Aktuelle Pressemitteilungen

Förderungswürdig: Neues Transfusionsmedizin-Training mit Kunstblut am Uniklinikum Würzburg

Die Stiftung Innovation in der Hochschullehre fördert ein neues Lehrkonzept am Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie des Uniklinikums Würzburg. Durch den Einsatz von Blutkonserven-Dummys sollen in Zukunft deutlich mehr Medizinstudierende als bisher die Möglichkeit erhalten, die korrekte Durchführung einer Bluttransfusion auch praktisch zu üben.

Würzburg. Das Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie des Uniklinikums Würzburg (UKW) hat sich mit seinem Projekt „Transfusionsmedizin-Training mit Dummys“, kurz TIMMY, erfolgreich um eine Förderung durch die Stiftung Innovation in der Hochschullehre beworben. Im Rahmen der Ausschreibung „Freiraum 2022“ wurden für Personal- und Sachkosten bis September 2024 knapp 100.000 Euro bewilligt. Privatdozent Dr. Jürgen Kößler vom Institut für Klinische Transfusionsmedizin erläutert: „Mit TIMMY wollen wir ein neues, strukturiertes Praktikum in der Transfusionsmedizin an der Medizinischen Fakultät der Uni Würzburg etablieren. Ein zentraler Punkt dabei ist der Einsatz von mit Kunstblut gefüllten Blutkonserven, so genannten Dummys.“

Bisher beschränkte Trainingsmöglichkeiten

Beim bisher am UKW angebotenen studentischen Transfusionsmedizinischen Praktikum werden nach seinen Worten verfallene Blutkonserven verwendet. Diese seien allerdings zahlenmäßig sehr begrenzt und dürften die Instituts-Laborräumen aus hygiene- und arzneimittelrechtlichen Gründen nicht verlassen. „Deshalb ist das Praktikum bislang lediglich eine Wahlveranstaltung innerhalb des Immunologie-Praktikums, so dass nur ein Teil der Studierenden eines Semesters den Umgang mit Blutkonserven realitätsnah üben kann“, bedauert Dr. Kößler. Durch die geplante Neustrukturierung und den Einsatz von in ausreichender Menge hergestellten Konserven-Dummys sollen künftig alle Würzburger Medizinstudierenden im Lauf ihres Studiums diese Chance bekommen.

Übungen nahe an der Realität

Beim neuen Praktikum wird ansonsten nur mit authentischen Materialien gearbeitet. Dabei spielen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alle Schritte durch, die im Vorfeld einer Bluttransfusion notwendig sind. Beispielsweise prüfen sie die Angaben auf Etiketten und Begleitscheinen, sorgen für eine vorschriftsmäßige Patientenidentifikation, üben das korrekte Anbringen von Transfusionssystemen und führen einen so genannten Bedside-Test durch. Bei letzterem werden als zusätzlicher verpflichtender Kontrollschritt direkt am Krankenbett nochmals bestimmte Blutgruppenmerkmale der Empfängerin oder des Empfängers bestimmt.

Im Einklang mit aktuellen Anforderungen an die Lehre

„Mit dem TIMMY-Projekt tragen wir einer Forderung des Arbeitskreises Blut am Robert-Koch-Institut Rechnung, die das Fachgebiet Transfusionsmedizin noch stärker in die medizinische Lehre einbinden will, um Fehltransfusionen entgegenzuwirken“, betont Prof. Dr. Markus Böck, der Direktor des Instituts für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie am UKW. Außerdem harmoniere das Vorhaben mit dem neuen Lernzielkatalog des im Rahmen des Masterplans 2025 reformierten Medizinstudiums. Dieser legt nicht zuletzt die Vermittlung von ärztlichen Kernkompetenzen im Bereich der Transfusionsmedizin fest.

Die Ausarbeitung und Etablierung des neuen Praktikumskonzepts findet in Absprache und mit Unterstützung von Prof. Dr. Sarah König, Leiterin des Instituts für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung am UKW und Studiendekanin der Medizinischen Fakultät der Uni Würzburg, statt. 

Nach seiner Finalisierung in zwei Jahren soll es als Vorbild dienen und für den Transfer an andere Universitäten offenstehen.

