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Mitgefühl: Ein Anreiz hilft nicht immer

Wer anderen Menschen hilft, will dafür nicht unbedingt eine Belohnung erhalten. Menschen mit einem geringen Grad an Empathie kann eine Belohnung allerdings zur Hilfeleistung animieren. Das zeigt eine neue Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Würzburger Universitätsmedizin.

Es ist ein Klassiker der sozialpsychologischen Forschung: Menschen spenden weniger Blut, wenn sie dafür bezahlt werden. Ohne Bezahlung, das heißt, nur aus dem Wunsch heraus, ihren Mitmenschen zu helfen, lassen sie sich deutlich mehr Blut abnehmen. Der Rückgang ihrer Spendenbereitschaft kann vermutlich auf ein Motiv zurückgeführt werden: die Sorge, Dritte könnten zu dem Schluss kommen, dass sie allein das Geld dazu antreibt, sich sozial zu engagieren.

Allerdings trifft dieser Befund nicht auf alle Menschen zu. Wer ein vergleichsweise geringes Maß an Empathie – sprich: an Einfühlungsvermögen – besitzt, kann durch einen finanziellen Anreiz durchaus zu prosozialem Verhalten animiert werden. Das zeigt eine neue Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universitäten Würzburg und Frankfurt. Verantwortlich dafür ist Grit Hein, Professorin für Translationale Soziale Neurowissenschaften an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Würzburger Universitätsklinikums. Veröffentlicht wurde die Studie in der Fachzeitschrift Social Neuroscience.

Empathie und Egoismus

Auch wenn prosoziales Verhalten gut erforscht ist: „Die Erkenntnisse über die Auswirkungen von Anreizen auf prosoziale Entscheidungen sind widersprüchlich“, erklärt Grit Hein. Da diese Erkenntnisse hauptsächlich auf Verhaltensbeobachtungen beruhen, würden sie keinen Einblick in die zugrunde liegenden Motivationsprozesse geben. „Infolgedessen bleibt unklar, ob und wie finanzielle Anreize andere Motive beeinflussen, aus denen Menschen helfen“, so die Wissenschaftlerin.

Klar ist: Anreize schüren Egoismus, also das Streben einen persönlichen Vorteil zu erzielen. Helfen ohne Anreize basiert häufig auf Empathie, also der Fähigkeit, sich in andere einzufühlen. „Wer auf der Basis einer empathischen Motivation Hilfe leistet, will das Wohlergehen des anderen steigern, unabhängig von einer möglichen Belohnung. Bei einem egoistischen Motiv ist der Nutzen für die anderen nur ein Nebenprodukt. Eigentliches Ziel ist es, das eigene Wohlgefühl zu verbessern“, erklärt Hein. Grit Hein und Kollegen haben nun untersucht, wie finanzielle Anreize und eine daraus resultierende egoistische Motivation, Empathie-getriebene Entscheidungen beeinflussen.

Die Studie

In der jetzt veröffentlichten Studien konnten die Versuchsteilnehmerinnen – die Wahl viel ausschließlich auf weibliche Probanden, um so die potenziellen Komplikationen einer geschlechtsgemischten Paarung zu vermeiden –egoistische Entscheidungen oder Entscheidungen zugunsten der anderen Person treffen, indem sie Punkte zu ihrem eigenen Vorteil oder fair teilten. 

In einer Versuchsbedingung teilten sie die Punkte, nachdem sie gesehen hatten, dass sich die andere Person in einer unglücklichen Lage befand – in diesem Fall einen schmerzhaften Schock am Handrücken erhielt. Hier basierte die Entscheidung also auf Empathie mit der anderen Person. In einer zweiten Versuchsbedingung wurde den Probandinnen zusätzlich ein Bonus versprochen, wenn sie der anderen Person „halfen“, also Punkte zu deren Gunsten vergaben. Außerdem wurde ihnen zugesichert, dass ihre Entscheidungen anonym bleiben würden, um auf diese Weise einen potenziellen „Störfaktor“ – nämlich die Motivation, ein positives öffentliches Image zu erzeugen – zu minimieren.

Blick auf die Vorgänge im Gehirn

Bei der Auswertung der Ergebnisse nutzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine spezielle Methodik: die sogenannte Drift-Diffusions-Modellierung (DDM), die es ermöglicht zu erkennen, wie Empathie allein oder gekoppelt mit einem finanziellen Anreiz die Verarbeitung der Entscheidung beeinflusst. Beispielsweise kann unterschieden werden, ob sich nur die Schnelligkeit und Effizienz der Entscheidung ändert, oder auch die Präferenz einer Person für eine egoistische oder faire Entscheidung verändert wird. 

