Aktuelle Pressemitteilungen

Universitätsklinikum Würzburg als größtes Team beim WVV-Firmenlauf ausgezeichnet

Tolle Einzelplatzierungen der Läuferinnen und Läufer des UKW

Das Universitätsklinikum Würzburg konnte auch 2024 den Titel als „größtes Team“ beim Firmenlauf verteidigen. Fotos: UKW / Kim Sammet

Würzburg. Starke Gemeinschaftsleistung: Das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) wurde beim WVV Firmenlauf am 20. Juni (Donnerstag) mit 230 angemeldeten Läuferinnen und Läufern als größtes Team ausgezeichnet. Auch bei den Firmenläufen in den Vorjahren stellte das UKW das größte Team.

Zudem konnten tolle Platzierungen in den Einzelwertungen und in der Teamwertung auf der 7,4 Kilometer langen Strecke erreicht werden. Bei der Teamwertung kamen Laufteams des UKW auf den ersten und dritten Platz. Jakob Lauerer war schnellster Läufer in der Männerwertung, bei den Frauen belegte Rosanna Thomma den zweiten Platz, auf Platz drei lief hier Clara Hammel.

In diesem Jahr wurde der Firmenlauf erstmals von der WVV als „WVV Energie Firmenlauf“ ausgerichtet. Start- und Zielpunkt war das Dallenbergbad. Die Ergebnisse gibt es hier.

Das Universitätsklinikum Würzburg konnte auch 2024 den Titel als „größtes Team“ beim Firmenlauf verteidigen. Fotos: UKW / Kim Sammet

Warum Muskeln schwächer werden und schwinden

Lässt sich neurodegenerativer Muskelschwund bei ALS aufhalten? Verbindung zwischen Motoneuronen und Muskel im Fokus

Dr. Mehri Moradi erhält DFG-Förderung in Höhe von 420.000 Euro für den Aufbau einer Forschungsgruppe, um Synapsendegeneration bei der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) zu untersuchen und einen Therapieansatz zu finden.

 

Mehri Moradi vorm PC
Die Neurobiologin Dr. Mehri Moradi vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) erhält eine DFG-Förderung in Höhe von 420.000 Euro für den Aufbau einer Forschungsgruppe zur Pathogenese der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS). © Kirstin Linkamp / UKW
Mehri Moradi schaut ins Mikroskop
Mit dem Forschungsteam am Institut für Klinische Neurobiologie des UKW hat Mehri Moradi bereits herausgefunden, dass vor den motorischen Nervenzellen die neuromuskuläre Synapse abstirbt - die Verbindung zwischen Motoneuron und Muskelzelle, die die Übertragung von Nervenimpulsen ermöglicht, welche die Muskelkontraktion auslösen. © Kirstin Linkamp / UKW
Mikroskopisches Bild von neuromuskulären Synapsen bei Mäusen
Rechts im Bild ist die Synapse zwischen Motoneuron und innerviertem Zielmuskel in Mäusen mit Spinaler Muskelatrophie (SMA) zu sehen, links im Wildtyp. Die Nervenbahnen mit dem präsynaptischen Kompartiment sind gelb dargestellt, das postsynaptische Kompartiment an der Muskelfaser ist magenta. © Mehri Moradi / UKW

Würzburg. Gehen, Stehen, Essen, Atmen - all diese Bewegungen werden vom Gehirn gesteuert. Doch wie landet zum Beispiel der Befehl „Geh!“ aus der Schaltzentrale oben im Gehirn unten in den Füßen? Und warum kommen manche Befehle nicht an oder können nicht umgesetzt werden? Dr. Mehri Moradi vom Institut für Klinische Neurobiologie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) erklärt: "Die Bewegungsimpulse werden über den motorischen Kortex von motorischen Nervenzellen, den oberen Motoneuronen, vom Gehirn durch das Rückenmark geleitet, wo sie auf die unteren Motoneuronen treffen. Diese nehmen den Befehl auf und leiten ihn über ihr Axon, eine lange, dünne Nervenfaser, an die Muskeln der Beine und Füße weiter. An der Verbindungsstelle zwischen Motoneuron und Muskel, der Synapse, wird der elektrische Impuls in einen chemischen Botenstoff umgewandelt. Dieser bindet sich an die Muskelzellen und löst die Kontraktion der Muskeln aus, so dass sich die Beine bewegen.“ Die Motoneuronen sind also wie Telefonleitungen, bei denen es zu Störungen kommen kann, wie zum Beispiel bei den neurodegenerativen Erkrankungen Spinale Muskelatrophie (SMA) und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS).


Und genau auf diese Störungen konzentriert sich Dr. Mehri Moradi. Für ihre Forschung zu einem möglichen Pathomechanismus bei ALS und den Aufbau einer eigenen Arbeitsgruppe hat die 42-Jährige jetzt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Förderung in Höhe von insgesamt 420.000 Euro erhalten. Im Fokus steht eine Mutation im Gen C9orf72, bei der es zu übermäßigen Wiederholungen von DNA-Bausteinen kommt, welche Proteine verändern und toxische Effekte auf Nervenzellen haben.

