Aktuelle Pressemitteilungen

Duale Lotsenstruktur zeigt Erfolg bei unklarer Diagnose

Eine vom Uniklinikum Würzburg (UKW) geleitete multizentrische Studie zeigt, dass die Einbeziehung einer Fachärztin beziehungsweise eines Facharztes aus dem Bereich Psychiatrie oder Psychosomatik in den Beurteilungsprozess von Personen mit Verdacht auf eine Seltene Erkrankung die Diagnosefindung verbessert und beschleunigt, mehr Patientinnen und Patienten in die Regelversorgung überführt werden können, und die Zufriedenheit bei einer dualen Betreuung steigt.

Ärztinnen und Ärzte aus dem ZESE und dem Zentrum für Psychische Gesundheit an einem Tisch.
Interdisziplinäre Diagnostik im ZESE: Prof. Dr. Helge Hebestreit (zweiter von links) hat in einer multizentrischen Studie gezeigt, dass es bei der Beurteilung einer Seltenen Erkrankung förderlich ist, eine Expertin oder Experten für psychische Gesundheit in sämtliche Aspekte der Diagnostik einzubeziehen – von der Bewertung der Krankenakten über Klinikbesuche, telemedizinische Versorgung bis hin zu Fallkonferenzen. © Kirstin Linkamp / UKW

Weltweit sind schätzungsweise 300 Millionen Menschen von einer der rund 7.000 bis 10.000 Seltenen Erkrankungen betroffen. Aufgrund der unspezifischen Symptome und Auswirkungen auf mehrere Organsysteme gleicht der Weg bis zur Diagnose oft einer strapaziösen und frustrierenden Odyssee. Die Psyche leidet zusätzlich, bisweilen sind psychische Erkrankungen auch (mit-)ursächlich für die komplexe Symptomatik, was wiederum eine schlüssige Diagnose und angemessene Behandlung verzögert. Prof. Dr. Helge Hebestreit, Direktor des Zentrums für Seltene Erkrankungen (ZESE) am Uniklinikum Würzburg (UKW), hat nun zusammen mit einem interdisziplinären Expertenteam in der multizentrischen Kohortenstudie „ZSE-Duo“ gezeigt, dass die Einbeziehung einer Expertin oder eines Experten für psychische Gesundheit den gesamten diagnostischen Prozess verbessern kann. Das Projekt wurde durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) in Deutschland gefördert.

Tandem aus somatischer und psychischer Gesundheit 

Für die im EClinicalMedical publizierte Studie wurden an elf deutschen Zentren für Seltene Erkrankungen jeweils knapp 700 überwiegend erwachsene* Patientinnen und Patienten, die sich mit einer unklaren Diagnose an die Einrichtung gewandt hatten, der Standardversorgung oder einer innovativen Versorgung zugeteilt. Die innovative Versorgung umfasste die kombinierte Betreuung durch eine Fachärztin beziehungsweise einen Facharzt aus dem Bereich Psychiatrie oder Psychosomatik. Das heißt, die Expertin oder der Experte für Psychische Gesundheit wurde in sämtliche Aspekte der Diagnostik – von der Bewertung der Krankenakten über Klinikbesuche, telemedizinische Versorgung bis hin zu Fallkonferenzen – einbezogen. 

Anteil der Diagnosen mehr als doppelt so hoch bei dualer Versorgung

Ergebnis: Der Anteil der Jugendlichen und Erwachsenen, bei denen innerhalb von zwölf Monaten nach dem ersten Besuch eine schlüssige Diagnose gestellt wurde, oder eine Kombination von Diagnosen, die das gesamte vorgestellte Symptomspektrum erklären, war beim innovativen dualen Ansatz mit 42 Prozent (N = 286 von 686) mehr als doppelt so hoch im Vergleich zur Standardversorgung (19 Prozent, N = 131 von 672). Im Schnitt wurde in der innovativen Versorgung die Zeit bis zur Diagnose um einen Monat verkürzt, und die Zahl der erfolgreich an die reguläre Versorgung überwiesenen Personen verdoppelte sich, von 12,3 Prozent in der Standard-Kohorte auf 27,5 Prozent in der innovativen Versorgung. Die duale Betreuung hatte zwar keinen Einfluss auf die Lebensqualität, doch die Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten war hier deutlich höher als in der bislang üblichen Versorgung. „Das hat uns überrascht. Denn unsere große Sorge war, dass wir die Patientinnen und Patienten mit der zusätzlichen psychiatrisch-psychosomatischen Betreuung, die ja für die Betroffenen durch zusätzliche Termine einen Mehraufwand bedeutet, belasten. Doch die Patientinnen und Patienten in der dualen Betreuung waren zufriedener als diejenigen, die standardmäßig betreut wurden.“ Und es gab noch eine Sorge vor Studienbeginn, die nicht bestätigt wurde: Dass nun manche Seltene Erkrankungen übersehen und auf die psychische Schiene geschoben werden. 