Tag der Allgemeinmedizin mit Themen am Puls der Zeit

Der Tag der Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Würzburg am 12. Oktober 2022 stieß mit seinem breiten Workshop-Angebot zu hausärztlichen Themen erneut auf hohes Interesse. Der Einführungsvortrag beschäftigte sich mit der aktuellen und auch zukünftigen Rolle von Hausärztinnen und Hausärzten beim ärztlich assistierten Suizid.

Würzburg. Am 12. Oktober 2022 organisierte das Institut für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) seinen 5. Tag der Allgemeinmedizin. Die Fortbildungsveranstaltung richtete sich wie gewohnt an Hausärztinnen und Hausärzte, Medizinische Fachangestellte, Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung sowie Studierende. Sie hatten die Möglichkeit, aus insgesamt 17 Workshops auszuwählen. Auf großen Zuspruch der rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stießen zum Beispiel die Themen „Über- und Fehldiagnostik und -therapie aus endokrinologischer Sicht“, „Long-Covid aus internistischer und neuropsychologischer Sicht“ sowie „Grauer Star, grüner Star, rotes Auge, blaues Auge – wie geht es weiter?“.

Erfolgreiche BeLA-Studierende geehrt

Nach einem Grußwort von Prof. Dr. Sarah König, Studiendekanin der Medizinischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und einer Begrüßung durch die Leiterinnen des Instituts für Allgemeinmedizin, Prof. Dr. Ildikó Gágyor und Prof. Dr. Anne Simmenroth, fand eine Ehrung der Studierenden Laura Ziegler und Julian Hauptmann statt. Die Stipendiatin und der Stipendiat des Programms „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ (BeLA) in Unterfranken absolvierten in den vergangenen vier Semestern ein Zusatzcurriculum mit Praktika und Abschnitte des Praktischen Jahres in ländlichen Regionen Unterfrankens. Das Programm ist eine Initiative des Bayerischen Gesundheitsministeriums und zielt darauf ab, mehr Medizinstudierende für das Fach Allgemeinmedizin zu begeistern und so langfristig im ländlichen Raum eine flächendeckende hausärztliche Versorgung zu sichern.

Anschließend dankten Prof. Gágyor und Prof. Simmenroth den teilnehmenden hausärztlichen Kolleginnen und Kollegen für ihre unermüdliche Unterstützung der Lehre und für ihr Engagement in einer wachsenden Zahl an Forschungsprojekten. Prof. Gágyor wies in diesem Zusammenhang auf aktuell laufende klinische Studien zur Behandlung von Atemwegsinfekten und des Post-Covid-Syndroms in der hausärztlichen Praxis hin und warb für Unterstützung. 

Gedanken zum ärztlich assistierten Suizid

Den sich anschließenden Hauptvortrag mit dem Titel „Der ärztlich assistierte Suizid: (K)ein Thema für Hausärzt:innen“ übernahm Dr. Sandra Blumenthal vom Institut für Allgemeinmedizin der Berliner Charité. Unter einem ärztlich assistierten Suizid versteht man das Ermöglichen, Fördern oder Nichtverhindern einer Selbsttötung. Dies grenzte die Referentin von indirekter Sterbehilfe, einem Behandlungsabbruch oder einer Tötung auf Verlangen ab. Nach ihren Worten dürfen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland nach der Aufhebung des Paragrafen 217 des Strafgesetzbuches durch das Bundesverfassungsgericht im Jahr 2020 Menschen beim Suizid beraten und assistieren. Auch die Berufsordnungen lassen dies derzeit in fast allen Bundesländern – auch in Bayern – zu. Um die dennoch unübersichtliche und rechtlich unbefriedigende Situation weiter zu klären, ist eine neue gesetzliche Regulierung der Beihilfe zur Selbsttötung in der Entwicklung. Entwürfe dazu werden seit diesem Sommer im Bundesrat diskutiert. „Gemeinsam ist ihnen die Überschrift ‚Suizidbeihilfe ermöglichen – aber nicht fördern‘“, verdeutlichte Blumenthal. Sie bedauerte, dass Hausärztinnen und Hausärzte zwar laut dieser Entwürfe bei der Suizidprävention und der Beratung weiterhin beteiligt sein werden, aber bislang nicht in die Gesetzesentwicklung einbezogen wurden. 

