Aktuelle Pressemitteilungen

Dokumentierte Qualität

Die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschungen sind nur so gut, wie das Probenmaterial und die Daten, auf denen sie basieren. Die Interdisziplinäre Biomaterial- und Datenbank Würzburg (ibdw) bietet Forscherinnen und Forschern nachweisbare Qualität.

 

Wissenschaft braucht verlässliche Partner – und dokumentierte Qualität! Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hat die ibdw bereits im Jahr 2016 als erste akademische Biobank in Deutschland erfolgreich die Zertifizierung nach ISO Norm 9001:2015 absolviert. Dieser weltweit anerkannte Standard definiert Anforderungen an ein wirksames Qualitätsmanagement und stellt entsprechende Leitlinien auf. Die im Juli 2022 vom TÜV Hessen turnusgemäße durch geführte Re-Zertifizierung bestätigt, dass alle Anforderungen im Hinblick auf Sammlung, Verarbeitung, Analyse, Lagerung und Verteilung von flüssigen und festen biologischen Materialien, Derivaten sowie der zugehörigen Daten nach DIN EN ISO 9001:2015 kontrolliert wurden und von der ibdw ohne Beanstandungen weiterhin erfüllt werden.

Noch mehr Gründe zu feiern

Aber nicht nur die Re-Zertifizierung gibt Anlass zur Freude: 2023 hat die ibdw ihr 10-jähriges Jubiläum! Als eine der ersten fünf vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Biobanken war sie seit ihrer Eröffnung im Jahr 2013 eine der Vorreiterinnen bei der Entwicklung universitärer Biobankstandorte in Deutschland. Die ibdw feiert die erfolgreiche Dekade am 23. und 24. Juni 2023 mit einem wissenschaftlichen Symposium und lädt zu einem Tag der offenen Tür mitsamt großem Festprogramm ein.

Auszug aus Klinikum & Wir 3/2022

Universitätsklinikum Würzburg: Hentschel-Preis 2022 ehrt Berliner Schlaganfallforscher

Für seinen Beitrag zur Schlaganfallforschung wurde Dr. Simon Hellwig von der Charité – Universitätsmedizin Berlin mit dem diesjährigen Hentschel-Preis ausgezeichnet.

 

Würzburg. Der bundesweit ausgeschriebene und mit 5.000 Euro dotierte Hentschel-Preis ging in diesem Jahr an Dr. Simon Hellwig von der Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin (Direktor: Prof. Dr. Matthias Endres). Ausgezeichnet wurde der Mediziner für seine Arbeit „Cardiac Troponin and Recurrent Major Vascular Events after Minor Stroke or Transient Ischemic Attack“, die unlängst im Fachblatt „Annals of Neurology“ publiziert wurde. Mit dem seit 2011 jährlich vergebenen Preis ehrt die Würzburger Hentschel-Stiftung wissenschaftliche Erkenntnisse zur Prävention, Diagnostik oder Therapie des Schlaganfalls.

Die Preisverleihung fand im Rahmen des 7. Würzburger Schlaganfallsymposiums am 26. Oktober 2022 im Vogel Convention Center Würzburg statt. Die interdisziplinäre Fortbildungsveranstaltung wurde von der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW, Direktor: Prof. Dr. Jens Volkmann) mit Unterstützung der Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp organisiert. Im Namen des Stiftungsgründers Dipl.-Ing. Günter Hentschel gratulierte Prof. Dr. Karl Georg Häusler, Leitender Oberarzt der Neurologischen Klinik des UKW und Ärztlicher Leiter des Telemedizinnetzwerks TRANSIT-Stroke, dem Preisträger zur Auszeichnung.

Um auch in Zukunft Projekte zum Thema Schlaganfall unterstützen zu können, freut sich die Hentschel-Stiftung über Spenden auf das folgende Konto: 

Kampf dem Schlaganfall,
HypoVereinsbank Würzburg,
BIC: HYVEDEMM455,
IBAN: DE45790200760347390402 

Die Stiftung ist vom Finanzamt Würzburg unter der Steuernummer 257/147/00343 als gemeinnützig anerkannt. Zustiftungen und Spenden sind daher steuerlich absetzbar.

