Aktuelle Pressemitteilungen

Uniklinikum Würzburg: Deutliche Kapazitätssteigerung bei der stationären multimodalen Schmerztherapie

Nach pandemiebedingten Einschränkungen stehen für eine stationäre multimodale Schmerztherapie am Uniklinikum Würzburg seit diesem Frühjahr nun sechs Betten in der Neurochirurgischen Klinik zur Verfügung. So kann noch mehr Patientinnen und Patienten frühzeitig eine individuelle, konservative Schmerzbehandlung angeboten werden.

Würzburg. Etwa 28 Prozent aller Deutschen leiden an chronischen Schmerzen, von denen Wirbelsäulenbeschwerden einen großen Anteil ausmachen. Viele Betroffene haben begleitende internistische Erkrankungen und sind oft nur schwer medikamentös einzustellen. Auch eine Operation stellt für sie keine zielführende Option dar. Diesen Patientinnen und Patienten kann eine stationäre interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie angeboten werden. Am Uniklinikum Würzburg (UKW) standen hierfür auf der Station IV West der Neurochirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus) bislang drei bis maximal vier Betten zur Verfügung. Nach pandemiebedingten Einschränkungen konnten in diesem Frühjahr die Kapazitäten auf sechs Plätze gesteigert werden. „Damit haben wir die Möglichkeit, noch mehr Patientinnen und Patienten eine individuelle, interdisziplinäre Behandlung anzubieten“, verdeutlicht Dr. Bettina Meyer vom Zentrum für interdisziplinäre Schmerzmedizin (ZiS) des UKW (Leitung: Prof. Dr. Heike Rittner). Die Anästhesistin und Schmerztherapeutin fährt fort: „Die stationäre Aufnahme ist beispielsweise dann nötig, wenn neue Medikationen oder eine Tablettenumstellung eine genaue Beobachtung von Wirkung und Nebenwirkung rund um die Uhr erforderlich machen. Ebenso können bestimmte Eingriffe zur Schmerzbehandlung, etwa eine Therapie direkt an der Nervenwurzel, am besten stationär durchgeführt werden.“ 

Therapeutisch breit angelegt

Der in der Regel dreiwöchige Krankenhausaufenthalt zielt nicht nur auf eine medikamentöse oder invasive Therapie ab, sondern berücksichtigt vorrangig das biopsychosoziale Modell mit allen Facetten der Beweglichkeit, der Persönlichkeit, des psychischen Wohlbefindens sowie des Berufs- und Soziallebens. „Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, den Patientinnen und Patienten aktive Wege zur Schmerzlinderung aufzuzeigen. Im multiprofessionellen Team vermitteln wir unter anderem Übungen zur eigenständigen Förderung von Muskelkraft und Muskeldehnung, Entspannungsmöglichkeiten und ein Verständnis der Schmerzerkrankung“, erläutert Dr. Meyer. Nach Einschätzung von Dr. Michael Kiderlen, Oberarzt der Neurochirurgischen Klinik, kann eine frühzeitige konservative Behandlung letztlich auch dazu beitragen, operative Eingriffe zu verhindern, zeitlich zu verschieben oder zumindest optimal vorzubereiten.

Weitere Details zur stationären multimodalen Schmerztherapie finden sich unter www.ukw.de/behandlungszentren/zentrum-fuer-interdisziplinaere-schmerzmedizin/stationaere-behandlung

 

Online-Lehre für Medizinstudierende in der Ukraine

Viele ukrainische Universitäten benötigen Unterstützung, um den Studienfortschritt ihrer Studierenden zu sichern. Das Projekt „UA-MEDSAT“ der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg hilft hier mit Online-Lehrangeboten.

Online-Meeting von Dozentinnen, die das Lehrangebot für die Medizinstudierenden in der Ukraine durchführen, Projektleiterin Sarah König ist in der sprechenden Funktion.
Online-Meeting von Dozentinnen, die das Lehrangebot für die Medizinstudierenden in der Ukraine durchführen, Projektleiterin Sarah König ist in der sprechenden Funktion.
Die Projektkoordinatorin und Dozentin Halyna Rudenko unterrichtet per Video-Konferenz Medizinstudierende in der Ukraine, wie eine Anamnese bei erkrankten Personen erhoben wird.
Die Projektkoordinatorin und Dozentin Halyna Rudenko unterrichtet per Video-Konferenz Medizinstudierende in der Ukraine, wie eine Anamnese bei erkrankten Personen erhoben wird.

Während in Deutschland die Distanzlehre in großen Teilen wieder auf dem Rückzug ist und Studierende und Lehrende wieder in Präsenz zusammenkommen, ist die digitale Lehre für Studierende aus der Ukraine jetzt unerlässlich. Durch den russischen Angriffskrieg können viele Studierende nicht mehr vor Ort ausgebildet werden. Denn: „Die Anzahl der ärztlichen Dozierenden für die Lehre ist eingeschränkt“ so Professorin Sarah König, Studiendekanin der Medizinischen Fakultät. „Die Zerstörung der universitären Infrastruktur durch ständige Luftangriffe und Artilleriebeschüsse sowie die daraus entstehenden Beeinträchtigungen in der Stromversorgung lassen es nicht zu, dass die Studierenden in den Universitäten anwesend sind“ führt sie weiter aus.

Deshalb will das vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderte Projekt „UA-MEDSAT: Ukraine Medical Satellite Teaching“ ukrainischen Medizinstudierenden die Möglichkeit geben, das Studium mit digitalen Kursangeboten aus Deutschland zu ergänzen. So startete Professorin Sarah König zusammen mit der ärztlichen Projektleiterin Halyna Rudenko, die mit ihrer Familie aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet ist, verschiedene Lehrkooperationen. Mittlerweile sind sechs staatliche Medizinuniversitäten in der Ukraine beteiligt. Das Lehrpersonal mit ukrainischer Herkunft ist in ganz Deutschland verteilt. Es unterrichten insgesamt 12 Dozierende, sie passen sich zeitlich an die jeweiligen Stundenpläne der Partnerunis an.

Mit Rollenspielen und Diskussionen für den medizinischen Alltag üben

Zwei neue Lernmodule wurden auf Ukrainisch als Videokonferenzen konzipiert. Die Inhalte waren bisher in dieser Form nicht in den ukrainischen Curricula abgebildet und sollen den aktuellen Mangel an praktischer Ausbildung ausgleichen.