Tatsächlich wurde bei je 30 Prozent der untersuchten Personen im dualen Ansatz eine psychische Erkrankung diagnostiziert und eine Seltene Erkrankung mit hoher Sicherheit ausgeschlossen. Doch Helge Hebestreit betont, dass mit dem dualen Ansatz mindestens genauso viele Seltene Erkrankungen gefunden wurden wie in der Standard-Betreuung. 

Psychische (Ko-)Morbidität bei Menschen mit komplexer Symptomatik und unklarer Diagnose

„Unsere Patientinnen und Patienten haben in der Regel nicht die EINE Erkrankung, sondern ihr Leiden setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen, für die wir verschiedene Behandlungsansätze benötigen“, erklärt Helge Hebestreit. Prof. Dr. Jürgen Deckert, Sprecher des Zentrums für Psychische Gesundheit am UKW fügt hinzu: „Die komplexe Symptomatik von Personen, die sich zur diagnostischen Abklärung in ein Zentrum für Seltene Erkrankungen begeben, umfasst häufig psychische Symptome bis hin zu psychischen Erkrankungen. Manchmal entwickeln sich die Symptome erst im Laufe der langwierigen Diagnostik, manchmal treten sie unabhängig von der Seltenen Erkrankung auf oder ahmen diese sogar nach. Schließlich kann eine Seltene Erkrankung als psychische Erkrankung fehldiagnostiziert werden. Umso wichtiger ist es, eine Expertin oder Experten für psychische Gesundheit frühzeitig in den interdisziplinären diagnostischen Prozess mit einzubeziehen.“ 

Gemeinsamer Einsatz für die Aufnahme der dualen Betreuung in die Regelversorgung 

Die Ergebnisse der Studie seien den Autoren zufolge eindeutig und legen nahe, dass die Einbeziehung einer Spezialistin oder eines Spezialisten für psychische Gesundheit ein integraler Bestandteil der Beurteilung von Personen mit einer vermuteten Seltenen Krankheit sein sollte.

Gemeinsam mit dem Dachverband ACHSE Allianz für Chronische Seltene Erkrankungen e.V., der mehr als 130 einzelne Patientenorganisationen vertritt und maßgeblich an der Planung und Durchführung der Studie beteiligt war, setzt sich das Konsortium unter der Leitung von Helge Hebestreit nun für die Aufnahme der dualen Lotsenstruktur in die Regelversorgung ein. Für den Übergang können Krankenkassen sogenannte Selektivverträge abschließen. 

*Von den 1.379 Patientinnen und Patienten waren 67 noch nicht volljährig.

Publikation: 

Helge Hebestreit et al, Effect of the addition of a mental health specialist for evaluation of undiagnosed patients in centres for rare diseases (ZSE-DUO): a prospective, controlled trial with a two-phase cohort design, eClinicalMedicine, Volume 65, 2023, https://doi.org/10.1016/j.eclinm.2023.102260.

Beteiligte Einrichtungen: 

Für die Studie wurden Patientinnen und Patienten in den Zentren für Seltene Erkrankungen an den (Universitäts-)Klinika in Aachen, Bochum, Frankfurt/Main, Hannover, Magdeburg/Halle, Mainz, Münster, Regensburg, Tübingen, Ulm und Würzburg rekrutiert. An der Datenanalyse waren Einrichtungen des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Medizinische Hochschule Hannover und der Universität Würzburg beteiligt. 

Weitere Konsortialpartner waren ACHSE e.V., sowie die Techniker Krankenkasse und IKK gesund plus. Die AOK Hessen war als Kooperationspartner dabei. 

Die Studie wurde durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses in Deutschland finanziert, Förderkennzeichen 01NVF17031.

Hier geht es zur Studienwebseite.