Uniklinikum Würzburg: 100. Weihetag der katholischen Klinikkapelle gefeiert

Im Jahr 1922 wurde die katholische Klinikkapelle des heutigen Uniklinikums Würzburg geweiht. Das Klinikum und sein Seelsorgeteam feierten das 100-jährige Jubiläum mit einem Gottesdienst.

Würzburg. Die katholische Klinikkapelle gehört zu den markanten historischen Gebäuden auf dem Campus des 1921 in Betrieb genommenen Luitpold-Krankenhauses – des heutigen Uniklinikums Würzburg – an der Josef-Schneider-Straße. Der in neubarockem Stil gehaltene Sakralraum wurde im Jahr 1922 geweiht. Den 100. Weihetag feierten das Klinikum und sein ökumenisches Seelsorgeteam Anfang Oktober dieses Jahres mit einem Gottesdienst. Ehemalige und aktive Klinikseelsorgerinnen und -seelsorger berichteten dabei von ihren persönlichen Erlebnissen, die sie mit der Kapelle verbinden. Die Gruppe Klez‘Amore sorgte für eine musikalische Umrahmung. 

Laut einer Publikation aus dem Jahr 1925 wurde dem Betraum des damaligen Schwesternhauses „trotz Geldmangels vermehrte Liebe zugewandt“. Im Grundriss ein langgestrecktes Achteck ist er von einer elliptischen Kuppel überwölbt. Zum künstlerischen Schmuck gehören unter anderem ein Deckengemälde der heiligen Barbara aus dem Jahr 1923 und im Altarraum ein großformatiges Gemälde der Verherrlichung der heiligen Elisabeth von Thüringen, geschaffen von Cosmas Damian Asam (1686 – 1739). Insgesamt wirkt der helle Kirchenraum auch heute noch festlich und einladend.

Studienteilnehmende gesucht: Mit Magnetstimulation gegen Depressionen

Als Teil einer multizentrischen Studie bietet das Zentrum für Psychische Gesundheit des Uniklinikums Würzburg Menschen mit Depressionen über sechs Wochen eine ambulante Behandlung mit Magnetimpulsen an. Das neue, wissenschaftlich anerkannte Verfahren kann die Erholung von dieser Erkrankung fördern.

Würzburg. Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) ist eine vergleichsweise neue, wissenschaftlich anerkannte Ergänzungstherapie bei Depressionen. Sie zielt darauf ab, mit Hilfe von magnetischen Impulsen die neuronale Aktivierung des Gehirns wieder ins Gleichgewicht zu bringen und dadurch die Erholung von der Depression zu fördern. Eine deutschlandweite multizentrische Studie, an der auch das Zentrum für Psychische Gesundheit (ZEP) des Uniklinikums Würzburg beteiligt ist, will überprüfen, ob diese Behandlung durch eine Veränderung der Stimulationsparameter weiter optimiert werden kann. Für das vom Bundesforschungsministerium finanzierte Forschungsprojekt werden noch ambulante Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht. Sie sollten zwischen 18 und 70 Jahren alt sein, an einer Depression leiden und in der aktuellen depressiven Episode bereits einen medikamentösen Behandlungsversuch mit Antidepressiva hinter sich haben oder aktuell ein antidepressives Medikament einnehmen. 

Kombiniert mit weiteren Versorgungsleistungen

Die Studie ist eingebettet in die poliklinische, ambulante Behandlung am ZEP. Dabei werden Veränderungen der depressiven Symptomatik im Rahmen von Gesprächen mit den Studienärztinnen und -ärzten sowie mithilfe von Fragebögen festgehalten. „Vielen Patientinnen und Patienten mit Depressionen tut alleine schon diese intensive tägliche Zuwendung sehr gut“, weiß Prof. Dr. Martin Herrmann, der zusammen mit Privatdozent Dr. Thomas Polak die Studie in Würzburg leitet.

Die Hälfte der Teilnehmende erhält über sechs Wochen täglich von Montag bis Freitag eine sogenannte Theta Burst Stimulation beider Stirnhirnhälften. Bei der anderen Gruppe entfällt diese spezielle Art der rTMS – bei ansonsten gleicher Behandlung. Die insgesamt 30 Behandlungssitzungen dauern jeweils etwa 15 Minuten. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Informations- und Kontaktmöglichkeiten:
E-Mail: tms_depression@ ukw.de 
Tel: 0931 20177420
www.ukw.de/tms-depression 

Onkologische Komplementär-Sprechstunde am Universitätsklinikum Würzburg durch Spenden unterstützt

Der diesjährige „We can do MORE Spendenlauf“ im Sommer in Höpfingen führte zu einer Spendensumme in Höhe von rund 2800 Euro für den Förderverein Komplementäre Onkologie Integrativ (KOI) e.V. in Würzburg.