Im Modul „ärztliche Kommunikation“ lernen die Studierenden, welche Gesprächstechniken es gibt, wie sie die Vorgeschichte zu einer Erkrankung erheben und schwierige Nachrichten überbringen. Die Besonderheit ist hier, dass die Studierenden zunächst unter sich in Rollenspielen üben. Im zweiten Schritt kommen dann ukrainische Schauspielpersonen dazu, mit denen die Gespräche online möglichst realitätsnah trainiert und nachbesprochen werden.

Im Modul „klinische Entscheidungsfindung“ werden Fälle aus verschiedenen Fachrichtungen (z.B. Chirurgie, Innere Medizin oder Kinderheilkunde) diskutiert. Hier geht es darum, dass die Studierenden aus verschiedenen Angaben der erkrankten Personen, deren klinischen Befunden und Untersuchungsergebnissen eine wahrscheinliche Diagnose ableiten und diese begründen. Bei beiden Modulen kommt es den Studierenden in der Ukraine zugute, dass sie auf übersetzte Lehr- und Lernmaterialien aus Würzburg zurückzugreifen können.

Großer Erfolg des Projekts und Erweiterung auf sechs Universitäten

Im September 2022 startete das digitale Lehrangebot zunächst an zwei Standorten und es konnten mehr als 1.000 Studierende unterrichtet werden. Zur Qualitätssicherung wurden die Teilnehmenden zur Online-Lehre befragt und die Bewertungen fielen sehr positiv aus. In einem Kommentar wurde zusammengefasst: „Besonders hat mir die Kommunikation der Dozentin mit uns Studierenden gefallen. Es war wirklich eine angenehme Erfahrung und ich bin sehr dankbar für die neuen Kenntnisse, die ich erhalten habe“.

Das Projekt wird fortgesetzt und für weitere ukrainische Standorte, darunter unsere Partneruniversität Lviv, geöffnet. So können dieses Jahr ca. 2.000 Medizinstudierende unterstützt werden.

„UA-MEDSAT“ bezieht inzwischen eine Folgeförderung über den DAAD und Sarah König und ihr Team konnten für die Medizinische Fakultät insgesamt 250.000 Euro einwerben. Hiermit werden die bestehenden und weitere ukrainische Dozierende und Simulationspersonen, die inzwischen in Deutschland untergekommen sind, vergütet.

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Онлайн-навчання для студентів-медиків в Україні

Багато українських університетів потребують підтримки для забезпечення академічного прогресу своїх студентів. Проєкт "UA-MEDSAT" медичного факультету Вюрцбурзького університету допомагає в цьому, пропонуючи онлайн-навчання.

У той час як у Німеччині дистанційне навчання здебільшого знову відходить на другий план і студенти та викладачі  повертаються до навчання в аудиторії, для студентів з України цифрове навчання зараз є вкрай важливим. Через російську агресивну війну багато студентів більше не можуть навчатися у рідних університетах. Тому що: "Кількість викладачів-медиків для викладання обмежена", - каже професор Сара Кьоніг, декан медичного факультету. "Руйнування університетської інфраструктури внаслідок постійних авіанальотів та артилерійських обстрілів, а також пов'язані з цим перебої в електропостачанні, не дозволяють студентам бути присутніми в університетах", - продовжує вона.

Саме тому проєкт "UA-MEDSAT: медичне супутникове навчання в Україні", що фінансується Німецькою службою академічних обмінів (DAAD), має на меті надати українським студентам-медикам можливість доповнити своє навчання цифровими курсами, що пропонуються в Німеччині. Професор Сара Кьоніг разом з координатором проекту Галиною Руденко, яка разом з родиною переїхала з України до Німеччини, започаткували різні напрямки співпраці у сфері освіти. Наразі до неї залучено шість державних медичних університетів України. Викладацький склад українського походження розподілений по всій Німеччині. Загалом викладають 12 викладачів, які пристосовують свій час до відповідних розкладів університетів-партнерів.

Практика для повсякденного медичного життя з рольовими іграми та дискусіями

Два нові навчальні модулі були розроблені українською мовою у вигляді відеоконференцій. Їхній зміст раніше не був представлений у такій формі в українських навчальних програмах і покликаний компенсувати нинішній брак практичних занять.

У модулі "Медична комунікація" студенти дізнаються, які існують техніки ведення бесіди, як збирати анамнез хвороби та як повідомляти складні новини. Особливістю модуля є те, що студенти спочатку практикуються між собою в рольових іграх. На другому етапі до них приєднуються українські актори (симуляційні пацієнти), з якими максимально реалістично відпрацьовують розмови онлайн, а потім обговорюють їх.

У модулі "Прийняття клінічних рішень" обговорюються випадки з різних дисциплін (наприклад, хірургії, внутрішньої медицини чи педіатрії). Мета полягає в тому, щоб студенти поставили ймовірний діагноз на основі різноманітної інформації, наданої пацієнтом, клінічних даних та результатів обстеження, а також обґрунтували цей діагноз. В обох модулях студенти в Україні мають доступ до перекладених навчально-методичних матеріалів з Вюрцбурга.

Великий успіх проєкту та розширення до шести університетів

У вересні 2022 року пропозиція цифрового викладання була спочатку запущена у двох локаціях, де можна було навчати понад 1 000 студентів. Для забезпечення якості серед учасників було проведено опитування щодо онлайн-навчання, і оцінки були дуже позитивними. В одному з коментарів було сказано: "Мені особливо сподобалося спілкування лектора з нами, студентами. Це був дійсно приємний досвід, і я дуже вдячна за нові знання, які я отримала".

Проект буде продовжено і відкрито для інших українських кампусів, включаючи наш партнерський університет у Львові. Таким чином, цього року ми зможемо підтримати близько 2 000 студентів-медиків.

"UA-MEDSAT" зараз отримує подальше фінансування через DAAD, і Сара Кьоніг та її команда змогли зібрати загалом 250 000 євро для медичного факультету. Ці кошти будуть використані для оплати праці існуючих та додаткових українських викладачів та симуляторів, які переїхали до Німеччини у зв'язку з війною.

 Малюнок 1: Онлайн-зустріч викладачів, які проводять навчальну програму для студентів-медиків в Україні, керівник проекту Сара Кьоніг у ролі спікера.

Малюнок 2: Координатор проекту та викладач Галина Руденко навчає студентів-медиків в Україні, як збирати історію хвороби за допомогою відеоконференції.