Kontakt: Prof. Dr. Helge Hebestreit: zese@ukw.de, Telefon: +49 931 201-29029 
 

Ärztinnen und Ärzte aus dem ZESE und dem Zentrum für Psychische Gesundheit an einem Tisch.
Interdisziplinäre Diagnostik im ZESE: Prof. Dr. Helge Hebestreit (zweiter von links) hat in einer multizentrischen Studie gezeigt, dass es bei der Beurteilung einer Seltenen Erkrankung förderlich ist, eine Expertin oder Experten für psychische Gesundheit in sämtliche Aspekte der Diagnostik einzubeziehen – von der Bewertung der Krankenakten über Klinikbesuche, telemedizinische Versorgung bis hin zu Fallkonferenzen. © Kirstin Linkamp / UKW

Digitales Myelom-Forum am 25. November 2023 für Patienten und Angehörige

Das vom Uniklinikum Würzburg regelmäßig durchgeführte Digitale Myelom-Forum ist eine Informationsveranstaltung für Patientinnen und Patienten, deren Angehörigen sowie alle sonstigen Interessierten. Die nächste Ausgabe am Samstag, den 25. November 2023 gibt erneut einen laienverständlichen Überblick zum aktuellen Stand bei der Erforschung, Diagnostik und Therapie dieser Untergruppe des Lymphknotenkrebses.

Am Samstag, den 25. November 2023 lädt die Medizinische Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) zum 7. Digitalen Myelom-Forum ein. „In der Erforschung des Multiplen Myeloms als bösartiger Erkrankung von Knochen und Knochenmark ist nach wie vor viel Bewegung“, unterstreicht Prof. Dr. Hermann Einsele. Der Direktor der „Med II“ fährt fort: „Deshalb ist es sinnvoll, die Betroffenen, ihre Angehörigen und Freunde sowie alle sonstigen Interessierten regelmäßig über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse sowie die Entwicklungen bei den Diagnose- und Therapieverfahren zu unterrichten.“ 

Immer feinere Diagnoseverfahren

Beispielsweise werden nach den Worten des international anerkannten Mylom-Experten die Untersuchungsmethoden immer weiter verfeinert. „So ist man heute mit hochsensitiven Verfahren unter anderem in der Lage, im peripheren Blut zirkulierende Tumorzellen zu entdecken oder durch genetische Analysen des Knochenmarks die individuelle Prognose der Patientinnen und Patienten besser beurteilen zu können“, schildert Einsele. 

CAR-T-Zell-Therapie auch in frühen Krankheitsstadien

Zu den aussichtreichen, am UKW maßgeblich vorangetriebenen Behandlungsmöglichkeiten bei Multiplem Myelom zählt die CAR-T-Zell-Therapie. Eine bedeutende Entwicklung ist hier, diese gentechnisch modifizierten körpereigenen Abwehrzellen schon in frühen Krankheitsstadien einzusetzen. 
Ein weiterer Themenblock des Forums beschäftigt sich mit komplementärmedizinischen Ansätzen, also der Frage, was die Betroffenen selbst für ihr Befinden und ihre Lebensqualität tun können.
„Eines unserer Anliegen mit dem Forum ist es, die Patientinnen und Patienten darin zu unterstützen, zu Fachleuten ihrer Erkrankung zu werden. Im Idealfall können sie so nicht zuletzt uns Medizinerinnen und Medizinern wichtige Beobachtungen für weitere Fortschritte mitteilen“, betont Einsele.

Vorträge von zehn Referentinnen und Referenten 

Zu den jeweiligen Teilaspekten referieren am Veranstaltungstag ab 9:00 Uhr insgesamt zehn Expertinnen und Experten des UKW über die Softwareplattform Zoom. Nach jedem Vortrag und bei der abschließenden Diskussionsrunde gegen 12:35 Uhr haben die Teilnehmenden der kostenlosen Onlinekonferenz Gelegenheit, sich per Chat zu Wort zu melden und Fragen zu stellen.
Eine Teilnahme ist über Computer, Smartphone und Telefon – hier natürlich nur mit Ton-Empfang – möglich. Nach der Anmeldung bis spätestens 17. November erhalten die Interessentinnen und Interessenten per E-Mail die Zugangsdaten sowie eine detaillierte technische Anleitung. Anmelden kann man sich bei Gabriele Nelkenstock, der Selbsthilfebeauftragten des UKW, unter E-Mail: selbsthilfe@ ukw.de 
Das genaue Programm findet sich im Veranstaltungskalender unter www.ukw.de/medizinische-klinik-ii

Über das Multiple Myelom

Beim Multiplen Myelom entarten im Knochenmark bestimmte Immunzellen. Sie überfluten den Körper mit fehlerhaft produzierten Antikörpern, unterdrücken durch ihr aggressives Wachstum die Blutbildung und schädigen durch verstärkten Knochenabbau das Skelett. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 5000 bis 6000 Menschen an dieser Untergruppe des Lymphknotenkrebses.

