Aktuelle Pressemitteilungen

Krebs: Online-Informationsveranstaltung für Patientinnen und Patienten am 8. Juli

Die Veranstaltung findet online via Zoom von 15 bis 18 Uhr statt.

Würzburg. Am 8. Juli informieren die Expertenteams des Onkologischen Zentrums an der Uniklinik Würzburg über aktuelle Diagnose- und Behandlungsstrategien. Zudem können Patientinnen und Patienten sowie Angehörige und Interessierte direkt ihre Fragen stellen. Die Veranstaltung findet online via Zoom von 15 bis 18 Uhr statt.

Dabei gibt es verschiedene Vorträge unter der Überschrift „Krebsmedizin am Onkologischen Zentrum Würzburg – Vielfalt und Vernetzung zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten“. Auf der Homepage des Comprehensive Cancer Center Mainfranken finden Interessierte direkt die Zoom-Links zu den einzelnen Vorträgen.

Zwei aufeinanderfolgende Vorträge im ersten Programmteil ab 15:00 Uhr informieren darüber, wie neueste Forschungsergebnisse dank eines schnellen, vernetzten Wissens unmittelbar Anwendung in der klinischen Praxis finden und welche individuellen Behandlungsmöglichkeiten das Onkologische Zentrum Würzburg für Krebspatientinnen und -patienten anbietet.

Im zweiten Programmteil ab 16:30 Uhr informieren die Expertenteams aus neun Organkrebszentren in parallel stattfindenden Vorträgen über aktuelle Forschungsergebnisse, Diagnostik und neueste Behandlungsmöglichkeiten ihres Fachs:

·        Endokrine Tumore

·        Hautkrebs

·        Kinderonkologie

·        Kopf-Hals-Tumore

·        Lungentumore

·        Neuroonkologie

·        Prostatakrebs und Uroonkologie

·        Sarkome

·        Viszeralonkologie

Das komplette Programm sowie die Anmeldelinks sind online hier zusammengefasst. Die Teilnahme an den Vorträgen ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht nötig.

Das Comprehensive Cancer Center Mainfranken (CCC MF) ist eine gemeinsame Einrichtung des Universitätsklinikums Würzburg und der Universität Würzburg. Es wird von der Deutschen Krebshilfe als Onkologisches Spitzenzentrum gefördert.

Das CCC MF ist außerdem Mitglied des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung (BZKF) sowie der CCC Allianz WERA, dem Zusammenschluss der Tumorzentren an den Universitätskliniken Würzburg, Erlangen, Regensburg und Augsburg.

Kontakt:

Comprehensive Cancer Center Mainfranken

Zentrale Anlauf- und Geschäftsstelle

Tel: 0931 201-35350

E-Mail: anmeldung_ccc@ukw.de

Uniklinikum Würzburg: Neuer Förderverein unterstützt komplementärmedizinisches Angebot für Menschen mit Krebs

Der neugegründete Förderverein zur Unterstützung der Komplementärmedizin für onkologische Patienten e.V. trägt durch eine Spende dazu bei, dass die komplementärmedizinische Pflegesprechstunde am Comprehensive Cancer Center Mainfranken fortgesetzt werden kann.

Spendenübergabe KIO-Spende am Uniklinikum Würzburg
Bei der Spendenübergabe am Uniklinikum Würzburg (UKW), v. l.: Gisela Walter (2. Vorsitzende Förderverein KOI), Manuela Sauer (UKW), Beate Beyerich (Schatzmeisterin Förderverein KOI), Reinhold Stauder (1. Vorsitzender Förderverein KOI) und Dr. Claudia Löffler (UKW). Bild: Stefan Dreising / Uniklinikum Würzburg