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 2. Mai 2023

 

Online-Meeting von Dozentinnen, die das Lehrangebot für die Medizinstudierenden in der Ukraine durchführen, Projektleiterin Sarah König ist in der sprechenden Funktion.
Online-Meeting von Dozentinnen, die das Lehrangebot für die Medizinstudierenden in der Ukraine durchführen, Projektleiterin Sarah König ist in der sprechenden Funktion.
Die Projektkoordinatorin und Dozentin Halyna Rudenko unterrichtet per Video-Konferenz Medizinstudierende in der Ukraine, wie eine Anamnese bei erkrankten Personen erhoben wird.
Die Projektkoordinatorin und Dozentin Halyna Rudenko unterrichtet per Video-Konferenz Medizinstudierende in der Ukraine, wie eine Anamnese bei erkrankten Personen erhoben wird.

Uniklinikum Würzburg: Studie zur Palliativversorgung in Pandemiezeiten als bedeutende Publikation ausgezeichnet

Die Publikation zu einer von Prof. Dr. Birgitt van Oorschot vom Uniklinikum Würzburg geleiteten, multizentrischen Studie erhielt den diesjährigen DMW Walter Siegenthaler Preis. Thema war die Palliativversorgung im Krankenhaus während der Corona-Pandemie

Würzburg.

Die Deutsche Medizinische Wochenschrift (DMW) des Georg Thieme Verlags vergibt jährlich den DMW Walter Siegenthaler Preis. Der mit 5.000 Euro dotierte Award zeichnet Autorinnen und Autoren aus, deren Forschungsarbeit im Vorjahr in der DMW publiziert wurde und „prägenden Einfluss auf Medizin und Gesundheit nahm und nimmt“. Der diesjährige Preis ehrt den im Oktober 2022 veröffentlichten Beitrag „Allgemeine Palliativversorgung im Krankenhaus während der ersten Welle der COVID-19-Pandemie“. Dahinter steht der Forschungsverbund deutscher universitärer Palliativzentren (PallPan, pallpan.de) im vom Bundesforschungsministerium geförderten Netzwerk Universitätsmedizin (NUM). Die Federführung des gemeinsamen Düsseldorf-Würzburger Forschungsprojektes hat Prof. Dr. Birgitt van Oorschot, die Leiterin des Interdisziplinären Zentrums Palliativmedizin des Uniklinikums Würzburg. Ausgangspunkt der Studie war die Vermutung, dass der Infektionsschutz und die Besuchsverbote während der Pandemie die Versorgung palliativer Patientinnen und Patienten sowie die Zuwendung durch Angehörige massiv erschwerten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der PallPan-Forschungsgruppe befragten patientennah tätige Klinikkräfte zu ihren Erfahrungen in dieser Zeit. Demnach verschlechterte sich die Versorgungsqualität der Patientinnen und Patienten in der Pandemie deutlich. Insbesondere die Vereinsamung der Betroffenen wurde als belastend empfunden.

 

Konkrete Empfehlungen für die Zukunft

Basierend auf den Umfrageergebnissen empfehlen die Studienautorinnen und -autoren, in Zukunft verstärkt digitale Möglichkeiten wie videogestützte Familiengespräche anzubieten. Auch könnten Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie Hospiz-Ehrenamtliche noch mehr als bisher auf den Palliativstationen unterstützen. Zudem fordern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Palliativversorgung als einen festen Bestandteil in zukünftige Pandemie- und Krisenpläne zu integrieren. Prof. van Oorschot erläutert: „Es ist wichtig, aus den zurückliegenden Erfahrungen zu lernen und Maßnahmen für die Zukunft zu entwickeln, um den Patientinnen und Patienten jederzeit ein würdevolles Sterben zu ermöglichen.“ Dazu müssten jedoch ausreichend personelle und materielle Ressourcen in den Kliniken geschaffen werden. Und Prof. Dr. Martin Middeke, Vorsitzender der Jury und Schriftleiter der DMW betont: „In Pandemiezeiten fehlen Kapazitäten, um neue Angebote und Strukturen zu etablieren. Deshalb ist es jetzt an der Zeit, auf eine verbesserte Versorgung Schwerkranker und Sterbender hinzuwirken. Die ausgezeichnete Studie bietet dafür sehr konkrete Empfehlungen.“ 

Der DMW Walter Siegenthaler Preis wurde am 24. April 2023 im Rahmen des 129. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) verliehen. 

Die Originalarbeit ist frei zugänglich unter www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1918-6407 

Das Uniklinikum Würzburg informiert über hygienische Händedesinfektion

In Zusammenhang mit der bundesweiten „Aktion Saubere Hände“ informiert das Uniklinikum Würzburg die interessierte Öffentlichkeit über die Bedeutung einer wirksamen Händedesinfektion: Am Mittwoch, den 10. Mai 2023, gibt es an einem Stand in der Magistrale des Zentrums für Operative Medizin Aktionen, Expertenwissen und Infomaterialien.

Würzburg. Die bundesweite „Aktion Saubere Hände“ zielt darauf ab, die Akzeptanz der Händedesinfektion in deutschen Gesundheitseinrichtungen zu verbessern. Das Uniklinikum Würzburg (UKW) beteiligt sich auch in diesem Jahr wieder an einem entsprechenden Aktionstag: Am Mittwoch, den 10. Mai, baut die Zentrale Einrichtung Krankenhaushygiene und Antimicrobial Stewardship des Klinikums in der Magistrale des Zentrums für Operative Medizin (ZOM) an der Oberdürrbacher Straße einen Infostand auf. Hygienefachkräfte demonstrieren hier, wie Hände korrekt desinfiziert werden, denn die hygienische Händedesinfektion ist die effektivste Maßnahme zur Verhütung von Krankenhausinfektionen. Die Ergebnisse der eigenen Händedesinfektion können die Besucherinnen und Besucher vor Ort unter einer UV-Lampe kontrollieren. Ergänzend gibt es Informationen zu Hautpflege und Hautschutz. Neben der Gelegenheit zum Gespräch mit den Fachleuten offeriert der Stand auch kostenlose schriftliche Unterlagen zum Mitnehmen.

Weitere Themen für Fachpersonal

Während sich diese Angebote vor allem an interessierte Laien, wie Patientinnen und Patienten, Besucherinnen und Besucher sowie Studierende richten, nutzt die Zentrale Einrichtung Krankenhaushygiene und Antimicrobial Stewardship den Aktionstag auch, um das klinisch tätige Personal des UKW zu spezielleren Hygienethemen zu informieren. In diesem Jahr geht es um die interaktive Hygienebelehrung auf dem Lernportal des Klinikums.

