Aktuelle Pressemitteilungen

Fachfortbildung am Uniklinikum Würzburg: Häufige Hormonerkrankungen richtig diagnostizieren

Das Uniklinikum Würzburg lädt alle interessierten Ärztinnen und Ärzte zur 17. Fachfortbildung „Praktische Endokrinologie“ ein. Am Mittwoch, den 25. Oktober 2023 geht es dabei schwerpunktmäßig um die richtige Diagnosestellung bei häufigen endokrinologischen Erkrankungen.

Titelbild Flyer Veranstaltung Praktische Endokrinologie

Die 17. Neuauflage der Vortragsreihe „Praktische Endokrinologie“ des Uniklinikums Würzburg (UKW) trägt den Untertitel „Was können Sie in Ihrer Praxis selbst machen und welche Patienten sollten zum Endokrinologen geschickt werden?“.

„Wir sprechen damit vor allem die niedergelassenen Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner unserer Region an und beziehen uns inhaltlich auf die ersten diagnostischen Schritte bei verbreiteten endokrinologischen Erkrankungen“, erläutert Prof. Dr. Martin Fassnacht, der Leiter des Lehrstuhls Endokrinologie und Diabetologie an der Medizinischen Klinik I des UKW.

Die kostenlose Fachveranstaltung findet am Mittwoch, den 25. Oktober 2023 um 17:00 Uhr im Hörsaal des Zentrums für Operative Medizin des UKW an der Oberdürrbacher Straße statt.

„Wir organisieren den Abend in enger Abstimmung mit niedergelassenen Endokrinologinnen und Endokrinologen, die auch als Vortragende zu Wort kommen“, verdeutlicht Prof. Fassnacht. Geklärt werden sollen unter anderem Fragen wie: Gewichtszunahme – wann sind die Hormone schuld? Testosteron beim Mann – wann messen und wie interpretieren? Hypertonie – wer muss endokrinologisch abgeklärt werden? Auffällige Werte beim TSH – wie weiter vorgehen?

 

Das vollständige Programm findet sich im Veranstaltungskalender der Medizinischen Klinik I des UKW unter www.ukw.de/medizinische-klinik-i.

Für eine Teilnahme an der gut zweistündigen Fortbildung ist eine Anmeldung bis 16. Oktober über https://tinyurl.com/27k3qgek wichtig.

Titelbild Flyer Veranstaltung Praktische Endokrinologie

Kleine Schritte, große Wirkung – Bewegung bei Krebs

Die Bewegungstherapie ist inzwischen ein wichtiger Bestandteil während einer Krebsbehandlung. Studien zeigen: Krebspatientinnen und -patienten profitieren davon, körperlich aktiv zu sein oder sich sportlich zu betätigen. Wie Bewegung einen günstigen Therapieverlauf fördert und sich positiv auf die Lebensqualität auswirkt, beschreibt ab 15. August 2023 die neue Folge „Kleine Schritte, große Wirkung – Bewegung bei Krebs“ im Podcast „Krebsforschung im Gespräch“ der CCC Allianz WERA.

Bewegung und sportliche Aktivität beugen nicht nur vor, sondern haben auch therapeutische Wirkungen und verbessern die Lebensqualität. Bewegungstherapie sollte ab dem Moment der Krebsdiagnose therapiebegleitend eine wichtige Rolle spielen. Ziel ist, die körperliche Leistungsfähigkeit der Patientinnen und Patienten zu erhalten bzw. zu fördern, das Wohlbefinden zu erhöhen und insbesondere einem Bewegungsmangel vorzubeugen – alles angepasst an die individuellen Möglichkeiten und Bedürfnisse.

Podcast Folge 10: Bewegung bei Krebs
Podcast Folge 10: Bewegung bei Krebs. Grafik Johannes Allgeier, Universität Würzburg

Jeder Schritt zählt, ist er noch so klein

In der neuen Folge des Podcasts „Krebsforschung im Gespräch“ kommt Anne Kollikowski, Sport- und Therapiewissenschaftlerin aus dem Team der Komplementären Onkologie Integrativ (KOI) am Comprehensive Cancer Center Mainfranken (CCC MF), zu Wort. Sie begegnet Krebserkrankten, deren Interesse und Motivation an körperlicher Aktivität oftmals groß sind – es herrschen aber auch Angst, Unsicherheit oder Unwissen vor.

Welche Bewegungsformen empfehlen sich in welchem Ausmaß bei welcher Therapie? Hier gilt es, in einer individuellen Beratung und nach Rücksprache mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Physiotherapeutinnen und -therapeuten einen angepassten Plan aufzustellen. Dieser sollte sich gut in den Alltag während und nach der Therapie einbauen lassen. „Jeder Schritt zählt, ist er noch so klein“, ist das Motto der Sport- und Therapiewissenschaftlerin. Gemeinsam findet sie mit ihren Patientinnen und Patienten heraus, welche Art von Bewegung und in welcher Intensität diese sich eignet.