Workshop zu den „Big Five“ der Hämato-Onkologie

Das Uniklinikum Würzburg lädt die Fachwelt der Region ein, sich am 15. November 2023 bei einem Workshop über Neuerungen in der Diagnostik und Therapie der fünf von den Patientenzahlen her bedeutendsten hämatologischen und onkologischen Erkrankungen zu informieren.

Am Mittwoch, den 15. November 2023 veranstaltet die Medizinische Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) das zweite „Häma-Onko-Forum – The Big Five“. Der kostenlose Workshop richtet sich an alle Medizinerinnen und Mediziner der Region, die im Bereich der Hämato-Onkologie tätig sind. „Dieser Zielgruppe wollen wir anhand von Fallbeispielen aktuelle Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten bei Darmkrebs, Magen-, Leber- und Mammakarziomen sowie in der Hämatologie vorstellen“, kündigt Prof. Dr. Hermann Einsele an. Laut dem Direktor der „Med II“ des UKW betreffen diese Erkrankungsfelder besonders viele Patientinnen und Patienten und gelten deshalb als „The Big Five“, die „Großen Fünf“. 
Die regionale Ausrichtung des Forums spiegelt sich auch in der Herkunft der Referierenden wider. So werden hier nicht nur Fachleute des UKW, sondern auch des Klinikums Bamberg, des Caritas-Krankenhauses Bad Mergentheim und des Leopoldina-Krankenhauses Schweinfurt ihr Wissen weitergeben. 

„Neben dem Informationsgewinn durch die Vorträge ist das Treffen zudem eine Chance, nach den Einschränkungen der Corona-Jahre persönliche Kontakte zu pflegen und die Netzwerkarbeit zu stärken“, unterstreicht Prof. Einsele, der auch als Sprecher des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) WERA fungiert. Dieses vereinigt die onkologischen Kompetenzen der Universitätsstandorte Würzburg, Erlangen Regensburg und Augsburg. 
Die Veranstaltung findet im Novum Conference Center in der Schweinfurter Straße in Würzburg statt. Wichtig ist eine Anmeldung bei Gabriele Nelkenstock bis 31. Oktober 2023 unter Tel. 0931-88079447 oder E-Mail: info@ gn-beratung.de

Deutschlandweites Telemedizin Netzwerk gestartet

Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) legt Grundlagen für ein standardisiertes Universitäres Telemedizinnetzwerk (UTN) als Forschungsinfrastruktur an allen deutschen Universitätskliniken. Bisher fehlt ein einheitlicher Telemedizin-Standard an Universitätskliniken.

Während der COVID-19 Pandemie war Telemedizin oft die einzige Methode mit Patienten in Kontakt zu bleiben. So konnten viele Patienten, die den Weg zum Arzt wegen der Ansteckungsgefahr vermeiden wollten, weiterhin versorgt werden. Auch hoch versorgungsrelevante Forschung konnte wegen der Kontaktbeschränkungen nur sehr eingeschränkt durchgeführt werden und wurde - wo es möglich war - telemedizinisch fortgeführt. Allerdings war schnell klar, dass die Voraussetzungen für eine flächendeckende und standardisierte telemedizinische Studien-Versorgung noch nicht ideal waren.

Das Universitäre Telemedizin Netzwerk schafft Standards in der Telemedizin

Das NUM-Projekt Universitäres Telemedizin Netzwerk (UTN) unter Beteiligung des Universitätsklinikums Würzburg ist offiziell gestartet. Das Hauptziel des UTN-Projekts ist es, Grundlagen für eine nationale standardisierte elektronische Datenerfassung mittels Telemedizin für die universitäre Forschung zu legen und infrastrukturell dauerhaft zu unterstützen. Dabei sollen Standards für bestehende telemedizinische Strukturen der deutschen Universitätskliniken formuliert werden. Ziel der Projektbeteiligen ist es, die bereits bestehenden heterogenen telemedizinischen Strukturen an deutschen Universitätskliniken zu vereinheitlichen und eine einfache und kostengünstige Nutzung an allen Universitätskliniken zu ermöglichen. Durch einen gemeinsamen Standard und regelmäßige Updates will UTN einen breiten telemedizinischen Studien-Support für Kliniker und Wissenschaftler erreichen.