Würzburg. Mit dem Spendenlauf, der jährlich im Rahmen des Sportfestes in Höpfingen stattfindet, wird auf die Themen Krebs und Leukämie aufmerksam gemacht und berichtet, was diese Erkrankung in allen Facetten für Betroffene bedeuten kann. In diesem Jahr wurden durch die Aktion die Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder Würzburg, der Förderverein Komplementäre Onkologie Integrativ Würzburg und das Einzelschicksal von Milo aus Höpfingen mit Spenden unterstützt.

Rund 2800 Euro kamen dabei dem Förderverein KOI zugute, welcher so die Fortführung der onkologischen komplementär-Sprechstunde von Frau Dr. Löffler am Universitätsklinikum Würzburg unterstützen kann. 

Alle Informationen zum Spendenlauf gibt es hier: https://www.wecandomore.de/wcdm-4 

Zu allen Bildern der Aktion: https://www.steffeneirich.com/Share/We-can-do-more-4/n-f7VtNB 

 

Würzburg, 3. November 2022 – Wissenschaftler:innen des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) und des Instituts für Molekulare Infektionsbiologie (IMIB) in Würzburg wollen besser verstehen, wie genau der Mundhöhlenkeim Fusobacterium nucleatum mit verschiedenen Krebserkrankungen in Verbindung steht. Um den molekularen Strategien dieser Bakterien auf die Schliche zu kommen, hat das Team neue genetische Werkzeuge entwickelt. Entdeckt wurde damit ein möglicher Regulator für das Anhaften der Mikroorganismen an Tumorzellen. Die Erkenntnisse dienen der Suche nach neuen therapeutischen Angriffspunkten und wurden kürzlich in dem Fachmagazin PNAS(The Proceedings of the National Academy of Sciences) veröffentlicht.

Mehr als 4.500 Bakterienarten besiedeln den Menschen. Obwohl ihre Bedeutung für Wohlbefinden und Gesundheit ebenso wie für Erkrankungen zunehmend erkannt wird, sind die zugrunde liegenden molekularbiologischen Zusammenhänge großteils noch unbekannt. Das gilt auch für Fusobakterien: Sie sind häufig in der Mundflora anzutreffen, können jedoch auch andere Stellen des menschlichen Körpers besiedeln, insbesondere Krebsgewebe. Dort fördern sie Tumorwachstum und Metastasen, erschweren die Behandlung und verschlechtern die Prognose. Diese Verbindung ist bereits vielfach bei Darm- und Brustkrebs nachgewiesen worden. Darüber hinaus stehen Fusobakterien zunehmend in Verdacht, auch bei Krebserkrankungen anderer Organe, etwa der Speiseröhre und Bauchspeicheldrüse, eine entsprechende Rolle zu spielen.

Doch wie gelingt es dem Mundhöhlenkeim, sich derart anzupassen, dass er auch außerhalb seines ursprünglichen Habitats überleben kann? Dies zu entschlüsseln, kann neue therapeutische Ansätze im Kampf gegen Krebs hervorbringen – und steht deshalb im Fokus der Forschung von Jörg Vogel, Geschäftsführender Direktor des Helmholtz-Instituts für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) in Würzburg und korrespondierender Autor der vorliegenden Studie. Seine Einrichtung ist ein Standort des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU), zu der auch das an den Untersuchungen beteiligte Institut für Molekulare Infektionsbiologie (IMIB) gehört. 

„Fusobakterien sind klinisch höchst relevant, aber selbst noch wenig erforscht“, stellt Jörg Vogel fest. „Ein Ziel meiner Arbeitsgruppen am HIRI und IMIB ist es, auf molekularer Ebene zu verstehen, wie diese Mikroorganismen agieren.“ Daraus wolle man neue Strategien für therapeutische und diagnostische Ansätze ableiten, erklärt der Professor.