Die Autorinnen und Autoren wendeten diese Methode zur Analyse von Hirnaktivierungen an, die während der Entscheidungen mit funktioneller Resonanz-Tomographie (fMRT) aufgezeichnet wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass wenig empathische Personen Entscheidungen zugunsten der anderen Person effizienter treffen, wenn sie dafür finanziell belohnt werden. Bei Personen, die ohnehin aus Empathie heraus helfen, haben finanzielle Anreize keinen, oder sogar einen entgegengesetzten Effekt.

Keine Veränderung bei hochempathischen Menschen

Auch bei Hirnaktivierungen in der sogenannten anterioren Insel, einer Hirnregion, die mit der Verarbeitung von Empathie in Verbindung steht, führten finanzielle Anreize zu einer stärkeren Aktivierung bei niedrig empathischen Personen, aber keiner Veränderung bei hochempathischen Menschen. 

„Diese Befunde zeigen, dass finanzielle Anreize nur bei Personen wirken, die von Hause aus wenig empathisch und prosozial eingestellt sind – und auch bei diesen Personen erhöhen sie nur die Effizienz der konkreten Entscheidung. Die grundlegende Präferenz einer Person sich egoistisch oder zugunsten einer anderen Person zu entscheiden, wird durch finanzielle Anreize nicht verändert“, fasst Grit Hein die Ergebnisse der Studie zusammen. 

Originalpublikation

Vassil Iotzov, Anne Saulin, Jochen Kaiser, Shihui Han & Grit Hein (2022) Financial incentives facilitate stronger neural computation of prosocial decisions in lower empathic adult females, Social Neuroscience, DOI: 10.1080/17470919.2022.2115550

Kontakt

Prof. Grit Hein, PhD, Professur für Translationale Soziale Neurowissenschaften, Universität und Universitätsklinikum Würzburg, T: +49 931 201-77411, hein_g@ ukw.de 

 

Pressemitteilung der Universität Würzburg vom 12. September 2022

Historischer Würzburg-Krimi fördert die Stiftung „Forschung hilft“

Prof. Dr. Alexander Meining von der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg hat in seiner Freizeit einen jetzt veröffentlichten Krimi geschrieben, der im Würzburg des späten 19. Jahrhunderts spielt. Das Autorenhonorar spendet er an „Forschung hilft“, die Stiftung zur Förderung der Krebsforschung an der Würzburger Universität.

Würzburg. Prof. Dr. Alexander Meining ist der stellvertretende Direktor der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg und leitet dort den Schwerpunkt Gastroenterologie. Als Ausgleich zu seiner beruflichen Tätigkeit schreibt er in seiner Freizeit Romane. Von diesen erscheint Mitte September dieses Jahres der Krimi „Mord im Ringpark“ beim Gmeiner Verlag. Das verkaufsabhängige Autorenhonorar und die Einnahmen aus eventuellen Lesungen spendet Meining an die Stiftung „Forschung hilft“. Diese fördert besonders hoffnungsvolle Krebsforschungsprojekte an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. 

Ein persönlicher Beitrag zur Bekämpfung onkologischer Erkrankungen

„Nicht nur als Arzt, sondern auch als Privatperson, Angehöriger, Freund oder Bekannter liegt es mir am Herzen, meinen kleinen Teil dazu beizutragen, die so tückischen onkologischen Erkrankungen zu bekämpfen“, begründet der Mediziner sein Benefiz-Engagement. Im Namen von „Forschung hilft“ bedankt sich Gabriele Nelkenstock, Mitglied des Stiftungsrats, dafür sehr herzlich: „Wir finden es grandios, dass Prof. Meining nicht nur tagtäglich sein medizinisches Know-how im Kampf gegen Krebs einbringt, sondern auch seine private Kreativität in den Dienst dieser drängenden Gesellschaftsaufgabe stellt.“

Wurde der Gartenbauingenieur Lindahl ermordet?

Der vom historischen Rahmen her sorgfältig recherchierte Roman spielt im Würzburg des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Als eine der zentralen geschichtlichen Persönlichkeiten fungiert Jöns Persson Lindahl, der „Vater“ des Würzburger Ringparks. Der schwedische Gartenbauingenieur und Stadtgärtner erschoss sich im Jahr 1887 in einer Toilettenanlage in diesem Grüngürtel. Aber war es wirklich Selbstmord? Ausgehend von dieser Frage entspinnt sich eine spannende fiktive Kriminalgeschichte mit Georg Hiebler, einem jungen Beamten des bayerischen Innenministeriums, als Ermittler. 

Das 216 Seiten starke Buch „Mord im Ringpark“ erscheint am 14. September 2022 zum Preis von 12 Euro. Als E-Book ist es bis zum 30. September dieses Jahres zum Einführungspreis von 4,99 Euro zu haben.