SMA: Durch Gendefekt stirbt zuerst die neuromuskuläre Synapse ab

Grundlage sind frühere Untersuchungen zu den Pathomechanismen der SMA. SMA ist mit 1:7.000 Neugeborenen in Deutschland eine der häufigsten autosomal-rezessiv vererbten Erkrankungen und eine der häufigsten genetischen Ursachen für frühkindliche Sterblichkeit. Die Erkrankung wird durch Mutationen im SMN1-Gen (Survival Motor Neuron 1) verursacht. Dieses Gen ist für die Produktion des SMN-Proteins verantwortlich, das für das Überleben und die Funktion von Motoneuronen notwendig ist. Ein Defekt im SMN1-Gen führt zu einem Mangel an SMN-Protein und damit zum Absterben der Motoneuronen. „Wir haben herausgefunden, dass vor den Motoneuronen die neuromuskuläre Synapse abstirbt, die Verbindung zwischen Motoneuron und Muskelzelle, die die Übertragung von Nervenimpulsen ermöglicht, welche die Muskelkontraktion auslösen. Die Krankheit beginnt also bei den Nervenbahnen“, erklärt Mehri Moradi.

Bisherige Therapieansätze basieren auf der Wiederherstellung des SMN-Proteins. „Aber diese Behandlungen wirken nicht hundertprozentig, man braucht eine zusätzliche Therapie für die Synapse“, sagt Mehri Moradi. Sie hat auch schon ein Ziel: „Wir haben im Mausmodell bereits gezeigt, dass wir die Synapse retten können, wenn wir bestimmte Proteine wiederherstellen, die bei der synaptischen Übertragung eine Schlüsselrolle spielen, zum Beispiel das Protein Munc13-1.“

Führt die Synapsendegeneration auch bei ALS zum Verlust von Motoneuronen?

Bei der ALS, die zu zunehmender Muskelschwäche und Muskelschwund (Atrophie) führt, ist die Situation ähnlich, aber viel komplexer. Im Gegensatz zur SMA, die durch einen einzigen Gendefekt verursacht wird, sind die Ursachen der ALS noch weitgehend unklar. Bislang wurden 40 Gendefekte identifiziert, die mit ALS in Verbindung gebracht werden. 80 bis 90 Prozent der Fälle treten jedoch sporadisch auf, und es ist möglich, dass eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren zur Entstehung der Krankheit beiträgt. „Es gibt vier aggressive Gene, von denen das Gen C9orf72 die häufigste Ursache für ALS in Europa ist“, sagt Mehri Moradi. In Europa erkranken jährlich drei von 100.000 Menschen an ALS. Die meisten Betroffenen erleben innerhalb von drei bis fünf Jahren nach der Diagnose eine deutliche Verschlechterung ihrer motorischen Fähigkeiten. Die fortschreitende Schwächung der Atemmuskulatur führt schließlich meist zum Tod. Eine Heilung ist derzeit nicht möglich, aber das Fortschreiten der Symptome kann verlangsamt werden.

Im Hinblick auf weitere mögliche Angriffspunkte für therapeutische Interventionen will Mehri Moradi die Pathogenese der ALS noch besser verstehen, insbesondere wie es zur Degeneration der Synapse kommt. Könnte der Funktionsverlust des C9orf72 Proteins ein möglicher Verursacher der Synapsendegeneration sein? Was passiert, wenn man die Funktion dieses Proteins umgeht oder andere Proteinpartner gentherapeutisch überexprimiert? Antworten sucht sie in Mausmodellen, vor allem aber in menschlichen Stammzellen aus ALS Patienten.

Doktorand oder Doktorandin mit Interesse an Synapsenforschung gesucht 

Die gebürtige Iranerin und Mutter einer Tochter studierte in ihrem Heimatland Genetik und kam 2007 mit ihrem Mann nach Würzburg, um mit einem Stipendium an der Julius-Maximilians-Universität Neurobiologie zu studieren. Dort promovierte sie bei Prof. Dr. Michael Sendtner, dem Direktor des Instituts für Klinische Neurobiologie, und setzte ihre Arbeit als Postdoc fort. Die Neurobiologin freut sich darauf, nun mit Unterstützung der DFG eine eigene Arbeitsgruppe zu leiten. Aufgrund der bevorstehenden Emeritierung von Michael Sendtner wird Mehri Moradi Anfang nächsten Jahres an den Lehrstuhl für Biotechnologie und Biophysik von Prof. Dr. Markus Sauer wechseln, wo sie auch von der dortigen Expertise und Infrastruktur in der Superresolution-Mikroskopie profitieren kann. Jetzt fehlt ihr nur noch ein Doktorand oder eine Doktorandin mit Interesse an der Synapsenforschung. Bewerbungen sind herzlich willkommen. Hier geht es zur Stellenanzeige. 