Bewegung soll auch Spaß machen

Die Studienlage zeigt: Bewegung kann starke Erschöpfung (Fatigue), Depressionen, Schlafstörungen und weitere Begleiterscheinungen einer Krebstherapie lindern. Dabei ist körperliche Bewegung nie der Ersatz einer medizinischen Therapie, sondern ergänzt und fördert den Therapieverlauf. „Bewegung soll auch Spaß machen“, sagt Kollikowski und empfiehlt, sportliche Aktivitäten moderat über den Tag zu verteilen und in den Alltag einzubauen.

Anne Kollikowski gibt in der Podcast-Folge zudem praktische Tipps, die alle Zuhörenden – auch im Hinblick auf die Prävention von Krebs – angehen, und berichtet über ausgewählte wissenschaftliche Studien, die das Ziel verfolgen, Bewegungsempfehlungen für verschiedene Krankheitssituationen weiterzuentwickeln.

Einblicke in den Arbeitsalltag

Im Podcast „Krebsforschung im Gespräch“ sprechen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Comprehensive Cancer Center Allianz WERA über aktuelle Themen der Krebsforschung, geben Einblicke in ihren Arbeitsalltag und erklären einfach und verständlich, wie und an welchen Themen sie forschen. Bis Oktober 2023 erscheint jeweils am 1. und 15. eines Monats eine neue Folge auf den gängigen Audio-Streaming-Plattformen wie Spotify und Apple Podcasts. Die Folge „Kleine Schritte, große Wirkung – Bewegung bei Krebs“ ist ab 15. August 2023 zu hören.

Website CCC Allianz WERA: https://www.ccc-wera.de/podcast/

Kontakt: Annette Popp, CCC MF, E-Mail: popp_a3@ ukw.de, Tel. 0931 201-35864

Podcast Folge 10: Bewegung bei Krebs
Podcast Folge 10: Bewegung bei Krebs. Grafik Johannes Allgeier, Universität Würzburg

Erfolgreiche Rezertifizierung des Uniklinikums Würzburg zum Cardiac Arrest Center

Bei Patientinnen und Patienten, die nach einem Herz-Kreislaufstillstand außerhalb von Krankenhäusern erfolgreich reanimiert wurden, ist der Krankheitsverlauf ganz wesentlich von der Fachkompetenz und der Ausstattung der weiterbehandelnden Klinik abhängig. Die Rezertifizierung zum Cardiac Arrest Center bestätigt erneut, dass das Uniklinikum Würzburg diese Anforderungen voll erfüllt.

Reanimation nach einem plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand
Nach einem plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand ist neben einer erfolgreich durchgeführten Reanimation für die Überlebenschancen der Betroffenen eine Weiterbehandlung in einer spezialisierten Klinik von zentraler Bedeutung. Bild: UKW / Daniel Peter

Der plötzliche Herz-Kreislaufstillstand (englisch Cardiac Arrest) zählt zu den häufigsten Todesursachen in den Industrieländern. Allein in Deutschland sind jährlich über 70.000 Menschen betroffen. Neben einer erfolgreich durchgeführten Reanimation ist für die Überlebenschancen der Betroffenen eine Weiterbehandlung in einer spezialisierten Klinik von zentraler Bedeutung. Ein Cardiac Arrest Center (CAC) ist ein zertifiziertes Krankenhaus, das für diese Aufgabe spezialisiert ist. Das Uniklinikum Würzburg (UKW) wurde Ende 2019 vom Deutschen Rat für Wiederbelebung (GRC) und von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) erstmals als CAC zertifiziert. Jetzt bestand das unterfränkische Krankenhaus der Maximalversorgung auch die erste Rezertifizierung.

Alle Voraussetzungen für eine bestmögliche Behandlung erfüllt

„Damit wurde uns erneut bestätigt, dass wir hinsichtlich Qualitätskriterien, Spezialisierung, Fachkompetenz und Ausstattung alle Voraussetzungen für eine bestmögliche Behandlung dieser kritischen Patientengruppe erfüllen“, erläutert Privatdozent Dr. Dirk Weismann aus dem Leitungsteam des Würzburger CAC. So müssen laut dem Intensivmediziner der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des UKW bei einem zertifizierten CAC unter anderem eine geeignete Notaufnahme mit entsprechend ausgestatteten Schockräumen, ein Herzkatheterlabor und ein Platz auf einer Intensivstation mit der Möglichkeit der extrakorporalen Herz-Kreislauf- und Lungenunterstützung permanent für reanimierte Patientinnen und Patienten zur Verfügung stehen. Weitere wichtige Kriterien sind leitliniengemäße Behandlungsstandards (SOPs) sowie eine standardisierte Datenerfassung über den gesamten Therapieverlauf hinweg.

„Um die Kriterien für ein CAC zu erfüllen, ist eine multidisziplinäre Zusammenarbeit gefragt“, betont Dr. Daniel Röder, Leiter der anästhesiologischen Intensivstation. So sind am Center des UKW Expertinnen und Experten aus der Kardiologie, der Anästhesiologie, der Neurologie, der Chirurgie sowie den Instituten für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie beteiligt.