Wer die Stiftung „Forschung hilft“ weiter voranbringen will, kann außerdem auf folgendes Konto spenden: 

Stiftergemeinschaft der Sparkasse Mainfranken Würzburg
IBAN: DE19 7905 0000 0000 0655 65
BIC: BYLADEM1SWU

Glutamin bei Verbrennungen: Weder Nutzen noch Schaden

Die weltweit größte Studie in der Verbrennungsmedizin zeigt, dass die Gabe von Glutamin keine Auswirkungen auf den Heilungsprozess hat.

Das Bild zeigt einen Infusionsbeutel.
Neben der Flüssigkeitszufuhr und einem individuell abgestimmten Kalorienbedarf kann sich vor allem die bedarfsgerechte Gabe von Nährstoffen positiv auf den Krankheitsverlauf von intensivmedizinisch betreuten Patientinnen und Patienten auswirken. © UKW / Anna Wenzl
Das Bild zeigt ein Porträt von Christian Stoppe
Prof. Dr. med. Christian Stoppe arbeitet seit Juni 2022 in der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Uniklinikum Würzburg. © Anna Wawar

Würzburg. Eine optimal zusammengesetzte Ernährung kann den Krankheitsverlauf von intensivmedizinisch betreuten Patientinnen und Patienten begünstigen. Neben der Flüssigkeitszufuhr und einem individuell abgestimmten Kalorienbedarf kann sich vor allem die bedarfsgerechte Gabe von Nährstoffen positiv auf Immunabwehr und Wundheilung auswirken. Vielfach diskutiert wurde in den vergangenen Jahren die zusätzliche Gabe von Glutamin. Denn kritisch Kranke haben oft einen erhöhten Umsatz dieser Aminosäure. Doch schon 2013 hatte die renommierte „Canadian Critical Care Trials Group“ in der internationalen REDOX-Studie herausgefunden, dass eine frühzeitige Gabe von Glutamin in hoher Dosierung sogar mitverantwortlich für eine höhere Sterblichkeit bei Patientinnen und Patienten mit Organversagen ist. Die zusätzliche Gabe von Glutamin wurde nachfolgend aus den Behandlungsleitlinien gestrichen.

RE-ENERGIZE für mehr Evidenz

„Mehrere kleinere klinische Studien deuteten jedoch weiterhin auf einen positiven Effekt von Glutamin auf die Stoffwechsel- und Stressreaktion bei Patientinnen und Patienten mit schweren Brandverletzungen hin, sodass die Leitlinien in diesen Fällen eine Gabe von Glutamin weiterhin empfehlen“, schildert Prof. Dr. med. Christian Stoppe von der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Uniklinikum Würzburg. „Dieses Evidenzniveau war uns jedoch zu niedrig und die Unsicherheit bei Glutamin-Supplementierung zu hoch. Wir wollten es genau wissen. Daher haben wir in unserer RE-ENERGIZE-Studie* zehn Jahre lang in insgesamt 1.209 Patientinnen und Patienten mit schweren Brandverletzungen auf 54 Intensivstationen in 14 Ländern die Wirkung und Sicherheit von Glutamin untersucht. Die Betroffenen hatten Verbrennungen zweiten oder dritten Grades, das heißt, mindestens 15 Prozent der Gesamtkörperfläche war betroffen, im Schnitt waren es 33 Prozent.“

RE-ENERGIZE ist die weltweit größte Studie im Bereich der Verbrennungsmedizin. Geleitet wurde sie von Prof. Dr. Daren K. Heyland von der Clinical Evaluation Research Unit at Kingston General Hospital und unterstützt vom Canadian Institutes of Health Research (CIHR). Christian Stoppe, der im Juni 2022 von Aachen nach Würzburg kam, arbeitet seit vielen Jahren eng mit Heyland zusammen und hat als Co-Investigator die Studie nach Deutschland geholt und koordiniert.

Effekt auf Dauer des Klinikaufenthaltes, Infektion und Sterblichkeit

Konkret hat das internationale Team in der doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten RE-ENGERGIZE-Studie untersucht, welchen Einfluss enterales Glutamin, also über eine Magensonde oder oral verabreicht, auf die Sterblichkeit hat, auf Infektionen, auf die Dauer des Aufenthalts auf der Intensivstation und im Krankenhaus, auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität und auf die Ressourcen des Gesundheitswesens. Kurz: Schadet die Intensivmedizin mit der Glutamin-Supplementierung den Patientinnen und Patienten mit schweren Verbrennungen oder rettet sie Leben?

Weder noch lautet die Antwort, die jetzt in The New England Journal of Medicine detailliert** veröffentlicht wurde. „Unsere Daten zeigen, dass die zusätzliche Gabe von Glutamin hingegen der vielen kleinen Studien keinen zusätzlichen Nutzen hat. Es ist aber auch nicht gefährlich. Die Empfehlung für die Glutamingabe muss jedoch aufgrund der Studie nun revidiert werden müssen“, kommentiert Christian Stoppe.