Graduierung von Suizidalität als eine der Herausforderungen

Eine der Herausforderungen bei den zu führenden Beratungsgesprächen ist laut der Ärztin die Abgrenzung eines krankheitsbedingten Tötungswunsches – zum Beispiel im Rahmen einer depressiven Episode – vom autonomen Wunsch, das Leben zu beenden. „Wir werden immer wieder vor der Entscheidung stehen, ob der Sterbewunsch Ausdruck der Patientenautonomie ist oder von einer psychiatrischen Erkrankung herrührt“, so Dr. Blumenthal. 

Um die eigene Beratungsleistung richtig einstufen zu können, riet die Expertin den Zuhörerinnen und Zuhörern, sich Gedanken über ihre persönlichen Einstellungen und Prägungen zu den Themen Tod, Sterben und Leben zu machen sowie sich hierzu mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. „Je nachdem, ob ich christlich sozialisiert bin und den Suizid beispielsweise aus religiösen Gründen kritisch sehe oder – als eine andere Position – die Autonomie des Menschen in den Mittelpunkt stelle, werden die Beratungsgespräche anderes ablaufen“, ist sich Dr. Blumenthal sicher. 

 

Hohe Basis-Immunität bei Kleinkindern nach Omikron-Welle

Uniklinikum Würzburg und Universität Würzburg veröffentlichen im Deutschen Ärzteblatt eine erste Studie zur SARS-CoV-2-Seroprävalenz bei Kindern zwischen 2 und 6 Jahren nach Ausbreitung der Omikron-Variante in Deutschland. Die in diesem Jahr stark angestiegene Zahl der Kinder mit Antikörpern in neun Würzburger Kitas weist auf eine hohe Rate an Corona-Infektionen in dieser Altersgruppe hin, die meist mit wenigen oder gar keinen Symptomen verliefen.

 

Das Bild zeigt wie an der Fingerkuppe eines Kindes Blut abgenommen wurde.
Im Juli 2022 wurden in einer Querschnitterhebung bei Kindern in neun Würzburger Kitas Antikörper gegen SARS-CoV-2 aus Blut mittels kapillärer Fingerkuppenpunktion bestimmt. @Geraldine Engels / UKW

Die nächste Corona-Welle baut sich derzeit auf und mit ihr die Diskussionen zu Schutzmaßnahmen. Eine neue Querschnittserhebung der Universitätsmedizin Würzburg zur Immunität bei Kita-Kindern könnte zur Planung zukünftiger präventiver Maßnahmen in Kindertagesstätten beitragen. Denn mit der Ausbreitung der Omikron-Variante des Corona-Virus haben auch die Infektionen bei den 2- bis 6-Jährigen rasch zugenommen. 

Bis Juli 2022 hatten 70 Prozent der Kinder Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus erworben

Ein Team aus der Kinderklinik und Poliklinik und dem Institut für Hygiene und Mikrobiologie hat im Juli 2022 bei 277 Kindergartenkindern aus neun Würzburger Kindertagestätten die SARS-CoV-2-Antikörper im Blut bestimmt. Im Vergleich zu Voruntersuchungen im September 2020 und Juli 2021 konnte ein Anstieg der Zahl der Kinder mit neutralisierenden Antikörpern im Blut von 2 Prozent auf knapp 70 Prozent beobachtet werden. Antikörper im Blut weisen meist auf eine frühere Infektion oder Impfung hin. Bei jedem zweiten untersuchten Kind gaben die Eltern eine frühere, durch PCR- und /oder Antigenschnelltest bestätigte SARS-CoV-2-Infektion an. Ein Großteil dieser Infektionen verlief aber mit untypischen, allenfalls leichten Krankheitssymptomen (75,5 %) oder sogar komplett symptomfrei (15,8 %). Die meisten Infektionen (79,1 %) wurden im Zeitraum von Februar bis April 2022 mittels Schnelltest und/oder PCR-Test nachgewiesen. Die Auswertungen wurden jetzt im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht (DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0345).

