte Behandlungsverfahren ansprechen. Die Projektbeteiligten sind davon überzeugt, dass Patienten und Patientinnen schon mittelfristig von den Forschungsergebnissen profitieren werden.

Vom BMBF mit zehn Millionen Euro gefördert 

An der Studie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit zehn Millionen Euro über fünf Jahre gefördert und von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) geleitet wird, sind neben sieben Universitäten (MHH, Leibniz Universität Hannover, TU Braunschweig, Uni-versität Greifswald, Universität Würzburg, Universität Kiel, Universität Frankfurt) auch das Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin, die Stiftung Deutsche Depressionshilfe und das bayerische Unternehmen BioVariance beteiligt. Es ist das in Deutschland bislang größte Forschungsvorhaben zur qualitativen Verbesserung der Depressionsbehandlung.

Weitere Informationen erhalten sie bei der Studienleitung des Würzburger Studienzentrums Prof. Dr. Stefan Unterecker und PD Dr. Heike Weber, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, P4D@ukw.de.
 

Mitarbeiterin im Labor des ZEP
Bestimmung der Medikamentenspiegel mittels Massenspektrometrie zur personalisierten Psychopharmaka-Therapie (copyright Caro Weiß / UKW)
Gebäudeansicht der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie
Die Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) ist Teil der bisher größten deutschen Studie zur Verbesserung der Depressionsbehandlung. © Thomas Pieruschek / UKW