Weitere Verbesserungen seit der Erstzertifizierung

Mit dem Zertifizierungs- und Rezertifizierungsprozess ist eine kontinuierliche Verbesserung verbunden. „Beispielsweise haben wir seit der Erstzertifizierung unsere SOPs deutlich überarbeitet. Außerdem haben wir die Abläufe für Patientinnen und Patienten nach Herz-Kreislaufstillstand mit den Kolleginnen und Kollegen des Rettungsdienstes nochmals genauer abgestimmt“, beschreibt Dr. Röder. Weiterhin wurden regelmäßige Fortbildungen initiiert, an denen sowohl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des UKW, als auch des Rettungs- und Notarztdienstes teilnehmen.

Für die aufwändig vorbereitete Rezertifizierung kamen im April dieses Jahres zwei externe Experten ans UKW, die in einem mehrstündigen Audit die Strukturen und Abläufe des CAC begutachteten. Nach deren positivem Votum wurde Anfang August die Rezertifizierungsurkunde zugestellt.

Reanimation nach einem plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand
Nach einem plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand ist neben einer erfolgreich durchgeführten Reanimation für die Überlebenschancen der Betroffenen eine Weiterbehandlung in einer spezialisierten Klinik von zentraler Bedeutung. Bild: UKW / Daniel Peter

TWINSIGHT geht in die zweite Runde

Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung fördert das Forschungskolleg TWINSIGHT der Universitätsmedizin Würzburg für weitere drei Jahre

Gruppenbild der Twins, des Sprechers und der Koordinatorin des Else Kröner-Forschungskolleg TWINSIGHT
Die Twins der ersten Förderperiode mit dem TWINSIGHT-Sprecher Bastian Schilling und der TWINSIGHT-Koordinatorin Susanne Nuber; v.l.n.r.: Valerie Glutsch (TWIN 1), Lisa Rubenbauer (TWIN 3), Janina Marißen (TWIN 2), Bastian Schilling, Janik Fleißner (TWIN 3), Patrick Schummer (TWIN 1), Geraldine Engels (TWIN 2), Susanne Nuber. © Jörg Fuchs

Das Immunsystem ist ein komplexes Netzwerk, das an zahlreichen Entwicklungen und Funktionen des Körpers beteiligt ist. Es kommuniziert mit dem Nervensystem, erkennt Tumoren, reguliert den Stoffwechsel, steuert die Gewebserneuerung und interagiert mit den Organen. Die Mannigfaltigkeit dieser teilweise noch unerforschten immunologischen Prozesse stellt die Medizin vor große Herausforderungen, sowohl in der Diagnostik als auch in der passgenauen Therapie. Patientinnen und Patienten können sehr unterschiedlich auf die gleichen Therapieansätze ansprechen. Individuelle Profile müssen berücksichtigt werden. Zum Verständnis und zur Lösung dieser komplexer klinischen Fragestellungen tragen modernste technologische Entwicklungen bei – von systembiologischen Analysen über multimodale Vorhersagemodelle einschließlich neuartigster Bildgebung bis hin zum Einsatz von Hochdurchsatztechnologien. 

Zugang zur Welt modernster komplexer Technologieplattformen 

„Es braucht daher eine neue Generation forschender Ärztinnen und Ärzte, so genannter Clinician Scientists, die mit den modernsten Technologieplattformen vertraut sind und die individuellen Profile entzündlicher, bösartiger, infektiöser und kardiovaskulärer Erkrankungen erkennen und für die Diagnostik und Therapie berücksichtigen können, um die Patientenversorgung präzise an den individuellen Krankheitsverlauf anpassen und optimieren zu können“, konstatiert Prof. Dr. med. Bastian Schilling, Leiter der AG Translationale Tumorimmunologie und Immuntherapie in der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie und Sprecher des Else Kröner-Forschungskolleg TWINSIGHT (Translational Twinning in Systems Immunology and High-throughput Technology). 
Mit TWINSIGHT eröffnet die Universitätsmedizin Würzburg dem wissenschaftlichen ärztlichen Nachwuchs Zugang zur Welt komplexer Technologieplattformen und gibt ihm Freiräume, um seine Forschungsprojekte interdisziplinär zu bearbeiten. Fokus ist dabei die Einzelzelle beziehungsweise das Einzelmolekül. 

Die Erfolge der ersten Förderperiode hat Bastian Schilling gemeinsam mit der stellvertretenden Sprecherin von TWINSIGHT, Prof. Dr. Alma Zernecke-Madsen, und Mitarbeitenden des Forschungskollegs der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) im Frühjahr 2023 präsentiert. Der wissenschaftliche Vorstand der EKFS zeigte sich überzeugt und bewilligte nun eine zweite Förderphase über weitere drei Jahre. 