Erste Erprobung anhand eines konkreten Anwendungsbeispiels

Im Use Case des Projekts soll die Erfassung von Langzeitfolgen von COVID-19 und deren Risikofaktoren erfolgen, insbesondere bei Patientinnen und Patienten nach Entlassung aus dem Krankenhaus. Hierbei wird UTN zudem die Anwendung von Telemedizin durch die Beobachtung von Patientengruppen analysieren und zielt darauf ab, eine langfristige telemedizinische Infrastruktur aufzubauen.

UTN ist Teil des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM)

Das Universitäre Telemedizinnetzwerk (UTN) wird nahtlos in das Netzwerk Universitätsmedizin (NUM) und die Medizininformatik-Initiative (MII) eingebettet, um die Basis für eine gemeinsame, interoperable, standardisierte und sichere telemedizinische Infrastruktur zu schaffen. Dabei werden die NUM-Standorte als zentrale Anlaufstellen dienen. 

Das Netzwerk Universitätsmedizin hat das Ziel, die Maßnahmenpläne, Diagnose- und Behandlungsstrategien aller deutschen Universitätskliniken für (Long) COVID-19-Patienten zu bündeln und zu analysieren. Das Programm konzentriert sich auf schnelle Unterstützung und betont die Bedeutung der kliniknahen Forschung, die unmittelbar in die Versorgung einfließt. Es strebt auch nachhaltige Strukturen an, die über das Projekt hinaus bestehen bleiben und die Reaktionsfähigkeit auf zukünftige Krisen verbessern sollen.

Konsortialpartner mit großer Expertise in Telemedizin 

Die Gesamtleitung des Projekts liegt in den Händen des Sprecherduos Prof. Dr. Anja Schneider und Prof. Dr. Gernot Marx. Am Standort Aachen werden sie dabei durch Frau Prof. Dr. Carina Benstöm unterstützt. Sie wird die Projektsteuerung und Koordination übernehmen, um einen reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Am Universitätsklinikum Würzburg sind die Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie (Prof. Dr. Patrick Meybohm, Prof. Dr. Peter Kranke, Priv.-Doz. Dr. Stephanie Weibel, Tamara Pscheidl, Prof. Dr. Heike Rittner), das Zentrum für Seltene Erkrankungen (Prof. Dr. Helge Hebestreit, Paula Wessels) sowie die Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (Prof. Dr. Jürgen Deckert) in mehreren Arbeitspaketen dieses NUM-Projektes zum Teil in Leitungsfunktionen vertreten. Im UTN haben sich international renommierte Top-Experten aus Wissenschaftlern und Klinikern zusammengefunden. Gerade dieser interdisziplinäre Ansatz, der sich bereits in anderen Projekten des NUMs als sehr erfolgreich herausgestellt hat, wird zum Gelingen des Projekts beitragen, betonen Anja Schneider und Gernot Marx.


Das Verbundprojekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit 3.8 Mio. Euro gefördert.

 
 

Online-Veranstaltung zu Diabetes mellitus am 9. November

Am Donnerstag, den 9. November 2023, informieren drei Fachleute des Uniklinikums Würzburg in einem Webinar über aktuelle Therapieoptionen bei Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Die kostenlose Veranstaltung ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Mediengruppe Main-Post.

Bildcollage von Prof. Dr. Martin Fassnacht (links), Dr. Ann-Cathrin Koschker und Privatdozent Dr. Ulrich Dischinger
Prof. Dr. Martin Fassnacht (links), Dr. Ann-Cathrin Koschker und Privatdozent Dr. Ulrich Dischinger – alle vom Lehrstuhl für Endokrinologie und Diabetologie der Medizinische Klinik I am UKW – referieren am 9. November 2023 in einer Online-Veranstaltung über moderne Behandlungsoptionen bei Diabetes mellitus. Bild: UKW / Daniel Peter

Würzburg. Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist ein Überbegriff für verschiedene Erkrankungen des Stoffwechsels. Allen gemeinsam ist, dass sie zu erhöhten Blutzuckerwerten führen, weil die Patientinnen und Patienten einen Mangel am Hormon Insulin haben und/oder die Insulinwirkung vermindert ist. Laut dem Bundesgesundheitsministerium ist in Deutschland bei gut sieben Prozent der Erwachsenen im Alter von 18 bis 79 Jahren ein Diabetes mellitus bekannt.