„Dies ist die erste Studie zur Bestimmung von Antikörpern gegen das neue Coronavirus bei Kleinkindern nach der Omikron-Welle in Deutschland“, berichtet Dr. med. Geraldine Engels, Ärztin an der Universitäts-Kinderklinik und Erstautorin der Studie. „Mit der Ausbreitung der Omikron-Variante Anfang 2022 haben auch die Infektionen bei Kindern rasch zugenommen. Doch die genaue Infektionsrate war bisher unbekannt. In der Würzburger Kindergarten Studie* konnten wir nun zeigen, dass sich während und durch die Omikron-Welle eine hohe Immunität gegen das neue Coronavirus bei Kleinkindern entwickelt hat. Zudem waren die meisten Infektionen nur leicht ausgeprägt oder kaum wahrnehmbar.“

Nachweise von Antikörpern stiegen mit zunehmendem Alter an

Bei 69,6% der Kinder hat das Studienteam Antikörper gegen das Spike-Protein des Coronavirus gefunden. Diese Antikörper können sowohl nach einer SARS-CoV-2 Impfung als auch nach SARS-CoV-2 Infektion nachgewiesen werden. Bei den geimpften Kindern (13,9%) war der Titer der Spike-Antikörper sogar zehnfach höher im Vergleich zu nicht geimpften Kindern, die eine Infektion durchlaufen hatten.  Unabhängig vom Impfstatus stieg der Nachweis von Antikörpern mit dem Alter an.

Ergebnisse sind relevant für die Betreuung von Kleinkindern in Kitas und Familien

Prof. Dr. Johannes Liese, Oberarzt an der Kinderklinik und Poliklinik und Leiter des Bereichs Pädiatrische Infektiologie und Immunologie resümiert: „Es ist erfreulich, dass sich nun auch bei Kleinkindern, vor allem durch die meist leicht oder sogar ohne Symptome verlaufenden Infektionen, eine hohe Basis-Immunität gegen das neue Coronavirus etabliert hat. Damit kann bei den meisten Kindern zumindest von einer gewissen Schutzwirkung gegen das neue Coronavirus ausgegangen werden. Aufwändige und belastende Maßnahmen, wie zum Beispiel Reihentestungen asymptomatischer Kinder und/oder Einschränkungen der Kita-Betreuung oder Kita-Schließungen erscheinen in der jetzigen Phase der Corona-Pandemie mit der derzeit zirkulierenden Variante daher nicht mehr gerechtfertigt.“

In einem nächsten Schritt sollen die Daten in eine Publikation des deutschlandweiten Forschungs-Netzwerk Universitätsmedizin zur aktuellen SARS-CoV-2 Antikörperprävalenz in verschiedenen Altersgruppen integriert werden. Zudem soll die Belastung der Eltern und Kinder im Verlauf der Pandemie noch detaillierter ausgewertet werden.

Förderungen

Die Untersuchungen fanden im Rahmen der Wü-KiTa-CoV 2.0 Studie statt, die vom Land Bayern über das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) finanziert wurde, und ist eng verknüpft mit weiteren umfassenden Arbeiten zu Covid-19 in Kitas, die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und den Freistaat Bayern gefördert wurden.

Kooperationen

An der Seroprävalenzerhebung waren neben der Kinderklinik und Poliklinik und dem Institut für Hygiene und Mikrobiologie waren das Institut für Klinische Epidemiologie der Universität Würzburg sowie die Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Dresdner Universitätsklinikum Carl Gustav Carus beteiligt. Die Messung der Blutproben erfolgte an den Instituten für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin am Klinikum Oldenburg AöR und an der Universitätsmedizin Greifswald.

Link: https://www.aerzteblatt.de/archiv/228013

 

*Website der Würzburger KiTa-Studien: Wue-KiTa-CoV 2.0; www.med.uni-wuerzburg.de/wuekitacov2/startseite/

Das Bild zeigt wie an der Fingerkuppe eines Kindes Blut abgenommen wurde.
Im Juli 2022 wurden in einer Querschnitterhebung bei Kindern in neun Würzburger Kitas Antikörper gegen SARS-CoV-2 aus Blut mittels kapillärer Fingerkuppenpunktion bestimmt. @Geraldine Engels / UKW

Würzburg/Rotterdam/Wien. Gleich drei Wissenschaftler der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) wurden in diesem Herbst mit namhaften Forschungspreisen aus dem Themenkreis Onkologie und Hämatologie ausgezeichnet. 