Text: Kirstin Linkamp / UKW 
 

Mehri Moradi vorm PC
Die Neurobiologin Dr. Mehri Moradi vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) erhält eine DFG-Förderung in Höhe von 420.000 Euro für den Aufbau einer Forschungsgruppe zur Pathogenese der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS). © Kirstin Linkamp / UKW
Mehri Moradi schaut ins Mikroskop
Mit dem Forschungsteam am Institut für Klinische Neurobiologie des UKW hat Mehri Moradi bereits herausgefunden, dass vor den motorischen Nervenzellen die neuromuskuläre Synapse abstirbt - die Verbindung zwischen Motoneuron und Muskelzelle, die die Übertragung von Nervenimpulsen ermöglicht, welche die Muskelkontraktion auslösen. © Kirstin Linkamp / UKW
Mikroskopisches Bild von neuromuskulären Synapsen bei Mäusen
Rechts im Bild ist die Synapse zwischen Motoneuron und innerviertem Zielmuskel in Mäusen mit Spinaler Muskelatrophie (SMA) zu sehen, links im Wildtyp. Die Nervenbahnen mit dem präsynaptischen Kompartiment sind gelb dargestellt, das postsynaptische Kompartiment an der Muskelfaser ist magenta. © Mehri Moradi / UKW

Zum Tod von Ehrensenator Manfred Ach

Manfred Ach, Ehrensenator der Universität und Träger der Carl Caspar von Siebold-Medaille der Würzburger Universitätsmedizin, ist im Alter von 83 Jahren verstorben.

Manfred Ach bei der Verleihung der Ehrensenatorwürde mit dem damaligen Unipräsidenten.
Manfred Ach bei der Verleihung der Ehrensenatorwürde mit dem damaligen Unipräsidenten. Foto Robert Emmerich, Universität Würzburg
Manfred Ach
Manfred Ach. Foto: Robert Emmerich, Universität Würzburg

Manfred Ach vertrat von 1994 bis 2008 als Mitglied des Bayerischen Landtags den Stimmkreis Würzburg-Land. Besonders in seiner zehn Jahre dauernden Funktion als Vorsitzender des Ausschusses für Staatshaushalt und Finanzfragen engagierte er sich intensiv und nachhaltig für die Finanzierung von Großprojekten und Baumaßnahmen der Julius-Maximilians-Universität (JMU) sowie für die Ausbauplanung und Weiterentwicklung des Universitätsklinikums Würzburg.

Für seinen herausragenden Einsatz verlieh ihm die JMU 2009 die Würde eines Ehrensenators. Das ist die höchste Auszeichnung, die die Universität vergibt. Im selben Jahr erhielt Manfred Ach die von der Medizinischen Fakultät und dem Universitätsklinikum vergebene Carl Caspar von Siebold-Medaille. Am 15. Juni 2024 ist der Politiker im Alter von 83 Jahren verstorben.

Verdienste um die Universitätsmedizin

In Manfred Achs Zeit als aktiver Politiker fiel die Realisierung des Medizincampus-Konzepts mit Verbesserungen für Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Verbunden waren damit unter anderem Neubaumaßnahmen wie die Zentren für Operative und Innere Medizin (ZOM und ZIM) sowie die Sanierung der Zahn-, Mund- und Kieferkliniken, des Kopfklinikums und weiterer klinischer Einrichtungen.

Auch die Einrichtung des Stammzelltransplantationszentrums – eine von vielen Initiativen der Würzburgerin Gabriele Nelkenstock zugunsten der Universitätsmedizin – unterstützte Manfred Ach nach Kräften. Er stärkte der Initiatorin auch bei der Akquise der Anschubfinanzierung von 500.000 Euro den Rücken; nicht zuletzt durch seine Präsenz bei vielen wichtigen Terminen.

Werdegang des Politikers

Manfred Ach, 1940 in Ansbach geboren, absolvierte seine Schulzeit in Höchberg und Würzburg. 1962 schloss er seine Beamtenausbildung am Versorgungsamt Würzburg ab. Danach war er am Versorgungsamt Nürnberg und, ab 1966, am Landesversorgungsamt Bayern tätig. Dort befasste er sich als Betreuer der ehemaligen Versorgungskrankenhäuser und -kuranstalten erstmals mit Angelegenheiten der Krankenversorgung und Rehabilitation.

Von 1970 bis 1994 war Manfred Ach am Staatlichen Rechnungsprüfungsamt in Würzburg tätig; ab 1991 leitete er dieses Amt als Oberregierungsrat. Dem Bayerischen Landtag gehörte er für die CSU von 1994 bis 2008 an. Ab 1998 war er Vorsitzender des Ausschusses für Staatshaushalt und Finanzfragen, von 2003 bis 2008 war er Mitglied im Präsidium des Landtags.

Manfred Ach erhielt viele Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Verdienstorden, die Bayerische Verfassungsmedaille in Gold und die Landkreismedaille in Gold.

 

Pressemeldung der Universität Würzburg
 

Manfred Ach bei der Verleihung der Ehrensenatorwürde mit dem damaligen Unipräsidenten.
Manfred Ach bei der Verleihung der Ehrensenatorwürde mit dem damaligen Unipräsidenten. Foto Robert Emmerich, Universität Würzburg
Manfred Ach
Manfred Ach. Foto: Robert Emmerich, Universität Würzburg

Aktuelle Aspekte zum Multiplen Myelom

Am Donnerstag, den 4. Juli 2024, lädt das Uniklinikum Würzburg alle Interessierten zum 23. Myelom-Forum ein. Der Informationstag beleuchtet erneut aktuelle Aspekte aus der Erforschung, Diagnostik und Therapie der Blutkrebserkrankung.