Ein öffentliches und kostenloses Webinar des Uniklinikums Würzburg (UKW) am Donnerstag, den 9. November 2023 will laienverständlich Fragen zur Diagnostik und Behandlung der Volkskrankheit beantworten. Dabei referieren Prof. Dr. Martin Fassnacht, der Leiter des Lehrstuhls für Endokrinologie und Diabetologie am UKW, sowie Dr. Ann-Cathrin Koschker und Privatdozent Dr. Ulrich Dischinger aus seinem Team.

„Zunächst werden wir Grundsätzliches erläutern – wie die verschiedenen Diabetes-Formen und die Zusammenhänge zwischen Zuckerkrankheit und starkem Übergewicht“, kündigt Prof. Fassnacht an und fährt fort: „Anschließend werden wir einen Überblick über die derzeit möglichen Therapien geben.“ Neben verschiedenen Medikamenten und ihren Wirkungsweisen werden auch technische Hilfsmittel angesprochen. Zu denken ist hier an Insulinpumpen, Gewebezuckermessungen, digitale Gesundheitsanwendungen, wie zum Beispiel Apps, sowie „künstliche Bauchspeicheldrüsen“.

Die vom UKW und der Mediengruppe Main-Post gemeinsam organisierte Veranstaltung geht von 18:00 bis ca. 19:30 Uhr und nutzt die Plattform Zoom. Voraussetzung für die Teilnahme ist eine Internetverbindung sowie ein Smartphone, ein Tablet, ein Laptop oder ein PC. Wichtig – auch für die Übermittlung der Zugangsdaten – ist eine Anmeldung ausschließlich bei der Main-Post unter Tel: 0931/6001 6001 oder unter http://akademie.mainpost.de.

Bildcollage von Prof. Dr. Martin Fassnacht (links), Dr. Ann-Cathrin Koschker und Privatdozent Dr. Ulrich Dischinger
Prof. Dr. Martin Fassnacht (links), Dr. Ann-Cathrin Koschker und Privatdozent Dr. Ulrich Dischinger – alle vom Lehrstuhl für Endokrinologie und Diabetologie der Medizinische Klinik I am UKW – referieren am 9. November 2023 in einer Online-Veranstaltung über moderne Behandlungsoptionen bei Diabetes mellitus. Bild: UKW / Daniel Peter

Rückenwind für Grundlagenforschung zur Immuntherapie bei Lungenkrebs

Prof. Dr. Maik Luu erhielt in Hamburg auf der DGHO-Jahrestagung den mit 20.000 Euro dotierten Innovation in Lung Cancer Research Award von Novartis.

Maik Luu erhält Innovationspreis auf DGHO-Jahrestagung
Martin Sebastian, Universitätsklinikum Frankfurt, Expertenmitglied des Auswahlkomitees und Preisträger Maik Luu (links). © Grit Weinstock, Novartis
Maik Luu am Rednerpult in Riga
Maik Luu stellte beim TRANSCAN JTC2021 Kick-Off Meeting in Riga das UKW als Koordinator des Konsortiums vor. Copyright: Maria Romero
Gruppenbild der Mitwirkenden aus Projektleitung und Organisation des Transcan JTC2021
Beim TRANSCAN JTC2021 Kick-Off Meeting in Riga stand das Vernetzen und Diskutieren der Konzepte im Mittelpunkt. Im Joint Translational Call (JTC) 2021 geht es um „Next generation cancer immunotherapy: targeting the tumour microenvironment.” Quelle: Maria Romero

Das Bronchialkarzinom, auch als Lungenkrebs oder Lungenkarzinom bezeichnet, ist in Deutschland mit rund 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr die zweithäufigste Krebsart. Obwohl Immuntherapien mit CAR-T-Zellen herausragende Ergebnisse bei hämatologischen Erkrankungen erzielen, also bei Krebserkrankungen, die das blutbildende System betreffen, ist die Behandlung von soliden Tumoren bisher mit vielen Hürden behaftet. Diese festen und zunächst örtlich begrenzten Tumoren besitzen zum Beispiel ein sehr starkes immunsuppressives Mikromilieu, sodass die genmodifizierten Immunzellen, die fürs Attackieren der Tumorzellen einen chimären Antigen-Rezeptor (CAR) tragen, in dieser feindlichen Umgebung an Effektivität verlieren. Umso größer ist der Bedarf an Strategien, diese Hürden zu überwinden. 