Der Stand ist von 10:00 bis 15:00 Uhr besetzt.

Prof. Dr. Andrea Wittig-Sauerwein ist neue Direktorin der Klinik für Strahlentherapie am UKW

Innovative Technik steuert dank künstlicher Intelligenz die Bestrahlung am UKW in Echtzeit

Würzburg. Prof. Dr. Andrea Wittig-Sauerwein ist seit Anfang April neue Direktorin der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Sie wechselte von der Uniklinik Jena nach Würzburg. In Jena war sie seit 2017 Direktorin der Strahlenklinik.

„Die Strahlentherapie in Würzburg ist sehr gut aufgestellt und mit dem aktuell laufenden Neubau für die Strahlentherapie werden hier auch optimale neue räumliche Bedingungen geschaffen. Ich freue mich sehr auf die Aufgabe und besonders auf die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen in Würzburg“ so Prof. Wittig-Sauerwein.

Mit Blick auf die technischen Entwicklungen der Strahlentherapie bei der Behandlung von Krebspatienten betont sie: „Gerade hier profitieren die Patientinnen und Patienten enorm vom technischen Fortschritt und der Digitalisierung. Die Strahlentherapie wird immer präziser. Das schont die Patienten spürbar und diese Entwicklung wird weiter anhalten“. Neben der physikalischen Präzision ist es aber auch die patientenindividuelle „biologische Präzision“ in der Krebstherapie, die enorm voranschreite, so die gebürtige Kölnerin. „Auf dem Gebiet der Immuntherapie zählt die Universitätsmedizin Würzburg zu den herausragenden Standorten. Und gerade die Kombination von Strahlentherapie und Immuntherapie ist ein sehr junges Forschungsthema, dass wir hier weiter ausbauen wollen“, so Prof. Wittig. Daher sei gerade die Einbindung in die Strukturen des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen „NCT WERA“ ein großer Pluspunkt für die Patienten.

Mit rund 2.200 stationären Patienten jährlich zählt die Würzburger Klinik zu den größten strahlentherapeutischen Einrichtungen in Deutschland. Die Klinik nutzt zudem als einer der ersten Standorte in Deutschland seit 2022 eines der modernsten Strahlentherapiegeräte („Ethos“). „Damit können wir während der Behandlung in Echtzeit die Strahlungsdosis individuell anpassen. Dieses neue Verfahren, die sogenannte adapative Strahlentherapie, basiert auf Künstlicher Intelligenz (KI) und reagiert direkt auf Veränderungen bei der Position und Größe des Tumors“, so die 51-jährige Medizinerin.

Prof. Dr. Jens Maschmann, Ärztlicher Direktor des UKW, betont: „Wir freuen uns sehr, dass wir Prof. Wittig-Sauerwein für die Leitung der Klinik gewinnen konnten. Gemeinsam wollen wir die hohe Behandlungsqualität für unsere Patienten weiter ausbauen.“  Prof. Dr. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät Würzburg, erklärt: „Die Strahlentherapie ist von einem hohen technischen Innovationsgrad geprägt. Mit der Einbindung in das NCT WERA wird die schnelle Übertragung von aktuellen Forschungsergebnissen in die klinische Praxis speziell in der Würzburger Universitätsmedizin noch weiter gestärkt.“

Prof. Wittig-Sauerwein folgt auf Prof. Michael Flentje, der die Klinik seit 1994 geleitet hat und Ende März in den Ruhestand gegangen ist. 

Zur Person:

Prof. Wittig-Sauerwein, Jahrgang 1971, hat Humanmedizin an der Universität Essen studiert, wo sie auch promoviert wurde und sich mit Untersuchungen einer speziellen Form der Partikelstrahlentherapie habilitierte. Nach der Anerkennung als Fachärztin für Strahlentherapie arbeitete sie zunächst als Oberärztin am Universitätsklinikum Essen und wechselte danach an die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie in Marburg/Gießen, wo sie zur Professorin für Radioonkologie an der Philipps-Universität in Marburg berufen wurde, bevor sie 2017 nach Jena wechselte.

Neubau für die Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie:

Aktuell wird auf dem Luitpold-Campus des UKW ein neues Gebäude für die Klinik für Strahlentherapie errichtet. Derzeit wächst das siebengeschossige Gebäude in die Höhe. Neben der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie wird dort auch eine Palliativstation integriert. Kernstück des Gebäudes sind fünf Bestrahlungsräume, die jeweils einen Linearbeschleuniger zur strahlentherapeutischen Behandlung aufnehmen werden. Die Wände dieser unterirdischen Räume sind teilweise annähernd zwei Meter stark, ihre Herstellung verlief reibungslos. Die Rohbauarbeiten in den Untergeschossen sind abgeschlossen. Aktuell ist das Richtfest für den Herbst geplant. Bei planmäßigem Baufortschritt kann die neue Klinik 2025 ihren Betrieb aufnehmen.  Bauherr ist der Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatliche Bauamt Würzburg.

Tag der Immunologie: Das Immunsystem als Brücke zwischen Gesundheit und Krankheit

Am 29. April wird jedes Jahr auf der ganzen Welt der Tag der Immunologie gefeiert. Der von der European Federation of Immunological Societies (EFIS) ins Leben gerufene Tag soll das Bewusstsein der Öffentlichkeit für die Bedeutung der Immunologie und immunologischen Forschung als Grundlage für die individuelle Gesundheit und das Wohlbefinden stärken. Forschende des Universitätsklinikums und der Universität Würzburg schildern, welche Relevanz die Immunologie in ihrem jeweiligen Fachbereich hat.

 

Experten des UKW zur Relevanz
Den internationalen Tag der Immunologie am 29. April nehmen zahlreiche Expertinnen und Experten aus der Universitätsmedizin Würzburg zum Anlass, um die Relevanz der Immunologie in ihrem jeweiligen Fachbereich zu schildern und zu zeigen, welches Potenzial die immunologische Forschung auf die Gesundheit der Bevölkerung hat.