Auf der Fährte eines Anpassungskünstlers

Fusobacterium nucleatum ist ein Bakterienstamm, der sich im Laufe der Evolution früh von anderen bekannten Bakterien wie zum Beispiel Escherichia coli (E. coli) entfernt hat. Wissenschaftliche Erkenntnisse, die für den gut erforschten Modellorganismus E. coli gelten, können somit nicht notwendigerweise auf den Mundhöhlenkeim übertragen werden. Ebenso bedarf es neuer genetischer Werkzeuge, um dem Geheimnis der Fusobakterien auf die Spur zu kommen. Die bisherige Forschung hat sich ohne diese vor allem auf den Wirt konzentriert.

Genau hier setzen die Würzburger Wissenschaftler:innen an. „Wir haben ein dringend benötigtes Instrumentarium für den Einsatz in Fusobacterium nucleatum entwickelt und erstmals auch ein Fluoreszenz-Bildgebungsverfahren etabliert, mit dem wir die Mikroorganismen darstellen und verfolgen können“, erläutert Falk Ponath, Erstautor der kürzlich in dem Fachmagazin PNAS (The Proceedings of the National Academy of Sciences) erschienenen Studie. Mithilfe ihrer genetischen Werkzeuge hat das Team einen Faktor entdeckt, der womöglich zur Kontrolle der Adhäsion der Onkomikroben an Tumorzellen beiträgt.

Ponath: „In einer vorangegangenen Untersuchung hatten wir bereits festgestellt, dass eine kleine regulatorische Ribonukleinsäure, sogenannte sRNA, ein Protein der äußeren bakteriellen Zellmembran reguliert. Jetzt konnten wir diesen Mechanismus genauer analysieren und einen beteiligten spezifischen Anpassungsfaktor finden, der verschiedene Proteine der Zellhülle unterdrückt.“ Dieser Anpassungsfaktor zeigte sich unempfindlich gegenüber äußeren Stressoren, reagierte jedoch stark auf Sauerstoff. Das Gas aktivierte den Anpassungsfaktor, der wiederum die sRNA hochfuhr. 

Das bereits von anderen Mikroben wie E. coli bekannte Regulierungsprinzip auch in Fusobacterium nucleatum nachweisen zu können, sei vor dem Hintergrund der evolutionären Distanz durchaus überraschend, so Ponath. Zugleich sei es verlockend zu spekulieren, dass der Anpassungsfaktor wie ein Sensor für die Bakterienumgebung fungiere und, vermittelt durch Sauerstoff, die Zellhülle umgestalte.

Fusobakterien nutzen die Proteine ihrer Zellhülle für die Interaktion mit dem Wirt. Ob jedoch die beschriebenen Prozesse ursächlich dafür sind, dass der Mundhöhlenkeim Tumorgewebe besiedelt, muss noch weiter untersucht werden. Die aktuellen Erkenntnisse und die neuen genetischen Tools sollen dazu beitragen, die weiterführende wissenschaftliche Forschung auf diesem Weg zu beschleunigen.

Förderung

Der Erstautor der Studie, Falk Ponath, und die Autorin Valentina Cosi wurden im Rahmen des Fellowship-Programms der Würzburger Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp gefördert. Unterstützt wurde die Studie ferner aus Mitteln des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an Jörg Vogel sowie des Projekts Rbiotics im Bayerischen Forschungsnetzwerk bayresq.net. 

Originalpublikation

Ponath F, Zhu Y, Cosi V, Vogel J (2022): Expanding the genetic toolkit helps dissect a global stress response in the early-branching species Fusobacterium nucleatum. The Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) 

Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung

Das Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung (HIRI) ist die weltweit erste Einrichtung ihrer Art, die die Forschung an Ribonukleinsäuren (RNA) mit der Infektionsbiologie vereint. Auf Basis neuer Erkenntnisse aus seinem starken Grundlagenforschungsprogramm will das Institut innovative therapeutische Ansätze entwickeln, um menschliche Infektionen besser diagnostizieren und behandeln zu können. 

Das HIRI ist ein Standort des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Kooperation mit der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und befindet sich auf dem Würzburger Medizin-Campus.

Weitere Informationen unter www.helmholtz-hiri.de.  