Das 23. Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg findet am 4. Juli 2024 im Zentrum für Innere Medizin statt.
Das 23. Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg findet am 4. Juli 2024 im Zentrum für Innere Medizin statt. © Thomas Pieruschek / UKW

Würzburg. Am Donnerstag, den 4. Juli 2024 veranstaltet die Medizinische Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) ihr 23. Myelom-Forum. Der langjährig etablierte Infotag richtet sich erneut an von der bösartigen Krebserkrankung des Knochenmarks Betroffene, deren Angehörige sowie alle sonstig Interessierte. Im Hörsaal 1 des Zentrums für Innere Medizin (ZIM) an der Oberdürrbacher Straße greifen sechs laienverständliche Vorträge Themen aus Forschung, Diagnostik und Therapie auf.

Aussichtsreiche Therapiewaffen

„Mit in Deutschland jährlich 5000 bis 6000 Neuerkrankungen ist das Myelom nach der Leukämie die zweithäufigste Blutkrebserkrankung“, berichtet Prof. Dr. Hermann Einsele. Der Direktor der „Med II“ und Myelom-Experte fährt fort: „Glücklicherweise hat die Behandlung hier in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht.“ Zu den aussichtsreichen Therapiewaffen zählen nach seinen Angaben Immuntherapien mit Antikörpern oder Gen-manipulierten T-Zellen, den so genannten CAR-T-Zellen. Mit dem europaweit größten Myelom-Programm spielt das UKW bei der Erforschung, Anwendung und Ausweitung dieses neuen Arzneimittelprinzips eine international bedeutende Rolle. Einer der Forumsvorträge wird verdeutlichen, wie Patientinnen und Patienten von den vielen am UKW angebotenen klinischen Studien profitieren können. 

Besseres Verständnis der Krankheit

„Auch das Wissen über die grundsätzlichen Eigenschaften der Erkrankung wächst kontinuierlich. Beim Forum werden die Zuhörerinnen und Zuhörer zum Beispiel mehr über die individuellen Ausprägungen des Myeloms erfahren“, kündigt Prof. Einsele an. Die hier in den letzten Jahren gewonnenen Erkenntnisse sind nach seinen Worten für noch zielführendere Therapien höchst relevant. 

Lebensqualität zurückgewinnen

Es steht außer Frage, dass die Symptome der schweren Erkrankung selbst, aber auch die Nebenwirkungen in deren Therapie die Psyche der Betroffenen stark belasten und die Lebensqualität einschränken können. Ein Experte der Psychoonkologie wird beim Forum ganz lebenspraktisch aufzeigen, was die Patientinnen und Patienten in dieser fordernden Situation selbst für ihr Wohlbefinden tun können. 

Bitte rechtzeitig anmelden

Die Veranstaltung startet um 15:00 Uhr. Nach jedem Vortrag haben die Teilnehmenden Gelegenheit, Fragen zu stellen. Die Teilnahme am Forum ist kostenlos, eine Spende von 10 Euro an die Stiftung „Forschung hilft“ wird jedoch gerne entgegengenommen. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung bis 26. Juni 2024 wichtig bei Gabriele Nelkenstock, der Selbsthilfebeauftragten des UKW, unter E-Mail: selbsthilfe@ukw.de.

Das genaue Programm findet sich im Veranstaltungskalender unter www.ukw.de/medizinische-klinik-ii


Über das Multiple Myelom

Das Multiple Myelom ist eine Untergruppe des Lymphknotenkrebses. Dabei entarten im Knochenmark bestimmte Immunzellen. Sie überfluten den Körper mit fehlerhaft produzierten Antikörpern, unterdrücken durch ihr aggressives Wachstum die Blutbildung und schädigen durch verstärkten Knochenabbau das Skelett.

 

Text: Pressestelle / UKW

Das 23. Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg findet am 4. Juli 2024 im Zentrum für Innere Medizin statt.
Das 23. Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg findet am 4. Juli 2024 im Zentrum für Innere Medizin statt. © Thomas Pieruschek / UKW

Optimale Therapie für Intensivpatienten

Neuartiges Videokonferenzsystem ermöglicht telemedizinische Verbindung zu Zentren der medizinischen Maximalversorgung

Die mobilen Visitenwagen erlauben die gemeinsame Beurteilung von Patienten mit einem Facharzt eines intensivmedizinischen Zentrums
Die mobilen Visitenwagen erlauben die gemeinsame Beurteilung von Patienten mit einem Facharzt eines intensivmedizinischen Zentrums: Dr. med. Nora Schorscher (links), Leiterin des Pilotprojekts Tele-Intensivmedizin am Universitätsklinikum Würzburg, bei der Übergabe des Systems an das Team der Intensivstation der Klinik Dinkelsbühl. Auch die kaufmännische Direktorin der Kliniken Dinkelsbühl und Rothenburg, Amelie Becher, sowie Marcel Fleig (rechts), Bereichsleitung Strategie und Kommunikation am Klinikum Nürnberg, verfolgten dort die Einführung des Systems. Foto: ANregiomed/Tyler Larkin
Auch auf der Intensivstation der Klinik Rothenburg ist ein mobiler Visitenwagen im Einsatz.
Auch auf der Intensivstation der Klinik Rothenburg ist ein mobiler Visitenwagen im Einsatz. Projektleiterin Dr. Nora Schorscher (2. v. r.) übergab das System dort an Anästhesie-Chefarzt Dr. Mathias Kilian (Mitte). Neben der kaufmännischen Direktorin Amelie Becher begleitete auch Dr. Ralph Schulze, Leitender Oberarzt der Inneren Medizin, als einer der zukünftigen Hauptnutzer die Installation der neuen Technologie. Foto: ANregiomed/Rainer Seeger