Welchen Nutzen hat Vitamin C?

„Auf dieser Studie aufbauend führen wir nun in diesem internationalen Netzwerk die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte VICToRY-Studie*** durch. Darin überprüfen wir den Nutzen von Vitamin C bei der Genesung von kritisch kranken Verbrennungspatientinnen und -patienten“, berichtet Christian Stoppe, der diese Studie ebenfalls gemeinsam mit Professor Heyland aus Kanada leitet.

Verbrennungen stellen Stoppe zufolge weltweit ein bedeutendes, aber oft unterschätztes Problem der öffentlichen Gesundheit dar. Sie sind die vierthäufigste Verletzung und betreffen oft Personen im jungen bis mittleren Lebensalter, resultierend aus Berufs- und Freizeitunfällen. Verbrennungen sind die Hauptursache für fortbestehende signifikante Einschränkungen nach der Erkrankung. Mehr als bei jeder anderen Form von kritischen Erkrankungen können aufgrund der schweren Brandverletzungen Entzündungsreaktionen auftreten, wodurch die Immunfunktion beeinträchtigt wird und ein erhöhtes Risiko für Organfunktionsstörungen besteht. Verschiedene Ernährungs- und Nährstoffstrategien könnten dazu beitragen, das Immunsystem zu stärken und somit den Heilungsprozess zu begünstigen.

Link zur Studie DOI: 10.1056/NEJMoa2203364
https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2203364

 

 

*RE-ENERGIZE - RandomizEd Trial of ENtERal Glutamine to minimIZE Thermal Injury

**Es wurden 1209 Patienten mit einer durchschnittlichen Verbrennungsgröße von 33 % randomisiert und 1200 analysiert. 596 erhielten eine Glutamin-Supplementierung, 604 ein Placebo. Die mittlere Zeit bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus betrug 40 Tage in der Glutamin-Gruppe gegenüber 38 Tagen in der Placebo-Gruppe. Die 6-Monats-Mortalitätsrate betrug 17,2 % in der Glutamin-Gruppe gegenüber 16,2 % in der Placebo-Gruppe. Bei den schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen wurden keine Unterschiede festgestellt.

***VICToRY-Studie: gepris.dfg.de/gepris/projekt/462841520;

Das Bild zeigt einen Infusionsbeutel.
Neben der Flüssigkeitszufuhr und einem individuell abgestimmten Kalorienbedarf kann sich vor allem die bedarfsgerechte Gabe von Nährstoffen positiv auf den Krankheitsverlauf von intensivmedizinisch betreuten Patientinnen und Patienten auswirken. © UKW / Anna Wenzl
Das Bild zeigt ein Porträt von Christian Stoppe
Prof. Dr. med. Christian Stoppe arbeitet seit Juni 2022 in der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am Uniklinikum Würzburg. © Anna Wawar

Der bessere Blick auf die Anderen

Eine realistische Einschätzung der eigenen sozialen Gruppe kann dazu beitragen, die Einstellung gegenüber anderen Gruppen zu verbessern. Das zeigt eine neue Studie der Würzburger Universitätsmedizin.

Wir sind wir und die anderen sind eben – anders. Das Gefühl, einer bestimmten Gruppe anzugehören, die sich klar von anderen Gruppen unterscheidet, ist vermutlich eine menschliche Eigenschaft, die an niemandem vorübergeht. Damit verbunden sind in der Regel ebenso klare Vorstellungen darüber, worin sich die Anderen von einem selbst unterscheiden: In der 1b sitzen lauter Streber, findet die 1a; Frauen können schlecht einparken, sagen Männer; Spanier sind nie pünktlich, glauben Deutsche.

Wie sich solche Vorurteile oder – neutraler formuliert – diese Form der Voreingenommenheit beeinflussen lassen: Das hat jetzt ein Team von Neurowissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz untersucht. Verantwortlich dafür war Grit Hein, Professorin für Translationale Soziale Neurowissenschaften an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Würzburger Universitätsklinikums, zusammen mit Philippe Tobler, Professor für Neuroökonomie und Soziale Neurowissenschaften an der Universität Zürich. In der Fachzeitschrift The Journal of Neuroscience hat das Team die Ergebnisse seiner Untersuchungen veröffentlicht.

Neue Erfahrungen verändern die Einschätzung

„Unsere Studie zeigt, dass eine realistische Einschätzung der Eigenschaften der Gruppenmitglieder, denen man sich selbst zugehörig fühlt, dazu beiträgt, die eigene Gruppe anderen gegenüber weniger stark zu bevorzugen“, erläutert Hein das zentrale Ergebnis ihrer Untersuchungen. Oder, anders formuliert: Wer sich darüber im Klaren ist, dass in der eigenen Gruppe auch nicht alles perfekt ist, fällt nicht so schnell ein negatives Urteil über andere.