Bekämpfung der Mikroumgebung des Lungenkarzinoms mit Mikrobiom-verstärkten CAR-T-Zellen

An einer davon arbeitet Professor Dr. Maik Luu vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW). Für sein Konzept namens “Tackling the NSCLC Microenvironment with microbiome-boosted CAR T cells” hat er bei der Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie vom 13. bis 16. Oktober 2023 in Hamburg den mit 20.000 Euro dotierten InCA Research Award von Novartis erhalten. InCA steht für Innovation in der Bekämpfung von Lungenkarzinomen. Der Preis soll die Entwicklung von Zellprodukten und Modellen ermöglichen, welche die Bekämpfung von Lungenkarzinomen mit CAR-T-Zellen unter Einfluss von mikrobiellen Metaboliten in den Mittelpunkt stellen. Im Fokus steht das Mikromilieu von nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinomen (kurz NSCLC für Non-small-cell lung cancer). 

SmartCAR-T: Immuntherapien für feindliche Tumorumgebung wappnen

„Wir planen ein Modell zu entwickeln, dass das Mikromilieu konservieren kann, um modifizierte CAR-T-Zellen zu applizieren und ihre Funktionalität darin untersuchen zu können“, erläutert Maik Luu sein Projekt. Der Humanbiologe dankt dem Auswahlkomitee für sein Vertrauen, der Novartis Pharma GmbH für ihre Unterstützung und dem Labor von Emmanuel Donnadieu vom INSERM Institut Cochin in Paris für seine Inspiration. Gemeinsam mit Emmanuel Donnadieu, dessen Spezialgebiet die Tumorumgebung und Immunzellmigration, und mit weiteren internationalen Kooperationspartnern erforscht Maik Luu im TRANSCAN-3-Projekt neue Schlüsselkomponenten im Tumormikromilieu bei schwer behandelbaren Tumorentitäten, so genannten Hard-To-Teat Cancers. Das SmartCAR-T-Konsortium unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Hudecek vom UKW will in dem EU-Projekt die Schlüsselfaktoren identifizieren, welche die physikalischen und immunologischen Barrieren, die den Tumor umgeben und abschirmen, und neue, modifizierte CAR-T-Zelltherapien entwickeln. 

Von Hamburg nach Riga zum TRANSCAN JTC2021 Kick-Off Meeting

Nach der Preisübergabe in Hamburg flog Maik Luu direkt nach Riga (Lettland), wo er das UKW als Koordinator des Konsortiums vorstellen und vertreten konnte. Beim TRANSCAN JTC2021 Kick-Off Meeting mit anderen Mitwirkenden aus Projektleitung und Organisation stand das Vernetzen und Diskutieren der Konzepte im Mittelpunkt. Im Joint Translational Call (JTC) 2021 geht es um „Next generation cancer immunotherapy: targeting the tumour microenvironment.” 

Hintergründe und Details zum TRANSCAN-3-Projekt, das 31 Partner aus 20 Ländern zusammenbringt, um Krebsforschungs- und -innovationsprogramme aufeinander abzustimmen und sicherzustellen, dass die kombinierten finanziellen Ressourcen auf die effektivste und effizienteste Art und Weise genutzt werden, bewährte Verfahren ausgetauscht werden und Wissen geschaffen, verbreitet und optimal zum Nutzen aller wichtigen Akteure eingesetzt wird, sind der Transcan-Webseite zu entnehmen.
Weitere Informationen zum SmartCAR-T-Zell-Projekt im Rahmen von TRANSCAN-3 liefern die Pressemitteilung und die Projektwebseite, einen Einblick in die Karriere von Maik Luu gibt ein Porträt, dass anlässlich seiner Juniorprofessur entstand. 