Killerzellen, Fresszellen, Gedächtniszellen oder Helferzellen. Sie alle sind wichtige Kämpfer in unserem Immunsystem, die unseren Körper vor Krankheitserregern wie Bakterien, Viren und Pilzen sowie Giften schützen. Warum wir diesen Abwehrmechanismen nicht erst Aufmerksamkeit schenken sollten, wenn sie uns im Stich lassen, und wie die Immunologie, also die Lehre der Grundlagen dieser Abwehrmechanismen sowie der Störungen und Fehlfunktionen, unsere Gesundheit verbessern kann, verdeutlichen Fachleute aus verschiedenen Disziplinen am Universitätsklinikum Würzburg und an Instituten der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. 

Balance zwischen Toleranz und Abwehr - zu Beginn unseres Lebens ist unser Immunsystem besonders formbar

Schon mit der Geburt muss sich das kindliche Immunsystem an die neue Umwelt anpassen und lernen, bedrohliche Einflüsse wie Infektionen abzuwehren. „Dabei spielen die Besiedlung mit Keimen, das Mikrobiom, aber auch Infektionen selbst entscheidende Rollen, um das Immunsystem zu trainieren und eine Balance zwischen Toleranz und Abwehr einzustellen“, weiß Prof. Dr. med. Dorothee Viemann, Ko-Sprecherin des Sonderforschungsbereichs DECIDE - DECisions in Infectious DisEases und Leiterin der Translationalen Pädiatrie am Uniklinikum Würzburg. Sie betont, dass das Immunsystem von Neugeborenen nicht unreif ist, sondern sinnvoll für die neuen Aufgaben programmiert. „In den ersten Lebensjahren nach der Geburt sind alle Einflüsse auf des Immunsystem derart prägend, dass sie nachhaltig die spätere Funktion unseres Immunsystems und damit über Gesundheit und Krankheit bestimmen.“

Immundefekte und Autoinflammatorische Erkrankungen früh erkennen und therapieren 

Es gibt jedoch auch angeborene Erkrankungen des Immunsystems, die bereits im frühen Kindesalter zur Immunschwäche und Anfälligkeit für schwere Infektionen führen. Auf der anderen Seite können chronische Entzündungen und immer wiederkehrende Fieberschübe als Folge einer Störung des Immunsystems auftreten. „Die Früherkennung dieser Erkrankungen des Immunsystems ist extrem wichtig, um den erkrankten Kindern Leid zu ersparen und die Behandlungsprognose deutlich zu verbessern“, betont Privatdozent Dr. Henner Morbach, Leiter der Pädiatrischen Entzündungsmedizin an der Kinderklinik des UKW und Sprecher des Zentrums für Primäre Immundefekte und Autoinflammatorische Erkrankungen (ZIDA). „Durch eine Stammzelltransplantation lassen sich viele dieser Erkrankungen heilen. Unser Immundefektzentrum am UKW bietet als eines der wenigen Zentren in Deutschland die Möglichkeit zur umfangreichen Diagnostik und Therapie an. Die Erforschung der Ursachen dieser genetischen Erkrankungen hilft uns zudem, das Immunsystem des Menschen besser zu verstehen.“ Um die Erkennung, Erforschung und Behandlung von Erkrankungen des Immunsystems bei Kindern und Jugendlichen voranzutreiben, haben sich Fachleute aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Immunologie (API) zusammengeschlossen. Henner Morbach richtet in diesem Jahr die Jahrestagung der API vom 04.-06.05.23 im Kloster Banz aus.

Um gesund zu bleiben oder zu werden, brauchen wir das Immunsystem, sei es im Rahmen von Entzündungsreaktionen, Heilungsprozessen, Tumorabwehr, Abwehr von Infektionserregern, im Austausch mit dem Mikrobiom oder in Entwicklung und Alterung

Eine Expertin für Kinder- und Jugendmedizin und Immunologie ist auch Prof. Dr. Martina Prelog. In ihrem Fachbereich der Pädiatrischen Rheumatologie und Speziellen Immunologie erforscht sie mit ihrem Team die Entzündungsmechanismen im Rahmen von Autoimmunerkrankungen und beschäftigt sich mit der Infektionsimmunologie. „Unser Immunsystem bleibt fit, indem eine ausbalancierte immunologische Interaktion mit unserer Umwelt und der Selbsttoleranz stattfindet. Um gesund zu bleiben oder zu werden, brauchen wir das Immunsystem, sei es im Rahmen von Entzündungsreaktionen, Heilungsprozessen, Tumorabwehr, Abwehr von Infektionserregern, im Austausch mit dem Mikrobiom oder einfach nur in Entwicklung und Alterung.“ 

Direkt am Tag der Immunologie, am 29. April, um 16 Uhr, spricht Martina Prelog beim Webinar der Deutschen Gesellschaft für Immunologie zum Thema „Warum sollte ich mein Kind impfen lassen?“. Ihre Kollegin Prof. Dr. Eva Peters von der Justus-Liebig Universität Gießen verrät, wie wir unser Immunsystem fit halten können. Die Teilnahme ist kostenfrei, Anmeldungen sind über die Webseite "Immunologie für jedermann" der Deutschen Gesellschaft für Immunologie e.V. möglich.

Immunstatus kontrollieren und Impflücken schließen

Ein Befürworter des Impfens ist auch Dr. Manuel Krone, kommissarischer Leiter Zentrale Einrichtung Krankenhaushygiene und Antimicrobial Stewardship: „Das Immunsystem ist die wichtigste Barriere unseres Körpers gegenüber Infektionserregern. Daher ist es gerade auch in der Krankenhaushygiene von großer Bedeutung, wie dieses, zum Beispiel. durch Impfungen, gestärkt werden kann und schwächende Einflüsse, etwa durch Immunsuppressiva oder Auskühlung, reduziert. Daneben ist die Beurteilung des Immunstatus wichtig, um abzuschätzen, welche zusätzlichen Schutzmaßnahmen gegenüber Infektionserregern notwendig sind.“ Sein Appell: „Kontrollieren Sie Ihren Impfpass und schließen Sie Impflücken!“

Lebensbedrohliche Pilzinfektionen treten dann auf, wenn unser Immunsystem nicht funktioniert!