Der Bereich „Komplementäre Onkologie Integrativ“ (KOI) des am Uniklinikum Würzburg angesiedelten Comprehensive Cancer Centers (CCC) Mainfranken widmet sich einer wissenschaftlich fundierten, ganzheitlichen Betreuung und Unterstützung von Menschen mit einer onkologischen Erkrankung. „Zu unserem Angebot gehört eine Pflegesprechstunde. Unter anderem wird dort Patientinnen und Patienten während oder nach einer Chemotherapie geholfen, Nebenwirkungen besser zu kompensieren – zum Beispiel durch Akkupunktur“, schildert Dr. Claudia Löffler, die Leiterin des KOI-Teams. Allerdings ist nach ihren Angaben die Stellenfinanzierung der beiden dort tätigen, speziell ausgebildeten Pflegerinnen problematisch.
Hier springt jetzt der neue Förderverein zur Unterstützung der Komplementärmedizin für onkologische Patienten e.V. bei. Gegründet wurde er von ehemaligen Krebspatientinnen und -patienten. „Angetrieben durch eigene positive Erfahrungen mit der Komplementärmedizin, wollen wir uns für diese wichtige Säule der Therapie stark machen“, betont Reinhold Stauder, der 1. Vorsitzende des Vereins. Als erste Maßnahme auf diesem Weg überreichte Stauder am 24. Juni dieses Jahres eine Spende von 3.450 Euro an Dr. Löffler. „Dieser Betrag reicht aus, um unsere Pflegesprechstunde drei weitere Monate sicherzustellen“, freut sich die Teamleiterin.

Kontakt:
Förderverein zur Unterstützung der Komplementärmedizin für onkologische Patienten e.V.
Reinhold Stauder (1. Vorsitzender)
Tel. 0931/68083782
E-Mail: koi.foerderverein@ gmail.com
Spendenkonto: Sparkasse Mainfranken
IBAN: DE05 7905 0000 0049 283617

Spendenübergabe KIO-Spende am Uniklinikum Würzburg
Bei der Spendenübergabe am Uniklinikum Würzburg (UKW), v. l.: Gisela Walter (2. Vorsitzende Förderverein KOI), Manuela Sauer (UKW), Beate Beyerich (Schatzmeisterin Förderverein KOI), Reinhold Stauder (1. Vorsitzender Förderverein KOI) und Dr. Claudia Löffler (UKW). Bild: Stefan Dreising / Uniklinikum Würzburg

Nährstoffe statt Antibiotika

Kann eine Nahrungsergänzung schwere Infektionen bei Neugeborenen verhindern? Translationale Pädiatrie und Kinderklinik des Universitätsklinikums Würzburg erhalten mit Kooperationspartnern für gemeinsames Forschungsprojekt PROSPER 1,9 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Professorin Dorothee Viemann hat im Jahr 2021 die Leitung der neuen Abteilung Translationale Pädiatrie am Uniklinikum Würzburg übernommen.

Würzburg. Eine Blutvergiftung (Sepsis) ist lebensbedrohlich – besonders für Frühgeborene, denn sie können innerhalb von wenigen Stunden daran sterben. Bei ihnen kann eine Blutvergiftung auch die Ursache einer jahrelang erhöhten Anfälligkeit für weitere Krankheiten sein. Da man derzeit nur schwer abschätzen kann, welches Baby tatsächlich eine Sepsis entwickelt, erhalten die meisten der Frühgeborenen (bis zu 85 Prozent) vorsorglich Antibiotika. Diese Medikamente können somit Leben retten, haben aber auch Nachteile wie die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen oder eine Störung der Darmflora. Letzteres kann langfristig chronisch entzündliche Erkrankungen, Allergien, Fettleibigkeit und Diabetes nach sich ziehen.

Ein Team um Professorin Dr. Dorothee Viemann, Leiterin der Translationalen Pädiatrie und Professor Dr. Christoph Härtel, Klinikdirektor der Kinderklinik am Universitätsklinikum Würzburg, untersucht nun im Forschungsprojekt PROSPER, ob eine bestimmte Nahrungsergänzung Frühgeborene vor einer Blutvergiftung schützen kann. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt dieses Vorhaben mit rund 1,9 Millionen Euro. 

Alarmine könnten der Schlüssel sein

Professorin Viemann und Dr. Sabine Pirr von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben zuvor herausgefunden, dass sogenannte Alarmine die Entwicklung der Darmflora und des Immunsystems nach der Geburt positiv beeinflussen. Diese Proteine befinden sich in hohen Mengen in der Muttermilch. „Das Sepsisrisiko erhöht sich deutlich, wenn es Frühgeborenen an Alarmin S100A8/A9 mangelt“,erklärt Dorothee Viemann. Im Projekt PROSPER (Prevention of Sepsis by personalized nutritional S100A8/A9 supplementation to vulnerable neonates) soll nun gezeigt werden, dass die Nahrungsergänzung mit S100A8/A9 Frühgeborene, die niedrige Spiegel dieses Alarmins aufweisen, vor einer Sepsis schützt.