Im Fokus: single-cell RNA-Sequenzierung, high-resolution microscopy und spatial transcriptomics 

„Wir haben in der ersten Förderperiode gezielt junge Ärztinnen und Ärzte angesprochen, die innovative Projekte in den Themenfeldern Tumorimmunologie und Immuntherapie, entzündliche und metabolische Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Immunologie oder Infektionsimmunologie mittels systemischer, Hochdurchsatz-/hochauflösender Ansätze bearbeiten. Dieser Ansatz soll in der zweiten Förderperiode beibehalten, gleichwohl weiter geschärft werden“, erläutert Prof. Dr. Alma Zernecke-Madsen, Leiterin des Instituts für Experimentelle Biomedizin am Uniklinikum Würzburg. „Einzelzellanalysen und Einzelmoleküldetektionen sowie ihre Kombination sind ein zusehends dominanter Ansatz in der Forschung. Die am Standort Würzburg sichtbare Expertise in den Technologien single-cell RNA-Sequenzierung, high-resolution microscopy und spatial transcriptomics wird daher im Fokus der zweiten Förderperiode liegen.“

TWINSIGHT ist eingebettet ins Integrative Clinician Scientist College (ICSC) 

Auch das Tandem-Konzept aus der ersten Förderperiode hat sich bewährt und wird beibehalten. Das heißt, es werden weiterhin in einer Klinik verortete Tandems von Kolleginnen und Kollegen ins TWINSIGHT-Programm aufgenommen, die sich in der Klinik wechselseitig vertreten können. Neu ist in der zweiten Förderperiode, dass TWINSIGHT-Kollegiatinnen oder -Kollegiaten ein Tandem mit anderen Kolleginnen oder einem Kollegen bilden können, die in ihrer Abteilung arbeiten, jedoch in einem anderen Clinician Scientist-Programm gefördert werden. 

TWINSIGHT ist in das Würzburger Integrative Clinician Scientist College (ICSC) des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung (IZKF) integriert, das allen Clinician Scientists an der Medizinischen Fakultät Würzburg eine Dachstruktur mit einheitlichen Rahmenbedingungen, Fortbildungsangeboten und Vernetzungsmöglichkeiten bietet. Und last but not least wird die Tradition der jährlichen Else Kröner-Symposien ebenfalls in der zweiten Förderperiode fortgesetzt.

Würzburgs immunologische Expertise

Die Würzburger Universitätsmedizin hat sich in den vergangenen Jahren als wichtiger Forschungsstandort im Bereich Immunologie hervorgetan und diese Kompetenzen in den letzten Jahren stark ausgebaut. In zahlreichen Instituten und Lehrstühlen arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran, das Immunsystem besser zu verstehen und mit seiner Hilfe Krankheiten zu bekämpfen. Dabei kooperieren sie eng mit nationalen und internationalen Forschungsteams. Allein in der ersten Förderperiode hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zwei neue Sonderforschungsbereiche bewilligt, deren Themen, Technologien und Beteiligten TWINSIGHT sehr nahestehen. Im SFB 1525 „Cardio-Immune Interfaces“ geht es um die Interaktionen zwischen Herz und Immunsystem. Der SFB 1583 DECIDE (DECisions in Infectious DisEases) untersucht Entscheidungsprozesse bei Infektionskrankheiten und hat zum Ziel, molekulare Mechanismen innerhalb des Wirts zu identifizieren, die den Verlauf von Infektionskrankheiten steuern. Von dieser immunologischen Expertise in Würzburg profitieren auch die TWINSIGHT Clinician Scientists

Über die Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) 

Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS) – Forschung fördern. Menschen helfen.
Die gemeinnützige Else Kröner-Fresenius-Stiftung widmet sich der Förderung medizinischer Forschung und unterstützt humanitäre Projekte. Bis heute hat sie rund 2.300 Projekte gefördert. Mit einem jährlichen Fördervolumen von aktuell über 60 Millionen Euro ist sie die größte Medizin fördernde Stiftung Deutschlands. Weitere Informationen finden Sie unter www.ekfs.de

Gruppenbild der Twins, des Sprechers und der Koordinatorin des Else Kröner-Forschungskolleg TWINSIGHT
Die Twins der ersten Förderperiode mit dem TWINSIGHT-Sprecher Bastian Schilling und der TWINSIGHT-Koordinatorin Susanne Nuber; v.l.n.r.: Valerie Glutsch (TWIN 1), Lisa Rubenbauer (TWIN 3), Janina Marißen (TWIN 2), Bastian Schilling, Janik Fleißner (TWIN 3), Patrick Schummer (TWIN 1), Geraldine Engels (TWIN 2), Susanne Nuber. © Jörg Fuchs

Wenn die Blutplättchen außer Kontrolle geraten

Das akute Lungenversagen (ARDS für Acute Respiratory Distress Syndrom) ist ein lebensbedrohlicher Zustand. Eine von Thrombozyten befeuerte überschießende Immunreaktion verschlechtert zusätzlich die Lungenfunktion. Forschende der Universitätsmedizin Würzburg haben nun herausgefunden, wie diese schwere Entzündungsreaktion unterdrückt werden kann. Die Ergebnisse der von Prof. Dr. Bernhard Nieswandt geleiteten Studie, in der ein bedeutender Fortschritt in dem Verständnis des akuten Lungenversagens aufgezeigt wird, wurden im renommierten Fachjournal Blood veröffentlicht.