Das ist allerdings nur ein Teil der jetzt veröffentlichten Ergebnisse. Hein und ihr Team haben sich auch dafür interessiert, auf welche Weise solch eine realistische Einschätzung zu erreichen ist: eher durch Lernen aus Erfahrungen mit den Mitgliedern der anderen Gruppe oder vielleicht doch über neue – und möglicherweise realistischere – Erfahrungen mit den scheinbar vertrauten eigenen Gruppe.

Auch hier zeigt die Studie ein eindeutiges Ergebnis: „Obwohl unsere Probanden sowohl von Erfahrungen mit der eigenen als auch mit der fremden Gruppe lernten, hatten die neuen Erfahrungen mit der eigenen Gruppe einen stärkeren Effekt. Wenn diese Erfahrungen negativ waren, verringerte das die Bevorzugung der eigenen Gruppe im Vergleich zur Fremdgruppe. Je stärker die Identifikation anfangs ist, desto ausgeprägter ist diese Verringerung“, erklärt die Neurowissenschaftlerin.

Eine Studie mit zwei Gruppen

Durchgeführt wurde die Studie an der Universität Zürich. Dabei traf eine Gruppe Schweizer Teilnehmer auf eine Gruppe, deren Familien aus dem Nahen Osten stammten. Den Schweizer Probanden wurde mitgeteilt, dass sie während des Versuchs über eine Elektrode schmerzhafte Stimulationen am Handrücken erhalten würden. Allerdings könnte eine der anwesenden Personen, entweder ein Schweizer oder eine Person mit familiärem Hintergrund aus dem Nahen Osten, die Stimulation verhindern. Allerdings würde sie damit auf Geld verzichten, das sie sonst erhalten würde.

Tatsächlich war der Ablauf des Experiments allerdings an diesem Punkt „manipuliert“. „Prinzipiell blieb der schmerzhafte Schock in 75 Prozent aller Fälle aus – unabhängig davon, ob ihn Mitglieder der eigenen oder der fremden Gruppe verhindern sollten“, erklärt Grit Hein. Dementsprechend waren für die Versuchsperson mit der Elektrode die objektiven Erfahrungen mit den beiden Gruppen in allen Fällen gleich und überwiegend positiv.

Fragen zu Sympathie und Gruppenzugehörigkeit

Wie wirkt sich diese Erfahrung aus? Auskunft darüber gaben die Antworten der Teilnehmer auf einem Fragebogen, den sie vor und nach dem Lernexperiment bearbeiten mussten. Teil dieses Fragebogens waren Fragen zur Gruppenzugehörigkeit – „Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie das Wort ‚wir‘ verwenden, um sich selbst und diese Personen zu beschreiben?“, zur Ähnlichkeit – „Wie viel haben Sie mit diesen Personen gemeinsam?“ und zur Sympathie – „Wie wohl fühlen Sie sich bei der Vorstellung, diese Personen in Zukunft zu treffen?“.

In die Auswertung einbezogen wurden auch Einschätzungen der Versuchsperson während des Experiments zu der Frage, wie sehr er mit einer schmerzhaften Stimulation rechne, nachdem ihm der Versuchsleiter mitgeteilt hatte, welche der beiden Gruppen in dem jeweiligen Durchgang seine Schmerzen abwenden könne – die Schweizer oder die mit Migrationshintergrund.

Eindeutige Aktivitätsmuster im Gehirn

Während die Probanden Hilfe von einem Mitglied der eigenen oder der fremden Gruppe erhielten, wurde ihre Hirnaktivierungen mit Hilfe eines Kernspintomographen aufgezeichnet.

Die Ergebnisse zeigten, dass die veränderte Einschätzung der eigenen und der Fremdgruppe mit einer veränderten Interaktion zwischen zwei bestimmten Hirnarealen einhergeht: „Auf neuronaler Ebene standen diese Prozesse im Zusammenhang mit der Kopplung zwischen dem linken unteren Parietallappen und der linken vorderen Insula, Regionen also, die mit der Aktualisierung von Eindrücken in Verbindung gebracht werden“, erklärt Grit Hein.

Wichtige Belege für die Prägung sozialer Eindrücke

„Unsere Ergebnisse zeigen, wie wir von Erfahrungen mit Mitgliedern der eigenen und fremder Gruppen lernen und wie diese Erfahrungen unsere Einstellung gegenüber diesen Gruppen prägen“, fasst Grit Hein das Ergebnis der Studie zusammen. Sie würden die Lernprozesse und neuronalen Prozesse aufzeigen, durch die sich Einstellungen durch Erfahrungen dynamisch verändern.