In PROSPER arbeiten Expertinnen und Experten der Kinderklinik des Universitätsklinikums Würzburg, der Medizinischen Hochschule Hannover, des Instituts für Immunologie der Universität Münster und des experimentell-klinischen Forschungszentrums des Max-Delbrück-Zentrums und der Charité in Berlin zusammen. Es soll die Voraussetzungen für die Durchführung einer anschließenden klinischen Studie schaffen und ist somit ein Beispiel für die schrittweise Translation von Grundlagenforschung in die klinische Anwendung. 

Professorin Dorothee Viemann hat im Jahr 2021 die Leitung der neuen Abteilung Translationale Pädiatrie am Uniklinikum Würzburg übernommen.

Starke Leistung: UKW als größtes Team beim Firmenlauf ausgezeichnet

Starke Teamleistung des UKW: Nach dem Lauf gab es die nötige Erfrischung am Stand der Würzburger Uniklinik – gute Stimmung inklusive.

 

161 Läuferinnen und Läufer aus der Uniklinik Würzburg hatten sich angemeldet, trotz großer Hitze waren fast alle am Start. Das UKW war damit das größte Team beim Würzburger Firmenlauf 2022. Foto: UKW/Kim Sammet
161 Läuferinnen und Läufer aus der Uniklinik Würzburg hatten sich angemeldet, trotz großer Hitze waren fast alle am Start. Das UKW war damit das größte Team beim Würzburger Firmenlauf 2022. Foto: UKW/Kim Sammet
Starke Teamleistung des UKW: Nach dem Lauf gab es die nötige Erfrischung am Stand der Würzburger Uniklinik – gute Stimmung inklusive. Foto: UKW/Kim Sammet
Starke Teamleistung des UKW: Nach dem Lauf gab es die nötige Erfrischung am Stand der Würzburger Uniklinik – gute Stimmung inklusive. Foto: UKW/Kim Sammet

Würzburg. Größtes Team und mehrere Staffeln auf dem Siegerpodest: Das Team des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) konnte beim Würzburger Firmenlauf am Donnerstag (23. Juni) einen tollen und erfolgreichen Abend genießen. 161 Läuferinnen und Läufer hatten sich angemeldet, trotz großer Hitze waren fast alle am Start. In der Damenteamwertung gab es die Plätze 1 und 3, bei den Mixed-Teams die Plätze 1 und 2. Zudem wurde das UKW offiziell als größtes Team ausgezeichnet.


Prof. Dr. Jens Maschmann, Ärztlicher Direktor der Uniklinik, der selbst auch mitlief, dankte allen Teilnehmern und dem Organisationsteam am UKW: „Es freut mich sehr, dass wir eine so tolle Gemeinschaftsleistung geschafft haben. Genau das zeichnet unser Klinikum quer durch die alle Berufsgruppen aus. Und natürlich: Herzlichen Glückwunsch an alle Läuferinnen und Läufer. Im kommenden Jahr wollen wir dann unseren Titel als größtes Team verteidigen.“ 

161 Läuferinnen und Läufer aus der Uniklinik Würzburg hatten sich angemeldet, trotz großer Hitze waren fast alle am Start. Das UKW war damit das größte Team beim Würzburger Firmenlauf 2022. Foto: UKW/Kim Sammet
161 Läuferinnen und Läufer aus der Uniklinik Würzburg hatten sich angemeldet, trotz großer Hitze waren fast alle am Start. Das UKW war damit das größte Team beim Würzburger Firmenlauf 2022. Foto: UKW/Kim Sammet
Starke Teamleistung des UKW: Nach dem Lauf gab es die nötige Erfrischung am Stand der Würzburger Uniklinik – gute Stimmung inklusive. Foto: UKW/Kim Sammet
Starke Teamleistung des UKW: Nach dem Lauf gab es die nötige Erfrischung am Stand der Würzburger Uniklinik – gute Stimmung inklusive. Foto: UKW/Kim Sammet

Prof. Frosch erneut zum Präsident des Medizinischen Fakultätentages gewählt

Würzburger Medizin-Dekan: „Mehr Tempo bei der Reform der Approbationsordnung“

Würzburg. Prof. Dr. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg und Vorstandsmitglied am Universitätsklinikum Würzburg, bleibt Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT) der Bundesrepublik Deutschland. Prof. Frosch bekleidet dieses Amt bereits seit 2019. In der vergangenen Woche wurde er beim Fakultätentag in Essen mit überwältigender Mehrheit für drei weitere Jahre in diesem Amt bestätigt.