Interaktion von Blutplättchen mit Entzündungszellen im Lungengewebe
Die fluoreszenzmikroskopische Aufnahme zeigt die Interaktion von Thrombozyten (cyan) mit Entzündungszellen (gelb) im Lungengewebe, sowie eine eingewanderte Entzündungszelle außerhalb des Blutgefäßes (magenta) innerhalb des Lungenbläschens. (Copyright RVZ, Nieswandt AG)

Eine von zehn intensivmedizinisch behandelten Personen entwickelt ein akutes Lungenversagen (ARDS). Die meisten dieser Atemnotsyndrome, von denen die milde Form auch als ALI (Acute Lung Injury) bekannt ist, werden durch eine Lungenentzündung verursacht, aber auch Blutvergiftungen, äußere Verletzungen, Blutkrebs- und Autoimmun-Erkrankungen oder eine sogenannte Fremdkörperaspiration können die Lungenfunktion lebensbedrohlich beeinträchtigen. Allen Ursachen gemeinsam sind entzündliche Prozesse, welche das Lungengewebe schädigen. Trotz verbesserter Behandlungsmöglichkeiten ist das Sterberisiko hoch. Die therapeutischen Ansätze zur Bekämpfung des ARDS sind hauptsächlich unterstützend und konzentrieren sich auf eine lungenschonende mechanische Beatmung.

Schädigung des Lungengewebes unaufhaltsam

Selbst mit vermeintlich wirksamen Antibiotika hält die Entzündung oft an und schadet der Schutzbarriere der Blutgefäße in der Lunge, was zu einer immunvermittelten Verletzung des Lungengewebes führt. Die Hauptverantwortlichen für diesen schädigenden Prozess sind Neutrophile Granulozyten. Diese Art der weißen Blutkörperchen hilft dem Körper eigentlich dabei, Infektionen zu bekämpfen und Verletzungen zu heilen. Beim akuten Lungenversagen dringen die Neutrophilen in einem mehrstufigen Prozess in das Lungengewebe ein und durchbrechen die Auskleidung der Blutgefäße schon früh in der Entzündungsphase. Dabei unterstützen Thrombozyten die Rekrutierung und Aktivierung der Neutrophilen maßgeblich.

Thrombozyten können akute Entzündungsprozesse vorantreiben

Einer der die komplexen Funktionen von Blutplättchen schon seit Jahren erforscht und nun einen Ansatz gefunden hat, die Infiltration von Neutrophilen ins Lungengewebe zu unterbinden, ist Prof. Dr. Bernhard Nieswandt, Leiter des Lehrstuhls für Experimentelle Biomedizin I und Forschungsgruppenleiter am Rudolf-Virchow-Zentrum – Center for Integrative and Translational Bioimaging (RVZ)  der Universität Würzburg und Direktor des Instituts für Experimentelle Biomedizin am Universitätsklinikum Würzburg. „Die kleinen kernlosen Blutzellen können sehr viel mehr als Blutungen stillen und Infarkte auslösen, zum Beispiel Entzündungsprozesse in Gang bringen. Der Mechanismus wird als Thrombo-Inflammation bezeichnet“, schildert Bernhard Nieswandt die Funktionen der Thrombozyten, die in unserem Knochenmark kontinuierlich aus Megakaryozyten gebildet werden. In der neuesten, im Fachjournal Blood publizierten, Untersuchung hat die Arbeitsgruppe von Bernhard Nieswandt einen vielversprechenden Angriffspunkt gefunden, um die akute Entzündung, die ALI/ARDS verursacht, zu reduzieren. Das aktivierende Thrombozytenrezeptor-Glykoprotein VI (GPVI) könnte nämlich eine entscheidende Rolle bei der Aktivierung und Ausbreitung von Thrombo-Inflammation spielen.

GPVI ist ein vielversprechender Angriffspunkt

„Unsere Daten zeigen, dass die gezielte Hemmung von GPVI, das sich auf der Oberfläche von Blutplättchen befindet, durch einen Antikörper den verheerenden Einstrom von Neutrophilen ins Lungengewebe und die daraus resultierende Gewebeschädigung der entzündeten Lunge deutlich reduziert, ohne das Risiko von Entzündungsblutungen zu erhöhen", erläutert Bernhard Nieswandt und resümiert: „Die Ergebnisse könnten den Weg für neue therapeutische Ansätze zur Bekämpfung dieser lebensbedrohlichen Erkrankungen ebnen.“


Philipp Burkard, Wissenschaftler am Würzburger Institut für Experimentelle Biomedizin und Erstautor der Studie fügt hinzu: „Wenn wir GPVI gezielt mit einem Antikörper unterdrücken, können wir das Ausmaß der überschießende Immunreaktion unterbinden, wodurch sich die Barrierefunktion der Blut-Luft-Schranke und damit auch das klinische Ergebnis verbessert.“


In einer weiteren Studie werden die Forschenden die Wirkung eines blockierenden GPVI-Antikörpers in einem humanisierten Mausmodell untersuchen, in dem die Blutplättchen die menschliche Version von GPVI exprimieren. Dies bringt sie näher an die Situation beim Menschen heran und wird den Nutzen einer Anti-GPVI-Behandlung noch besser bestätigen.