Zur CAR-T-Zelltherapie: 
Bei der zellulären Immuntherapie wird den weißen Blutkörperchen unseres Immunsystems, den T-Zellen, auf die Sprünge geholfen. Dazu werden die T-Zellen gentechnologisch verändert und im Labor mit einem künstlichen auf die entsprechende Krebsart zugeschnittenen Rezeptor ausgestattet, dem Chimären Antigen Rezeptor, kurz CAR. Anschließend werden die „scharf gestellten“ T-Zellen als lebendes Medikament der Patientin oder dem Patienten zurückgegeben. Mithilfe des spezifischen Oberflächenmarkers können die CAR-T-Zellen die Tumorzellen im Körper aufspüren und zerstören.
 

Maik Luu erhält Innovationspreis auf DGHO-Jahrestagung
Martin Sebastian, Universitätsklinikum Frankfurt, Expertenmitglied des Auswahlkomitees und Preisträger Maik Luu (links). © Grit Weinstock, Novartis
Maik Luu am Rednerpult in Riga
Maik Luu stellte beim TRANSCAN JTC2021 Kick-Off Meeting in Riga das UKW als Koordinator des Konsortiums vor. Copyright: Maria Romero
Gruppenbild der Mitwirkenden aus Projektleitung und Organisation des Transcan JTC2021
Beim TRANSCAN JTC2021 Kick-Off Meeting in Riga stand das Vernetzen und Diskutieren der Konzepte im Mittelpunkt. Im Joint Translational Call (JTC) 2021 geht es um „Next generation cancer immunotherapy: targeting the tumour microenvironment.” Quelle: Maria Romero

Würzburger Medizinstudierende trainieren jetzt mit Kunstblut

Am Uniklinikum Würzburg wurde ein neuartiges transfusionsmedizinisches Lehrangebot entwickelt, bei dem die Medizinstudierenden mit Kunstblut üben können.

Durch den Einsatz von Kunstblut-Konserven können jetzt alle Würzburger Medizinstudierenden transfusionsmedizinische Abläufe realitätsnah trainieren. Bild: UKW / Jürgen Kößler

Würzburg. Seit dem Sommersemester 2023 gibt es am Uniklinikum Würzburg (UKW) für die Medizinstudentinnen und -studenten das neue „Praktikum Transfusionsmedizin“. Der Schlüssel zu dem innovativen Lehrangebot ist der Einsatz von Kunstblut. Prof. Dr. Jürgen Kößler, der kommissarische Direktor des Instituts für Klinische Transfusionsmedizin und Hämotherapie am UKW, erläutert die Hintergründe: „Das neue Praktikum ist das Ergebnis unseres Projekts ‚Transfusionsmedizin-Training mit Dummys‘, kurz TIMMY. Dummys sind in diesem Fall mit Kunstblut gefüllte Blutkonserven.“ Es gab nach seinen Worten zwar schon vor der von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre geförderten Neuerung ein studentisches Transfusionsmedizinisches Praktikum in Würzburg, bei dem allerdings verfallene „echte“ Blutkonserven verwendet wurden. Diese seien zahlenmäßig sehr begrenzt und dürften die Instituts-Laborräume aus hygiene- und arzneimittelrechtlichen Gründen nicht verlassen.

Von der Wahl- zur Pflichtveranstaltung

„Deshalb war das Praktikum bislang lediglich eine Wahlveranstaltung innerhalb des Immunologie-Praktikums, so dass nur ein Teil der Studierenden eines Semesters den Umgang mit Blutkonserven realitätsnah üben konnte“, beschreibt der Professor. Durch die Neustrukturierung und den Einsatz von in ausreichender Menge hergestellten Konserven-Dummys bekommen nun alle Würzburger Medizinstudierenden diese Chance. In die Ausarbeitung des neuen Praktikums war Prof. Dr. Sarah König, Leiterin des Instituts für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung am UKW und Studiendekanin der Medizinischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, intensiv eingebunden.

Das „Praktikum Transfusionsmedizin“ ist nun eine verpflichtende Veranstaltung des 9. Semesters und ergänzt die theoretische Vorlesung in Transfusionsmedizin, die im 8. Semester stattfindet.

Das Konzept kann bei Interesse von transfusionsmedizinischen Einrichtungen anderer Universitäten übernommen werden.

Durch den Einsatz von Kunstblut-Konserven können jetzt alle Würzburger Medizinstudierenden transfusionsmedizinische Abläufe realitätsnah trainieren. Bild: UKW / Jürgen Kößler