Die ANregiomed-Kliniken Dinkelsbühl und Rothenburg sind ab sofort Partner im „Netzwerk Teleintensivmedizin Bayern“ (NETIB). Im Rahmen eines Projekts des Uniklinikums Würzburg (UKW) sollen Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung besser an die Strukturen großer Kliniken angebunden werden, um schwer erkrankten Patienten auch außerhalb von Zentren der medizinischen Maximalversorgung eine optimale Therapie anzubieten. Über mobile Terminals, die auf den Intensivstationen bereitstehen, können Patienten telemedizinisch vorgestellt und die weitere Behandlung besprochen werden.

Per E-Mail wird zunächst ein webbasierter Fragebogen übermittelt, der in wenigen Sätzen Patientendaten, Vorerkrankungen und bisherigen Krankheitsverlauf beschreibt. Damit wird der Patient bei der teleintensivmedizinischen Zentrale am UKW angemeldet. Der Kontakt mit einem erfahrenen Facharzt mit Weiterbildung Intensivmedizin erfolgt unmittelbar danach per Videocall.

„Unsere mobilen Visitenwagen erlauben einen umfangreichen Datenaustausch aller wichtigen Parameter“, erklärt Dr. med. Nora Schorscher, Fachärztin für Anästhesiologie mit der Zusatzbezeichnung Intensivmedizin und Leiterin des Pilotprojekts Tele-Intensivmedizin am UKW. Das eingebaute Videokonferenzsystem ermöglicht den Kontakt zwischen den behandelnden Medizinern und über eine zusätzliche Kamera auch die Beurteilung des Patienten mit Bild und Ton. Auch ein Dokumentenscanner ist Teil des Systems, über den Befunde und andere gedruckte Informationen direkt übertragen werden können.

„Die telemedizinische Vernetzung mit einem spezialisierten Zentrum ermöglicht die Unterstützung bei der Beurteilung schwerstkranker Intensivpatienten“, so Dr. Schorscher weiter. „Wir bieten den Kolleginnen und Kollegen vor Ort ein umfangreiches intensivmedizinisches Konsil. Gemeinsam wird dann entschieden, wie die Therapie optimal fortgesetzt werden kann. Falls notwendig, kann auch frühzeitig die Verlegung in ein Zentrum organisiert werden, etwa zur ECMO-Therapie bei schwersten Schädigungen von Herz und Lunge, wenn andere Verfahren nicht die notwendige Besserung versprechen.“

Technisch läuft das System über „Zoom On-Premise“, eine spezielle Variante des bekannten Videokonferenzsystems. Die Übertragung der Inhalte erfolgt allerdings – anders als bei den gängigen Zoom-Meetings und -Webinaren – nicht über wechselnde internationale Server, sondern über das streng abgesicherte Netzwerk der Uniklinik Würzburg, wo alle Kontakte auch zentral dokumentiert werden. Auf diese Weise ist höchstmögliche Sicherheit und eine hohe Stabilität des Konferenzsystems gewährleistet.

Während das Klinikum Ansbach bereits als regionaler Kooperationspartner am Pilotprojekt teilgenommen hat, zählen nun auch die Kliniken Dinkelsbühl und Rothenburg zu den ersten zehn bayerischen Häusern, die an das System angebunden sind. Bis zum Jahresende soll bayernweit eine Bereitstellung in der Fläche möglich sein. Dazu stehen als weitere Partner die Universitätskliniken Augsburg, Erlangen und Regensburg, die LMU München, das Klinikum Rechts der Isar und jüngst auch das Klinikum Nürnberg zur Unterstützung bereit.

 

Medieninformation ANregiomed Ansbach vom 17. Juni 2024

Die mobilen Visitenwagen erlauben die gemeinsame Beurteilung von Patienten mit einem Facharzt eines intensivmedizinischen Zentrums
Die mobilen Visitenwagen erlauben die gemeinsame Beurteilung von Patienten mit einem Facharzt eines intensivmedizinischen Zentrums: Dr. med. Nora Schorscher (links), Leiterin des Pilotprojekts Tele-Intensivmedizin am Universitätsklinikum Würzburg, bei der Übergabe des Systems an das Team der Intensivstation der Klinik Dinkelsbühl. Auch die kaufmännische Direktorin der Kliniken Dinkelsbühl und Rothenburg, Amelie Becher, sowie Marcel Fleig (rechts), Bereichsleitung Strategie und Kommunikation am Klinikum Nürnberg, verfolgten dort die Einführung des Systems. Foto: ANregiomed/Tyler Larkin
Auch auf der Intensivstation der Klinik Rothenburg ist ein mobiler Visitenwagen im Einsatz.
Auch auf der Intensivstation der Klinik Rothenburg ist ein mobiler Visitenwagen im Einsatz. Projektleiterin Dr. Nora Schorscher (2. v. r.) übergab das System dort an Anästhesie-Chefarzt Dr. Mathias Kilian (Mitte). Neben der kaufmännischen Direktorin Amelie Becher begleitete auch Dr. Ralph Schulze, Leitender Oberarzt der Inneren Medizin, als einer der zukünftigen Hauptnutzer die Installation der neuen Technologie. Foto: ANregiomed/Rainer Seeger