Impfungen, zum Beispiel gegen Grippe und Pneumokokken, empfiehlt ebenfalls Prof. Dr. Oliver Kurzai, Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) und Vorstand des Instituts für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg. „Impfungen sind ein gezieltes Fitness-Training für unser Immunsystem. Darüber hinaus hilft unserem Immunsystem ein gesunder Lebensstil: ausgewogenes Essen, Bewegung und frische Luft.“ Als Nationales Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen sehen Oliver Kurzai und seine Kolleginnen und Kollegen jeden Tag, dass der Ausfall unseres Immunsystems dramatische Auswirkungen haben kann. „Lebensbedrohliche Pilzinfektionen treten dann auf, wenn unser Immunsystem nicht funktioniert! Besonders wichtig für den Schutz sind unsere Immunzellen. Gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern am Uniklinikum Würzburg arbeiten wir daran, das besser zu verstehen und in Zukunft Immunzellen zur Behandlung von Pilzinfektionen einzusetzen.“

Die Interaktion von Immunzellen mit Schimmelpilzen

Ein Kooperationspartner ist die AG Löffler, deren Forschungsfokus auf Funktionsanalysen des Immunsystems liegt, besonders bei Personen, deren Immunsystem, beispielsweise durch eine Chemotherapie, nicht effektiv funktioniert. „Diese Problematik betrifft fast alle Immunzellen“, erklärt Prof. Dr. Jürgen Löffler. „Wir beschäftigen uns insbesondere mit der funktionalen Analyse von Immunzellen in deren Interaktion mit humanpathogenen Pilzen (Schimmelpilze), auch im Zusammenspiel dieser Pilze mit Viruserkrankungen. Wir möchten verstehen, welche Immunzellen wie auf Schimmelpilze reagieren, warum sie bestimmte Defekte haben, und wie wir solchen Immunzellen helfen können, Pilzinfektionen besser abzuwehren.“

Bei Rheuma und immunologischen Erkrankungen richtet sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper

Die Auswirkungen von fehlgesteuerten Immunzellen sieht Privatdozent Dr. Marc Schmalzing, Leiter des Schwerpunkts Rheumatologie und Klinische Immunologie am UKW Tag für Tag. Bei rheumatischen und immunologischen Erkrankungen richtet sich das Immunsystem zum Beispiel gegen den eigenen Körper, die Immunzellen reagieren über oder verlieren ihre Funktion. „Ein wichtiger Forschungsschwerpunkt in unserem Zentrum für Riesenzellarteriitis (ZeRi) sind die Großgefäßvaskulitiden, bei der das Immunsystem die Strukturen der Hauptschlagader und größere Gefäßabgänge der Aorta angreift und Entzündungen verursacht“, berichtet Marc Schmalzing. 

„Unsere Therapien können diese Fehlsteuerung der angeborenen und erworbenen Immunzellen gezielt beeinflussen, indem sie beispielsweise bestimmte immunologische Botenstoffe blockieren.“

Behandlung von Hauttumoren mit Antikörper-basierten Immuntherapien

Als Fluch und Segen zugleich sieht Prof. Dr. Bastian Schilling, das Immunsystem. „Gerät es aus der Balance, entstehen verschiedenste entzündliche Hautkrankheiten, berichtet der Leiter der AG Translationale Tumorimmunologie und Immuntherapie in der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie. „Erfreulicherweise können wir diese Entzündungen häufig durch immer präzisere Immunmodulatoren erfolgreich behandeln. Gleichzeitig werden Hauttumoren vom Immunsystem oftmals spontan erkannt. Wir können dieses Phänomen durch Antikörper-basierte Immuntherapien nutzen, um selbst sehr fortgeschrittene Tumoren zu behandeln und teilweise dauerhaft unter Kontrolle bringen.“

Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Astrid Schmieder arbeitet zum Beispiel daran, Tumor-assoziierte Makrophagen umzuprogrammieren: „Die Makrophagen, auch als Fresszellen bekannt, können unter geeigneten Umständen das Wachstum von Krebszellen fördern“, erläutert die Dermatologin. „Wir versuchen sie so zu verändern, dass sie gegen den Prozess der Tochtergeschwulstbildung, der Metastasierung agieren und den Tumor angreifen.“

Immuntherapie: CAR-T-Zellen zählen zu den großen Hoffnungsträgern in der Krebsmedizin

„Unser Immunsystem ist die beste Waffe gegen Krebs!“ Davon ist auch Privatdozent Dr. Leo Rasche überzeugt von der Medizinischen Klinik und Poliklinik II am UKW überzeugt. Man müsse dem Immunsystem aber manchmal auf die Sprünge helfen, sonst kann es die Tumorzellen nicht erkennen und beseitigen. „In der Hämatologie und Onkologie machen wir das mithilfe von CAR-T-Zellen, bispezifischen Antikörpern und sogenannten Checkpoint-Inhibitoren. Dabei leisten vor allem die T-Zellen eine wichtige Arbeit. Diese Zellen sind Serial Killer, eine einzige kann tausende Tumorzellen beseitigen.“ Prof. Dr. Michael Hudecek ergänzt: „Mit Hilfe dieser intelligenten CAR-modifizierten Immunzellen ist es möglich, selbst weit fortgeschrittene Krebserkrankungen wirkungsvoll zu behandeln. CAR-modifizierte Immunzellen als „lebendes Medikament“ sind in der modernen Medizin eine der vielversprechendsten Behandlungsmethoden gegen Krebs.“ Hudecek ist Professor für Zelluläre Immuntherapie und einer der weltweit führenden Wissenschaftler für die CAR-T-Zelltherapie. Er koordiniert unter anderem das EU-Projekt T2EVOLVE, eine Allianz führender akademischer und industrieller Akteure in der Krebsimmuntherapie und das EU Projekt CARAMBA zu klinischen Studien mit CAR-T-Zellen.

Das Uniklinikum Würzburg spielt bei der Erforschung, Anwendung und Ausweitung dieses neuen Arzneimittelprinzips eine international bedeutende Rolle. Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II und Sprecher des NCT-Standortes WERA, gilt als Meinungsführer in der CAR-T-Zelltherapie, er hat diese als erster in Europa klinisch eingesetzt: „Wir waren an sämtlichen Zulassungen für die verschiedenen Indikationen mit hochrangig publizierten Studien beteiligt.“ Darüber hinaus ist Hermann Einsele Co-Sprecher in drei verschiedenen Transregio Sonderforschungsbereichen: Im Transregio TRR 124 „FungiNet“ beschäftigen wir uns u.a. mit neuausgerichteten Immunzellen in der Bekämpfung von Pilzinfektionen, im TRR721 „Steuerung der Transplantat-gegen-Wirt- und Transplantat-gegen-Leukämie-Immunreaktionen nach allogener Strammzelltransplantation“ mit genetischer Manipulation und Antikörper-vermittelter Immunaktivierung gegen Tumorzellen und schließlich im TRR 338 „LETSImmun – Lymphozyten Engineering für Therapeutische Synthetische Immunität“ mit dem Einsatz von genetisch manipulierten Immunzellen bei Infektionen, Tumorerkrankungen und Autoimmunerkrankungen.