Förderung

Diese Arbeit wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert (Projekt SFB/TR240 und SFB 1525).


Publikation

A key role for platelet GPVI in neutrophil recruitment, migration and NETosis in the early stages of acute lung injury.  Burkard P, Schonhart C, Vögtle T, Köhler D, Tang L, Johnson D, Hemmen K, Heinze KG, Zarbock A, Hermanns HM, Rosenberger P, Nieswandt B. Blood. 2023 Jul 13 / doi: 10.1182/blood.2023019940. Online ahead of print. PMID: 37441848

Interaktion von Blutplättchen mit Entzündungszellen im Lungengewebe
Die fluoreszenzmikroskopische Aufnahme zeigt die Interaktion von Thrombozyten (cyan) mit Entzündungszellen (gelb) im Lungengewebe, sowie eine eingewanderte Entzündungszelle außerhalb des Blutgefäßes (magenta) innerhalb des Lungenbläschens. (Copyright RVZ, Nieswandt AG)

Lehrpreis für das interprofessionelle HNO-Team

Mit 10.000 Euro ist der Albert-Kölliker-Lehrpreis der Medizinischen Fakultät dotiert. Er ging an das interprofessionelle Team aus der Hals-Nasen-Ohrenklinik des Universitätsklinikums.

Verleihung des Albert-Kölliker-Lehrpreises im Juli 2023 (von links): Kristen Rak, Stefan Kaulitz, Dekan Matthias Frosch, Klinikdirektor Rudolf Hagen, Pascal Ickrath, Jonas Engert, Studiendekanin Sarah König.
Verleihung des Albert-Kölliker-Lehrpreises im Juli 2023 (von links): Kristen Rak, Stefan Kaulitz, Dekan Matthias Frosch, Klinikdirektor Rudolf Hagen, Pascal Ickrath, Jonas Engert, Studiendekanin Sarah König. (Foto: Julia Keller / Universität Würzburg)

Um die Lehre zu fördern und weiter zu verbessern, vergibt die Medizinische Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) zwei Mal im Jahr den Albert-Kölliker-Lehrpreis. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert; das Preisgeld muss zur weiteren Verbesserung der Lehre verwendet werden.

Bei der Examensfeier der Fakultät am 22. Juli 2023 wurde der Preis dem interprofessionellen Team der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) verliehen. Klinikdirektor Professor Rudolf Hagen und seine Mitarbeiter Professor Kristen Rak, Dr. Stefan Kaulitz, Dr. Pascal Ickrath und Dr. Jonas Engert erhielten die Auszeichnung für den Aufbau einer hybriden Lehre, insbesondere die Entwicklung eines internetbasierten Trainings für Operationen am Felsenbein.

Technisch ausgefeilte Operationskurse

Das Felsenbein ist der Schädelknochen, der das Innenohr mit dem Hör- und dem Gleichgewichtsorgan enthält. Operationen an diesem Ort erfolgen unter anderem als hörverbessernde Eingriffe im Mittelohr (Ersatz defekter Gehörknöchelchen), als Hörrehabilitation bei Ertaubung mit einem sogenannten Cochleaimplantat oder auch bei Tumorerkrankungen.

Die HNO-Klinik des UKW bietet seit 1989 Fortbildungskurse an, bei denen Felsenbein-Operationen live aus dem OP in den Hörsaal übertragen werden und bei denen das Operationstraining an Felsenbein-Modellen im Vordergrund steht. Die Kurse finden in englischer Sprache statt und ziehen Ärztinnen und Ärzte aus aller Welt an.

Die Klinik hat die Kurse technisch ständig weiterentwickelt. Zuletzt wurde eine dreidimensionale Live-Übertragung in ultrahoher Auflösung (4K) eingerichtet, die auch in der studentischen Lehre zum Einsatz kommt. Die Würzburger Dr.-Herbert-Brause-Stiftung hat die technische Aufrüstung finanziell mehrmals gefördert.

Trainingskit kommt mit der Post

Dann kam die Corona-Pandemie und stellte die Durchführung der Kurse vor erhebliche Probleme. Die Lösung brachte ein virtueller Felsenbeinkurs, den die Klinik in Zusammenarbeit mit dem Medizintechnik-Unternehmen MEDEL etabliert hat. 

In dem internetbasierten Kurs können die Teilnehmenden weiterhin Live-Operationen und Vorträge online verfolgen. Außerdem bekommen sie ein Trainingskit zugeschickt. Damit können sie Operationen am Felsenbein üben, ohne nach Würzburg reisen zu müssen. Mitarbeitende der HNO-Klinik sorgen online für die Supervision der Übungen.

Das Trainingskit enthält unter anderem eine Endoskop-Kamera, ein künstliches Felsenbein, Instrumente und Modelle von Hörimplantaten. Zu den Übungen gehört das Einbringen verschiedener Hörimplantate nach einer entsprechenden Präparation des Felsenbeinmodells.