Erasmus-Hämatologie-Preis für Hermann Einsele

So erhielt Prof. Dr. Hermann Einsele, der Direktor der Klinik, am 5. Oktober den international hoch anerkannten Erasmus-Hämatologie-Preis 2022. Mit dem Award ehrt das Erasmus University Medical Center im niederländischen Rotterdam alle zwei Jahre eine herausragende Forschungspersönlichkeit, die einen entscheidenden Beitrag zur Pathogenese oder Therapie in einem Bereich der Hämatologie geleistet hat. Laut der Begründung der Preisvergabe gilt Prof. Einsele als weltweit führender Experte auf dem Gebiet der Immuntherapie für hämatologische Malignome. Er sei vor allem für seine Leistungen in der translationalen Forschung und in klinischen Studien auf dem Gebiet des Multiplen Myeloms bekannt, wobei sein Schwerpunkt auf der CAR-T-Zell-Therapie, den bispezifischen Antikörpern, der Immuntherapie und der Stammzelltransplantation liege. Einsele ist der erste Europäer, der mit diesem Preis ausgezeichnet wurde.

Artur-Pappenheim-Preis für Leo Rasche

Am 8. Oktober 2022 verlieh ferner die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) auf ihrer Jahrestagung in Wien/Österreich ihre zwei Forschungspreise. Diese gingen beide an Wissenschaftler der „Med II“ des UKW. So wurde Privatdozent Dr. Leo Rasche mit dem mit 7.500 Euro dotierten Artur-Pappenheim-Preis geehrt. Der Mediziner konnte aufzeigen, dass hinter dem Rückfall von Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom nach zunächst erfolgreicher CAR-T-Zell-Therapie ein bislang unbekannter Selektions- und damit Resistenzmechanismus stecken kann. Demnach ist die Behandlung zwar in der Lage, Krebszellen mit der Oberflächen-Zielstruktur BCMA erfolgreich aufzuspüren und zu eliminieren. Die verbleibenden Myelom-Zellen ohne BCMA erhalten dadurch allerdings einen so hohen Überlebensvorteil, dass sie sich in der Folge sprunghaft ausbreiten können. 

Vincenz-Czerny-Preis für Maik Luu

Als zweiter DGHO-Forschungspreis ging der ebenfalls mit 7.500 Euro dotierte Vincenz-Czerny-Preis an Dr. Maik Luu. Dem Postdoktoranden gelang erstmals der experimentelle Nachweis, dass Stoffwechselprodukte von Darmbakterien die Aktivität der Immunzellen steigern und somit die Effizienz von Krebstherapien positiv beeinflussen können. Zu diesem Themenkreis wurde Dr. Luu bereits Anfang September dieses Jahres auf der gemeinsamen Tagung der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI) und der Österreichischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (ÖGAI) mit dem Jochen R. Kalden Young Immunologist Prize ausgezeichnet.

 

Deutsche Hochschulmedizin begrüßt Vernetzung von Medizininformatik-Initiative und Netzwerk Universitätsmedizin in kommender Förderphase

Die Deutsche Hochschulmedizin (DHM) bewertet die Arbeit der Medizininformatik-Initiative (MII) in der auslaufenden Förderphase positiv und unterstützt die für die kommenden Jahre angekündigte Verzahnung mit dem Netzwerk Universitätsmedizin (NUM).

Auf dem Symposium der MII am 5. und 6. Oktober 2022 unter dem Motto Vernetzen. Forschen. Heilen. Bilanz und Perspektive haben Akteure und Teilnehmende eine positive Bilanz der ersten Förderphase der MII von 2018 bis 2022 gezogen. Die kommende Förderphase von 2023 bis 2026 wurde durch das BMBF jüngst mit insgesamt 200 Mio. Euro bewilligt. „Die weitere Unterstützung durch das Ministerium“, so Professor Matthias Frosch, Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT), „ist Bestätigung der hervorragenden Arbeit der MII“.

Ab 2023 soll die MII durch verschiedene Neuerungen weiterentwickelt werden. Insbesondere sollen die Datenintegrationszentren (DIZ) der MII, die an allen Universitätsklinika eingerichtet wurden, und die die Infrastruktur zum bundesweiten Austausch von medizinischen Daten bereitstellen, in das NUM integriert werden. Das NUM wurde 2020 mit dem Ziel der besseren Koordinierung der Covid-19-Forschung aller deutschen Universitätsklinika gegründet.

„Durch die Integration der DIZ in das NUM ist sichergestellt, dass die aufgebaute Forschungsdateninfrastruktur dauerhaft verstetigt werden kann. Diese langfristige Etablierung ist ein Meilenstein für die biomedizinische Forschung in Deutschland“, so Matthias Frosch.