Blutplättchen steuern nicht nur die Blutgerinnung, sondern auch Entzündung und Immunantwort

Neben den weißen Blutzellen, den Leukozyten, haben auch die Blutplättchen, die so genannten Thrombozyten, wichtige Funktionen im Immunsystem. Neuere Forschungen zeigen immer deutlicher, dass Blutplättchen nicht nur wesentlich für die Blutgerinnung sind, sondern auch zentral an der Steuerung von Entzündungsprozessen und der Immunantwort beteiligt sind, indem sie das Zusammenspiel von Immunzellen und der Gefäßwand koordinieren und antreiben. Mit diesen gänzlich neuen und klinisch hochrelevanten Funktionen der Thrombozyten beschäftigt sich der Sonderforschungsbereich Transregio 240 (TRR 240) unter der Leitung von Prof. Dr. Bernhard Nieswandt, der auch Direktor des Instituts für Experimentelle Biomedizin ist. So wurde in Würzburg der nunmehr international etablierte Begriff der Thrombo-Inflammation geprägt, um diese neuen Krankheitsprozesse zu beschreiben. „Thrombo-Inflammation spielt bei einer stetig wachsenden Zahl von Krankheitsgeschehen, wie Schlaganfall, akutes Atemnotsyndrom, Sepsis, aber auch bei Tumorerkrankungen eine entscheidende Rolle, was weitreichende Möglichkeiten für neue Therapieansätze eröffnet“, ist Bernhard Nieswandt überzeugt. So wurden basierend auf den grundlegenden Arbeiten am Uniklinikum Würzburg bereits erste Medikamente entwickelt, die in den Prozess der Thrombo-Inflammation eingreifen. Derzeit befinden sich therapeutische Antikörper gegen den Gerinnungsfaktor XII und den Blutplättchen-Rezeptor GPVI in der klinischen Erprobung, wobei erste Ergebnisse sehr vielversprechend sind.

Thrombo-Inflammation bei Schlaganfall

PD Dr. Michael Schuhmann, Leiter des Klinischen Labors in der Neurologischen Klinik und Poliklinik am UKW verdeutlicht noch einmal die Relevanz des Immunsystems bei Schlaganfall: „Direkt während eines Schlaganfallereignisses und somit viel früher als bisher angenommen kommt es zu einer massiven lokalen Entzündungsreaktion. Dabei sind T-Zellen und neutrophile Granulozyten beteiligt und Blutplättchen greifen steuernd ein. Wir konnten erste wichtige Signalmoleküle dieses Zusammenspiels zwischen Blutplättchen und Immunzellen experimentell und sogar unter Zuhilfenahme lokaler Biomarker bei Schlaganfallpatienten identifizieren.“ Die Verfahren zur lokalen Biomarkergewinnung haben die Kooperationspartner der Neuroradiologie, Dr. Alexander Kollikowski und Prof. Dr. Mirko Pham, etabliert. „Es ist eine der wichtigsten Fragen der Schlaganfallforschung, ob es auch im Menschen zu einer gegen das Gehirn gerichteten Immunantwort kommt, die dem Tiermodell ähnlich ist. Die große Bedeutung dieser Frage liegt darin, dass man durch experimentelle Hemmung von Entzündung, das Absterben von Gehirngewebe durch Schlaganfall bereits deutlich verlangsamen kann“, verdeutlicht Prof. Dr. Mirko Pham, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie. Nach der technischen Errungenschaft des letzten Jahrzehnts, dass man verschlossene Gehirngefäße mit Mikrokathetern rasch wiedereröffnen kann, wäre dies beim Menschen nun der nächste dringend benötigte Durchbruch in der Schlaganfallmedizin. „Wir konnten mit Mikrokathetern direkt vor Gefäßeröffnung winzige Blutproben direkt aus der betroffenen Gehirnregion im akuten Schlaganfall beim Menschen gewinnen. Darin konnten wir Thrombo-Inflammation nachweisen und dass die akute Entzündungsreaktion über die arteriellen Umgehungskreisläufe des Gehirns vermittelt wird. Diese wenigen Tropfen Blut enthalten also wichtige molekulare und zelluläre Informationen. Sie liefern lokale Biomarker, um neue Therapieansätze früh zu entdecken und dann zuerst im Tiermodell zu testen.“

Immunkardiologie: Die regenerative Macht des Immunsystems auf unser Herz

Darüber hinaus hat sich Würzburg weltweit einen Namen in der aufstrebenden Fachrichtung Immunkardiologie gemacht. „Auch im Herzen spielt das Immunsystem eine wichtige Rolle – mit mal positiven und mal negativen Effekten“, berichtet Prof. Dr. Stefan Frantz, Direktor der Medizinischen Klinik I am UKW und Sprecher des Sonderforschungsbereichs 1525 „Interaktionen zwischen Herz und Immunsystem". „Unser Immunsystem verhindert zum Beispiel, dass unser Herz aus dem Takt gerät, es beeinflusst die Alterung des Herzens und ist wichtig, um zerstörtes Herzgewebe, etwa nach einem Herzinfarkt, wieder richtig heilen zu lassen. Auf der anderen Seite kann eine Überaktivierung des Immunsystems die Funktion des Herzens auch negativ beeinflussen. Im Sonderforschungsbereich "Cardioimmune Interfaces" (SFB 1525) beschäftigen wir uns mit genau diesen Interaktionen zwischen Herz und Immunsystem. Mithilfe der gewonnenen Erkenntnisse wollen wir die Diagnostik verbessern und ein Fundament für zielgerichtete immunmodulatorische Therapien legen.

Systemimmunologie: Das Immunsystem als unerlässlicher Bestandteil aller Organe

Ein starker Partner sowohl im SFB „Cardioimmune Interfaces“ als auch in vielen weiteren Forschungsprojekten am UKW ist die Max-Planck Forschungsgruppe Systemimmunologie. Sie wird geleitet von Prof. Dr. Wolfgang Kastenmüller, Leiter des Lehrstuhls für Systemimmunologie I, und Prof. Dr. Georg Gasteiger, Leiter des Lehrstuhls für Systemimmunologie II. Die Experten fassen zusammen: „Immunzellen spielen eine Rolle bei sehr unterschiedlichen Prozessen im Körper, zum Beispiel der Regulation des Stoffwechsels, des regelmäßigen Herzschlags, und der aktiven Erhaltung der Gesundheit durch Steuerung der Gewebserneuerung. Als fester Bestandteil der Gewebe unterstützen lokal ansässige auf ihre Umgebung spezialisierte Immunzellen deren Funktion, Wachstum und Reparatur und interagieren vor Ort mit den Organen.“

 

Die einzelnen Statements mit entsprechendem Porträt sind auch auf der UKW-Forschungsseite unter Links zu finden. 