Veränderte Thrombozyten unter ECMO erhöhen Sterberisiko - Neue Ansätze zur Blutungsprävention

Universitätsmedizin Würzburg identifiziert GPV-Rezeptor als Ziel gegen Blutungsereignisse bei ECMO

Neue Studie vom UKW zeigt, dass die ECMO-Behandlung zu Veränderungen in Thrombozyten führt, was mit einer erhöhten Blutungsneigung einhergeht. Der GPV-Rezeptor auf den Blutplättchen wurde als mögliches Ziel zur Vermeidung von Blutungen identifiziert.

 

Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO)
Mit einer künstlichen Lunge kann im ARDS/ECMO-Zentrum der Würzburger Anästhesiologie das akute Lungenversagen behandelt werden. Die Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) basiert auf einer pumpenunterstützten Blutumleitung, bei der über eine Membrane das Kohlendioxid entfernt und gleichzeitig das Blut mit Sauerstoff angereichert wird. © UKW
Die Thrombozyten wurden mittels speziellem, hochauflösenden Mikroskopieverfahren (Konfokale Mikroskopie, Whole-Mount Transmissionselektronenmikroskopie) dargestellt. Die Daten zeigen, dass es unter ECMO-Therapie zu einem Verlust der δ-Granula (dargestellt in cyan in Abbildung A) und δ-Granula (roter Pfeil, Abbildung B) kommt. © AG Schulze / Institut für Experimentelle Biomedizin / UKW

Würzburg. Für Patientinnen und Patienten mit akutem Lungenversagen, kurz ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome), kann die veno-venöse extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) die letzte Therapiemöglichkeit und damit lebensrettend sein. Das intensivmedizinische Verfahren, bei dem zuvor entnommenes Blut mit Sauerstoff angereichert und wieder zurückgeführt wird, ist jedoch mit potenziellen Komplikationen verbunden. Insbesondere Blutungsereignisse schränken den Erfolg der Therapie ein. Auch die Gabe von Antikoagulanzien kann die Bildung von Blutgerinnseln nicht vollständig verhindern, zudem erhöhen Blutverdünner das Blutungsrisiko. Bei diesen Blutungsereignissen spielen die Blutplättchen eine entscheidende Rolle. Die so genannten Thrombozyten können sowohl Blutungen stillen als auch Infarkte auslösen und Entzündungsprozesse in Gang setzen.

In einem interdisziplinären Projekt am Universitätsklinikum Würzburg haben Forschende der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen des Instituts für Experimentelle Biomedizin und der Medizinischen Klinik und Poliklinik I die Thrombozyten im Blut von ARDS-Patientinnen und -Patienten mit und ohne ECMO-Therapie systematisch untersucht. Die Ergebnisse wurden in der weltweit renommierten Thrombose-Fachzeitschrift Journal of Thrombosis and Haemostasis (JTH) veröffentlicht.

Reduzierter GPV-Rezeptor auf Thrombozyten erhöht Sterberisiko 

Dr. Johannes Herrmann, zusammen mit Dr. Lukas Weiß Erstautor der Studie, erläutert die Beobachtungen: „Unter der ECMO-Behandlung stellten wir Veränderungen an den Oberflächenrezeptoren der Thrombozyten fest. Besonders auffällig war eine Reduktion des Glykoprotein-V-Rezeptors. Diese Untereinheit des GPIb/IX/V-Rezeptorkomplexes spielt eine wichtige Rolle bei der Blutgerinnung und wurde bereits in Würzburger Vorarbeiten als möglicher Angriffspunkt zur Verhinderung von Blutungen identifiziert. Und tatsächlich: Eine geringere Anzahl von GPV-Rezeptoren war mit einer geringeren Überlebensrate der Patientinnen und Patienten verbunden“.
Zudem beobachteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter der ECMO-Therapie eine verminderte Thrombozytenfunktion und eine Entleerung der zellulären Speicher (δ-Granula) in den Thrombozyten. „Dies führte zu einer gestörten Blutgerinnselbildung und einer verlängerten Blutungszeit, ähnlich wie bei Patientinnen und Patienten mit einem Speicherdefekt, dem sogenannten Storage Pool Defect, bei denen es ebenfalls häufig zu Blutungen kommt“, berichtet Lukas Weiß. Interessanterweise normalisierte sich die Thrombozytenfunktion innerhalb von 48 Stunden nach Ende der ECMO-Behandlung deutlich. 