„Ich freue mich sehr über dieses Vertrauen. Ein Schwerpunktthema wird nun die Reform der Ärztlichen Approbationsordnung sein. Denn dadurch können Themenfelder wie digitale Kompetenzen, Wissenschaftskompetenz, ambulante Medizin und Interprofessionalität in der Lehre besser vermittelt werden. Hier werden wir als Verband Tempo machen“, so Prof. Frosch.

Zudem werde der MFT weiter daran mitarbeiten, gezielt fachübergreifende Forschungsinfrastrukturen, wie etwa Biodatenbanken, Datenintegrationszentren oder das Netzwerk Universitätsmedizin zu unterstützen und deren Ausbau zu fördern.

Der Medizinische Fakultätentag ist der Verband der Medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Deutschlands. Diese verantworten Lehre und Forschung in der Human- und Zahnmedizin sowie der Gesundheitswissenschaften in über 70 verschiedenen Studiengängen mit insgesamt 100 000 Studierenden.

Hintergrund und weitere Informationen:

https://medizinische-fakultaeten.de

 Zur Person:

Prof. Dr. Matthias Frosch, Jahrgang 1960

1996 bis 2020: Lehrstuhlinhaber für Hygiene und Mikrobiologie an der Universität Würzburg

2006 Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg

2016 Gründungsvorsitzender der Universitätsmedizin Bayern e.V. (UMB)

Seit 2019 Präsident des Medizinischen Fakultätentages, Wiederwahl 2022

Passgenaue Bakterienblocker

Aus dem Online-Magazin EinBlick der Julius-Maximilians-Universität Würzburg: Passgenaue Bakterienblocker

Jörg Vogel und Linda Popella forschen an einer neuen Klasse von Antibiotika.
Jörg Vogel und Linda Popella forschen an einer neuen Klasse von Antibiotika. (Bild: Britta Grigull / HIRI)

Ähnlich wie Impfstoffe gegen das Coronavirus könnten RNA-basierte Antibiotika die Medizin entscheidend voranbringen. Welche Voraussetzungen sie dafür erfüllen müssen, haben Würzburger Forschungsteams untersucht.

Im Kampf gegen die Coronapandemie haben mRNA-basierte Medikamente ihre Fähigkeiten eindrucksvoll bewiesen. Mit Hilfe dieser Technik konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Rekordzeit Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 entwickeln und auf den Markt bringen, die Millionen von Menschen höchst effektiv vor schweren Krankheitsverläufen schützen.

Mit RNA-basierter Medizin lassen sich jedoch nicht nur Viren bekämpfen. Sie gelten unter anderem auch als Kandidaten für eine neue Form von Antibiotika, mit denen bakterielle Infektionen maßgeschneidert behandelt werden können.

Welche Voraussetzungen die Wirkstoffe dabei erfüllen müssen und wie sie im Bakterium arbeiten: Das haben Forscherinnen und Forscher der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) untersucht. Daran beteiligt waren Teams des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie (IMIB) und  des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI). Die Ergebnisse ihrer Arbeit stellen sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nucleic Acids Research vor.

Klassische Wirkstoffe versagen immer häufiger

„Weltweit nimmt die Zahl an antibiotikaresistenten Bakterienstämmen zu; bei immer mehr Menschen versagen die klassischen Wirkstoffe. Wir brauchen deshalb dringend neue Medikamente, mit denen wir diese Krankheitserreger gezielt und effektiv bekämpfen können.“ Mit diesen Worten beschreibt Professor Jörg Vogel den Hintergrund der jetzt veröffentlichten Arbeit. Vogel ist Inhaber des Lehrstuhls für Molekulare Infektionsbiologie I an der JMU und Direktor des HIRI sowie Hauptautor der Studie.