Experten des UKW zur Relevanz
Den internationalen Tag der Immunologie am 29. April nehmen zahlreiche Expertinnen und Experten aus der Universitätsmedizin Würzburg zum Anlass, um die Relevanz der Immunologie in ihrem jeweiligen Fachbereich zu schildern und zu zeigen, welches Potenzial die immunologische Forschung auf die Gesundheit der Bevölkerung hat.

Welches Medikament hilft bei einem akuten Gichtanfall?

In der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Studie COPAGO prüfen die Universitätskliniken Göttingen, Greifswald und Würzburg die Wirksamkeit der Medikamente Prednisolon und Colchicin in der hausärztlichen Versorgung eines akuten Gichtanfalls

Das Bild zeigt die Ablagerungen der Harnsäurekristalle an Fingern und Füßen
In der Studie COPAGO prüfen die Universitätsstandorte Göttingen, Greifswald und Würzburg die Wirksamkeit der Medikamente Prednisolon und Colchicin in der hausärztlichen Versorgung eines akuten Gichtanfalls. Bei der Stoffwechselerkrankung Gicht (Arthritis Urica) lagern sich Harnsäurekristalle an Gelenken ab und verursachen Entzündungen. © UKW / brgfx über freepix

Die Gelenke schwellen an, werden rot und heiß und extrem druckempfindlich. Selbst eine leichte Bettdecke kann bei einem akuten Gichtanfall zur Qual werden. 1 bis 2 Prozent der Bevölkerung leidet an der Stoffwechselerkrankung Gicht (Arthritis Urica), bei der sich winzige, nadelförmige Harnsäurekristalle in den Gelenken ablagern und Entzündungen auslösen. 

Prednisolon im Vergleich zu Colchicin

Was hilft am besten gegen die Schmerzen? Bei dieser Frage scheiden sich die Fachgesellschaften, weil ein direkter Vergleich von zwei empfohlenen Präparaten, Prednisolon und Colchicin, bisher nicht erfolgt ist. Die vergleichende Studie COPAGO soll jetzt Klarheit über die Wirksamkeit der beiden Medikamente bringen. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Studie ist ein Kooperationsprojekt zwischen den allgemeinmedizinischen Instituten der Universitätsmedizin Greifswald (Leitung Prof. Dr. Jean-Francois Chenot), Göttingen und Würzburg sowie der hausärztlichen Praxen aus den jeweiligen Forschungsnetzen der drei Standorte.

Kooperation mit Hausarzt-Praxen der Region

Über die Universitätsstandorte Greifswald, Göttingen und Würzburg sind rund 60 Hausarztpraxen in COPAGO eingebunden. Insgesamt sollen 314 Personen, die an einem akuten Gichtanfall leiden und sich innerhalb eines Tages nach Auftreten der Symptome in der Hausarztpraxis vorstellen, in die Studie eingeschlossen werden. Die Studienteilnehmenden werden randomisiert, also zufällig einer Behandlung zugeordnet. Sowohl das Studienteam als auch Patientin oder Patient erfahren nicht, welches der beiden zugelassenen Medikamente über einen Zeitraum von fünf Tagen eingenommen wird. 

Ziel ist Klarheit über Wirksamkeit der Medikamente und Leitlinienempfehlung

„Die Ergebnisse werden mit einiger Spannung erwartet. Denn einen direkten Vergleich der Wirksamkeit von Colchicin und Prednisolon existiert bisher nicht“, erläutert Julia Freyer Martins Pereira von der Abteilung Allgemeinmedizin des Instituts für Community Medicine der Greifswalder Unimedizin. Ildikó Gágyor, die gemeinsam mit Anne Simmenroth das Institut für Allgemeinmedizin am Uniklinikum Würzburg leitet, ergänzt: „Wir hoffen, dass wir mit den Ergebnissen eine belastbare Grundlage für die Leitlinienempfehlungen schaffen und die Hausärztinnen und Hausärzte somit eine aussagekräftige Datenlage haben, wenn sie Betroffene mit einem akuten Gichtanfall behandeln.“

Harnsäurekristalle lagern sich an Gelenken ab und verursachen Entzündungen 

Zusätzlich zum Wirkstoff erhalten übrigens alle Probandinnen und Probanden das Angebot, einmalig ihre Füße mittels Computertomografie untersuchen zu lassen. Dabei wird überprüft, ob und wie viele Harnsäurekristalle dort vorhanden sind. Wenn die Niere nicht genügend Harnsäure ausscheiden kann, sammelt sich die Harnsäure im Blut. Bei einem Übermaß bilden sich Harnsäurekristalle, die sich im Gewebe und an Gelenken ablagern, zu Entzündungen führen und Gichtanfälle auslösen.“

Daher sei es wichtig, dass die Nieren gut funktionieren, bekräftigt Alexandra Greser aus dem Institut für Allgemeinmedizin des UKW. „Aber auch Erkrankungen wie Krebs oder Blutbildungsstörungen sowie Nebenwirkungen bestimmter Medikamente können zu einem erhöhten Harnsäurespiegel führen. Zu den wissenschaftlich nachgewiesenen Risikofaktoren für Gicht, die wir selbst beeinflussen können, gehört der regelmäßige Verzehr großer Mengen an Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten, zuckerhaltige Getränke, Alkohol und schließlich Übergewicht.“

 

Weitere Informationen zu COPAGO stehen auf der Studien-Homepage.

 

Das Bild zeigt die Ablagerungen der Harnsäurekristalle an Fingern und Füßen
In der Studie COPAGO prüfen die Universitätsstandorte Göttingen, Greifswald und Würzburg die Wirksamkeit der Medikamente Prednisolon und Colchicin in der hausärztlichen Versorgung eines akuten Gichtanfalls. Bei der Stoffwechselerkrankung Gicht (Arthritis Urica) lagern sich Harnsäurekristalle an Gelenken ab und verursachen Entzündungen. © UKW / brgfx über freepix