Kurs war eine weltweite Premiere

Nach einem erfolgreichen Probelauf im Februar 2021 mit zehn Teilnehmenden aus verschiedenen Ländern wurde diese Technik in den normalen Operationskurs aufgenommen. Diesen bietet die Klinik nun regelmäßig in einer Hybrid-Version an: manche Teilnehmende sind in Würzburg vor Ort, andere stoßen via Internet aus verschiedenen Ländern dazu.

„Diese Form eines virtuellen Felsenbeinkurses mit online betreuten Präparationsübungen haben wir weltweit zum ersten Mal durchgeführt“, sagt Professor Hagen. Der innovative Kurs lasse sich für die praktische studentische Ausbildung ebenso nutzen wie für die internationale hands-on-Ausbildung in Ländern, aus denen die Anreise nach Würzburg schwierig ist.

Rudolf Hagen und sein Team wollen das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro für die Anschaffung von Laptops und Software insbesondere für eine Beteiligung der Klinik am neu etablierten Kurs „Digitale Medizin“ verwenden, den die Klinik mit einem eigenen Seminar unterstützen wird.
 

Verleihung des Albert-Kölliker-Lehrpreises im Juli 2023 (von links): Kristen Rak, Stefan Kaulitz, Dekan Matthias Frosch, Klinikdirektor Rudolf Hagen, Pascal Ickrath, Jonas Engert, Studiendekanin Sarah König.
Verleihung des Albert-Kölliker-Lehrpreises im Juli 2023 (von links): Kristen Rak, Stefan Kaulitz, Dekan Matthias Frosch, Klinikdirektor Rudolf Hagen, Pascal Ickrath, Jonas Engert, Studiendekanin Sarah König. (Foto: Julia Keller / Universität Würzburg)

Telemedizin unabhängig von Herzpumpfunktion wirksam

Die prästratifizierte Sekundärauswertung der TIM-HF2-Studie durch das DZHI am Universitätsklinikum Würzburg, das Deutsche Herzzentrum der Charité in Berlin und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zeigt, dass ein Telemonitoring auch Herzinsuffizienzpatientinnen und -patienten mit erhaltener oder nur leicht reduzierter Pumpfunktion zu Gute kommt.

Patientin mit Blutdruckmessgerät
Spezielle mit Sensoren ausgestattete Messgeräte übertragen die Gesundheitswerte der Herzinsuffizienz-Patientinnen und -Patienten täglich drahtlos an das Telemedizinzentrum der Charité, sodass auf auffällige Messwerte sofort reagiert und die Therapie frühzeitig angepasst werden kann. © DZHC

Würzburg / Berlin. Rund 64 Millionen Menschen weltweit leiden an einer Herzinsuffizienz, davon mehr als 3 Millionen in Deutschland. Eine große Hoffnung in der Behandlung dieser Volkskrankheit liegt in der Telemedizin – also der regelmäßigen Fernüberwachung von Vitalparametern, die dem medizinischen Fachpersonal eine frühere Reaktion bei Hinweisen auf Verschlechterung ermöglicht. 

Im Dezember 2020 beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die telemedizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittener Herzschwäche in das ambulante Leistungsangebot der gesetzlichen Krankenkassen mit aufzunehmen. „Allerdings haben bisher nur Patientinnen und Patienten mit einer deutlich reduzierten linksventrikulären Pumpfunktion diesen gesetzlichen Versorgungsanspruch, also erst, wenn die so genannte LVEF weniger als 40 Prozent beträgt,“ erläutert Dr. Fabian Kerwagen, Clinician Scientist am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) und Erstautor einer neuen wegweisenden Publikation im European Journal of Heart Failure. Darin zeigt der angehende Kardiologe in Zusammenarbeit mit Prof. Stefan Störk, Leiter der Klinischen Forschung am DZHI, und Prof. Friedrich Köhler, Leiter des Arbeitsbereichs Kardiovaskuläre Telemedizin am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC), dass Telemonitoring unabhängig von der Pumpfunktion wirksam ist. 

Hoher Bedarf an Therapien für Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion 

Neben der Herzinsuffizienz mit reduzierter Pumpfunktion, in der Fachsprache HFrEF (Heart Failure with reduced Ejection Fraction) genannt, gibt es die Herzinsuffizienz mit leichtgradig reduzierter Pumpfunktion und Herzinsuffizienz mit erhaltener Pumpfunktion, kurz HFpEF für Heart Failure with preserved Ejection Fraction. „Ausgerechnet für die beiden bisher von der telemedizinischen Versorgung ausgeschlossenen Formen gibt es deutlich weniger evidenzbasierte Behandlungsmöglichkeiten als für die HFrEF. Der Bedarf an wirksamen Therapien für diese beiden Formen ist daher besonders hoch“, bemerkt Fabian Kerwagen zu den Hintergründen seiner Analyse. 