Mit neuen In-vitro-Modellen präklinische Daten für therapeutische Interventionen gewinnen

„Diese grundlegenden Erkenntnisse über Thrombozyten bei der ECMO-Therapie können in Zukunft dazu beitragen, die Therapie und Behandlung kritisch kranker Patientinnen und Patienten zu verbessern. Indem wir die Ursachen von Blutungsereignissen besser verstehen, können wir nun kausal therapieren“, fasst Prof. Dr. Patrick Meybohm zusammen. Der Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie ist gemeinsam mit Prof. Dr. Harald Schulze vom Institut für Experimentelle Biomedizin Letztautor der Studie.

In den nächsten Schritten will das Team neue In-vitro-Modelle etablieren, um die Effekte mechanistisch detaillierter zu untersuchen und präklinische Daten für therapeutische Interventionen zu gewinnen.


Förderung: 
Die Studie wurde gefördert von der European Society of Intensive Care Medicine (ESICM) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des SFB 1525.

Publikation: 
Johannes Herrmann, Lukas J. Weiss, Bastian Just, Kristina Mott, Maria Drayss, Judith Kleiss, Jonathan Riesner, Quirin Notz, Daniel Röder, Rainer Leyh, Sarah Beck, Dirk Weismann, Bernhard Nieswandt, Christopher Lotz, Patrick Meybohm, Harald Schulze, ECMO aggravates platelet GPV shedding and δ-granule deficiency in COVID-19-associated acute respiratory distress syndrome, Journal of Thrombosis and Haemostasis, 2024, ISSN 1538-7836, https://doi.org/10.1016/j.jtha.2024.05.008.
 

Text: Kirstin Linkamp / UKW

Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO)
Mit einer künstlichen Lunge kann im ARDS/ECMO-Zentrum der Würzburger Anästhesiologie das akute Lungenversagen behandelt werden. Die Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) basiert auf einer pumpenunterstützten Blutumleitung, bei der über eine Membrane das Kohlendioxid entfernt und gleichzeitig das Blut mit Sauerstoff angereichert wird. © UKW
Die Thrombozyten wurden mittels speziellem, hochauflösenden Mikroskopieverfahren (Konfokale Mikroskopie, Whole-Mount Transmissionselektronenmikroskopie) dargestellt. Die Daten zeigen, dass es unter ECMO-Therapie zu einem Verlust der δ-Granula (dargestellt in cyan in Abbildung A) und δ-Granula (roter Pfeil, Abbildung B) kommt. © AG Schulze / Institut für Experimentelle Biomedizin / UKW

Stress lass nach! Wie ein Trauma entsteht und wieder geht

Neue Erkenntnisse zur Entstehung und Entwicklung stressbedingter Erkrankungen wie Trauma oder Depression eröffnen neue Wege in der Diagnose und individuellen Behandlung

Heike Weber vor dem Massenspektrometer
Privatdozentin Dr. Heike Weber leitet am Zentrum für Psychische Gesundheit das Labor für funktionelle Genomik. Für die PTBS-Studien hat die Biologin am Massenspektrometer die Hochdurchsatz-Genotypisierungen durchgeführt. © Kirstin Linkamp / UKW
Inge Reck pipettiert im Labor von Heike Weber
Die medizinische technische Assistentin Inge Reck (vorn) aus dem Team von Heike Weber (hinten) pipettiert hier eine PCR (Polymerase-Kettenreaktion). Bei der PCR werden kurze genau definierte Genregionen vermehrt. Das PCR-Produkt wird dann in den Massenspektrometer gelegt, auf einen Chip gespottet, mittels Laser ionisiert und in einem elektrischen Feld beschleunigt. Der Genotyp wird über die Masse anhand der Fluggeschwindigkeit bestimmt. © Kirstin Linkamp / UKW

Würzburg. Das Erleben oder Beobachten eines traumatischen Ereignisses wie etwa ein schwerer Unfall, eine Naturkatastrophe, der Verlust eines geliebten Menschen oder Krieg und Gewalt kann der Seele eine große Verletzung zufügen. Die Symptome dieser sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS, können unmittelbar nach dem traumatischen Ereignis auftreten oder erst Monate oder sogar Jahre später beginnen und das tägliche Leben erheblich beeinträchtigen. Im Lauf ihres Lebens erkranken knapp acht Prozent aller Menschen an einer PTBS, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Es gibt jedoch gute Aussichten auf Heilung. „Je eher eine PTBS professionell psychotherapeutisch behandelt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, den Alltag wieder normal gestalten zu können“, sagt Prof. Dr. Jürgen Deckert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Uniklinikum Würzburg (UKW), die einen ihrer Schwerpunkte auf die Erforschung und Behandlung von PTBS gelegt hat. Erst kürzlich war Jürgen Deckert mit seinem Team an der Veröffentlichung neuer Erkenntnisse beteiligt, die das Verständnis der biologischen Grundlagen von PTBS verbessern und neue Wege für zukünftige Forschungsprojekte und neue Behandlungsmöglichkeiten eröffnen. 