„Forschung und Versorgung“, so Professor Jens Scholz, 1. Vorsitzender des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD), „sind in der Universitätsmedizin zwei Seiten einer Medaille. Mit der MII und insbesondere auch dem NUM schaffen wir wichtige Voraussetzungen, um Daten aus Versorgung und Forschung schnell, effizient und unkompliziert nutzbar machen zu können. Hiervon wird die gesamte Gesundheitsversorgung in Deutschland profitieren.“

Neben der gemeinsamen Nutzung der DIZ durch MII und NUM sollen in der kommenden Förderphase auch die Projekte und Arbeitsgruppen beider Initiativen über Covid-19-spezifische Fragestellungen hinaus vorangetrieben werden. Damit wird das NUM als dauerhafte Plattform für eine gemeinsam genutzte und betriebene Forschungsdateninfrastruktur aller Standorte in der Universitätsmedizin weiterentwickelt.

Die MII wurde 2018 mit dem Ziel gegründet, medizinische Forschung und Krankenversorgung in der Nutzbarmachung gemeinsamer Daten stärker zu vernetzen. An der Initiative beteiligen sich alle medizinischen Fakultäten und Universitätsklinika Deutschlands, verschiedene Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Krankenkassen und Patientenvertretungen. Für die nationale Abstimmung der MII ist eine Koordinationsstelle zuständig, die die Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF) gemeinsam mit dem MFT und dem VUD betreibt.

Das NUM bündelt Forschungsaktivitäten zur Bewältigung der COVID-19-Pandemie und eröffnet neue Handlungsstrategien. Gefördert durch das BMBF und koordiniert durch die Charité – Universitätsmedizin Berlin, arbeitet das Forschungsnetzwerk unter Beteiligung aller 36 deutschen Standorte der Universitätsmedizin und weiterer Partner an Lösungen für eine bestmögliche Krankenversorgung und Pandemievorsorge. Ein Akzent liegt auf der klinik- und versorgungsnahen Forschung, deren Ergebnisse direkt Patientinnen und Patienten zugutekommen, in das Krisenmanagement einfließen und zum Aufbau einer nachhaltigen, nationalen Forschungsinfrastruktur beitragen.

 

Pressemitteilung der Deutschen Hochschulmedizin vom 13.10.2022

 

Neues Unterstützungsangebot am UKW für Krebspatientinnen und -patienten aus der Ukraine

Krebskranken aus der Ukraine und deren Angehörigen, die in den Patientenappartements des Uniklinikums Würzburg untergebracht sind, steht jetzt eine russischsprachige Unterstützerin zur Seite. Finanziert wird die neue Stelle vom Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ und der Klaus Reinfurt Stiftung.

Würzburg. In den fünf Patientenappartements des Uniklinikums Würzburg (UKW) sind derzeit aus der Ukraine geflüchtete Menschen mit Krebserkrankungen, teilweise mit Angehörigen, untergebracht – insgesamt sieben Personen. „Bei der Anamnese und der Therapiebesprechung dieser Patientinnen und Patienten kann die Sprachbarriere durch Russisch oder Ukrainisch sprechende Ärztinnen und Ärzte sowie Dolmetscherinnen und Dolmetscher in der Regel gut überwunden werden. Es gibt allerdings einen darüber hinausgehenden, hohen Bedarf an verständlicher Information sowie praktischer und empathischer Unterstützung“, weiß Gabriele Nelkenstock, die Vorsitzende von „Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.“. Deshalb finanziert der Würzburger Verein zusammen mit der ebenfalls in Stadt und Landkreis Würzburg aktiven Klaus Reinfurt Stiftung seit Anfang Oktober 2022 eine russisch sprechende Ansprechpartnerin. Die neu geschaffene Stelle ist zunächst für ein Jahr anlegt. Besetzt wurde sie mit Olga Saporoshzewa, die sich auf breite Erfahrungen in der Arbeit mit Geflüchteten stützen kann.

In ihrer neuen Funktion am UKW soll sie die ukrainischen Krebserkrankten unter anderem an die am UKW zur Verfügung stehenden therapiebegleitenden Angebote, wie Yoga, Ernährungsberatung, Palliativberatung oder psychoonkologische Betreuung, heranführen.