TIM-HF2 legte Grundstein für neue Telemedizin auf Rezept

Die neuen Einsichten beruhen auf einer Sekundärauswertung der im Jahr 2018 im Journal The Lancet veröffentlichten TIM-HF2-Studie (Telemedical Interventional Management in Heart Failure II). Diese kontrollierte multizentrische Versorgungsforschungsstudie wurde unter der Leitung von Friedrich Köhler an der Charité Berlin deutschlandweit unter Einbeziehung von 1.538 Patientinnen und Patienten durchgeführt. „TIM-HF2 zeigte, dass sich im deutschen Gesundheitssystem das Leben von Herzinsuffizienzpatienten durch telemedizinische Unterstützung verlängern und die Krankenhauswiederaufnahme reduzieren lässt. Damit haben die Ergebnisse von TIM-HF2 entscheidend dazu beigetragen, dass der neue Versorgungsansatz als erstes digitales Behandlungsprogramm überhaupt in die Regelversorgung aufgenommen wurde“, berichtet der Studienleiter der TIM-HF2 Studie, Friedrich Köhler.

In der prästratifizierten Sekundärauswertung wurde untersucht wie sich die zwölfmonatige telemedizinische Betreuung auf die Zahl der ungeplanten Krankenhaustage und Todesfälle bei den drei Formen der Herzinsuffizienz auswirkt: also bei Herzinsuffizienz mit höhergradig reduzierter, mit leicht reduzierter oder mit erhaltener Pumpfunktion. Die statistische Auswertung der Studie erfolge am Institut für Biometrie und Epidemiologie des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. 
 „Wir konnten zeigen, dass alle Patientinnen und Patienten von einer telemedizinischen Mitbetreuung profitieren – unabhängig von der Pumpfunktion“, konstatiert Fabian Kerwagen erfreut. 

„Das hochkomplexe Krankheitsbild benötigt eine umfassende Betreuung“

Stefan Störk, Letztautor der Studie, freut sich über dieses wichtige Ergebnis und hofft, dass die telemedizinisch unterstützte Versorgung bald für alle Herzinsuffizienz-Patientinnen und Patienten zugänglich sein wird. „Wir setzen uns schon sehr lange für diesen Versorgungsansatz ein. Denn das hochkomplexe Krankheitsbild Herzinsuffizienz benötigt eine umfassende Betreuung.“ Um drohende Entgleisungen frühzeitig zu erkennen und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden, das Leben zu verlängern und die Lebensqualität zu verbessern, wurde am DZHI auf dem Gelände des Universitätsklinikums Würzburg das Versorgungsprogramm HeartNetCare-HFTM entwickelt. Der Schlüssel zum Erfolg dieses Programms, das in abgewandelter Form auch in TIM-HF2 zur Anwendung kam, sind spezialisierte Herzinsuffizienzschwestern und -pfleger. 

Über die telemedizinische Mitbetreuung im Rahmen der TIM-HF2 Studie

Die Fernüberwachung bestand aus einer ärztlich geleiteten telemedizinischen Unterstützung rund um die Uhr durch das telemedizinische Zentrum (TMZ) am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC). Das TMZ-Team bestand aus Ärztinnen und Ärzten sowie spezialisierten Herzinsuffizienz-Pflegekräften. Alle Patientinnen und Patienten erhielten ein Telemonitoring-System für zu Hause, das ein Mobiltelefon, ein digitales Tablet und vier externe Geräte für die Messung eines Dreikanal-Elektrokardiogramms (EKG), der peripheren kapillaren Sauerstoffsättigung (SpO2), des nicht-invasiven Blutdrucks und des Körpergewichts umfasste. Nach Installation und Einweisung in das Telemonitoring-System vor Ort wurden alle Studienteilnehmenden von den spezialisierten Herzinsuffizienz-Pflegekräften geschult. Das TMZ nutzte die als Medizinprodukt zertifizierte telemedizinische Analysesoftware "Fontane". Damit wurden Patientendaten übermittelt, die elektronische Gesundheitsakte überwacht und die Kommunikation zwischen TMZ, Studienteilnehmenden und ihrer hausärztlichen oder kardiologischen Praxis durchgeführt. Die Patientendaten einschließlich der Vitalparameter und Medikation wurden täglich überprüft. Darüber hinaus kontaktierten die Pflegekräfte die Patientinnen und Patienten monatlich oder bei Bedarf auch häufiger, um ein strukturiertes Telefongespräch zu führen, das Lehr- und Überwachungselemente enthielt. Die Kombination aus Telemonitoring mit externen Geräten und bedarfsorientiertem Telefonkontakt durch spezialisierte Herzinsuffizienz-Pflegekräfte gewährleistete eine mehrdimensionale, individualisierte Behandlung inklusive emotionaler Unterstützungsfunktion, Aufdosierung von Herzinsuffizienz-Medikamenten oder Einleitung eines Krankenhausaufenthalts, falls erforderlich.
 

Patientin mit Blutdruckmessgerät
Spezielle mit Sensoren ausgestattete Messgeräte übertragen die Gesundheitswerte der Herzinsuffizienz-Patientinnen und -Patienten täglich drahtlos an das Telemedizinzentrum der Charité, sodass auf auffällige Messwerte sofort reagiert und die Therapie frühzeitig angepasst werden kann. © DZHC