95 genetische Bereiche entdeckt, die mit PTBS in Verbindung stehen 

In einer im Journal Nature Genetics veröffentlichten Studie analysierte das Psychiatric Genomic Konsortium, zu dem auch Mitglieder des Würzburger Zentrums für Psychische Gesundheit (ZEP) und ihre Kooperationspartner aus dem ehemaligen Jugoslawien gehören, die genetischen Merkmale von PTBS. „Veranlagungsfaktoren können die Menschen resilienter oder vulnerabler gegenüber Extremerfahrungen machen“, erläutert Jürgen Deckert. „Nicht alle entwickeln nach einem traumatischen Ereignis eine Posttraumatische Belastungsstörung.“ 

Insgesamt wurden die Daten von mehr als 1,2 Millionen Menschen unterschiedlicher Herkunft analysiert. Von den 95 entdeckten genetischen Bereichen, die mit PTBS in Verbindung stehen, waren 80 zuvor unbekannt. „Bei der genaueren Untersuchung dieser genetischen Bereiche haben wir 43 Gene identifiziert die das Risiko erhöhen, nach einem Trauma eine Posttraumatische Belastungsstörung zu entwickeln“, berichtet Privatdozentin Dr. Heike Weber. Die Biologin leitet am ZEP das Labor für funktionelle Genomik und hatte in einer früheren, im Journal of Neural Transmission veröffentlichten Studie in einer Kohorte aus Kriegsgebieten in Südosteuropa (SEE-PTBS-Kohorte) den relativen Beitrag genetischer Faktoren im Vergleich zur Schwere des Trauma und Bewältigungsstrategien untersucht. Heike Weber zufolge sind diese 43 neu identifizierten Gene hauptsächlich für die Regulation von Nervenzellen und Synapsen, die Entwicklung des Gehirns, die Struktur und Funktion von Synapsen sowie für hormonelle und immunologische Prozesse zuständig. Weitere wichtige Gene beeinflussen Stress- und Angst- und Bedrohungsprozesse, von denen man annimmt, dass sie der Neurobiologie der PTBS zugrunde liegen.

Systembiologische Untersuchung von PTBS und Depression in verschiedenen Gehirnregionen, Zelltypen und Blut

Eine weitere Studie, die auf dem Vorläufermanuskript der Nature Genetics-Publikation aufbaut und an der das UKW beteiligt ist, wurde jetzt im renommierten Fachjournal Science veröffentlicht. Konkret ging es hier um die molekularen Ursachen sowohl von PTBS als auch von Depressionen. Beide stressbedingten Störungen entstehen durch das Zusammenspiel von genetischer Anfälligkeit und Stressbelastung, welche nach und nach zu Veränderungen im menschlichen Genom führen, die die Expression von Genen und Proteinen beeinflussen. Um eine integrierte Systemperspektive von PTBS und Depression zu erlangen, hat das internationale Team die Daten aus Untersuchungen von verschiedenen Gehirnregionen mit Analysen der Einzelkern-RNA-Sequenzierung, der Genetik und der Proteomik des Blutplasmas ergänzt. Die Forschenden fanden die meisten Krankheitssignale im medialen präfrontalen Kortex (mPFC). Diese betreffen das Immunsystem, die Regulierung von Nervenzellen und von Stresshormonen betreffen.
Fazit: Die Ergebnisse zeigen gemeinsame und unterschiedliche molekulare Störungen im Gehirn bei PTBS und Depression, sie klären die Beteiligung spezifischer Zelltypen auf, ebnen den Weg für die Entwicklung blutbasierter Biomarker und unterscheiden zwischen Risiko- und Krankheitsprozessen. Das heißt: Die Erkenntnisse weisen auf stressbedingte Signalwege hin und liefern Hinweise auf neue therapeutische Ansätze in Ergänzung der bisherigen psychotherapeutischen Interventionen.

Publikationen: 
Nikolaos P. Daskalakis et al. Systems biology dissection of PTSD and MDD across brain regions, cell types, and blood.Science384,eadh3707(2024). DOI: 10.1126/science.adh3707

Nievergelt, C.M., Maihofer, A.X., Atkinson, E.G. et al. Genome-wide association analyses identify 95 risk loci and provide insights into the neurobiology of post-traumatic stress disorder. Nat Genet 56, 792–808 (2024). https://doi.org/10.1038/s41588-024-01707-9

Weber, H., Maihofer, A.X., Jaksic, N. et al. Association of polygenic risk scores, traumatic life events and coping strategies with war-related PTSD diagnosis and symptom severity in the South Eastern Europe (SEE)-PTSD cohort. J Neural Transm 129, 661–674 (2022). https://doi.org/10.1007/s00702-021-02446-5

Text: Kirstin Linkamp / UKW

Heike Weber vor dem Massenspektrometer
Privatdozentin Dr. Heike Weber leitet am Zentrum für Psychische Gesundheit das Labor für funktionelle Genomik. Für die PTBS-Studien hat die Biologin am Massenspektrometer die Hochdurchsatz-Genotypisierungen durchgeführt. © Kirstin Linkamp / UKW
Inge Reck pipettiert im Labor von Heike Weber
Die medizinische technische Assistentin Inge Reck (vorn) aus dem Team von Heike Weber (hinten) pipettiert hier eine PCR (Polymerase-Kettenreaktion). Bei der PCR werden kurze genau definierte Genregionen vermehrt. Das PCR-Produkt wird dann in den Massenspektrometer gelegt, auf einen Chip gespottet, mittels Laser ionisiert und in einem elektrischen Feld beschleunigt. Der Genotyp wird über die Masse anhand der Fluggeschwindigkeit bestimmt. © Kirstin Linkamp / UKW