Informationsdefizite abbauen

Dies ist allerdings nur ein Teil ihrer Leistungen. „Bei vielen Patientinnen und Patienten aus der Ukraine ist schon allein das Informationsdefizit zum deutschen Gesundheitssystem und den Abläufen am UKW beträchtlich“, betont Prof. Dr. Birgitt van Oorschot. Die Leiterin des Interdisziplinären Zentrums Palliativmedizin am UKW fährt fort: „Das beginnt schon bei der Wahl des richtigen Ansprechpartners für ein spezifisches Gesundheitsproblem: Was kann eine Hausärztin oder ein Hausarzt erledigen, wann ist ein Gang in die Notaufnahme angezeigt?“ 

Auch bei der Finanzierung von Gesundheitsleistungen, Medikamenten und Hilfsmitteln besteht nach ihren Beobachtungen oft Unsicherheit: Was zahlt die Krankenversicherung, was muss von den Patientinnen und Patienten selbst getragen werden?

„Ein weiterer wichtiger Punkt ist die in Deutschland gepflegte Patientenautonomie. Dabei gilt es zu verstehen, dass es hierzulande Angehörigen nicht möglich ist, ohne entsprechende Vorsorgevollmacht Entscheidungen für einen nicht einwilligungsfähigen Patienten zu treffen“, schildert die Professorin. Dies werde häufig in Situationen nahe am Lebensende relevant.

Eine besondere Form der Zuwendung

„Prinzipiell ist das Aufgabenfeld der neuen Stelle so offen gestaltet, dass es sich weiterentwickeln und an den in der täglichen Arbeit erkannten Bedarf anpassen kann“, erklärt Gabriele Nelkenstock und ergänzt: „An Krebs erkrankt nicht nur der Körper, sondern auch die Seele. Deshalb ist uns die mit Frau Saporoshzewa mögliche, besondere Form der Zuwendung eine Herzensangelegenheit.“

Erstes Gruppentreffen berührt und spendet Hoffnung

Quasi als Kick-off-Veranstaltung und für ein erstes Kennenlernen fand am 11. Oktober 2022 im Haus A12 auf dem Klinikums-Campus ein Treffen bei Kaffee und Kuchen statt. Neben fünf Ukrainerinnen und einem Ukrainer aus den Patientenappartements nahmen Olga Saporoshzewa, Gabriele Nelkenstock, Ruth Reinfurt von der Klaus Reinfurt Stiftung, Prof. Birgitt van Oorschot, Imme Zenker vom Palliativdienst des UKW und Natali Soldo-Bilać vom Sozialreferat der Stadt Würzburg teil.

„In den teilweise sehr bewegenden Gesprächen wurden die vielen Sorgen und Herausforderungen deutlich, mit denen diese Menschen konfrontiert sind. Dies bestätigte mich darin, dass unsere Unterstützung genau an der richtigen Stelle ankommt“, resümierte Ruth Reinfurt nach dem Treffen. Auf ukrainischer Seite herrschte große Dankbarkeit, die eine Teilnehmerin so in Worte fasste: „Dieses Projekt wird uns Hoffnung, eine positive Einstellung und den Glauben an gute Taten geben. Wir fühlen bereits die Wärme, Fürsorge und Unterstützung. Ein herzliches Dankeschön an die Organisatorinnen für ihre großen, offenen Herzen!“

Nach den positiven Erfahrungen des ersten Treffens kündigt Gabriele Nelkenstock an: „Wir können uns sehr gut vorstellen, dass dieses niederschwellige Kontakt- und Austauschangebot mit verschiedenen Expertinnen und Experten unter Vermittlung von Frau Saporoshzewa in Zukunft regelmäßig wiederholt wird.“

Personalia vom 11. Oktober 2022 - Wir gratulieren!

Hier lesen Sie Neuigkeiten aus dem Bereich Personal: Neueinstellungen, Dienstjubiläen, Forschungsfreisemester und mehr.

Dr. Stefan Unterecker, Privatdozent für das Fachgebiet Psychiatrie und Psychotherapie, Oberarzt, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, wurde mit Wirkung vom 15.09.2022 zum „außerplanmäßigen Professor“ bestellt.

 

einBlick - Das Online-Magazin der Universität Würzburg vom 11. Oktober 2022