Wenn also Menschen Erfahrungen machen, die sich nicht mit ihren Erwartungen decken, gleicht sich ihr Urteil über Angehörige einer fremden Gruppe ihrem Urteil über die Mitglieder der eigenen Gruppe an. Eine realistische Einschätzung der eigenen Gruppe ist demnach eine vielversprechende Strategie, um deren Bevorzugung zu mindern – eine Erkenntnis, die praktische Auswirkungen auf die Verbesserung der Beziehungen zwischen den Gruppen haben könnte.

Originalpublikation

 

Learning from Ingroup Experiences Changes Intergroup Impressions. Yuqing Zhou, Björn Lindström, Alexander Soutschek, Pyungwon Kang, Philippe N. Tobler and Grit Hein. Journal of Neuroscience 29 July 2022, JN-RM-0027-22; DOI: doi.org/10.1523/JNEUROSCI.0027-22.2022

Personalia vom 6. September 2022 - Wir gratulieren!

Hier lesen Sie Neuigkeiten aus dem Bereich Personal: Neueinstellungen, Dienstjubiläen, Forschungsfreisemester und mehr.

 

Dr. Pascal Ickrath, Oberarzt, HNO-Klinik, wurde mit Wirkung vom 05.08.2022 die Lehrbefugnis für das Fachgebiet Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde erteilt.

Dr. Michael Meir, Oberarzt, Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie, wurde mit Wirkung vom 05.08.2022 die Lehrbefugnis für das Fachgebiet Chirurgie erteilt.

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 6. September 2022

 

Männer und Frauen: kleine Unterschiede und große Folgen

Der männliche und der weibliche Körper unterscheiden sich – was die Medizin oft vor Herausforderungen stellt. Das Genderforum der Uni Würzburg sowie die Medizinische Fakultät haben nun Standpunkte, Methoden und Lösungen erörtert.

Das Genderforum und die Medizinische Fakultät der Uni Würzburg haben sich mit dem Thema medizinische Versorgung beschäftigt.
Das Genderforum und die Medizinische Fakultät der Uni Würzburg haben sich mit dem Thema medizinische Versorgung beschäftigt. (Bild: Jörg Fuchs)
Der männliche und der weibliche Körper unterscheiden sich – was die medizinische Versorgung oft vor Herausforderungen stellt.
Der männliche und der weibliche Körper unterscheiden sich – was die medizinische Versorgung oft vor Herausforderungen stellt. Expertinnen und Experten diskutierten Standpunkte, Methoden und Lösungen. (Bild: Jörg Fuchs)
Das Thema wurde auch mit Posterpräsentationen erörtert.
Das Thema wurde auch mit Posterpräsentationen erörtert. (Bild: Jörg Fuchs)
Für Ihre Arbeit aus dem Bereich der Epigenetik wurde Laura Eichenlaub mit dem Posterpreis des Genderforums ausgezeichnet.
Für Ihre Arbeit aus dem Bereich der Epigenetik wurde Laura Eichenlaub mit dem Posterpreis des Genderforums ausgezeichnet. (Bild: Jörg Fuchs)

„Männer, die Gewicht zulegen, entwickeln meist die Form eines Apfels, Frauen neigen zur Birnenform“ – mit dieser Gegenüberstellung veranschaulicht Astrid Bühren, Ehrenpräsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes, medizinische Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Und so, wie sich Äpfel und Birnen nicht direkt vergleichen lassen, lassen sich auch Männer und Frauen nicht über einen Kamm scheren, wenn es um medizinische Bedürfnisse geht.

Der Einfluss sozialer Rollen

In ihrer Keynote auf der Veranstaltung „Genderforums goes Fakultäten“ skizzierte sie unter dem Titel „Umdenken! Der Mann ist nicht das Maß aller Dinge!“ sachkundig und humorvoll viele Fallstricke, die bis heute in der medizinischen Diagnostik und Therapie dazu führen, dass Männer und Frauen mitunter nicht die am besten auf sie zugeschnittene Diagnose und Behandlung erhalten.

„Das beginnt oft schon bei der Dosierung von Medikamenten, die häufig auf Männerkörper angepasst wird“, erläutert die Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie in Murnau. „Auch soziale Rollen – also ‚Gender‘, nicht ‚Sex‘ – können zu unterschiedlichen Blickweisen auf Krankheiten führen“. Das gilt vor allem beim Herzinfarkt, den Männer meist als heftiges und akutes Krankheitsereignis wahrnehmen: Der Mann fasst sich an die Brust und bricht zusammen. Frauen hingegen zeigen andere Symptome, wie Rückenschmerzen und Schweißausbrüche, oft bei geringerem Schmerzempfinden. Ein Herzinfarkt wird bei ihnen so mitunter seltener in Betracht gezogen – auch von den Betroffenen selbst.