 

HIRI-Medieninformation vom 3. November 2022 

Lebensgefahr: Sepsis so rasch wie möglich behandeln

Blutvergiftung sagt der Volksmund. Sepsis sagt die Medizin, und das ist etwas ganz anderes. Wie es zu dieser lebensbedrohlichen Erkrankung kommt und woran man sie erkennen kann.

Was allgemein Blutvergiftung genannt wird, sei letztlich der lebensbedrohliche Verlauf einer Infektion, so Prof. Dr. Patrick Meybohm, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie: „Jede Infektion, die irgendwo im Körper stattfindet, aktiviert unser Immunsystem, das grundsätzlich als kraftvolle Abwehr gegen Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten agiert.“

Ganzer Körper reagiert

Wird die Infektion jedoch komplexer und geraten die Reaktionen des Immunsystems zu stark – die Medizin spricht von „überschießend“ – schädigen sipereigenes Gewebe und Organe. Eine Kaskade entsteht: die Blutgerinnung wird schlechter, Blutgefäße werden undicht, der Blutdruck fällt ab, die Nieren funktionieren nicht mehr ausreichend, anschließend die Lunge. Dieser septische Schock ist lebensgefährlich und muss umgehend intensivmedizinisch behandelt werden. Meybohm: „Organversagen infolge einer Sepsis ist die dritthäufigste Todesursache hierzulande. Alle sieben Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an einer Sepsis. Überlebende erleiden oft schwere Folgeschäden.“

Symptome kennen

Häufige Infektionsquellen einer Sepsis sind Lungenentzündungen, Infektionen des Magendarmtraund des Urogenitaltrakts, ferner auch Infektionen von Haut- und Weichteilgewebe, des zentralen Nervensystems und sogenannte katheterassoziierte Infektionen. Typisch für eine Sepsis ist, dass zwei oder mehr Symptome zugleich auftreten. Neben Fieber und Atemnot können das Verwirrtheit, Schwindelgefühl, niedriger Blutdruck oder Schüttelfrost sein. Faustregel von Professor Meybohm: „Wer weiß, dass er eine Infektion hat, darüber hinaus Atemnot sowie Verwirrtheit spürt, sollte umgehend ärztlichen Rat suchen.“

Irrglaube: roter Strich

Ganz wichtig: Der sogenannte „rote oder blaue Strich“, der von einer Wunde in Richtung Herz verläuft, ist als Erkennungsmerkmal einer Sepsis ungeeignet. Der Experte: „Ein solcher Strich ist vielmehr ein Symptom einer entzündeten Lymphbahn und entsteht durch die vermehrte Durchblutung. Er kann bei einer Sepsis entstehen, muss aber nicht. Trotzdem ist auch das ein Fall für einen Arztbesuch.“

Was man tun muss

Privatdozent Dr. Dirk Weismann, Leiter der internistischen Intensiv- und Notfallmedizin: „Eine Sepsis sollte gezielt mit einem spezifischen Antibiotikum behandelt werden. Da es labortechnisch aktuell aber noch zwei bis drei Tage dauert, bis die genauen Erreger einer Infektion identifiziert sind, muss man bei einer Sepsis bzw. einem septischen Schock aufgrund von Erfahrungswerten mit einem breit wirksamen Antibiotikum eingreifen.“ Sobald die Ergebnisse vorliegen, werde das Medikament angepasst. Dabei gehe es auch immer um die Vermeidung von Resistenzen.

Früherkennung einer Sepsis

Um das lebensgefährliche Organversagen zu verhindern, wäre es ein Fortschritt, Frühzeichen für eine sich entwickelnde Sepsis zu finden. Dr. Weismann forscht dazu: „Passend hierzu haben wir am Universitätsklinikum zeigen können, dass bestimmte Signalwege auf Thrombozyten bereits Veränderungen aufweisen, bevor ein Multiorganversagen vorliegt. Wir untersuchen nun, ob das helfen kann, eine Sepsis frühzeitig zu erkennen.“ Die Thrombozyten, auch Blutplättchen genannt, spielen eine Rolle bei der Blutgerinnung.

www.ukw.de/anaesthesie
www.ukw.de/medizinische-klinik-i
www.ukw.de/kinderklinik


Auszug aus UNI.KLINIK 03_2022