Programmierbare mRNA-Antibiotika könnten die Lösung für dieses Problem sein. Das Prinzip ist einfach: „Wir schleusen kurze Ketten von Basen in Bakterien ein, die so konstruiert sind, dass sie exakt zu bestimmten Genen passen“, erklärt Vogel. Lagern sich die Abschnitte an die mRNA des jeweiligen Gens an, unterbinden sie dessen Proteinproduktion – im Idealfall stirbt das Bakterium in der Folge ab.

Durch das Spiegelbild ausgeschaltet

„Antisense-Technik“ wird diese Vorgehensweise in der Wissenschaft genannt. Die jeweiligen Wirkstoffe sind in ihrer Struktur spiegelbildlich zu einem Gen aufgebaut und können dieses somit höchst wirksam blockieren. Erste Medikamente, die nach diesem Prinzip funktionieren, sind bereits auf dem Markt – beispielsweise gegen die Folgen der spinalen Muskelatrophie oder gegen eine Hepatitis-C-Infektion. mRNA-Antibiotika gibt es bislang nur im Labor.

In ihrer Studie haben sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Bakterienstämme vom Typ „uropathogene Escherichia coli (UPEC)“ konzentriert. Diese sind in der Mehrzahl der Fälle dafür verantwortlich, dass etwa jede zweite Frau einmal in ihrem Leben an einer Harnwegsinfektion erkrankt. Ein übermäßiger Einsatz von Antibiotika in den vergangenen Jahrzehnten hat dazu geführt, dass viele von ihnen gegen die gängigen Therapeutika resistent geworden sind, was insbesondere die Behandlung der häufig wiederkehrenden Harnwegsinfektionen erschwert.

Antworten auf drei zentrale Fragen

Vor allem auf drei Fragen haben die beteiligten Forschungsteams Antworten gesucht. Erstens: Sind die von ihnen entwickelten Wirkstoffe – in diesem Fall handelt es sich um sogenannte Antisense-Peptidnukleinsäuren, die auf mRNAs essentieller bakterieller Gene abzielen – spezifisch, soll heißen: Blockieren sie tatsächlich nur ein bestimmtes Gen? Oder beeinflussen sie möglicherweise auch andere Abschnitte der Erbinformation? Die klare Antwort: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die von uns eingesetzten Basenpaare nur das jeweils vorgesehene Gen blockieren“, so Vogel.

Zweitens: Wie reagiert das Bakterium auf den Versuch, die Wirkstoffe ins Zellinnere einzuschleusen? Antwort: Mit einer Stressreaktion – und damit leider nicht so, wie gewünscht. Das liegt vor allem daran, dass Antisense-Peptidnukleinsäuren vergleichsweise groß sind. Der Stress entsteht deshalb vor allem dann, wenn diese Biomoleküle die Bakterienmembran überwinden.

Eine gute Nachricht folgt jedoch aus der Antwort auf Frage 3: Kann man diese „Basenpaar-Schnipsel“ kleiner machen? Ja, das ist möglich. „Die Wissenschaft ist bisher davon ausgegangen, dass zwischen neun und 14 Basenpaare nötig sind, damit es zu keinen unspezifischen Bindungen an andere Gene kommt“, erklärt Vogel. Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse zeigen hingegen: Neun Basenpaare reichen aus; die Schnipsel können also relativ klein gehalten werden.

Beweis für gute Nachwuchsarbeit

Erstautorin der Studie in Nucleic Acids Research ist Dr. Linda Popella, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Molekulare Infektionsbiologie I. Die junge Immunologin hat damit bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres eine Arbeit in einem hochrangigen Forschungsmagazin veröffentlicht. Für Jörg Vogel ist das ein Beweis für die gute Nachwuchsarbeit, die in den Laboren von HIRI und IMIB geleistet wird.

Insgesamt, so die Autorinnen und Autoren der Studie, zeigen die Ergebnisse, dass sich mRNA-basierte Antibiotika zur Bekämpfung uropathogener Bakterienstämme vom Typ Escherichia coli grundsätzlich eignen. Vor einem Einsatz in der Klinik müsste jedoch noch eine Reihe wichtiger Fragen geklärt werden. Die Dringlichkeit dafür sei hoch: „Wenn wir nicht dabei zusehen wollen, wie antibiotikaresistente Keime die Erfolge moderner Medizin zunichtemachen, brauchen wir neue Werkzeuge, die einen gezielten Einsatz gegen Krankheitserreger ermöglichen“, sagt Jörg Vogel. Die bisherigen Antibiotika seien dazu jedenfalls nicht in der Lage.