Gender-Medizin hilft Männern und Frauen

„Noch während meines Studiums“, erinnert sie sich, „ging man davon aus, dass von der chronisch-entzündlichen Rheuma-Erkrankung Morbus Bechterew zwei- bis dreimal häufiger Männer als Frauen betroffen waren. Heute weiß man, dass sie sich bei beiden Geschlechtern gleich oft zeigt.“ In der Zwischenzeit habe man gelernt, dass die diagnostisch wegweisende Versteifung der Wirbelsäule bei Frauen anders verlaufe als bei Männern – und die Symptome der Krankheit bei Frauen lange Zeit übersehen oder falsch zugeordnet wurde.

Diese geschlechtsbezogenen Unterschiede sind nicht nur eine Herausforderung in der medizinischen Diagnose und Therapie. Bereits in der Grundlagenforschung für neue Medikamente können die Weichen falsch gestellt werden, wenn Wirkstoffe etwa nur an männlichen Mäusen getestet werden – und dadurch zum Beispiel hormonelle Einflüsse weniger Beachtung finden.

„Bei der Gender-Medizin geht es nicht nur um Frauengesundheit, Gender-Medizin betrifft Frauen- und Männergesundheit gleichermaßen“, unterstrich Anja Schlömerkemper. „So führt eine geschlechtssensible Forschung zu neuen Erkenntnissen bezogen auf Diagnose und Therapie – was beiden Geschlechtern auf dem Weg zu neuen, personalisierten Therapien zugutekommt“, ist sich die Vizepräsidentin für Chancengleichheit, Karriereplanung und Nachhaltigkeit an der Uni Würzburg sicher.

Gender-Forschung nicht als Frauen-Förder-Programm

Diese Erkenntnisse setzen sich nicht nur in der Medizin durch, sondern auch bei Forscherinnen und Forschern anderer Fachbereiche und Institute: „Auch die Förderinstitutionen wie BMBF, DFG, oder EU verlangen, dass Genderaspekte in der Forschung berücksichtigt werden sollen“, unterstreicht die Sprecherin des Genderforums an der JMU, Marie-Christine Dabauvalle.

„Genderforschung ist somit auch ein wichtiger Aspekt im Rahmen der Exzellenz-Strategie.“ Dabei handele es sich aber keineswegs um ein „Frauen-Förder-Programm“, sondern um die Einbindung von Geschlechterperspektiven in Forschung und Lehre – was zum Selbstverständnis einer innovativen, modernen und internationalen Universität gehöre.

Gender-Lehrstuhl – ja oder nein?

Eine der Kernfragen, die von der hochkarätigen Podiumsdiskussion im Anschluss behandelt wurde, lautete, ob die Einrichtung eines Gender-Lehrstuhls bei der Erreichung der Ziele helfen könne – als Vorreiter gilt hier die Berliner Charité.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Matthias Frosch (Dekan der Medizinischen Fakultät), Franziska Jundt (Bereichsleiterin Autologe Stammzelltransplantation), Martin Fassnacht (Leiter der Endokrinologie und Diabetologie) sowie Judith Kleiß (Studentin der Humanmedizin) waren sich einig, dass die Politik diese Frage zwar bereits eifrig diskutiere – allerdings fehlten zur Umsetzung dann oft die entsprechenden Mittel. „Im Optimalfall“, so Franziska Jundt, „richtet man so lediglich Lehrstühle ein, die sich bei erfolgreicher Arbeit selber wieder abschaffen“ – denn sobald Genderaspekte ganz selbstverständlich in Forschung und Lehre ankämen, werde ein Genderlehrstuhl überflüssig.

Einen weiteren Aspekt beleuchtet Martin Fassnacht: Zwar gingen von einem Genderlehrstuhl möglicherweise interessante Denkanstöße zur Vermittlung bestimmter Instrumente für Forschung und Lehre aus. Dabei vermisse er allerdings eine Breitenwirkung in die Institute und Fachbereich hinein.

Als sinnvolle Alternative sehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor allem eine gezieltere Förderung für spezifische, gendersensible Forschungsprogramme in Kliniken und Instituten, wie sie beispielsweise über das Interdisziplinäre Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) Würzburg koordiniert und ausgeschrieben werden.

Ausgezeichnete Forschung

Für Ihre Arbeit aus dem Bereich der Epigenetik wurde Laura Eichenlaub mit dem Posterpreis des Genderforums ausgezeichnet. Die Gutachterinnen kürten ihre Arbeit, die darauf zielt, unterschiedlichen Prognosen bei Männern und Frauen nach einem Herzinfarkt zu erforschen, mit dem ersten Platz und einem Büchergutschein.

Das Genderforum

Die Universität Würzburg strebt die Stärkung von Genderaspekten in Forschung und Lehre an. Zahlreiche Forscherinnen und Forscher sowie Studierende unterschiedlicher Disziplinen der Universität Würzburg befassen sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit mit dem Thema Gender. Um ihnen eine Plattform zum Austausch zu bieten und die Vernetzung innerhalb und außerhalb der Universität zu fördern, wurde im Wintersemester 2016/2017 das Genderforum eingerichtet.

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 06.09.2022

Das Genderforum und die Medizinische Fakultät der Uni Würzburg haben sich mit dem Thema medizinische Versorgung beschäftigt.
Das Genderforum und die Medizinische Fakultät der Uni Würzburg haben sich mit dem Thema medizinische Versorgung beschäftigt. (Bild: Jörg Fuchs)
Der männliche und der weibliche Körper unterscheiden sich – was die medizinische Versorgung oft vor Herausforderungen stellt.
Der männliche und der weibliche Körper unterscheiden sich – was die medizinische Versorgung oft vor Herausforderungen stellt. Expertinnen und Experten diskutierten Standpunkte, Methoden und Lösungen. (Bild: Jörg Fuchs)
Das Thema wurde auch mit Posterpräsentationen erörtert.
Das Thema wurde auch mit Posterpräsentationen erörtert. (Bild: Jörg Fuchs)
Für Ihre Arbeit aus dem Bereich der Epigenetik wurde Laura Eichenlaub mit dem Posterpreis des Genderforums ausgezeichnet.
Für Ihre Arbeit aus dem Bereich der Epigenetik wurde Laura Eichenlaub mit dem Posterpreis des Genderforums ausgezeichnet. (Bild: Jörg Fuchs)

Spende finanziert Behandlung von afghanischem Jungen an der Würzburger Universitäts-Kinderklinik

Die Kinderklinik des Uniklinikums Würzburg behandelte erfolgreich eine lebensbedrohliche Entzündung bei einem elfjährigen Jungen aus Afghanistan. Der Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ finanzierte die humanitäre Aktion mit 1.200 Euro aus einem Sonderbudget.

Würzburg. Shabir leidet unter einer angeborenen Fehlbildung der Harnblase. Eine Chance für den elfjährigen Afghanen auf ein weiteres Leben mit Harnkontinenz bietet eine für diesen Herbst geplante Operation am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau. Ermöglicht wurde die humanitäre Aktion durch den Verein Friedensdorf International. Die Hilfseinrichtung in Oberhausen holt kranke und verletzte Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten zur medizinischen Versorgung nach Deutschland. Nach Abschluss der Behandlung kehren sie zu ihren Familien zurück.

Schwere Entzündung des ganzen Körpers erfolgreich bekämpft

Vor dem Eingriff gab es allerdings Komplikationen: Eine Infektion der Blase hatte bei Shabir eine schwere Entzündung des gesamten Körpers ausgelöst. Für deren Behandlung wurde der Junge im August von Aschaffenburg an das Zentrum für Entzündungsmedizin der Würzburger Universitäts-Kinderklinik verlegt. „Wir mussten zunächst abklären, ob die lebensbedrohliche Situation nicht von einer Blutzellerkrankung herrührt“, berichtet Prof. Dr. Christoph Härtel. Der Direktor der Kinderklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) fährt fort: „Nachdem wir eine Leukämie ausgeschlossen hatten, veranlassten wir umgehend eine gegen die massive Entzündung gerichtete Therapie zur temporären Hemmung des Immunsystems.“ Mit bestem Erfolg: Schon während der zwei Tagen am UKW und anschließend am Klinikum Aschaffenburg-Alzenau erholte sich Shabir rasch. Einer Operation steht nun nach Einschätzung von Prof. Härtel nichts mehr im Wege.

Verein schließt Finanzierungslücke der humanitären Aktion

Allerdings war die zusätzliche Behandlung an seiner Klinik durch keinen Kostenträger finanziell abgedeckt. Hier sprang „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“ ein. Der Würzburger Verein zielt grundsätzlich darauf ab, gemeinsam mit dem UKW die Heilungschancen, die Behandlung und die Lebensqualität von Krebspatientinnen und -patienten zu verbessern. „Wir verfügen allerdings über ein spezielles Budget, das uns unsere Spenderinnen und Spender zur freien Verfügung überlassen“, schildert Gabriele Nelkenstock, die Vorsitzende von „Hilfe im Kampf gegen Krebs“. Aus diesem Topf konnte sie Prof. Härtel kürzlich eine Spende von 1.200 Euro für die Therapie von Shabir überreichen. „Hilfe kann und darf keine Grenzen haben“, kommentierte Nelkenstock diese „Sonderausgabe“. Prof. Härtel bedankte sich sehr herzlich für die unkomplizierte und großzügige Unterstützung – im Namen seiner Klinik und auch im Namen des jungen Patienten.

Spendenkonto:
Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.
Castell Bank Würzburg
IBAN: DE74 7903 0001 0000 0092 45
www.kampfgegenkrebs.de