Originalpublikation

Comprehensive analysis of PNA-based antisense antibiotics targeting various essential genes in uropathogenic Escherichia coli. Linda Popella, Jakob Jung, Phuong Thao Do, Regan J. Hayward,  Lars Barquist, Jörg Vogel. Nucleic Acids Research, https://doi.org/10.1093/nar/gkac362

Förderung

Die Studie wurde aus Mitteln des Forschungsnetzwerks „Neue Strategien gegen multiresistente Krankheitserreger mittels digitaler Vernetzung“ (bayresq.net) gefördert. In dem Netzwerk arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mehrerer bayerischer Universitäten interdisziplinär in sechs Forschungsprojekten zusammen. Im Fokus stehen dabei die Entwicklung neuer Therapeutika und neue Erkenntnisse über die Auswirkungen von Immunsystem, Mikrobiom oder Metabolom auf das Infektionsgeschehen.

Kontakt

Dr. Britta Grigull, Presse & Öffentlichkeitsarbeit, +49 (0)931-31-81801, britta.grigull@ helmholtz-hiri.de

Von Gunnar Bartsch

Jörg Vogel und Linda Popella forschen an einer neuen Klasse von Antibiotika.
Jörg Vogel und Linda Popella forschen an einer neuen Klasse von Antibiotika. (Bild: Britta Grigull / HIRI)

„Entscheidungshilfe“ für die Immunantwort

Aus dem Online-Magazin EinBlick der Julius-Maximilians-Universität Würzburg: „Entscheidungshilfe“ für die Immunantwort

Elena Vialetto, Erstautorin der Studie, im HIRI-Labor.
Elena Vialetto, Erstautorin der Studie, im HIRI-Labor. (Bild: Luisa Macharowsky / HIRI)

Nur wenn die Menge an Fremd-RNA einen gewissen Schwellenwert übersteigt, lösen bestimmte Systeme in Zellen eine umfassende Immunantwort aus. Das zeigt eine Studie aus dem Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung.

Freund oder Feind? Mit dieser Frage sehen sich Immunsysteme ständig konfrontiert. Sie müssen Eindringlinge ausfindig machen, ohne der zu schützenden Zelle zu schaden. CRISPR-Cas-Systeme erkennen Fremdkörper anhand ihrer Gensequenz. Doch was passiert, wenn Wirtszellen die gleichen genetischen Merkmale aufweisen?

Ein Forschungsteam unter Federführung des Würzburger Helmholtz-Instituts in Kooperation mit der North Carolina State University (USA) hat nun einen Kontrollmechanismus für CRISPR-Systeme mit der Nuklease Cas13 identifiziert: Diese Erkenntnis eröffnet neue Möglichkeiten für den Einsatz von CRISPR-Cas13 zur Behandlung von Erb- und Infektionskrankheiten. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler jetzt in der Fachzeitschrift Cell Host & Microbe veröffentlicht.

Eine heikle Unterscheidung

Fremdkörper vom Wirt zu unterscheiden, ist für Immunsysteme eine große Herausforderung. Erkennen sie einen Eindringling nicht, ist der Wirt einer potenziell tödlichen Infektion ausgesetzt. Stufen sie den Wirt selbst als Fremdkörper ein, kann eine verheerende Autoimmunreaktion die Folge sein.

„Für die Behandlung von Infektions-, Erb- und Autoimmunkrankheiten ist es wichtig zu verstehen, wie Immunsysteme Entscheidungen treffen“, sagt Chase Beisel, korrespondierender Autor der Studie und Leiter der Abteilung „Synthetische RNA-Biologie“ am Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) in Würzburg, einem Standort des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg.

Drei goldene Regeln

Auch CRISPR-Cas-Abwehrsysteme, die natürlicherweise in Bakterien vorkommen und sie vor viralen Angriffen schützen, müssen regelmäßig entscheiden, ob sie eine Immunantwort auslösen oder nicht. Bei Systemen mit der Nuklease Cas13 äußert sich eine solche Abwehrreaktion in einem umfassenden Abbau von Ribonukleinsäure (RNA, von engl. ribonucleic acid), die Zelle wird in einen Ruhezustand versetzt. In dieser Umgebung kann sich das eindringende Virus nicht weiter vermehren, seine Ausbreitung wird eingedämmt.

„Bisher wurde angenommen, dass die Immunreaktion bei CRISPR-Cas13-Systemen ausgelöst wird, sobald zwei Kriterien erfüllt sind: eine Übereinstimmung der Ziel-RNA mit der Leit-RNA des Systems und das Vorhandensein einer zusätzlichen flankierenden Gen-Sequenz“, erklärt Elena Vialetto, Doktorandin am HIRI und Erstautorin der Studie. „Dass auch die Konzentration der Fremd-RNA eine Rolle spielt, war völlig unerwartet.“

Diese zusätzliche „Entscheidungshilfe“ ermöglicht es, zwischen einer akuten und potenziell tödlichen Infektion und einer relativ harmlosen Infektion zu unterscheiden: „Zellen können also entscheiden, inwieweit eine Infektion eine Bedrohung darstellt“, fasst Vialetto zusammen. „Das ist eine bedeutende Erkenntnis, da einige Infektionen auch Vorteile für Bakterien bieten können. Beispielsweise gibt es bestimmte Eindringlinge, die Antibiotikaresistenzgene enthalten und sich nur in das Bakteriengenom integrieren, ohne die Zelle zu töten“, sagt Chase Beisel.

Neue Möglichkeiten für Therapien und Gen-Abschaltung

Die Nuklease Cas13 hat das Potenzial, künftig bei Virenerkrankungen oder zur Abschaltung unerwünschter Gene eingesetzt zu werden. „Es war immer ein Kuriosum, dass Cas13 in Bakterien durch die Spaltung sämtlicher RNA Ruhezustände auslöst, in menschlichen Zellen jedoch nur die Ziel-RNA spaltet. Unsere Arbeit deutet darauf hin, dass die RNA-Konzentration etwas damit zu tun haben könnte“, sagt Vialetto.

Beisel ergänzt: „Das stellt einen zusätzlichen Faktor dar, der bei der Anwendung von Cas13 zur Abschaltung von Genen berücksichtigt werden muss.“ Die Erkenntnisse des Forschungsteams helfen also dabei, die Nuklease besser zu verstehen, und schaffen so die Grundlage für innovative Therapiemöglichkeiten.

In einem nächsten Schritt wollen die Forschenden untersuchen, wie sich dieser Schwellenwert bei anderen CRISPR-Cas-Systemen auswirkt, die RNA erkennen. „Es gibt eine ganze Klasse von Systemen, die sogenannten Typ-III-Systeme, die RNA erkennen, dann aber auf andere Proteine angewiesen sind, um die RNA oder DNA zu spalten. Auch hier könnte die RNA-Konzentration einen großen Einfluss darauf haben, wann eine Immunantwort ausgelöst wird und wie das System zwischen gutartigen und gefährlichen Eindringlingen unterscheidet“, gibt Beisel einen Ausblick auf zukünftige Forschungsansätze.

Die Studie wurde aus Mitteln der Joint Programming Initiative on Antimicrobial Resistance (JPIAMR), der National Institutes of Health (NIH), des bayerischen Forschungsnetzwerks bayresq.net und im Safe Genes Program der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) gefördert.

Originalpublikation

A target expression threshold dictates invader defense and prevents autoimmunity by CRISPR-Cas13. Vialetto E, Yu Y, Collins SP, Wandera KG, Barquist L, Beisel CL (2022). Cell Host & Microbe, DOI: doi.org/10.1016/j.chom.2022.05.013

Das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung:

Das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) wurde im Mai 2017 als gemeinsame Einrichtung des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) gegründet. Mit Sitz auf dem Campus des Würzburger Uniklinikums widmet sich das HIRI als weltweit erstes Institut seiner Art der Rolle von Ribonukleinsäuren (RNAs) in Infektionsprozessen. Auf Basis dieser Erkenntnisse werden in einem integrativen Forschungsansatz neue Therapieansätze entwickelt und diese durch Entwicklung pharmazeutischer Anwendungsformen klinisch anwendbar gemacht.

www.helmholtz-hiri.de

Von Luisa Macharowsky / HIRI

Elena Vialetto, Erstautorin der Studie, im HIRI-Labor.
Elena Vialetto, Erstautorin der Studie, im HIRI-Labor. (Bild: Luisa Macharowsky / HIRI)